Adventskalender einmal anders. Christiane Siegert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christiane Siegert
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847658344
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spielt. Fröhlich kommt er kurz darauf angetrabt und wirft uns die Rübe vor die Füße. Tatsächlich können wir 5 Minuten lang „Rübe werfen“ spielen, wobei Rex schlechte Karten hat, meine Schwester und ich können beide nicht werfen.

      Doch das macht nichts, denn er hat schon wieder jemand Neues entdeckt. Moppi, der Kater vom Nachbarn. Rex ist ein großer Katzenfreund, hat er doch zu Hause auch eine. Schwanzwedelnd rennt er auf Moppi zu. Doch Moppi mag entweder keine Hunde oder Rex hat ihm die Maus vergrault oder beides. Auf jeden Fall faucht er erst mal gewaltig, baut sich drohend mit einem riesen Katzenbuckel vor ihm auf. Rex bleibt zunächst verdutzt stehen, Katzen, die einen Buckel machen, sind ihm noch nicht so viele begegnet, also lieber Abstand halten. Jetzt bewegt Moppi sich auch noch mindestens fünf Zentimerte auf Rex zu. Ihm ist das nicht ganz geheuer und er entscheidet sich für die Flucht zurück zu Frauchen. Meine Schwester nutzt die Gelegenheit und leint ihn an. Ich darf ihn nach Hause führen, damit diesmal ich auf die Nase fliege, wenn er wieder zieht.

      Zu Hause angekommen, haut Rex sich sofort auf seinen Platz vor dem Kamin. Nach drei Sekunden ist er eingeschlafen. Seine Pfoten zucken im Traum, vermutlich sucht er seine Rübe.

      4. (K)ein Mini-Advents-Krimi

      Es ist wieder soweit, Zeit zum Weihnachtskarten basteln. Das mache ich jedes Jahr um das Warten auf Weihnachten zu verkürzen. Mit einem Schwung werfe ich buntes Papier auf den Wohnzimmertisch. Es folgen Schere, bunte Stoffbänder, Klebeband, Klebstoff sowie Malstifte. Dummerweise ignoriere ich, dass meine geliebte Weihnachtsengel-Sammlung ihren Platz ebenfalls auf besagtem Tisch hat, in weniger als fünf Minuten wird mir diese vergessene Tatsache leidtun.

      Ich betrachte das Sammelsurium auf dem Tisch und stelle fest, es fehlt nur noch eine schöne Tasse heißer Pfefferminztee und begebe mich in die Küche. Als ich wiederkomme, sehe ich mich mit ernsten Problemen konfrontiert.

      Das Klebeband hat sich offensichtlich in Luft aufgelöst, auf dem Tisch liegt es jedenfalls nicht mehr. Die Malstifte führen ein Eigenleben und haben Füße bekommen, mit denen sie sich über den Tisch bewegt haben, einige haben sogar den Sprung vom Tisch in die Tiefe gewagt und, für mich eine echte Tragöde, ein kleiner Porzellanengel ist mitgesprungen und hat es nicht überlebt. Allerdings sieht es nicht so aus, als sei er freiwillig gesprungen.

      „Mord“, denke ich mir, „kaltblütiger Mord an einem unschuldigen Weihnachtsengel, der Mörder muss noch hier im Raum sein.“

      Verärgert mache ich mich auf die Suche nach Kehrschaufel und -besen und beschließe dabei, diese Tat lückenlos aufzuklären.

      Ich fege die Scherben zusammen und hebe das Heruntergefallene auf. Den Tod des Porzellanengels habe ich allerdings immer noch nicht geklärt, vermute die Täter jedoch auf dem Sofa.

      Vorwurfsvoll wende ich mich an Billy und Sunny, von Beruf Stubentiger, die offensichtlich tief schlafend auf dem Sofa liegen. „Aber nicht mit mir, ihr beiden“, denke ich mir, „diesmal kommt ihr mir nicht davon.“

      Anklagend frage ich sie, ob sie zufällig irgendetwas mit dem Chaos auf und unter dem Tisch zu tun haben und erkläre ihnen in aller Freundlichkeit, dass es einen Mord aufzuklären gäbe.

      Sunny ist so höflich, mir zumindest anzuzeigen, dass sie mir während meiner Rede zugehört hat, indem sie träge zumindest ein Auge öffnet, während Billy mich einfach ignoriert. Sunny dagegen ist bei dem Wort „Mord“ hellwach geworden und versichert mir glaubhaft, dass sie schon seit mindestens drei Stunden auf dem Sofa schliefe und sich ganz bestimmt daran erinnern könne, wenn sie einem Engel den Garaus gemacht hätte. Im gleichen Atemzug belehrt sie mich, dass Katze das bei Engeln besser nicht mache, die seien immer so nachtragend. Auf mein Nachfragen, woher sie das wisse, will sie nicht näher eingehen, versichert mir stattdessen, dass auch Billy bereits seit Stunden neben ihr auf der Decke liegen und schlafen würde.

      Endlich hebt mein Kater auch mal den Kopf und versichert nun ebenfalls, dass Sunny sich seit Stunden nicht vom Fleck bewegt habe. Im sich-gegenseitig-ein-Alibi-geben sind die zwei Meister.

      Fast hätte ich meinen beiden Stubentigern ihre Geschichte abgekauft, hätte den Wind oder sonst wen oder was für den Engel-Mord verantwortlich gemacht, wenn Billy sich nicht bewegt hätte.

      Unter seinem nicht ganz unermesslichen Bäuchlein lugt etwas Durchsichtiges hervor. Ich greife danach und ziehe das Klebeband unter seinem Bauch hervor. Aha! Erwischt. Auf den Knien sitzend, um auf Augenhöhe zu sein, frage ich die beiden noch einmal nach dem Porzellanengel und wedle dabei mit der Klebebandrolle vor ihren Augen hin und her.

      Die, so erklärt mir mein Kater, habe er gefunden. Auf dem Boden und alles, was auf dem Boden liege, das dürfe er als Spielzeug benutzen, das sei schon immer so gewesen. Es sei schließlich meine Schuld, wenn ich immer alles auf dem Boden liegen lassen und hinunterwerfen würde. Außerdem habe die Rolle ideale Pfotengröße und ließe sich prima durch die Gegend schießen.

      Ich schaue Billy tief in die Augen, frage nochmal nach dem kleinen Engel und erinnere ihn nachdrücklich daran, dass er auch das letzte Mal beim Käsekuchen behauptet hätten, damit nichts zu tun gehabt zu haben, obwohl seine Pfotenabdrücke im Kuchen ganz eindeutig waren.

      Billy schaut mich beleidigt an und behauptet, dass ein Käsekuchen ja wohl nicht mit der Anschuldigung gleichzusetzen sei, einen harmlosen kleinen Engel auf dem Gewissen zu haben. Hier muss ich ihm zustimmen.

      In der Diskussion habe ich ganz vergessen, Sunny zu beachten, die sich inzwischen mit sichtlichem Interesse an der Rolle hingesetzt hat und völlig fasziniert mein Geschlenker beobachtet.

      Ihr Schwanz fängt an, hin und her zu zucken, die Augen werden ganz groß und patsch hat sie mit ihrer Pfote die Rolle erwischt. Sie fällt auf den Fußboden und rollt ein Stück. Sunny jagt hinterher, fängt das Klebeband, aber nur um ihm erneut einen Schubs zu verpassen und entschwindet aus dem Wohnzimmer. Wenig später ist sie wieder da, ich frage nach der Kleberolle. Sie verkündet mir, ich solle selbst unterm Flurschrank suchen. Ich finde die Kleberolle ganz hinten in einer Ecke und fische sie heraus.

      Um die Tat aufzuklären, so wird mir klar, hilft nur noch eine Änderung der Taktik.

      Ich setze mich zu meinen beiden Fellknäulen und frage, ob es eventuell möglich wäre, dass hier in diesem Wohnzimmer zwei Tiere ganz zufällig einen ihrer berühmten Spielanfälle bekommen hätten. Das sei verständlich, schließlich stecke ja in jedem von uns ein kleines (Katzen-) Kind und manchmal überkomme es einen dann ganz einfach.

      Schließlich, so räume ich ein, habe ich ja die vielen bunten Sachen auf den Tisch gestellt und schließlich auch besagten Porzellanengel, der nun hinüber ist.

      Sunny und Billy hören sich meine Theorie an, schauen sich gegenseitig in die Augen, kurzer Gedankenaustausch, dann erklärt mir Billy, dass es tatsächlich so gewesen sein könnte. Schließlich, so gesteht er jetzt auch mir ein, habe ich da wirklich tolle Sachen auf dem Tisch liegen, da werde Katze ja geradezu verleitet, quasi gezwungen, auf den Tisch zu springen und die Sachen näher zu untersuchen.

      Ich forsche weiter, ob es denn möglich sei, dass der arme Engel im Eifer des Gefechts, weil z.B. eine Kleberolle gar zu widerspenstig war, einen Pfotenhieb abbekommen haben könnte und so die Tischkante hinuntergestürzt sei.

      Sunny überlegt kurz und erklärt dann, dass es genauso gut sein könne, dass zwei Katzen sich auf dem Tisch gezankt hätten, weil beide mit dem rotkarierten Stoffband spielen wollten und dabei ein bisschen aufeinander losgegangen seien, weswegen der Engel immer stärker hätte zurückweichen müssen, wobei er die Tischkante schlichtweg übersehen haben musste, einen Schritt zu viel gemacht habe und dann leider, leider abgestürzt sei.

      Billy murmelt Zustimmung, schränkt aber ein, dass es auch sein könnte, das der Engel durch ein paar Pfotenhiebe der Tischkante zu nahe gekommen sei.

      Ich werfe einen ernsten Blick auf die beiden und erkläre ihnen, dass sie erstens eigentlich gar nicht auf den Tisch dürfen, zweitens sich nicht streiten sollen, ich habe wirklich genug Bänder zum Spielen für 10 Katzen und räume ein das drittens auch Engel ein bisschen aufpassen müssen und ich gewillt