Von der Männerwelt hatte Ruth die Nase voll und hielt sich fern. Im Augenblick war sie so sehr geheilt, dass sie sich nicht vorstellen konnte, irgendwann einmal zu heiraten und Kinder zu bekommen. Dieses Junggesellendasein hatte immerhin den Vorteil, dass man Entscheidungen selbst treffen konnte und nicht immer alles mit anderen durchsprechen musste.
Diesbezüglich war Gabi ein gutes Beispiel. Überall musste sie Kompromisse schließen, damit sie mit ihrem Stefan klarkam. Ruth konnte sich so etwas nicht mehr vorstellen.
Zwei- oder dreimal hatte sie trotz allem die Peseta Loca besucht, doch außer dem Wirt kannte sie niemanden, also strich sie auch das von ihrem Programm.
Mit Studienkollegen freundete sich Ruth nicht an. Sie waren ihr oft zu flatterhaft. Die Diskussionen, denen sie ab und zu unfreiwillig beigewohnt hatte, bestätigten sie in der Meinung, dass einige doch nur hier an der Uni waren um sich ein faules Studentenleben zu machen. Für Ruth waren diese Zeiten endgültig vorbei.
Von jetzt an wollte sie möglichst schnell auf eigenen Füßen stehen. Freilich, es kam noch eine Durststrecke als Referendarin, doch die würde sie durchstehen. Dessen war sie sich sicher.
Ihr großer Traum von einem gemeinsamen Leben mit Fernando war gestorben und begraben. Sie musste sich neu orientieren. So viel stand für sie fest: Kein Mann war es wert, dass man ihm nachweinte, von sich umbringen konnte gar nicht erst die Rede sein.
Am letzten Wochenende im Juni war der große Umzug von Ruth und Gabi. Ruths Vater hatte es sich nicht nehmen lassen, in der Firma einen kleinen Lieferwagen auszuleihen und selbst in München mit Hand anzulegen. Gabi wurde von ihrem Mann Stefan unterstützt.
Am Samstagabend brachte jeder seine Fuhre ins neue Heim. Die Freundinnen wollten sich am Montag in München treffen. Noch einmal würden sie gepflegt zu Abend essen und Abschied nehmen. Am Dienstag übergaben sie die Wohnung an die Nachmieter. Dann war dieses Kapitel endgültig abgeschlossen.
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