Beim Mann tastet ein Urologe die Geschlechtsorgane nach Fehlbildungen und Entzündungen ab. Körperbau und Behaarung des Mannes geben Aufschluss über eine mögliche Störung des Hormonhaushaltes. Außerdem gibt er eine Spermienprobe ab. Können die Ärzte bei keinem der beiden Partner körperliche Ursachen entdecken, folgen mitunter operative Untersuchungen, zum Beispiel eine Gebärmutterspiegelung oder dem Hoden wird eine Gewebeprobe entnommen.
Welche Rolle spielen Psyche und Stress?
Dauerstress in Privat- oder Berufsleben bringt den Hormonhaushalt durcheinander. Das kann den weiblichen Zyklus oder die Spermienqualität beeinträchtigen, auch bei jungen Menschen. Wissenschaftler schätzen, dass einer von 100 unerfüllten Kinderwünschen psychisch bedingt ist. Auch wenn Stress anfangs noch keine Rolle spielt, macht der Wunsch nach einem Baby das Leben der Betroffenen nicht leichter. Je länger es nicht klappt, desto mehr setzen Paare sich unter Druck. Aus Scham über das vermeintliche Versagen und um unbequeme Fragen zu vermeiden, ziehen Paare sich manchmal aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Nicht selten führt dies zu Beziehungskrisen. Um erst gar nicht so weit kommen zu lassen, empfiehlt es sich, frühzeitig psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt betroffenen Paaren außerdem, sich rechtzeitig Gedanken über ein Leben ohne Kind zu machen – "um den Erfolgsdruck abzuschwächen".
Was können Menschen vorsorglich tun?
Die schlechte Nachricht: Gegen die körperlichen Ursachen von Unfruchtbarkeit kann in der Regel keine Vorsorge getroffen werden. Die gute Nachricht: Wer gesund lebt, sich ausgewogen ernährt und es mit Alkohol und Zigaretten nicht übertreibt, kann das Risiko zumindest senken. Schon bei Kindern können regelmäßige Kinderarztbesuche, Schutzimpfungen und gesundheitliche Aufklärung das Risiko für spätere Unfruchtbarkeit verringern. Auch Erwachsene sollten Vorsorgeuntersuchungen nicht scheuen, denn viele Infektionen oder chronische Hormonstörungen (zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen) werden erst zum Problem, wenn sie verschleppt werden. Krebspatienten, denen eine Chemo- oder Strahlentherapie bevorsteht, sollten vorsorglich Samenzellen beziehungsweise Eizellen konservieren lassen. Auch sexuelle Aufklärung kann Enttäuschungen vorbeugen: Eine Studie zeigt, dass die Hälfte der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch keinen Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen gehabt hatte.
Außerdem unterschätzen viele Paare, wie rasch die Fruchtbarkeit bei Frauen (und in geringerem Maß auch bei Männern) mit zunehmendem Alter abnimmt.
Wie können Fruchtbarkeitsstörungen behandelt werden?
Je nach Art kommen unterschiedliche Behandlungen infrage. Zu den gängigsten Methoden gehören Hormonbehandlungen, Intrauterine Insemination (IUI), In-vitro-Fertilisation (IVF) und Intrazyoplasmatische Spermieninjektion (ICSI).
Hormonbehandlung
Viele Frauen nehmen eine Hormonbehandlung in Kauf, um ihre Eierstöcke zu stimulieren und so einen Eisprung auszulösen. Die Hormonpräparate gibt es in Form von Tabletten oder Spritzen. Nach einer erfolgreichen Behandlung kann die Frau auf natürlichem Weg schwanger werden. Doch es gibt auch Risiken: Bei einer Überstimulation der Eierstöcke kann die Patientin an starken Schmerzen, Atemnot, Flüssigkeitsansammlungen im Bauch, Zysten oder Störungen der Blutgerinnung leiden. Typische Symptome der Wechseljahre können auftreten. Hitzewallungen sind nicht unüblich. Eine Hormonbehandlung macht zudem eine Mehrlingsgeburt wahrscheinlicher.
Intrauterine Insemination (IUI)
Diese Methode hilft, wenn die Samen des Mannes das Problem sind. Im Labor werden die Spermien von der Samenflüssigkeit getrennt, aufbereitet, und schließlich durch einen dünnen Schlauch in die Gebärmutterhöhle geleitet. So haben die Spermien eine größere Chance, bis zur Eizelle vorzudringen. Häufig ergänzt die Methode eine hormonelle Behandlung der Frau. Zusammen versprechen sie eine Erfolgsrate von sieben bis 15 Prozent pro Behandlungszyklus. Nach mehrfacher Wiederholung werden etwa 40 Prozent der behandelten Frauen schwanger.
In-vitro-Fertilisation (IVF)
Ein Baby aus dem Reagenzglas: Bei der In-vitro-Fertilisation findet die Befruchtung außerhalb des Körpers, im Labor statt. Los geht es mit einer Hormonbehandlung der Frau. Sobald sie genügend Eizellen produziert hat, werden sie über die Vagina entnommen und mit aufbereiteter Spermienflüssigkeit zusammengebracht. Nach einigen Tagen im Brutschrank werden bis zu drei befruchtete Eizellen mit einem dünnen Schlauch in die Gebärmutterhöhle übertragen. Etwa einer von vier Embryonen nistet sich erfolgreich in der Gebärmutterhöhle ein. Werden drei Eizellen gleichzeitig übertragen, wird über die Hälfte der Patientinnen schwanger. Je älter die Mutter, desto geringer ist die Aussicht auf Erfolg. Auch Mehrlings-, Früh- oder Fehlgeburten kommen nach einer künstlichen Befruchtung vermehrt vor. Die werdenden Eltern müssen sich auf schwierige Entscheidungen gefasst machen, zum Beispiel, ob sie den schwächsten Embryo unter Mehrlingen abtreiben sollen.
Intrazyoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Manchmal enthält Samenflüssigkeit so wenige brauchbare Spermien, dass weder eine direkte Einleitung in die Gebärmutter noch eine künstliche Befruchtung funktionieren. In solchen Fällen könnte noch eine intrazyoplasmatische Spermieninjektion helfen. Die Mikroinjektion oder Mikroinsemination verfeinert die künstliche Befruchtung. Eine ausgewählte Samenzelle wird unter dem Mikroskop direkt in die Eizelle gespritzt. Nur einer von 20 so gezeugten Embryonen nistet sich erfolgreich in der Gebärmutterhöhle ein. Nach der Übertragung von drei Eizellen steht die Chance auf eine Schwangerschaft bei 1:3, nach sechs Behandlungszyklen bei 2:3.
Was ist in Deutschland verboten?
In wenigen Ländern ist die Fortpflanzungsmedizin an so strenge Regeln gebunden wie in Deutschland. Das Embryonenschutzgesetz aus dem Jahr 1990 schreibt vor, dass eine Befruchtung nur einem einzigen Zweck dienen darf: Sie soll der Frau, von der die Eizelle stammt, zu einer Schwangerschaft verhelfen. Befruchtungen zu Forschungszwecken, Leihmutterschaften und Eizellenspenden sind in Deutschland verboten, ebenso wie die Präimplantationsdiagnostik (PID). Eltern dürfen den Embryo also nicht auf Krankheiten untersuchen lassen, ehe er in die Gebärmutter übertragen wird.
Befruchtete Eizellen können für spätere Behandlungen eingefroren werden (Kryokonservierung), jedoch nur im Vorkernstadium, also bevor das Erbgut verschmolzen ist. Danach gilt der Embryo als menschliches Leben und damit als schützenswert. Künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation und Spermieninjektion) ist in Deutschland nur Ehepaaren erlaubt. Unverheiratete Paare können unter Umständen eine Sondergenehmigung beantragen – oder sie versuchen ihr Glück im Ausland, wo die Gesetze meist weniger strikt sind.
Seriöse Informationen
Krankenkassen, Pharmafirmen - im Netz gibt es allerlei Anbieter von Serviceseiten zum Thema Kinderwunsch. Allerdings verfolgen viele von ihnen eigene Interessen und machen etwa Werbung für Medikamente oder bestimmte Therapieverfahren.
Unabhängig recherchierte Grundlagen finden sich etwa auf den Seiten zur Familienplanung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Empfehlenswert sind auch die Ratgeberseiten, die der Berufsverband der Frauenärzte in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe anbietet. Hier wird speziell über Unfruchtbarkeit informiert.
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