Anarchie im Herzen. Chrissi Winterfeld. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Chrissi Winterfeld
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783847646518
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Alleinerziehende Mutter einer Tochter und nun schwanger! Na toll!

      Die Ehe ging mit einem Knall auseinander. Mein Mann soff wie ein Loch, haute zu und erniedrigte mich auf jede erdenklich Art und Weise, auf die ein Mann eine Frau quälen kann. Es hatte lange Jahre gedauert, bis ich erkannte und einsah, dass Liebe und Ehe manchmal weh tun können, aber nicht weh tun sollten! Durch den Alkohol, seinen Jähzorn und die damit verbundenen Ehestreitigkeiten ging unser Leben den Bach hinunter. Und die Liebe auch. Ich wollte nichts mehr als Familie. Familie haben, Familie sein. Durch meinen unerfüllten, weiteren Kinderwunsch hatte ich mir Vorwürfe gemacht. Ich dachte, nur weil ich kein Kind mehr bekomme, bin ich unglücklich und deshalb läuft in der Ehe alles schief. Ich glaubte, wenn ich noch ein Baby hätte, dann wären wir noch mehr Familie, dann wäre ich glücklicher, zufriedener und mein Mann Martin würde nicht immer so ausrasten. Dann wäre er nicht so gereizt und wir könnten doch noch glücklich werden. Das war natürlich absoluter Schwachsinn! Durch die ewigen, stärker währenden Demütigungen war ich einfach zu sehr in die Rolle des Opfers hinein gewachsen. Ich, harmoniesüchtig, war immer auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit. Selber war ich bei einer verlassenen Mutter aufgewachsen, der Vater war Alkoholiker, der uns Kinder damals nur Versprechen wie Brotkrumen hinwarf und nie erfüllte. Ich wollte doch einfach nur eines: Vater, Mutter, Kinder. Und zwar als Familie! Ich wollte es besser machen als meine Eltern. Das, was ich mir aufgebaut hatte, sollte Bestand haben. Ich hielt an etwas fest, das keinen Sinn mehr hatte. Ich dachte, ich fliege und war dabei nur am Fallen!

       Ende der Leseprobe

      Leseprobe … und dann ging ich zu den Apfelbäumen!

      Hamburg-Finkenwerder, in der Nacht vom 22.-23. November 1982

      Mein Name war Jürgen, ich wurde 22 Jahre alt und bin eben gestorben. In wenigen Stunden erscheinen hier Bauarbeiter und man wird mich finden. Einer der Bauarbeiter wird sich übergeben, um Hilfe schreien. Die Polizei wird kommen und auf den Gerichtsmediziner warten. Die Krankenwagenfahrer werden sich mit den Polizisten um Paragraphen streiten, ob sie einen Leichnam transportieren dürfen oder nicht. Man wird sich einigen auf den Leichenwagen zu warten. Ich werde hier noch eine halbe Ewigkeit hängen. Aber das ist nichts im Gegensatz zu dem, was sich an Gefühlen in meiner Familie aufstauen und entladen wird.

      Es war meine eigene Entscheidung. Heute ist mein Todestag. Ich habe nur den richtigen Zeitpunkt abgewartet. Keiner war da. Mein Stiefvater hatte die Familie wegen einer anderen Frau verlassen. Meine Mutter lebte in einem anderen Ortsteil und war dabei, das Haus zu verkaufen, in dem ich mittlerweile als einziger wohnte. Meinen jüngsten Bruder W. hatte sie mitgenommen. Mein anderer Bruder M. war in der Woche beim Bund und am Wochenende bei seiner Freundin. Meine Schwester C. lebte bei ihrem Freund und dessen Familie ein paar Straßen weiter. Sie stand kurz vor Vollendung ihres 18. Lebensjahres, ihrem Realschulabschluss und wollte ihre Schule kurzfristig nicht wechseln.

      Ich hatte mich geweigert mit meiner Mutter zu ziehen. Nach Beendigung des dritten Ausbildungsjahres wollte ich eigentlich nach Australien auswandern und Deutschland ein für allemal den Rücken kehren. Mein bester Freund Uwe lebte seit Jahren in Australien und erwartete mich im nächsten Sommer. Mich und meine Yamaha! Ich hasste meinen Ausbildungsjob, dennoch gab ich mir Mühe. Ohne einen gelernten Beruf würde man mich in Australien nicht aufnehmen können. Durch ein klitzekleines Malheur, eine kleine Dummheit wurde daraus nun nichts. Nie würde ich ein Visum für Australien bekommen! Deshalb entschloss ich mich, diesen Weg zu gehen!

       Ende der Leseprobe

      Leseprobe … wenn Liebe weh tut!

       Sie hörte ihn! Dabei hatte sie endlich schlafen wollen. Ein Geräusch an der Tür ließ sie die Augen vorsichtig einen klitzekleinen Spalt öffnen. Sie sah ihn! Seine große, sehnige Gestalt lehnte am Türrahmen und sah zu ihr hinüber in die Dunkelheit. Ihr ganzer Körper spannte sich vor Furcht. Jeder Muskel schien aus Stein zu sein. Übelkeit breitete sich in ihr aus. Bitte nicht, dachte sie, bitte nicht schon wieder. Sie versuchte ruhig weiter zu atmen. Tief ein, tief aus, tief ein, tief aus...

      

      Der Abend war wieder so fürchterlich gewesen. Er suchte Streit und sie war das vollkommene Opfer. Mal wieder! Sie hatte sich schon vor langer Zeit aufgegeben. Wehren? Das war nicht mehr möglich. Was hatte ihre Schwiegermutter doch gleich gesagt?

      >> Kind, dann reiz ihn doch nicht immer so! Du weißt doch, wie unbeherrscht er ist! Du kannst ihn doch sonst auch um den kleinen Finger wickeln.<<

      Nie wieder würde sie versuchen, sich zu beschweren. Es war nur ein Ausrutscher gewesen! Wenn er nicht getrunken hat, ist er eigentlich ganz nett. Ein Traum von einem Mann!

      Na ja. Damals vielleicht, als sie ihn kennen lernte. War das romantisch! Sie, diese kleine, dünne, schmächtige Frau konnte ihr Glück kaum fassen. Und dann „Er“! Groß, blond, blauäugig, schlank, sehnig und schön! Einfach schön! So ein großer, schöner Mann verliebte sich Hals über Kopf in „Sie“: Klein, schmächtig und viel zu dünn. Leicht schiefe Zähne, braune Augen und in ihren Bewegungen immer verhalten und eingeschüchtert. Sie war so zart, dass man sie mager nannte. Andere ärgerten sie damit, machten verletzende Sprüche. Sie ging nie schwimmen, traute sich nicht zum Sportunterricht und zog auch im Sommer mehrere Schichten Kleidung an, nur um dicker auszusehen. Nur, um nicht immer verspottet zu werden.

       Ende der Leseprobe

      Leseprobe … Manuela kommt nie wieder!

      Hallo, ich heiße Tinchen und bin vier Jahre alt. Fast fünf. Na ja, im Februar habe ich Geburtstag, da werde ich fünf. Jetzt bin ich erst einmal noch vier und es ist ja auch August. Ich bin also halb-fünf!

      Heute ist es schön draußen. So warm und ich bin doch eben erst aufgestanden. Mutti macht gerade Frühstück für uns. Ich habe Hunger. Aber erst müssen meine beiden großen Brüder in die Schule. Dann bin ich dran. So ist das immer morgens. Aber bald gehe ich auch in die Schule, wenn ich größer bin. Heute möchte ich meinen neuen Rock anziehen. Er ist rot-weiß-schwarz kariert. Der Rock hat Träger, die sich hinten an meinem Rücken überkreuzen. Deshalb rutscht er nicht weg. Ich kann prima darin spielen.. Schottenröckchen nennt die Mutti das. Neu ist er doch nicht. Ich habe ihn geschenkt bekommen. Mutti hat eine Freundin und die hat auch Kinder. Die wachsen aber schneller als ich. Immer, wenn die schon gewachsen sind und ich nicht, dann bekomme ich ihre Kleider. Das finde ich schön. Wenn Mutti nichts für mich geschenkt bekommt, dann muss ich immer die Hosen von meinen Brüdern anziehen. Dann sehe ich aus wie ein Junge. Das mag ich gar nicht. Ich bin doch ein Mädchen!

      Jetzt habe ich die weiße Bluse gefunden. Die hatte ich gestern schon an. Aber ich mache mich ja nicht schmutzig. Das tun nur Jungs. So wie meine Brüder. Die müssen immer toben und jagen. Ich hab ja meine Puppen. Damit spiele ich am liebsten. Ich nehme immer eine kleine Decke mit und dann sitze ich mit meiner Freundin draußen auf dem Rasen und spiele Mutter und Kind. Wir suchen dann irgendwo draußen Blumen und Zapfen und Gräser und dann kochen wir. Und dann füttern wir unsere Babys. Also ich meine natürlich unsere Puppen. Meine Brüder spielen anders. Sie haben Murmeln und machen Wettbewerbe. Und der Beste freut sich dann über seine gewonnenen Murmeln. Der Verlierer heult dann. Oder fängt Streit an und sofort toben sie wieder. Weil sie raufen. So werden sie schmutzig. Selber Schuld. Ich nicht. Ich mache so was nicht, deshalb ist meine weiße Bluse auch noch sauber. Jetzt sehe ich chic aus! Söckchen ziehe ich nicht an, auch nicht die roten Sandalen. Die sind nur für gut! Schuhe ziehen wir nur an, wenn wir mit Mutti einkaufen gehen oder zum Doktor oder Besuche machen. Oder wenn Winter ist. Aber jetzt ist August. Draußen ist es schon ganz doll heiß. Und trocken, wir können den ganzen Tag spielen. Nun bekomme ich Frühstück, denn meine Brüder sind jetzt in der Schule.

       Ende der Leseprobe