Das bunte Haus. Jan Nadelbaum. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jan Nadelbaum
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738059939
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Tür. Sie schleppte allerhand Plüschtiere mit sich.

      „Hallo“, brummte Herr Thomas.

      „Hallo Herr Thomas“, antwortete Ben, der mit einem Teller Törtchen hinter Mia hertrampelte.

      „Oh, Törtchen“, konstatierte der Hausmeister.

      „Nein, Muffins“, verbesserte Mia an die Tür klopfend.

      „Oha“, rief Ben aus, der stolperte, einen Sturz allerdings geradeso abwenden konnte. Ein Törtchen machte sich selbstständig und kullerte über den Flurboden.

      „Mensch, Ben, pass doch auf“, zischte Mia.

      „Ja, ist ja gut. Ist für Sie, Herr Thomas“, lachte Ben.

      „Ho, ho, ho…“, knurrte dieser und legte nach: „Ich mag keine Muffins, ich mag nur Törtchen!“

      Im gleichen Moment öffnete sich die Tür. Ohne dass die Frau irgendetwas sagen konnte, kreischte Mia: „Herzlich willkommen! Wir sind eure Nachbarn!“ Schon war sie in die Wohnung gestürmt. Ben jagte mit den Törtchen hinterher. Dann flog die Tür zu. Herr Thomas vernahm im Flur das Palaver, das sich in der Wohnung abspielte.

      „Arrogante Pisser“, entfleuchte es ihm.

      Traurig lag das Törtchen auf dem Fußboden vorm Treppenabsatz.

      „Na, komm her, ich nehme dich mit“, zeigte er seine weiche Seite.

      Er beschloss, nun erst einmal zu Mutti zu gehen und sie zu fragen, was es denn mit den neuen Mietern auf sich habe und warum er davon nichts wisse. Vor allem, woher sie derart plötzlich kamen, dass Mutti ihn nicht informierte, interessierte ihn.

      „Das sind Brandopfer. Solchen Menschen müssen wir doch helfen! Und als sie gestern Nacht im strömenden Regen an der Pforte standen, war es meine moralische Pflicht, ihnen die Wohnung anzubieten, wo sie ja leer steht! Ich hätte Ihnen das selbstverständlich noch gesagt.“

      „Und wie lange sollen sie in der Wohnung bleiben?“

      „Bis sie etwas anderes haben. Bloß vorübergehend. Jetzt plustern Sie sich mal nicht so auf, es ist mein Haus, meine Wohnung und Sie sind mein Hausmeister“, verdeutlichte sie.

      „Ich plustere mich gar nicht auf“, klagte Herr Thomas über die unangemessene Unterstellung. Er dachte kurz nach und an das Törtchen in seiner Hand, das er ihr schließlich reichte: „Hier, für Sie.“

      Mutti strahlte.

      „Sie haben selbst gebacken? Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. Vielen Dank, Herr Thomas.“

      „Bitte sehr.“

      Er verabschiedete sich. Hämisch grinsend schlurfte Herr Thomas zurück zu seiner Trittleiter. Nach der Glühbirne wäre die quietschende Kellertür dran, die er erst vor einem Monat geölt hatte. Immerhin hatte er sich den Weg zum Abfalleimer gespart und darüber hinaus einen Pluspunkt bei Mutti gesammelt – vorausgesetzt, die Backkünste der beiden Studenten waren ähnlich groß wie ihre Arroganz. Der biedere Herr Thomas verabscheute dieses junge Volk. Hatte nur Spaß im Kopf, machte nur Lärm und Probleme. Zu unernst fürs Leben. Nichts für ihn.

      Hinz und Kunz im Treppenhaus

      Wenige Tage später, als Herr Hinz von der Arbeit heimkehrte, begegnete er Herrn Thomas im Treppenhaus. Endlich bot sich ihm die Gelegenheit, nachzuforschen, wer denn diese Familie sei, auf die er nun schon mehrmals im Flur, vor oder hinterm Haus gestoßen war und die anscheinend im dritten Stock lebte. Frau Kunz gesellte sich zu ihnen. Sie hatte gerade ihren Müll zu den Tonnen in den Hof gebracht.

      „Ganz reizende Leute, wirklich reizend, vor allem das Kind“, schwärmte sie.

      „Wenn man selbst keins hat“, murrte Hinz.

      Sie warf ihm einen tödlichen Blick zu. Bevor sie antworten konnte oder ihn möglicherweise tatsächlich getötet hätte – was unwahrscheinlich gewesen wäre, denn Herr Hinz hatte sich an böse, weibliche Blicke längst gewöhnt –, fuhr Herr Thomas dazwischen: „Is‘ ja nur für vorübergehend.“

      „Schade eigentlich… Ich finde, die Familie passt sehr gut hierher…“

      „Zwei Männer, eine Frau und ein Kind – komische Familie“, brummte Hinz.

      „Sie sind wirklich super drauf“, fauchte sie.

      „Bin ich immer.“

      „Ich liebe Konversationen mit Ihnen. Die sind stets so wortreich, so intensiv, so unglaublich bereichernd! Ich spüre förmlich, wie es geradezu aus Ihnen herausbricht! Diese Leidenschaft! Unfassbar!“

      „So platonisch kannte ich Sie bisher gar nicht…“

      Ihre Ironie schwand: „Die Wohnung steht ohnehin leer. Ich weiß überhaupt nicht, was Sie für ein Problem haben…“

      „Ich hab‘ nichts von einem Problem gesagt.“

      „Aber ich spüre es doch!“

      Hinter den dicken Gläsern sausten Herrn Thomas‘ Augen von links nach rechts, von rechts nach links und wieder zurück.

      „Keine Ahnung, was Sie spüren. Vielleicht sind Sie mit den Gedanken noch bei letzter Nacht“, grantelte Hinz.

      „Das ist unerhört! Herr Thomas, muss ich mir das bieten lassen? Sagen Sie doch auch mal was“, sie stemmte die Arme in die Hüften.

      Herrn Thomas war die Situation sichtlich unangenehm, mochte er es sich ja mit keinem der beiden verscherzen. Nüchtern bemerkte er deshalb: „Ein Teil meiner Aussage würde Sie zu sehr verunsichern, Frau Kunz.“

      Sie blinzelte ihn verdattert an: „Was war das denn für eine Antwort? Jedenfalls finde ich, hat Frau Mutti richtig gehandelt, moralisch einwandfrei! Sie hat ein großes Herz bewiesen.“

      „Wünschte, dass täte sie ihren Mietern gegenüber auch mal“, brummte Hinz.

      „Herr Hinz! Das sind Menschen in Not und es zeugt von Größe, ihnen zu helfen“, empörte sich Kunz.

      „Wenn Sie so weitergackern, legen Sie gleich ein Ei.“

      „Unerhört“, stampfte sie auf, durchbohrte, weil er offensichtlich nicht willens war, ihr beizustehen, mit zornigen Blicken Herrn Thomas und stob die Stufen hinauf zu ihrer Wohnung. Vereinzelt hallte ein „unerhört!“ wider, bis ihre Tür knallte.

      „Frauen“, kommentierte Hinz trockenst.

      „Frauen“, bestätigte der Hausmeister.

      Sie drehten sich um und gingen in ihre Wohnungen.

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