Da lachen selbst die Hühner. Helmut Höfling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Helmut Höfling
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844264227
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      Impressum

      Da lachen selbst die Hühner

      Helmut Höfling

      Copyright: © 2013 Helmut Höfling

      published by: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de

      ISBN 978-3-8442-6422-7

      Wenn alles rückwärtsginge

      Soll die Welt niemals stillstehen,

      muss sie ständig vorwärts gehen.

      Aber was

      wäre das

      für ein Spaß,

      wenn plötzlich alles rückwärts ginge:

      Menschen, Tiere und auch Dinge.

      Die Milch fließt wie durch Zaubertrick

      aus meinem Glas zur Kuh zurück.

      Kaum macht die Kuh nur einmal muh,

      wird sie zum Kalb, das geht zur Kuh

      und schlüpft in diese Kuh hinein -

      die bald darauf ein Kalb wird sein.,

      So würd es ewig weitergehn,

      würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

      Der Schrank zerfällt und fliegt hinaus

      als Eichenbaum aus unserem Haus.

      Im Wald wird er dann klitzeklein

      und schlüpft ins Samenkorn hinein.

      Das Auto wird zum Band aus Stahl

      und fließt ins Bergwerk als Metall.

      So würd es ewig weitergehn,

      würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

      Das Hemd, die Hose dann geschwind

      nur flüssige Chemikalien sind.

      Und was aus Wolle ist gemacht,

      ziert Schafe dann als Lockenpracht.

      Der Schuh wird Leder - und zur Haut

      bei einem Rindvieh, das grad kaut.

      So würd es ewig weitergehn,

      würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

      Beiß ich von einer Wurst ein Stück,

      gleich fliegt’s mir aus dem Mund zurück

      zur Wurst. Die wird - wie’s üblich ist -

      zu einem Schwein, das wühlt im Mist.

      Das Schwein wird zu dem, was es fraß:

      Kartoffeln, Hafer - dies und das.

      So würd es ewig weitergehn,

      würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

      Das Ei springt plötzlich ganz allein

      vom Becher in das Huhn hinein.

      Das Huhn, das grad das Ei gelegt,

      zum Küken rückwärts sich bewegt.

      Das Küken wird sogleich zum Ei,

      das dann ins Huhn dringt - eins, zwei, drei!

      So würd es ewig weitergehn,

      würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

      Der Vater steht da ohne Bart

      und ist auch sonst ganz unbehaart.

      Er sitzt als Baby nackt und klein

      brav auf dem Töpfchen und macht rein.

      Und wenn er nachts sein Fläschchen will,

      dann meldet er sich mit Gebrüll

      So würd es ewig weitergehn,

      würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

      Die Mutter, die jetzt kugelrund,

      verliert ihr Fett so Pfund auf Pfund.

      Ihr Busen wird platt wie ein Brett,

      und bald liegt sie im Kinderbett.

      Seht, wie sie auf den Knien rutscht,

      zufrieden an den Däumchen lutscht!

      So würd es ewig weitergehn,

      würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

      Nur einer immer rückwärts geht:

      der Krebs, der sich darauf versteht.

      Doch nimmt man das genau aufs Korn,

      ist hinten für den Krebs gleich vorn.

      Drum, Mensch, weil du kein Krebstier bist,

      soll es so bleiben, wie es ist.

      Soll die Welt niemals stillstehen,

      muss sie also vorwärts gehen.

      Trotzdem - was

      wäre das

      für ein Spaß,

      wenn plötzlich alles rückwärts ginge:

      Menschen, Tiere und auch Dinge!

      Klein bleiben oder groß werden – das ist hier die Frage

      „Wenn ich groß bin, überhole ich euch alle!“ Diesen Aufkleber habe ich neulich auf der Heckscheibe eines kleinen Autos gesehen. Das war mir direkt aus dem Herzen gesprochen. Ich bin nämlich auch noch klein und denke genauso wie das Auto. Als Kind ist man eben ein unterentwickeltes Wesen. Alle bemuttern und bevatern einen und meinen, man müsse noch gefüttert werden. Die Erwachsenen wissen oft nicht, wie erwachsen wir schon sind. Von denen wird man immer noch als Kind verschlissen, auch wenn man schon schreiben und lesen kann wie sie. Nur weil sie schon groß sind, haben sie vergessen, dass auch Zwerge mal klein angefangen haben.

      Die Erwachsenen sind zu beneiden, ehrlich, weil sie nicht beaufsichtigt werden. Ich dagegen werde immer beaufsichtigt: in der Klasse, auf dem Schulhof, zu Hause, beim Spielen – immer und überall beaufsichtigt! Die Erwachsenen machen so schöne Partys und gehen oft aus. Wir dagegen müssen immer zu Hause bleiben und kriegen einen Babysitter vor die Nase gesetzt. Es macht doch so viel mehr Spaß, zu einer Party zu gehen, gut zu essen, zu tanzen, sich zu unterhalten und was sonst noch alles. Wir müssen uns dann jedes Mal den Quatsch von dem Babysitter anhören, der meiner Schwester und mir etwas vorliest und dabei versucht, uns zum Einschlafen zu bringen. Aber das schafft er meistens nicht.

      Überhaupt lange im Bett liegen und sich mal ausschlafen wie ein Siebenschläfer…! Ich bin samstags richtig neidisch, wenn bei uns alles im Bett bleiben kann und nur ich aufstehen und zur Schule fahren muss.

      Ich finde es einfach ungerecht, wenn man sieht, was die Erwachsenen alles dürfen und wir nicht. Erwachsene können das Land regieren. Kinder dagegen dürfen nicht Minister werden. Doch später möchte ich auch mal regieren und den Leuten zeigen, wo es langgeht. Die Erwachsenen können beim Karneval Büttenreden halten, als Kind aber darf man nur am Rosenmontagszug teilnehmen.

      Die Erwachsenen können sich auch ein Tier halten, ohne ihre Eltern zu fragen. Ich wollte gern einen Igel bei uns überwintern lassen. Doch da haben meine Eltern gesagt, es würde dann im Keller stinken, und ein Igel hätte Flöhe. Dabei gibt es doch so was zum Sprühen, womit man dem Igel die Flöhe wegmachen kann. Aber das schwöre ich: Wenn ich erwachsen bin, halte ich mir eine ganze Igelfamilie!

      Ich ärgere mich jedes Mal, wenn man irgendwo nur reinkommt „in Begleitung Erwachsener“. Ich beneide die Älteren dann immer und wünsche mir, dass auch ich bald überall reinkomme ohne eine Begleitung.

      Ich finde es auch nicht in Ordnung, dass Erwachsene keine Gedichte aufzusagen brauchen. Beim Muttertag, beim Geburtstag von Opa und Oma, sogar von Tante Frieda, an Weihnachten und in der Schule