Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rudolf Jedele
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737577274
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Berg der Götter

      Shandra hatte seine Krise bald überwunden. Shakira war es gewesen, die ihm letztlich rasch aus dieser Krise geholfen hatte und – natürlich – auch seine Blutsgeschwister Rollo und Jelena. Sie verstanden ihn und sie unterstützten ihn bedingungslos. Doch während der Bewältigung seiner Krise, war ihm dennoch nicht entgangen, dass in Ninive etwas Entscheidendes geschehen war.

      Der alte Magranell, derjenige welcher in die Rolle des alleinigen Gottes geschlüpft war, hatte sich aus seinem von Shandra aufgebauten Block befreien können und eine seiner ersten Aktionen war gewesen, die vier anderen Räte, deren Hirne Shandra blockiert hatte, umzubringen. Das war eine Panne, die bald möglichst wieder ausgemerzt werden musste. Kein leichtes Unterfangen, aber wenn er die notwendige Ruhe dazu fand, ein durchaus lösbares Problem. Magranell hatte nicht die leiseste Ahnung, wie es zu seiner Traumatisierung und zu seinem Koma gekommen war und Shandra hatte sich den Weg zu Magranells Geist stets offen gehalten. Doch er betrachtete das Problem nicht für so vordergründig wichtig, dass er sich zu einer unmittelbaren Handlung genötigt sah.

      Andere Dinge waren wichtiger. Maßnahmen, die langfristiger wirkten, als es eine sofortige erneute Manipulation von Magranells Geist hätte sein können.

      Shandra sah es als nächsten und wichtigsten Schritt an, die Rückkehr Shaktars nach Ninive in die Wege zu leiten. Was immer der alte Magranell dort anstellen mochte - er hatte ja immer noch sieben Räte zur Verfügung - würde dazu führen, dass Anglialbion wieder erstarkte. Bis dies aber geschah, musste Malaga gesichert sein und Cadiz gewonnen werden. Die Ansiedlungen Cordoba und Sevilla mussten von Chrianos gesäubert werden und auch dort gab es einige wenige Anglialbions, die man eliminieren musste.

      Doch das waren die Aufgaben anderer.

      Melusa musste sich um Cadiz, Sevilla und Cordoba kümmern. Rodrigo Diaz fiel die Aufgabe zu, Malaga zu sichern.

      Dann aber, wenn Shaktar und sein Kommando auf den Weg nach Ninive gebracht waren, musste Shandra selbst mit seinem Heer über Granada nach Murcia ziehen, denn dort und in Almeria befanden sich die letzten starken Einheiten Anglialbions und Söldner unter dem Kommando des vielleicht schlimmsten Schlächters des Imperiums, unter Thomas Shifford.

      Shifford, so hatte es Shaktar berichtet, der einige Zeit in dessen Garnison verbracht hatte, verband auf einzigartige Weise die Fähigkeiten eines hochkarätigen Prälaten mit den eines sehr guten Strategen und darüber hinaus mit denen eines eiskalten Massenmörders. Diesen Mann auszuschalten würde kein Honigschlecken werden.

      Der Führungsstab in Malaga hatte sich schon intensiv mit diesem Thema auseinander gesetzt und sich Gedanken gemacht, wie man gegen diesen Schlächter vorgehen konnte. Shandra hatte sich dazu bereits Gedanken gemacht und eine Vorgehensweise geplant. Er erklärte:

       „Zum ersten Mal brauchen wir unsere Energie für mehrere Maßnahmen gleichzeitig und müssen deshalb wesentliche Aufgaben untereinander teilen.

       Unser Heer wird in wenigen Tagen um weitere zehn Einheiten gewachsen sein. Tausend Kriegerinnen und Krieger – zweihundert von ihnen gehören zu Samuels Volk – kommen zusammen mit Sombra, Ragnar und Samuel von der Grazalema herunter. Sie alle haben bereits gegen Anglialbion gekämpft und sind bewaffnet und geübt wie wir alle. Allerdings sind sie keine Reiter sondern ausschließlich Fußkämpfer. Wir werden also eine neue Strategie entwickeln müssen und wir werden weitere, unangenehm große Aufgaben lösen müssen, was die Versorgung - und auch die Entsorgungen - eines solch großen Heeres anbelangt. Deshalb muss Thomas Shifford noch ein wenig warten.

       Minaro und Kirgan, ihr beide werdet die Zusammenführung leiten und die Kampfweise eines gemischten Heeres entwickeln, sowie die dazu notwendigen Übungseinheiten durchführen. Es gilt weiterhin das Ziel, dass unsere Kriegerinnen und Krieger schon körperlich so überlegen sein müssen, dass die Gefahr einer Verletzung oder gar des Sterbens in einer Schlacht auf ein Minimum reduziert wird.

       Bernardo Legato und die Geister der Sierra werden mit euch zusammen alle Probleme der Versorgung und Beseitigung aller Rückstände zu lösen versuchen.

       Rollo, Jelena und Shakira werden mit mir, Shaktar und seinen Söhnen, sowie Sombra und Samuel nach Norden ziehen, wo wir bei einem Volk Unterstützung im Kampf gegen Ninive zu finden hoffen, das in den Ruinen von Barcelona lebt. Sollte alles glatt gehen, werden meine Blutsgeschwister und ich danach wieder nach Südwesten reiten und wir und das Heer werden uns dann in Granada treffen. Shaktar aber wird dann zusammen mit Sombra, Samuel, Kerin und Erin und – so hoffe ich – mit der Unterstützung dieses Volkes in Ninive eindringen und dort für unsere Ziele arbeiten.

       Das alles wird Zeit in Anspruch nehmen und damit unser lieber Thomas Shifford in dieser Zeit nicht allzu übermütig wird, werden wir ihm ein kleines Geschenk machen.“

      Dann aber berichtete Shandra von dem riesigen Waran, der Shaktar von S’Andora bis herunter nach Malaga verfolgt hatte und dabei eine Spur der Verwüstung an der wilden und der weißen Küste hinterlassen hatte. Er informierte seine Hauptleute davon, dass er mit der Macht seines Schwertes – der Kraft des weißen Wolfes, des Warans und nun auch noch der Mamba – in der Lage war, dieses Monsterwesen praktisch nach Belieben zu kontrollieren.

       „Ich werde also dieses Tierchen nach Almeria schicken und ihm ein genaues Muster derer mitgeben, die attackiert und getötet werden dürfen. Der Waran kann mit normalen Waffen nicht getötet werden. Shaktars schwarzes Schwert kann seine Haut durchdringen und auch meine Klinge ist dazu in der Lage, aber selbst Minaros tausendfach gefalteten Katanas würden kleinen Kratzer in seiner Haut hinterlassen. Man kann dieses Tier auch töten, wenn man es in eine Falle lockt und unter einer Steinlawine begräbt, doch viel mehr Möglichkeiten gibt es nicht. Thomas Shifford wird also viel Freude an unserer Geheimwaffe haben.“

      Shaktar starrte seinen Sohn nach diesem Vortrag mit einem leichten Grausen in den eisblauen Augen an und meinte so leise, dass es nur die unmittelbar dabei sitzenden hören konnten:

       „Mein Sohn, gerade eben habe ich mich gefragt, ob nicht doch du derjenige sein solltest, der in die Rolle des Satans schlüpft.“

      Shandras Gesicht wurde von einem kleinen, vor Verlegenheit ein wenig schiefen Lächeln überzogen, als er erwiderte:

       „Ich glaube nicht, dass ich auf Dauer hart genug für diese Aufgabe wäre. Ab und zu ein paar Bösartigkeiten, das ist eine Sache. Aber ein richtiger Satan zu sein? Nein, das könnte ich nicht.“

      Trotz dieser Behauptung war niemand im Saal der Burg von Malaga, der nicht eine Gänsehaut über seinen Rücken kriechen spürte, als Shandra ein Bild des Warans in die Luft projizierte. Mit diesem Monster wollte sich eigentlich keiner von ihnen auseinander setzen müssen. Dann jedoch kehrte rasch der gewohnte Ton wieder in der Versammlung ein. Dagge unterbreitete den Vorschlag, dass man dem Waran vielleicht ein güldenes Kettchen und ein Täfelchen um den Hals hängen sollte, auf dem zu lesen sein würde

       Mit Grüßen aus Malaga, Shandra el Guerrero.

      Man lachte herzlich über diesen Vorschlag, doch ausgeführt werden sollte er nicht.

      Zwei Tage später erreichten Sombra, Ragnar und Samuel als Vorauskommando der neuen Truppen Malaga und wurden auf der Burg willkommen geheißen.

      Das Wiedersehen von Shaktar und Sombra spielte naturgemäß eine zentrale Rolle in der Begrüßung, denn immerhin waren sie die leibhaftigen Eltern Shandras und die Katalysatoren für die Entwicklung in ganz Iberia, was die Auseinandersetzung mit Ninive und den Anglialbions betraf.

      Shaktar war durch dieses Wiedersehen am Ziel einer mittlerweile fünfundzwanzig Jahre dauernden Suche angelangt und hatte zugleich seinen Schwur erfüllt. Ein Umstand, der ihm das künftige Leben sicherlich erleichtern würde.

      Sombra aber begegnete dem Mann wieder, der sie entgegen aller Gesetze in Ninive zu dem gemacht hatte, was sie war und ihr die Fähigkeiten mitgegeben hatte, um überhaupt in einer Welt wie der Grazalema bestehen und leben zu können.

      Die beiden