Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: T. von Held
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742763129
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      T. von Held

      Afrikanische Märchen auf 668 Seiten

      Märchen und Sagen der afrikanischen Neger!

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      Vorwort.

       Die Sagen der afrikanischen Neger sind ein überraschend

       reichhaltiger literarischer Schatz, welcher die

       alte Annahme bestätigt, daß das Geistesleben aller

       Völker und Rassen das gleiche ist, so lange es in der

       Kindheit seiner Entwickelung sich befindet. Was sich

       in vielen Jahrhunderten auf dem schwarzen Kontinent

       an Literatur seiner Eingeborenen durch Tradition erhalten

       hat, steht den europäischen alten Fabeln und

       Sagen nicht nach; der einzige Unterschied ist, daß

       diese einen steten Fortgang des Innenlebens, der Kultur

       der kaukasischen Rassen bekunden, während der

       Afrikaneger sich noch heute in seiner Kindheit befindet.

       Es läßt sich nicht einmal ungefähr angeben, wieviel

       verschiedene Stämme und wieviel Sprachen auf

       dem afrikanischen Festlande leben; nur soviel ist sicher,

       daß beider Zahl enorm ist. Sind doch allein auf

       deutsch-ostafrikanischem Gebiete gegen fünfzig

       scharf voneinander getrennte Zungen anzutreffen. Um

       so sonderbarer ist die Tatsache, daß die Verschiedenheit

       der Sprachen eine nicht dem entsprechende Verschiedenheit

       der Literatur der Völker Afrikas zur

       Folge hat. Wir finden die Erzählungen des Nordens

       im Süden wieder, in veränderter Gestalt zwar und sich

       den verschiedenen Lebensgewohnheiten und Umge-

       bungen anpassend, aber unverkennbar dieselben Ideen

       in sich tragend. Auffallend tritt diese geistige Verwandtschaft

       der Geschichten hervor in folgenden:

       Wie der Tod in die Welt kam. (Zulusage.)

       Wie es kommt, daß die Nase des Hasen gespalten

       ist. (Hottentottenfabel.)

       Warum es gut ist, daß die Menschen sterben.

       (Sage der Eingeborenen am Viktoriasee.)

       Die Sage vom Chamäleon. (Sage der Haussaneger

       im Innern Afrikas.)

       Warum der Mensch stirbt. (Sage von der Goldküste.)

       Die große Familie der Bantuvölker, d.h. der südlich

       vom Äquator lebenden Afrikaneger, zu denen indessen

       die Hottentotten nicht zu rechnen sind, da sie

       eine Familie für sich bilden, besitzt eine beträchtliche

       Anzahl von Sagen, deren Hauptperson ein Kind ist,

       das irgend eine Sache verschenkt oder verleiht, dieselbe

       wiederfordert und findet, daß sie verloren oder zerbrochen

       ist. Als Schmerzensgeld bekommt es dann

       einen anderen Gegenstand, mit dem es dieselbe Erfahrung

       macht. Die Sache wiederholt sich mehrmals und

       wirkt dadurch schließlich lähmend auf das Interesse.

       Was aber von Interesse ist, das ist ihre Verbreitung

       über den ganzen afrikanischen Kontinent und über ihn

       hinaus auf seine Inseln. Man kann nur annehmen, daß

       ein großer Kreis der afrikanischen Sagen einem vorgeschichtlichen

       Zeitalter angehört und sich langsam

       weiter und weiter verbreitet hat, allmählich seine Farben

       und Gewänder ändernd. Ein hervorragendes Beispiel

       von Geschichten dieser Art, ist:

       Eine Geschichte der Neger von Damaraland;

       Eine Erzählung aus Madagaskar;

       Eine Geschichte von der Sierra Leonaküste;

       Eine Geschichte der Zulus.

       In allen vier Erzählungen handelt es sich um geschenkte,

       vertauschte und zerbrochene Sachen. Die

       Otyiherero- oder Damaraerzählung und Madagaskarsage

       sind in vielen Punkten verschieden, weisen aber

       auch augenscheinliche Übereinstimmungen auf. So ist

       der erste Tauschgegenstand in beiden eine Nadel, ihr

       folgt in der Damarageschichte eine Frucht, in der der

       Malagassen eine Pflanze, dann finden wir in beiden

       die Axt. In beiden Fabeln sind außer Lebensmitteln

       immer eiserne Gegenstände die Tauschobjekte, und

       sie werden stets weitergegeben an Leute, denen vorher

       der Nutzen des Eisens unbekannt schien. So kann

       man wohl annehmen, daß diese Fabeln entstanden zur

       Zeit, da das Eisen den Stein zu ersetzen anfing, und

       somit dürften diese Erzählungen zu den frühesten literarischen

       Erzeugnissen der Eingeborenen