Mit dem guten Gefühl, nicht mehr für das Drogendezernat arbeiten zu müssen, setzte ich meinen Weg fort.
Kurz nachdem ich mein Büro betreten und mich an die Schreibmaschine gesetzt hatte, klingelte das Telefon. Es war Meier, der vom Tatort anrief.
„Und, was gefunden?“ fragte ich, während ich in meiner Tasche nach den Zigaretten langte.
„Ja. Und nein. Wobei nein in diesem Fall ja ist.“
„Na, das nenn ich doch mal ne klare Aussage. Also, Mr. Orakel, was meinst du damit?“
„Der Paraffintest zeigt keine Pulverspuren an seinen Fingern. Und ich meine: an all seinen Fingern!“
„Also hat er nicht geschossen?“
Es war mehr eine Feststellung.
„Also hat er keinen Selbstmord begangen!“
Das war definitiv eine.
„Würde ich so sagen.“
„Tja, das heißt dann wohl, dass außer dem Papierkram noch mehr Arbeit auf mich wartet.“
„Hattest du etwa was anderes vor?“
„Kann man so sagen. Naja, danke erstmal. Wenn du in der Bude noch was findest, sag Bescheid. Ich bin dann auf dem Handy zu erreichen.“
„Okay. Schönen Abend noch.“
„Danke, auch so.“
Ich legte auf.
Fall nicht abgeschlossen. Fall begonnen. Selbstmord kein Selbstmord sondern Mord. Wunderbar.
Das Telefon klingelte.
„Retisch.“
„Theo?“
Eine rauchige Stimme.
Süßlich.
Verhangen.
Weiblich.
„Ja.“
„Ich warte auf dich.“
„Wo bist du?“
„In Schwierigkeiten!“
Ich machte mich sofort auf den Weg.
Schwierigkeiten
Der Verkehr war stark.
Ich kam nicht schnell voran.
Dabei war Geschwindigkeit wichtig.
Wenn ich mein Ziel rechtzeitig erreichen wollte.
Wenn ich schnell da sein wollte.
Um da zu sein.
Für sie.
Wenn sie mich brauchte.
Wenn es nötig war.
Wenn es wichtig war.
Ich hetzte durch die Stadt.
Autos hupten mich an.
Fahrradfahrer verwünschten mich.
Es war mir egal.
Manchmal muss man so handeln.
Manchmal hat man einfach keine andere Chance.
Wenn wichtige Dinge auf dem Spiel stehen.
Ich stieß die Tür auf.
Die Kneipe war halb gefüllt.
Die Luft stickig.
Die Atmosphäre verraucht.
An der Bar stand sie.
Drehte sich um.
Ich sah es ihr an.
Sah, weshalb ich mich so beeilt hatte.
Weshalb ich alles aufs Spiel gesetzt hatte.
Weshalb ich durch die ganze Stadt gerast war.
Sie wollte mich.
Ich stürmte durch die Kneipe.
Und küsste sie.
Das Beste des Tages!
Das „Schwierigkeiten“ war eine neue Szenekneipe, die an der Zülpicher Straße aufgemacht hatte. Das Viertel mit seinen Kneipen lag ganz in der Nähe der Uni und wurde deshalb vornehmlich von Studenten für ihre Abende ohne Lernen benutzt – also genau genommen für die meiste Zeit. Mit dem „Schwierigkeiten“ versuchte man, eine moderne Cocktailbar mit einer heruntergekommenen Kölschkneipe zu vereinigen. Das ganze war mehr so ein Experiment, ob diese Kombination überhaupt funktionieren konnte. Ich hatte meine Zweifel. Dafür mochte ich das Personal.
Jasmin arbeitete hier als Bedienung.
Eine Studentin.
Jura.
Trotzdem nett.
Eine tolle Küsserin.
„Ich hab Pause“, hauchte sie und küsste mein Ohr.
„Ich auch!“ murmelte ich.
Wir verschwanden aus dem „Schwierigkeiten“ und gingen in ihre Wohnung. Es dauerte nicht lange, bis wir nackt und völlig verschwitzt waren.
Jasmin war großartig. Eine Beziehung, wie man sie sich wünschte. Sie studierte. Kellnerte. Lernte. Hatte wenig Zeit. Man sah sich. Aber nicht zu oft. Und wenn man sich sah, nutzte man die Zeit. Nicht zum Streiten. Für wichtigeres.
Wir hatten uns bei der Polizei kennen gelernt. Als dort im Rahmen ihres Studiums ein Praktikum machte.
Ich kümmerte mich um sie. Zeigte ihr ein paar Tricks. Lernte sie kennen.
Wir trafen uns.
Mochten uns.
Liebten uns.
Sie war eine tolle Frau.
Und der Sex war großartig!
Ich seufzte und zündete mir eine Zigarette an. Dabei beobachtete ich, wie ein kleiner Schweißtropfen langsam über die Wölbung ihrer wohlgeformten Brust lief. Ein hinreißender Anblick.
„Woran denkst du?“ fragte sie.
„An dich.“
Ich sog den Rauch tief in die Lungen.
„Schwerer Tag?“
„Naja.“ Ich sah sie gelassen an. „Ging so.“ Sie hatte wunderschöne Augen. „Muss gleich noch n paar Leute befragen.“
„Nebenjob als Fernsehmoderator?“
„Ich wünschte, es wär so!“
Ihre Brustwarzen waren noch immer aufgerichtet.
Meine Hand streichelte ihren Venushügel.
„Haben wir noch Zeit?“
Sie sah auf die Uhr.
„Leider nicht.“
Sie küsste mich auf den Mund und stieg aus dem Bett.
„Willst du nicht duschen?“ fragte ich sie, als sie ihren BH anzog.
„Nein.“ Sie grinste. „Meine Gäste mögen es, wenn ich nach Sex rieche.“
„Der Laden war mir schon immer suspekt“, murmelte ich und ging unter die Dusche.
Eine Viertelstunde später befand ich mich wieder draußen in der Kälte. Zurück zum Tatort. Die Nachbarn befragen. Eine aufregende Angelegenheit.
Als ich vor dem Haus auf dem Bürgersteig parkte, trat bereits Inspektor Marcsen aus der Tür. Er war mein Partner und hatte den Vormittag frei gehabt.
„Ahh, der eifrige Kommissar“, begrüßte