Amor ist auf den Hund gekommen. Christa Mollay. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christa Mollay
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750223134
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Lendengegend schien noch topfit zu sein und wollte aktiv werden.

      Die Auserkorene kniff in seinen Hintern und gemeinsam mit ihrer Freundin stimmten sie ein Liedchen an.

      „Baby, lass dich erst mal liften, stell dich bitte nicht so an, du hättest einen geilen Hintern, aber jetzt ist noch zu viel dran!“

      Aber gleich tröstete sie ihn auch wieder.

      „Professor, Doktor, du brauchst dich nicht liften lassen, du hast einen Knackarsch!“

      „Soll ich ihn dir zeigen?“, flötete er Kleopatra ins Ohr.

      Aber Delilah und Kleopatra gelüstete es zunächst nach weiterer Hirnnahrung.

      Walter hielt sich zurück.

      Die ägyptisch Angehauchte kippte auch sein Getränk freundlicherweise weg.

      „Und wo gehen wir vier Hübschen jetzt hin?“, drängte Walter.

      Kleopatra bot ihr Bettchen an.

      Da hatte man zur Not auch zu viert Platz.

      Delilah winkte ab.

      Sie umarmte ihre Freundin und flüsterte, aber nicht leise genug, in deren Ohr.

      Walter verstand: „Hast du noch die Kitzmäuse?“

      Kitzmäuse?

      Ihm als alten Germanisten war dieses Wort fremd.

      Vielleicht meinte sie Kiezmäuse?

      Zu Kiez fielen ihm gleich Hamburg und die Reeperbahn ein.

      Also war das sicher etwas Anrüchiges!

      Da war er nicht abgeneigt.

      Er begann zu grübeln und mitten in seinen wissenschaftlichen Überlegungen riss ihn Alex von der ägyptischen Königin weg.

      „Komm, Walter wir müssen noch schnell zum Bankomat!“, drängte Alex.

      Walter war verwirrt.

      „Ich glaube, ich habe noch genug eingesteckt, außerdem können wir bei Uschi-Muschi anschreiben lassen“, beruhigte er seinen Freund.

      „Egal, komm wir holen noch Nachschub!“

      Alex zerrte den Widerspenstigen nach draußen.

      „Wir kommen gleich wieder!“, rief er den Damen zu.

      Uschi-Muschi zeigte Alex den Stinkefinger, weil er die Tierfreundinnen bei ihr zurückließ.

      „Walter, spann ein und leg einen Schritt dazu! Hast du das nicht mitbekommen?“, schubste Alex seinen Freund vor sich her.

      „Die hat Sackratten!

      Das ist eine verteufelte Geschichte, da wedel ich mir lieber selber einen von der Palme!“

      „Die Ratten wird sie ja wohl in einem Käfig haben“, rebellierte Walter.

      „Außerdem hat sie was von Mäusen gesagt!“

      „Walter, du Trottel!

      Die hat Pthiriasis!“

      „Und? Nobody is perfect!“, nahm Walter Kleopatra in Schutz.

      „Kiezmäuse!“, beharrte Walter bockig.

      „Filzläuse!

      Nicht Kiezmäuse! Du hast nicht richtig verstanden“, korrigierte ihn der Mediziner in spe erneut.

      „Komm, wir fahren in die City und reißen uns neue Bräute auf!“, meinte der noch am saturday night fever interessierte Alex.

      Aber Walter hatte für heute die Schnauze voll.

      Er wollte in die Badewanne.

      Irgendwie juckte es ihn jetzt überall.

      Als er zu Hause angekommen war und nach oben stolperte, sah er, wie die untere Nachbarin wieder einmal die Tür einen Spalt öffnete, um das Geschehen im Haus besser beobachten zu können.

      „Guten Abend, liebe Frau Motzbär!“, grüßte er höflich und deutete eine Verbeugung an.

      Die Tür fiel hart ins Schloss und dahinter tat Frau Modspeer ihren Unmut kund.

      Dieser Hammel sprach immer ihren schönen, aus dem Französischen kommenden Namen so blöd aus.

      Und so etwas schimpfte sich Professor!

      Zuhause war seine Mutter trotz vorgerückter Stunde noch am Werken.

      Das weiße Haar auf Lockenwickler gedreht, das Gesicht mit Feuchtigkeitsmaske zu gekleistert, polierte sie im Esszimmer verbissen das Familiensilber für das bevorstehende Mittagsmahl.

      Walter ließ Badewasser einlaufen.

      Seinen Magen gelüstete es, nachdem er die letzten Stunden nur Flüssiges bekommen hatte, nach fester Nahrung.

      Irgendetwas Fleischiges, Scharfes.

      „Mama, kannst du mir was zu essen machen?“, fragte er hoffnungsvoll aus dem Bad.

      Er bekam aber nur eine Tirade aus Klagen über den missratenen Sohn zu hören.

      Das füllte jetzt nicht wirklich seinen Magen.

      „Auch gut! Selbst ist der Mann“, murmelte Walter und inspizierte die Speisekammer.

      Wenn er demnächst auszog, würde er sich ohnehin meist selbst verköstigen müssen.

      Neben dem Marmeladenglas fanden sich auch einige Dosen.

      Walter frohlockte.

      Rindergulasch!

      Und daneben in einem Körbchen lagen auch Pfefferoni- und Chilischoten.

      „Perfekt“, dachte er.

      „Gulasch wärmen und dann Chili darüber, Semmeln dazu, herrlich!“

      Er stellte gleich zwei, mühsam mit dem schärfsten Messer, da er den Dosenöffner nicht finden konnte, aufgesäbelte Dosen in die Mikrowelle und stieg dann in die Wanne.

      Wohlig warm umspülte ihn das Wasser.

      „Deinen Dreck räumst du aber selber weg!“, hörte er seine Mutter, die in die Küche gekommen war, um das große Silbertablett zu holen, Richtung Bad rufen.

      Walter tauchte unter, um dem durch die Tür dringenden Gemecker ein wenig zu entkommen.

      Dann war auf einmal diese Explosion.

      Ein ohrenbetäubender Knall.

      Walter tauchte verstört auf.

      Er konnte den Lärm gar nicht zuordnen.

      Dazu der gellende Aufschrei seiner Mutter, schrill, immer und immer wieder: „Hilfe, Hilfe, Hilfe!“

      Walter hechtete aus der Badewanne und schlitterte nackt in die Küche.

      „Hilfe, Hilfe, Hilfe!“, schrie seine Mutter, zusammengekauert in einer Ecke auf dem Boden, noch immer.

      Die Mikrowelle hatte keine Türe mehr, dafür brannte ihr Inneres.

      Das Rindergulasch zierte Wände und Küchenkästen.

      Walter rannte in den Flur und riss den Feuerlöscher samt der Verankerung von der Wand.

      Zum Glück hatte er bei der letzten Brandschutzübung in der Schule noch genauer mitbekommen wie dieses Gerät zu betätigen war.

      Seine Mutter krächzte nur mehr: „Hilfe, Hilfe, Hilfe!“

      Die Flammen waren rascher gelöscht, als Walter befürchtet hatte.

      In Ermangelung anderer, schnell greifbarer Kleidungsstücke, band sich Walter die Schürze seiner Mutter um, die neben dem Kühlschrank hing, bevor er sich ihrer annahm.

      ‚Komm Herr, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast’, war auf der ehemals blütenweißen Schürze, die ebenfalls etliche Gulaschspritzer