Beverly - Blütenlese 3. Karlee Cox. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karlee Cox
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750268227
Скачать книгу
atmete tief aus und ihre Augen huschten unbeständig hin und her, während sie mit sich im Kampf lag, zu bleiben oder besser zu gehen.

      »Soll ich sie dir noch einmal vorlesen?«, fragte Beverly rhetorisch.

      »Nicht nötig«, antwortete sie knapp.

      »›Neugierige Studentin sucht diskrete ältere Frau, um sie fest an die Hand zu nehmen‹!«, las Beverly laut und deutlich vom Blatt ab.

      Caitlyn zuckte zusammen. »Das war … war ein großer Fehler«, hauchte sie und stand auf.

      »Bleib‘ wo du bist«, reagierte Beverly darauf, mit ihrer ›Ich-sage-es-dir-nicht-zweimal‹-Stimme, die bei ihren Puppen immer ausgezeichnet funktionierte.

      Caitlyn erstarrte augenblicklich. Sie straffe ihren Rücken und blinzelte überrascht.

      »Warum bist du heute hergekommen?«, verlangte Beverly zu erfahren – jetzt in der Tonlage einer freundlichen Tante, die mit ihrer Nichte über Belangloses spricht.

      Caitlyn seufzte erneut und warf einen Blick in die Richtung des Stücks Papier, das auf Beverlys Schoß lag.

      »Ich kann dich nicht hören«, mahnte Beverly ruhig.

      »Wegen der Anzeige!«, antwortet sie und schnappte nach Luft. »Ich bin hergekommen, weil ich genau das erleben möchte.«

      »Du willst also, dass dich eine ältere, erfahrene Frau an die Hand nimmt?«, fragte Beverly mit einer hochgezogenen Augenbraue, derweil sie sich zurücksetzte und ihre Beine übereinanderschlug.

      Das sanfte raschelnde Rauschen ihrer Nylonstrümpfe durchschnitt die in der Luft liegende Spannung, als sich ihre Oberschenkel aneinander rieben.

      »Ja, ja«, wiederholte Caitlyn und nickte.

      »Und du warst noch nie mit einer anderen Frau zusammen?«

      »N … nein.«

      »Woher, frage ich mich, weißt du dann, dass du genau das willst?«

      »Ich … ich weiß nur …« Sie sprach leise und verschluckte den Rest.

      Beverly sympathisierte mit ihr und erinnerte sich an das Wochenende in Edinburgh, wo sie Isabelle, die junge brünette Belgierin, ihre Elfe, in der Bar des Hotels sitzen sah, in das sie eingecheckt hatte, und genau dasselbe wollte. »Warum bist du nicht in irgendeinen einschlägigen Club gegangen? Ich meine, davon gibt es doch gerade hier in London so einige, und richtig gute dazu … Andere machen das doch auch.« Sie war aufrichtig an ihrer Antwort interessiert – und sie verspürte ein tieferes Bedürfnis an diesem nervösen Mädchen.

      »Das ist nicht ganz einfach zu erklären«, setzte Caitlyn an, kurz zu ihr aufblickend. »Sie würden das bestimmt nicht verstehen«, fügte sie hinzu und fixierte ihre unberührte Tasse, in der der Tee bereits kalt geworden sein musste.

      »Wer weiß? Du könntest überrascht sein«, erwiderte Beverly mit einem freundlich-süffisanten Lächeln. »Jetzt verrate mir, warum du willst, dass dich eine reifere Frau an die Hand nimmt.«

      Caitlyn hielt inne und dachte einige Sekunden nach. Sie runzelte leicht ihre Stirn und in ihren Augen lag all ihre Konzentration, als sie es schaffte Beverly anzusehen, und sie sich zu artikulieren versuchte. »Ich denke …«, fing sie an, gleich darauf mit festerer Stimme, »Ich denke, ich möchte etwas ganz Anderes sein als das, was alle von mir erwarten. Verstehen Sie? Jetzt fixierte sie Beverly mit einem intensiven Blick.

      Beverly wusste sofort, wovon ihre junge Besucherin sprach. »Also anders als intelligent, verantwortungsbewusst, erfolgreich, … unabhängig?«, fragte sie, wohlwissend, dass sie genau ihre Gedanken anführte.

      »Ja, … ja«, flüsterte Caitlyn und senkte wieder die Augen. »Jeder sagt mir immer, ich muss die Beste sein, zeigen, was ich kann, meinen eigenen Weg gehen und der Welt beweisen, wie großartig ich bin … Alle sagen, ich soll Verantwortung, die Kontrolle übernehmen und genau das tun, was ich möchte.«

      »Aber genau das ist, was du nicht willst, nicht wahr?« Beverly stellte sich plötzlich dieses süße, hoch intelligente Mädchen vor, wie es für sie auf einem der zylindrischen Sockel in ihrem ›Showroom‹ posierte – völlig nackt, die Füße in einem Paar ausgefallener Stilettos.

      Caitlyn nickte. »Ich möchte besessen werden, folgen und gehorchen …« Sie zögerte, ehe sie mit fester Stimme fortfuhr. »Ich will genau die Dinge, die andere Frauen nach der Emanzipation in unserer Gesellschaft nicht mehr wollen … Stimmt mit mir deswegen etwas nicht?« Sie schaute Beverly mit einem traurigen Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht an.

      Beverly hob ihre Tasse an und nahm einen Schluck Tee, indessen sie das attraktive Mädchen studierte und sich fragte, womit sie das Glück verdient hatte, diese Gelegenheit geschenkt zu bekommen. »Ich denke, ich habe dir etwas zu zeigen«, sagte sie und schnippte scharf mit ihren Fingern.

      Caitlyn zuckte zusammen und sah sie verwirrt an.

      ***

      Kapitel 3

      Sekunden später schwang die große Doppeltür zum Wohnzimmer auf, und drei von Beverlys lebenden Puppen traten in einer Reihe in den Salon: Roxanne, Kendra und Isabelle.

      Für diese Aufführung hatte Beverly ihre Mädchen identisch eingekleidet. Jede von ihnen war nackt, bis auf einen burlesken Strumpfgürtel, ein Paar hauchdünne, schwarze Nahtnylons und hohe schwarze High Heels. Ihre Haare waren zu einem eng am Kopf anliegenden Pferdeschwanz gebunden und zu einem komplexen Strang geflochten, der senkrecht über ihre Rücken fiel. Ihre Gesichter waren übertrieben geschminkt – sexy, fast schon etwas vampirisch – mit dunklen Augen, Lippen und leuchtenden Wangen. Sie waren drei Avatare reinster Begierde – jede einzelne so erotisch und verlockend wie die anderen.

      Mit langen Schritten gingen sie in die Mitte des Raumes, wobei die Metallspitzen ihrer Bleistiftabsätze hart auf den Holzboden klapperten. Dann stellten sie sich in einer perfekten Reihe auf, standen mit schulterbreit auseinanderliegenden Füßen, nahezu militärisch, da und verschränkten die Arme hinter dem Rücken und senkten die Köpfe.

      Beverly wandte sich Caitlyn zu und musterte sie, in Erwartung eines Anzeichens einer Reaktion auf deren Gesicht. Wie viel von all dem, was du gesagt hast, willst du?, fragte sie sich still. Sie gestand sich ein, dass sie gerade improvisierte und nicht ganz sicher war, was nun geschehen würde. Sie war nicht zu einhundert Prozent davon ausgegangen, dass Caitlyn Bestandteil ihrer Sammlung werden würde. Denn sie hatte beim Lesen der Offerte vermutet, dass es sich bei der Verfasserin um eine doch eher merkwürdige Studentin handelte, die nach einem Abenteuer sucht, das zu deren anwachsender Biografie sexueller Erfahrungen beitrug. Deshalb hatte sie nur an eine angenehme Abwechslung für einen Abend gedacht – an eine angenehme, junge Spalte, die sie ihren Puppen vorwerfen und für sich selbst nutzen konnte, wenn ihr der Sinn danach stand.

      Aber ihr war direkt zu Beginn klargeworden, dass Caitlyn keine dekadente Vergnügungssuchende war, und dass ihre Bedürfnisse perfekt mit dem übereinstimmten, was sie ihr anzubieten hatte. Sie lächelte in sich hinein, derweil sie sich fragte, ob sie solch ein exquisites Exemplar, wie ein seltenes Buch bei einem Antiquar, rein zufällig hätte finden können.

      Die blonde Studentin keuchte heftig, blinzelte und musterte die drei unterwürfigen Mädchen, die unbeweglich abwarteten. Sie schien nicht in der Lage zu sein, auch nur ein Wort herauszubringen. Schockiert und verwirrt stand ihr Mund offen.

      »Was du dir wünscht, ist keineswegs ungewöhnlich, wie du siehst«, beantwortete Beverly nun die vorhin unbeantwortet gebliebene Frage und unterbrach die entstandene, angespannte Stille. Sie entkreuzte ihre Beine, stand auf und trat langsam auf Kendra, ihr hochklassiges, brünettes Mannequin zu, die Journalistin, die sie erst kürzlich erworben hatte. »Diese drei Mädchen gehören mir. Ich besitze sie in jeder, sagen wir mal, ›sinnvollen‹ Weise, die du dir vorstellen kannst.«

      Caitlyn atmete tief aus. »Ich … ich verstehe nicht richtig«, stammelte