Faszination Geocaching - Meine Schönsten Erlebnisse. Frank Hillmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Hillmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783844225822
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Spieles. Weitere Infos bei www.geocaching.com.“ Ist ja cool. Ich stehe hier am Vorfinale. Die nächste Station ist die letzte. Das Final. Der Cache. Die Dose. Der Schatz. Das Ziel meiner Reise. Auf dem Blatt stehen etwas umfangreichere Aufgaben. Unterwegs sollte ich mir einige Notizen machen. Wofür, wird mir jetzt erst klar. Um das Finale zu finden, den Cache zu loggen, benötige ich Informationen von allen vorherigen Stationen. Abkürzen ist also nicht möglich – pfiffig gemacht. Ich berechne die Finalkoordinaten, logisch, zweimal, hey, ich bin Profi. GOTO, 345 Meter, passt. Ich lege den Zettel wieder in den Petling und platziere ihn zurück. Wow, gleich ist es so weit! Ich bin nicht länger Muggel. Ich bin Cacher. Dosensucher und ein Mensch, der dem Cache-Virus verfallen ist, aber das weiß ich erst 50 Dosen später.

      Die Spannung steigt, nur noch wenige Meter zum „found-it“. Auf dem Listing sehe ich, dass es eine große Dose sein muss, diese Erkenntnis erleichtert die Suche ein wenig. Da an der dicken Baumwurzel, unter den vielen Ästen könnte er sein. Die Spannung steigt weiter, ist es wirklich dort, bin ich am Ziel?

      Der Cache, mein erster, der alles verändert. Ich lege die Äste zur Seite, ziehe die Dose aus ihrem Versteck, passe auf, nicht beobachtet zu werden und öffne ihn. „Herzlichen Glückwunsch – du hast es gefunden“, steht auf dem Logbuch. Ich lese die beiden Worte noch einmal langsam. Ja, herzlichen Glückwunsch. Genau. Ich gratuliere mir gedanklich auch noch einmal. In dem Buch steht der Name des Owners, also die Person, die den Cache hier ausgelegt hat. Eine ganze Reihe weitere Eintragungen, logs eben, von den Leuten, die vor mir den Cache gefunden haben. Manche haben ihren eigenen Stempel oder ihre eigenen Aufkleber neben Datum und Uhrzeit gesetzt.

      Die vielen Abkürzungen kann ich nicht deuten. Einige Kommentare lassen durchblicken, dass dieser Cache wohl eher unterdurchschnittlich ist. Nett und einfach eben. Hey, das war doch das Genialste, was ich seit langer Zeit im Wald angestellt habe. Neben dem Logbuch gibt es noch einige Tauschgegenstände, Münzen und ein paar komische Dinge, die ich nicht kenne. Ich trage mich im Buch ein, verstecke alles wieder ordentlich und fahre überglücklich nach Hause. Den ganzen Rückweg muss ich grinsen. Cool – ich bin jetzt ein echter Cacher. Mit einem eigenen Found ohne Hilfe. Beim ersten Mal wollte ich alleine sein. Zu Hause angelangt, fragt meine Frau: „Na, wie war es“? „Puh, Vögel zählen im Schaukasten ist total kniffelig!“ „Ah ja, und das dauert fünf Stunden?“ „Natürlich, du Muggel“. So, nun folgt die Büroarbeit. PC anwerfen, Internet starten, Geocaching Seite laden, den Cache auswählen und auch dort ein „found-it“ loggen. Das war's. Mein erster Multi. In meiner Geocaching Statistik, auf meinem Account, den ich ein paar Tage zuvor angelegt hatte, erscheint mein erster Cache später als Meilenstein. Ja, das sehe ich genau so!

      Ausblick

      Der Grat zwischen Gut und Böse, zwischen „found-it“ und „do-not-found“, zwischen Freude und Frust ist ein sehr schmaler.

      Oft sind es nur ein paar Schritte oder Gedanken, die entscheiden.

      Ich kann nicht anders, es brennt in mir, ich muss es einfach hier und jetzt sagen.

      Das bisher Geschriebene ist nur die Spitze vom Eisberg.

      Es wird sehr - sehr viel aufregender, spannender, kniffliger, anstrengender, emotionaler und wenn man einmal richtig infiziert ist, hört es nie wieder auf, das Cachefieber.

      Ich werde früh morgens nach Sonnenaufgang nach Hause kommen – obwohl man Nachtcaches im Dunkeln sucht.

      Ich werde morgens total verdreckt, nass, kalt und hungrig nach Hause kommen – und trotzdem überglücklich sein.

      Ich werde mich fragen, ob ich vielleicht wegen Terrorverdacht Ärger mit den Behörden bekomme – und muss nur grinsen.

      Ich werde mich fragen, warum ich hier und jetzt am Seil in 10 Meter Höhe am Baum hänge – obwohl ich eigentlich Höhenangst habe.

      Ich werde mich fragen, warum ich stundenlang versuche, Verschlüsselungsalgorithmen zu begreifen – obwohl ich nicht beim Geheimdienst arbeite.

      Ich werde mich nicht fragen, warum ich dieses Buch schreibe, denn das weiß ich: Weil meine Augen glänzen und meine Finger kribbeln, weil die Welt einfach wissen muss, wie faszinierend Geocachen sein kann.

      Zweiter Cache

      Hier ist mal rein gar nichts. Ich stehe in der Ecke des großen Parkplatzes eines Einkaufszentrums. Aber warum stehe ich hier, wenn der Waldweg auf der anderen Straßenseite beginnt? Tippfehler im GPS? Ungenaue Koordinaten? Flüchtigkeitsfehler? Eigentlich nicht! Ich bin sorgfältig vorgegangen, habe ja bei meinem ersten Cache erfahren, wie wichtig es ist, besonnen und scharfsinnig zu agieren. Außerdem, wie soll ich hier bei den vielen Einkauf-Muggels ungestört und unauffällig Infos über die nächste Station suchen und auch finden? Hier gilt die STVO steht auf dem Schild, das ziemlich genau an den Startkoordinaten steht. Ok, dann ist es wohl dieses Schild, welches meine verstärkte Aufmerksamkeit fordert. Ich sehe wohl ziemlich hilflos aus, oder warum fragen mich die Muggels, ob sie mir helfen können? Schön peinlich! Nein, nicht schon wieder ein Schokoriegel, das will ich jetzt nicht.

      Schilderservice-Druckwerkstatt steht auf einem der vielen Aufkleber, die rückseitig auf dem Schild kleben. RAL-Nummer, DIN usw. Tel 05208155 Fax: 0812643. Komisch, Telefonnummer aus dem Nachbarort und Fax in Bayern. Tja, nicht mein Problem! Aber meine Lösung! Nur die Null vor der 52 ist zur Tarnung da, der Rest sind die exakten Koos der nächsten Station, ganz offensichtlich angebracht. Auch cool. Jetzige Position markieren, runter scrollen, Ziffern editieren, neuen Wegpunkt speichern, danach auswählen und GOTO drücken. Das sind die einzelnen Schritte, die mein GPS-Gerät erfordert, um mich zur nächsten Station zu bringen. Gewiss, etwas umständlich und die Bedienung lässt im Vergleich zum jetzigen Stand der Technik echt zu wünschen übrig. Dafür ist mein GPS aber wasserdicht, schön gelb, zuverlässig, auf drei Meter genau und als Einsteigermodell für rund 80 Euronen zu haben.

      In meiner Homezone, in der ich meine ersten Caches suchen werde, beginnen alle Koordinaten mit N 52xxxxx und E 008xxxx. Gut zu wissen, falls solche Ziffern mal irgendwo auftauchen. Jedes Mal neue Herausforderungen, andere Ideen, andere Aufgabenstellungen, die oft erst erkannt werden wollen, um sich dann der Lösung mehr oder weniger stark zu widersetzen, das macht Geocaching so spannend.

      Nun bin ich tatsächlich am Rande des Waldweges und hier ist schon wieder ein Schild, allerdings ganz ohne Aufkleber. BORA steht im Hint. Auf meinem Listing ist am Rand ein Buchstabenstreifen mit eingedruckt. In der oberen Zeile liegen die ersten 13 Buchstaben des Alphabets, in der Zeile darunter die zweiten 13. Ich ersetze die Buchstaben von BORA jeweils einzeln durch die gegenüberliegenden und erhalte somit OBEN. So funktioniert ROT 13, und ich weiß, wo ich suchen muss. Oben am Schild.

      Wie sollte es auch anders sein, oben am Schild ist nichts zu sehen. Die ersten Zweifel steigen in mir auf, ob das der richtige Cache für mich ist, oder ob Geocaching überhaupt mein neues Hobby wird. Und jetzt? Na, wenigstens stehe ich nicht mehr auf dem Parkplatz und werde doof angequatscht. Ich habe so rein gar keine Idee, wie es hier weitergehen könnte. Vorsichtshalber habe ich mir die letzten zehn Logs über die Druckfunktion auf der GC-Seite mit ausgedruckt. Ich lese die Einträge und stelle freudig fest, dass hier auch schon andere Cacher leichte Probleme hatten. Natürlich steht nicht im Logtext, „Schau dort nach“, spoilern gehört sich nicht. Vielmehr umschreiben die Leute mit ihren eigenen mehr oder weniger mehrdeutigen Sätzen des Rätsels Lösung. Jeder Eintrag für sich genommen führt nicht wirklich weiter, aber alles zusammen, mit etwas Fantasie, lässt mich erahnen, dass der begehrte Hinweis nicht oben am Schild, sondern oben im Schild untergebracht ist. Ja nee, is' klar. Im Schild, wie soll das gehen? So: Den Schutzdeckel des Metallrohres vorsichtig abziehen, die Schnur fassen, die am Deckel befestigt ist, und dann so lange ziehen, bis der Petling erscheint. Alle Zweifel sind verschwunden, definitiv mein Cache, definitiv mein Hobby. Das hat aber ganz schön gedauert, ok, dann will ich jetzt mal etwas schneller vorgehen.

      Das GPS-Gerät erwartet schon sehnsüchtig meine Finger, aber daraus wird nichts. Was ist das jetzt schon wieder? Wo sind meine Zahlen die mit 52 und 8 beginnen? Hier steht nur: 356 Meter 196°. Mehr nicht. Ende im Gelände? Aus die Maus? Nein, eine neue Herausforderung. Einen kleinen hübschen Kompass nenne ich mein Eigen, kann ihn sogar