Handbuch der vergleichenden Zivilisatorik. D.Dere. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: D.Dere
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783742772558
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noch Rüstung benötigen und eine derartige Verschwendung der Mittel ja eher ablehnen, ist so eine Klassifizierung zumindest ungewöhnlich und es entsteht der Verdacht, dass hier entweder in der Konzeption, in der Übersetzung oder der Interpretation "etwas faul ist im Staate Dänemark". Zumindest in den Randbereichen, die nicht zwingend relevant sind für die ja nicht unwichtige "Mission Rama".

       3. APU

      Im oben genannten, 1975 erschienenen Buch von Benitez wird auch von einer mit den Ganymeden befreundeten APU-Zivilisation berichtet, die auf einem Planeten nahe unserer Nachbarsonne im Sternbild des Zentauren, in 4,3 Lj. Entfernung, beheimatet sein soll. Dies könnte schon deshalb etwas kurios bzw. widersprüchlich sein, da etwa zu jener Zeit auch ein anderer Kontaktler (Vitko Novi) in "APU - eine Welt ohne Geld in der Galaxis X9" ebenfalls eine außerirdische Zivilisation namens APU beschreibt, die sich aber ganz woanders, sogar jenseits unserer Milchstraße, befinden soll. Dieses andere Buch, das damals in zwei Bänden erschienen ist, wirft aber - unabhängig von seiner ökonomisch-gesellschaftlichen Brisanz - eine Menge sachlicher Fragen auf, die recht schwer mit anderen Erkenntnissen und Konzepten in Einklang zu bringen sind. Dabei werden zweifellos einige offenbar astronomisch-kosmologische Ungereimtheiten offensichtlich.

      So soll der ursprüngliche zivilisationstragende APU-Planet in sehr früher Zeit auch eine Million mal größer wie unsere Sonne gewesen sein, als er vor Trillionen (?) Jahren irgendwie explodierte und außerdem wäre sogar die Menschheit demnach direkter Abkömmling jener APU-Zivilisation. Nun verträgt sich so ein angedachtes Szenario weder mit den Grundkonzepten, noch mit dem Zeitmaß der "Trillionen Jahre" der modernen astronomischen oder kosmologischen Forschung, die für die konventionelle Sternenentstehung unserer Metagalaxis wohl kein Alter über 15 Milliarden Jahre zulässt. Zudem sei dem Buch nach unsere negative ethische Entwicklung irgendwie durch den ungünstigen Einfallswinkel der Sonnenstrahlung bedingt (?), usw. usf.. Unterm Strich wird der Leser mit einer Unmenge offensichtlicher Ungereimtheiten und Paradoxa konfrontiert, die den ganzen Bericht leider etwas unglaubwürdig erscheinen lassen. Das alles geschieht, obwohl der Autor glaubhaft versichert, im Jahre 1960 "170 Stunden mit Außerirdischen" (so der Titel seines ersten Buches) verbracht zu haben und dabei tatsächlich körperlich auch im Raumschiff bei ihnen gewesen ist.

      Verglichen damit scheint also die auf dem Benitez-Buch basierende APU- und Ganymed-Interpretation, trotz all ihrer Mängel auf etwas glaubwürdigerem Niveau zu stehen und die Spur der Kontakte (über deren Natur man natürlich streiten kann) lässt sich ja ggf. bis in die Gegenwart verfolgen und dokumentieren. Bleibt also die Frage offen, ob es sich in diesem und/oder in jenem Text um bewusste Falschinformationen der Außerirdischen innerhalb eines Teilbereichs (siehe Fiebag), um freie Erfindungen der entsprechenden Autoren oder um noch etwas anderes handelt. Problematisch wird es immer dann, wenn ein Autor sein Erleben in ggf. recht anmaßender Weise als "reine Wahrheit" ausgibt, obwohl es evtl. von ihm nur "erdacht" worden ist und also eigentlich zum "Science Fiction-Bereich" zählen müsste. Und wenn eine Aussage in offensichtlichem Widerspruch zu anderen, wohl nicht weniger glaubwürdigen Aussagen steht, gibt es zusätzliche Probleme.

      Unabhängig von den Aussagen im Benitez-Buch erfährt man in den Büchern von Vitko Novi aber einige recht interessante Beschreibungen der APU-Gesellschaft. Es ergeben sich sogar gewisse Parallelen zum anderen Buch und man könnte glatt die Frage stellen, was wohl die Ursache dieser Übereinstimmung sein könnte. Die Bewohner des Planeten APU sind auch in der Novi - Konzeption den Erdbewohnern physisch sehr ähnlich und etwa 2 bis 3 Meter groß.

      Man geht außerdem im Text davon aus, dass es spätestens im 21. Jahrhundert auf Erden zu einer großen Zerstörungswelle kommen kann, deren eigentliche Ursache unser ökonomisch-monetäres System ist. Weil einige Menschen zur Machterweiterung immer effektivere und gefährlichere Waffen entwickeln, ist es möglich, dass durch bestimmte, unvorhergesehene Ereignisse und Kettenreaktionen die ganze Atmosphäre der Erde zerstört wird. Wenn die Menschen also diese verderbliche Geldwirtschaft und die damit verbundenen negativen Wertvorstellungen nicht ändern, läuft der Planet in Gefahr, für einige Jahrtausende unbewohnbar zu werden. Schließlich sei die Zivilisation hier schon einige Male auf Grund von fehlendem Verantwortungsbewusstsein der Mächtigen fast ausgelöscht worden.

      Auf der jetzigen Erde führen leider die gesellschaftlichen Umstände dazu, dass der Mensch vor allem danach trachtet, in kürzester Zeit möglichst viel Geld anzuhäufen, um ein angenehmes Leben führen zu können. Das Geld verwandelt die Menschen in Ausbeuter und Ausgebeutete, in Arme oder in Reiche, in Hasserfüllte oder in Verhasste, Arbeitende und Nichtarbeitende (sei es nun aus Gründen der Arbeitslosigkeit oder des großen Geldbesitzes). So wächst auch die Jugend heran und bemüht sich, diesen Vorbildern nachzueifern. Die Jugend auf APU kann sich dagegen so entwickeln, dass sich derartige egoistische Normen und Wertvorstellungen erst gar nicht herausbilden.

      Es wird ebenfalls darüber berichtet, dass auch die Geschehnisse um Jesus letztlich einen außerirdischen Bezug haben und der Versuch waren, per telepathischer und durch "Engel" manifestierte Kontaktaufnahme ein entsprechendes Wertesystem aus Liebe, Barmherzigkeit und Verantwortungsgefühl in der menschlichen Kultur zu etablieren. Leider ist dieser gute Ansatz hier von den Herrschern, Fanatikern bzw. Religionsapparaten oft missbraucht und verdrängt worden. Dennoch haben Außerirdische, die im Verborgenen und in Inkarnation hier lebten, die Geschichte der Menschheit einige Male positiv inspiriert (all diese Vorstellungen sind ja mit ähnlichen Kontaktszenarien identisch).

      Als einziges Dokument besitzt jeder auf dem Planeten APU eine Kennkarte mit Foto als Ausweis; dieser bestätigt die Zusammenarbeit des Einzelnen mit der Gesellschaft und räumt dabei gleichzeitig eine Art Kredit ein. Man arbeitet zeitmäßig weit weniger als es auf der Erde jetzt üblich ist, aber im Gegensatz dazu macht die Arbeit auf APU allen Freude; jeder arbeitet gern und ist sich auch der Notwendigkeit dessen bewusst. Es gibt dabei weder Könige noch Präsidenten oder Regierungen. Wenn die Bürger beschließen, dass etwas zum Wohl aller verbessert werden soll, wird so eine Idee öffentlich vorgetragen und beschrieben, wenn nötig korrigiert und dann ggf. nach Abstimmungen als neue Regel bzw. Gesetz allgemein akzeptiert.

      Die wichtigen, allgemeinen Grundlagen der Gesellschaft beruhen dabei auf Solidarität, Gemeinschaftsgeist und wirklicher, auch ökonomisch-sozialer Gleichheit. Es besteht (im Gegensatz zur Erde) dort eine hohe Priorität des Grundsatzes, das für alle Planetenbewohner ein etwa gleicher, hoher Lebensstandard gewährleistet wird. Das ist ja etwas ganz anderes, als wenn nur (zumindest auf dem Papier) in bestimmten lokalen Staatswesen ein gewisses überlebensnotwendiges Mindestniveau abgesichert ist und ansonsten sich der Wohlstand immermehr polarisiert. Alles Notwendige, wie z.B. auch Nahrung, Rohstoffe, Verbrauchsmaterialien, Energien oder gespeichertes Wissen incl. Patente, wird auf APU ohne jeglichen Privatbesitz gerecht geteilt, so dass jeder alles gleichermaßen genießen bzw. nutzen kann.

      Für das in der Gesellschaft allgemein geltende, dominierende Wertesystem stehen aber keinesfalls die materiellen Dinge, sondern ethische, ideelle, kulturelle Werte und die geistig-spirituelle Entwicklung im Vordergrund. Auf APU lebt man in kleinen, bis zu zweistöckigen Häusern in parkähnlicher Umgebung. Für die Größe der Wohnung, die man ggf. als Paar nutzen darf, gibt es bestimmte allgemeingültige Richtwerte, die der jeweiligen realen Situation der Bewohner entsprechen und keinerlei unangemessene bzw. statusbezogene Privilegien zulassen. Nur die gegenseitige Sympathie entscheidet, ob und mit wem man ggf. in einer Familie zusammenlebt. Ein Paar kann sich also jederzeit unproblematisch trennen und neu finden, ohne das dies einen spürbaren ökonomischen Hintergrund hätte. Allerdings muß ein Kinderwunsch vor der Schwangerschaft im Interesse des Kindes beantragt werden, damit sich keine ungeplante Schwangerschaft oder Elternschaft entwickelt. Also das Kind danach nicht zum elterlichen Streitobjekt wird und stets sichergestellt ist, dass es, ggf. auch über die elterliche Betreuung hinaus, im Schutz der Gesellschaft optimal heranwachsen kann. So ist eine, besonders auch geistige Vernachlässigung, falsche Erziehung bzw. elterliche Überforderung weitestgehend vermeidbar.

      Ohne die Geldwirtschaft und die damit verbundenen Verteilungskämpfe, wie z.B. Kriege aller Art, die ja bei uns oft in andere, nationale oder religiöse Vorwände gekleidet sind, sei es möglich, alle grundlegenden, angemessenen Bedürfnisse kultureller und gesellschaftlicher Art ausreichend zu befriedigen. So ist z.B. das Recht auf allseitige, gleichrangige Freizeitbetätigung