Korridorium – der SciFi-Fraktor. Cory d'Or. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Cory d'Or
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847660897
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eine archivierte Version des gesamten fraktalen Blogromans mit allen zwischen dem 11/11/11 und dem 21/12/12 veröffentlichen Texten von Cory d’Or – inklusive der externen Links unter vielen der »Korridore« sowie aller 398 Soundtracks zu den Texten, exklusiv für das Korridorium komponiert und produziert von Tychonian Soundworks.

      Weitere E-Books mit (Fortsetzungs-)Geschichten aus dem fraktalen Blogroman:

      • Korridorium – ein pluridimensionaler Thriller

      • Korridorium – Zeitgeistfrakturen

      • Korridorium – Storys aus dem Labyrinth

      • Korridorium – Mythenwege, Märchenpfade

      • Korridorium – fraktale Romanzen

      • Korridorium – magische Abenteuer

      • Korridorium – letzte Erkenntnisse

      Die acht Korridorium-E-Books, mit Cory d’Ors freundlicher Genehmigung als E-Book-Reihe herausgegeben von Margret Phlippen, enthalten insgesamt 328 der originalen 398 Kapitel des Blogs (mit – aus inhaltlichen Gründen – sieben Dopplungen) sowie sieben bislang unveröffentlichte Bonus-»Korridore« aus der Feder von Cory d’Or, Texte, die es aus unterschiedlichen Gründen zwischen dem 11.11.11 und dem 12.12.12 nicht ins Blog geschafft haben.

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       1.12.11

      Ich betrete den Korridor. Dies ist der letzte, der noch nicht sterilisiert ist, zeigt mir das Display meines Skaphanderärmels an – gleich werden diese vermaledeiten Kxax in meinem Schiff Geschichte sein! Ich greife meinen Zapper fester, während ich die Schatten in den Korridorecken scanne. Ein scharfer Schmerz fährt mir in den linken Knöchel. Der Stachel eines Kxax hat den Skaphander perforiert. Ich ziele mit meinem Zapper. Der sengende Blast zerschmirgelt zwar nicht allein den Angreifer, sondern mein halbes linken Bein gleich mit – aber das Aliensekret ist schneller: das diabolische Gift des Kxax hat bereits mein Herz erreicht. Ich kannte das Risiko, weiß, dass man mich als Held feiern wird. Schade, dass ich nichts mehr davon haben werde.

      31/398

       11.12.11

      Ich betrete den Korridor, das Tablett mit den zwei Mahlzeiten in der Hand. Es ist Coq au Vin und duftet köstlich.

      Unser Gast möchte, dass ich um fünf Minuten nach Mitternacht serviere. Es ist ein netter älterer Herr mit grauen Bartstoppeln, der bereits alles im Voraus bezahlt hat. »K. K. Koriander« hat er auf den Meldezettel geschrieben und sich gleich mehrfach versichert, dass die Rezeption in unserem kleinen Landhotel auch wirklich rund um die Uhr besetzt und der Zimmerservice absolut pünktlich ist. Die nächtliche Rezeptionistin und der Zimmerservice, das bin ich, und es ist genau fünf nach Mitternacht. Ich klopfe an die Tür von Zimmer Nr. 27.

      Die Tür öffnet sich: »Kommen Sie herein. Das riecht ja köstlich.« Herr Koriander ist nicht allein. Es sitzt ein junger Mann dort, vielleicht dreißig Jahre alt. Er trägt einen Anzug, und sein Haar ist ein wenig verstrubbelt.

      Herr Koriander weist auf den Tisch. Ich stelle ihnen die Teller hin, lege Besteck und Servietten hinzu und gieße zwei Gläser stilles Tafelwasser ein. Der junge Mann lächelt mir zu. Mir ist etwas seltsam zumute. Wie ist er hier hereingekommen? Ich stand doch die ganze Zeit an der Rezeption. Oder kam er gerade in den Minuten, in denen ich in der Küche war und den Coq au vin holte?

      »Bleiben Sie bitte«, meint Herr Koriander zu mir, »falls wir noch etwas benötigen sollten.« Ich nicke und trete neben das Bett. Sollte um diese Zeit unerwarteterweise jemand etwas von mir wollen, gibt es dafür einen Rufknopf an der Rezeption.

      Die beiden Männer prosten sich mit dem Wasser zu, und während sich der junge Mann heißhungrig auf sein Hähnchen stürzt, stellt ihm der ältere Fragen. Sie unterhalten sich auf Englisch, und Herr Korianders Gast ist offenbar Amerikaner. Es geht, soweit ich das verstehe, um den Mars und irgendwelche Lebewesen dort.

      »Tweerl?«, fragt Herr Koriander, oder zumindest klingt es so. Der junge Mann lacht und meint, Menschen können das nicht aussprechen, also er selbst auch nicht. Herr Koriander jedenfalls ist ganz interessiert an etwas, dass er nicht-menschliches Bewusstsein nennt. Es ist sehr seltsam, was die beiden da reden – der junge Mann, der immer wieder fertigkaut und schluckt, bevor er antwortet, und Herr Koriander, der überhaupt nicht isst, sondern sich in ein kleines Büchlein Notizen macht.

      Sie reden über das Wesen mit dem unaussprechlichen Namen, als stünde es im Raum. Herr Koriander will wissen, wie es sich entwickeln konnte, und was mit den anderen »Thots« ist. Ich bin ganz verwirrt, denn einerseits scheinen sie über eine Art Vogel zu reden – »beak« heißt doch »Schnabel«, oder? –, andererseits über einen ägyptischen Gott, der den alten Ägyptern das Schreiben und Lesen beigebracht haben soll.

      Der junge Mann wirft den letzten abgenagten Knochen zurück auf den Teller und wischt sich die Hände an der Serviette.

      »Ich hätte gerne noch über die Venus mit Ihnen gesprochen«, meint Herr Koriander bedauernd, »und die intelligenten Pflanzen dort.« Mir scheint ziemlich verschroben, über was die beiden sich da mitten in der Nacht unterhalten. Der junge Mann zuckt mit den Schultern. »Yummie«, sagt er und wischt sich über die Lippen, was wohl heißen soll, dass es ihm geschmeckt hat.

      Herr Koriander wendet sich mir zu: »Wir sind dann fertig. Sie können abräumen.« Das tue ich. Das Wasser lasse ich ihnen stehen.

      Eigenartig, denke ich, als ich mit unserem alterschwachen Aufzug nach unten fahre. »Tweerl« geht mir noch einmal durch den Kopf. Was immer es ist, es muss ein sehr eigenartiges Wesen sein, das ganz anders denkt als normale Menschen. Aber normale Menschen waren das ja nicht gerade, die beiden.

      Kurze Zeit später tritt Herr Koriander zu mir an den Counter und gibt mir seinen Zimmerschlüssel. »Möchten Sie noch ausgehen?«, frage ich verwirrt, denn hier im Dorf liegt um diese Zeit alles im tiefen Schlaf. Doch Herr Koriander möchte auschecken. Er legt mir ein großzügiges Trinkgeld hin. Ich bedanke mich und blicke ihm verwundert hinterher. Es ist kurz nach eins in der Nacht.

      Und erst dann fällt mir der junge Amerikaner ein. Aber irgendwie weiß ich schon, dass er nicht mehr im Hotel ist. Er wird auf die gleiche Weise verschwunden sein, wie er aufgetaucht ist.

      Der Coq au vin, den Herr Koriander nicht angerührt hatte, schmeckt jedenfalls auch kalt noch überaus köstlich.

      [Unter der originalen Blog-Veröffentlichung des obenstehenden Textes gibt es einen externen Link zu Informationen über den Science-Fiction-Autor Stanley G. Weinbaum († 1935). Sämtliche externen Links des Korridoriums finden Sie in der archivierten Version; s. Nachwort. Anm. d. Hrsg.]

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       16.12.11

      Ich betrete den Korridor, der einmal ein Abluftrohr gewesen ist, um zum mehrstöckigen Einkaufsviertel zu gelangen, das wir ins Tai He Dian, in die Halle der Höchsten Harmonie, gebaut haben. Hier leben, auf viele Ebenen verteilt, Millionen von uns. Die jungen Menschen hier in den Straßen und auf den geschwungenen Brücken sehen mich mit einer gewissen Ehrfurcht an: ein Greis. Sie mögen ahnen, dass ich ein Relikt bin und zur allerersten Generation der Neuen Chinesen gehöre, den Pionieren des Großen Umbaus. Der Gedanke, die Verbotene Stadt könne Platz für knapp drei Milliarden von uns bieten, rückte damals in den Bereich der technischen Umsetzbarkeit, und tatsächlich gehörte ich damals zu den Wissenschaftlern, die dem Nationalen Volkskongress vorschlugen, unser Volk zu verkleinern, um die Ressourcen unseres Kontinents zu schonen und unserem Volk eine lange und glückliche Zukunft im Wohlstand zu ermöglichen.

      Auch wenn wir das Projekt eines Neuen China mit großem Ernst und akribischer Sorgfalt zu Ende gebracht haben, bin ich heute nicht mehr sicher, ob die großangelegte Miniaturisierung