Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: T. von Held
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742763129
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hatten

       viele Kinder, die wiederum Kinder bekamen. Der

       Mann Kassangero wünschte, daß alle seine Kinder

       und ihre Nachkommen für immer am Leben bleiben

       sollten; aber sein Weib riet ihm ab, zur Erfüllung dieses

       törichten Wunsches Medizin zu machen. Wenn

       der Menschen zu viele würden, meinte sie, könnten

       sie keinen Platz finden, um Felder zu bauen, und kein

       Holz zum Feuer, um ihr Essen zu kochen. Da gab der

       erste Mann sein Vorhaben auf und ließ die Menschen

       sterben.

       Fußnoten

       1 W i e e s k o m m t , d a ß d i e N a s e d e s

       H a s e n g e s p a l t e n i s t (Hottentotten);

       W a r u m e s g u t i s t , d a ß d i e M e n -

       s c h e n s t e r b e n (Sage vom Viktoriasee); S a g e

       v o m C h a m ä l e o n (Haussastamm); W a r u m

       d e r M e n s c h s t i r b t (Goldküste); W i e d e r

       T o d i n d i e W e l t k a m (Zulu) sind alles

       Sagen des gleichen Inhaltes in mehr oder minder veränderter

       Form. Eine wunderbare Gleichheit der Mythologie

       der Bantuvölker in dem weiten afrikanischen

       Gebiet ist in diesen Sagen enthalten, in allen liegt der

       tiefe Gedanke an die Vergänglichkeit alles Bestehenden.

       Die Sage vom Chamäleon.1

       Eine Geschichte des Haussastammes im Innern

       Afrikas.

       Der große Geist sandte einst das Chamäleon zu den

       Menschen.

       »Sage ihnen,« sprach er, »wenn ein Mensch stirbt,

       so soll man ihn mit Brot berühren, damit er wieder

       lebe.«

       Diese Worte hatte die Eidechse gehört; eilig lief sie

       zu den Menschen und sagte zu ihnen:

       »Wenn ein Mensch stirbt, so sollt ihr ihn begraben.

       «

       Auch das Chamäleon machte sich auf den Weg,

       schmückte sich mit bunten Farben und ging langsam

       zu den Menschen.

       Der große Geist sagt zu euch: »Wenn ein Mensch

       stirbt, so sollt ihr ihn mit Brot berühren, damit er wieder

       lebe.«

       Die Menschen aber schüttelten den Kopf und sagten:

       »Was zuerst gesagt ist, muß gelten; wir glauben dir

       nicht.«

       Fußnoten

       1 W i e e s k o m m t , d a ß d i e N a s e d e s

       H a s e n g e s p a l t e n i s t (Hottentotten);

       W a r u m e s g u t i s t , d a ß d i e M e n -

       s c h e n s t e r b e n (Sage vom Viktoriasee); S a g e

       v o m C h a m ä l e o n (Haussastamm); W a r u m

       d e r M e n s c h s t i r b t (Goldküste); W i e d e r

       T o d i n d i e W e l t k a m (Zulu) sind alles

       Sagen des gleichen Inhaltes in mehr oder minder veränderter

       Form. Eine wunderbare Gleichheit der Mythologie

       der Bantuvölker in dem weiten afrikanischen

       Gebiet ist in diesen Sagen enthalten, in allen liegt der

       tiefe Gedanke an die Vergänglichkeit alles Bestehenden.

       Warum der Mensch stirbt.1

       Eine Sage von der Goldküste.

       Der erste Mensch auf Erden war unsterblich; es war

       ein Weib. Der große Geist aber sah, daß es nicht gut

       war, das Weib allein zu lassen; deshalb schuf er den

       Mann. Da fingen die Menschen an sich zu vermehren,

       aber nicht genug, um die Erde zu füllen! – Da sandte

       der große Geist das Schaf zu ihnen und ließ ihnen

       sagen:

       »Die Menschen werden sterben, aber sie werden

       wiederkehren.« Das Schaf machte sich auf den Weg;

       als es aber an fetten Weiden vorbeikam, fing es an,

       auf ihnen zu grasen und verweilte sich und vergaß

       seine Botschaft.

       Die Menschen vermehrten sich mehr und mehr;

       aber da sie unsterblich waren, fing es an, ihnen auf

       der Erde an Raum zu mangeln.

       »Wenn wir unsterblich sind,« sagten sie, »so wer-

       den unserer bald zu viele sein.«

       Da sandte der große Geist die Ziege und befahl ihr,

       den Menschen zu sagen:

       »Wenn der Mensch stirbt, wird er tot sein für

       immer.«

       Eilig legte die Ziege ihren weg zurück, während

       das Schaf noch immer graste.

       »Wenn der Mensch stirbt, wird er tot sein für

       immer,« rief sie den Menschen zu.

       Da endlich traf das Schaf ein; – aber seine Botschaft

       kam zu spät.

       Wäre das Schaf schnell gewesen und vor der Ziege

       gekommen, so würde der Mensch vom Tode wiederkehren;

       nun aber muß er sterben.

       Fußnoten

       1 W i e e s k o m m t , d a ß d i e N a s e d e s

       H a s e n g e s p a l t e n i s t (Hottentotten);

       W a r u m e s g u t i s t , d a ß d i e M e n -

       s c h e n s t e r b e n (Sage vom Viktoriasee); S a g e

       v o m C h a m ä l e o n (Haussastamm); W a r u m

       d e r M e n s c h s t i r b t (Goldküste); W i e d e r

       T o d i n d i e W e l t k a m (Zulu) sind alles

       Sagen des gleichen Inhaltes in mehr oder minder veränderter

       Form. Eine wunderbare Gleichheit der Mythologie

       der Bantuvölker in dem weiten afrikanischen

       Gebiet ist in diesen Sagen enthalten, in allen liegt der

       tiefe Gedanke an die Vergänglichkeit alles Bestehenden.

       Der Hase und die Schildkröte.1

       Ein Kamerunmärchen.

       Ein Hase traf einst eine Schildkröte.

       »Ei,« rief er höhnisch aus, »was du für kurze, häßliche

       Beine hast!«

       Die Schildkröte tat, als habe sie die Worte des

       Hasen gar nicht gehört.

       »Mit d e n Beinen kannst du gewiß nicht laufen!«

       höhnte er weiter.

       Noch immer tat die Schildkröte, als hätte sie gar

       nicht hingehört. Das ärgerte den Hasen. Gerade wollte

       er noch mehr sagen, als plötzlich die verspottete

       Schildkröte sprach: