Das Lächeln der Medusa. Thomas Riedel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Riedel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750260740
Скачать книгу
können wir Sie gern Heim fahren.«

      »Sehr gern, Chief Inspector«, erwiderte sie lächelnd. »Das Angebot nehme ich wirklich gern an.«

      »Na, dann kommen Sie, Miss Thompson.« Mit diesen Worten legte ihr McGinnis seine rechte Hand leicht an die Schulter und geleitete sie fürsorglich aus dem Büro.

      Im Vorzimmer nahm sie sich ihre Handtasche, packte noch ein paar persönliche Utensilien ein und wollte schon allein in ihren Mantel schlüpfen, als McGinnis ihr gentlemanlike zur Hilfe kam. Sie sah ihn kurz an und bedankte sich mit einem Lächeln.

      Zu Dritt verließen sie den großen Gebäudekomplex, in dem Blakes und McGinnis‘ Kollegen vom Yard noch damit beschäftigt waren, eine Menge anderer Angestellter in derselben Angelegenheit zu befragen.

      Der völlig zerschmetterte Körper des Zeitungsverlegers war von den Männern der ›Fatal Accident Inquiry‹ bereits fortgeschafft worden. Blut und ausgetretene Hirnmasse hatte man vom Gehsteig mit einem Wasserschlauch in den Gully gespritzt. Infolge des zunehmend stärker werden Schneefalls hatte man den Bürgersteig weitgehend freigekehrt und Streusalz aufgebracht. Schon nach kurzer Zeit deutete nichts mehr auf den tragischen Vorfall hin. Nur in den blassen Gesichtern der Menschen, die den Zeitungsverleger in die Tiefe stürzen und tot auf dem Gehsteig hatten liegen sehen, spiegelte sich noch das nackte Entsetzen.

      Sergeant McGinnis gab sich als Kavalier. Er war der attraktiven Sekretärin beim Einsteigen behilflich und schloss anschließend die Wagentür. Dann klemmte er sich hinter das Steuer des weißen Range Rovers.

      »Wohin dürfen wir Sie bringen, Miss Thompson?«, erkundigte er sich.

      Sie nannte ihm die Adresse. Er startete den Motor, fädelte sich in den laufenden Straßenverkehr ein und fuhr los.

      Während der Fahrt, die nicht länger als zwanzig Minuten dauerte, sprach niemand. Alle hingen ihren Gedanken nach. Das änderte sich erst, als McGinnis den Geländewagen direkt vor der angegebenen Adresse stoppte.

      »So, da wären wir«, bemerkte er freundlich lächelnd.

      »Sehr liebenswürdig, Sergeant«, bedankte sich die junge Frau für die Hilfsbereitschaft. »Von Ihnen natürlich auch, Chief Inspector«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu.

      McGinnis kletterte aus dem Wagen, lief um ihn herum und kam gerade noch rechtzeitig dazu die Tür zu öffnen. Felicity Thompson hatte schon von allein aussteigen wollen. Sie schmunzelte.

      »Sehr aufmerksam«, kommentierte sie seine Geste. »Echte Kavaliere sind heutzutage selten geworden.«

      McGinnis‘ schon von Natur aus leicht rosiges Gesicht zeigte eine leichte Röte. Er sagte nichts.

      »Miss Thompson!«, hielt Blake die Sekretärin zurück, als diese bereits mit einem Bein aus dem Wagen gestiegen war.

      Sie hielt in der Drehung inne.

      »Ja?«

      »Wenn Ihnen in dieser ... Sache noch irgendetwas einfallen sollte, rufen Sie mich bitte an.«

      Er reichte ihr eine Visitenkarte, auf der mehrere Rufnummern standen: die Durchwahlen im Yard und seine Handynummer. Die Nummer seines privaten Festnetzanschlusses gab er in der Regel nicht heraus.

      »Sie können mich Tag und Nacht anrufen«, ergänzte er noch.

      »Danke, Chief Inspector«, antwortete sie lächelnd. »Ich werde daran denken.«

      Jetzt schwang sie auch das zweite Bein aus dem Wagen. McGinnis warf die Tür zu und wartete noch bis die junge Frau im Haus verschwunden war. Dann setzte er sich wieder hinter das Steuer und fuhr los.

      Wirklich ein sehr nettes Mädchen, ging es ihm durch den Kopf. Immer noch hatte er ihre außergewöhnliche sanfte Stimme im Kopf, mit diesem warmen besonderen Timbre, die ihn jedes Mal aufs Neue erschauern ließ, wenn er sie vernahm. Auf irgendeine Weise erinnerte ihn ihre Stimme an einen warmen Sommerregen. Er lächelte in sich hinein. Doch dann dachte er an die Umstände, die sie zusammengebracht hatte und über seine Nasenwurzel kerbte sich eine tiefe Sorgenfalte in die Stirn.

      Kapitel 8

      Edward Donahue brüllte den Nachtclubbesitzer so laut an, dass sein Gesicht durch die Anstrengung dabei puterrot anlief. »Wir sind gleichberechtigte Partner, verdammt noch mal!« Er stand in einem der hinteren Räume, die zum Club ›Blue Velvet‹ des gehörten. Hier hatte sich Peter McGowan sein Büro eingerichtet. »Wenn du denkst, ich würde nach deiner Pfeife tanzen, hast du dich geschnitten, Peter!«, fauchte er, wie ein gereizter Stier.

      Jetzt reichte es McGowan. Wie von einer Tarantel gestochen schnellte er aus seinem Schreibtischsessel hoch. Er war einen Kopf größer und schon von der Statur sehr viel kräftiger als Edward Donahue. Er hatte das eingeschlagene Nasenbein eines Raufbolds und die harten Züge eines Mannes, der mit dem Verbrechen auf gutem Fuß stand. »Ich höre wohl nicht richtig, Edward?«, schrie er wütend zurück. »Wie redest du denn mit mir, du verdammtes Würstchen!«

      Donahue fletschte zornig die Zähne.

      »Ich rede mit dir, wie du es verdienst ... und wie du es verstehst!«

      McGowan donnerte mit seiner Faust auf die Schreibtischplatte.

      »Du hast anscheinend noch nicht begriffen, dass unsere Partnerschaft nicht in den Himmel wachsen kann, Edward!«, gab er lautstark zurück. »Irgendwo muss mal Schluss sein!«

      Donahue verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper. Seine Ablehnung war deutlich und auch, dass er auf Konfrontation aus war. »Kommt überhaupt nicht in Frage!«, bellte er den Nachtclubbesitzer wutentbrannt an.

      »Irgendwann muss einer mehr als der andere zu sagen haben!«, schrie McGowan aufgebracht. »Geht das denn nicht in deinen verfluchten, dämlichen Schädel hinein?«

      Donahue schüttelte verärgert den Kopf. »Das kannst du vergessen!«, schnaubte er lautstark. »Ich weiß genau, was du vorhast, Peter. Und ich sage, da spiele ich nicht mit!«

      »Einer von uns beiden muss bei dieser Partnerschaft einundfünfzig Prozent haben«, entgegnete McGowan wutschnaubend, und wieder knallte er seine Faust auf den Tisch. »Und derjenige bin ich, Edward!«

      »Du kannst mich mal ...!«, konterte Donahue trotzig.

      McGowan ließ nicht von seinem Ziel ab. »Wenn dir das nicht passt, kannst du ja gehen«, forderte er, jetzt deutlich ruhiger geworden, Donahue auf.

      Der verzog das Gesicht zu einem breiten, höhnischen Grinsen.

      »Da bringst du mich auf eine großartige Idee, Peter«, reagierte er kalt lächelnd.

      McGowan zog die Augenbrauen hoch und runzelte leicht die Stirn.

      »Ach, tatsächlich, tue ich das?«, spottete er verächtlich.

      »Tatsächlich, tust du«, echote Donahue und lächelte bösartig. »Ja, Peter, eine blendende Idee. Ich werde wirklich gehen!«

      »Dann mach, dass du hinauskommst!«, schnauzte McGowan. »Je eher du weg bist, desto lieber ist es mir.«

      »Mein Eigentum nehme ich aber mit, Peter«, stellte Donahue, mit drohendem Unterton in der Stimme, klar.

      McGowan funkelte Donahue voller Hass an. Er war nicht dumm und hatte verstanden. Er verstand immer sofort.

      »Dein Eigentum?«, spöttelte er. »Seit wann ist das dein Eigentum?«

      Donahue ging auf den Safe zu, der in einer Ecke des Raumes stand und legte besitzergreifend seine Hand darauf.

      »Seit ich dafür gemordet habe, Peter!«,