Liebe ist kein Honigbrot. Iris Bulling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Iris Bulling
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738084771
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dass er bei uns übernachten kann. Dann können wir übermorgen sehr pünktlich wegfahren.“

      Mit mäßigem Interesse schaute Frau Beck auf. Da es für ihren Mann eine Selbstverständlichkeit war, Geschäftsfreunde von weiter her bei sich zu Hause zu beherbergen, waren Übernachtungsgäste für sie nichts Besonderes.

      „Birgits Freund? Ach wie nett. Ich glaube, in dem kleinen Gästezimmer ist das Bett noch bezogen. Du kannst dich ja darum kümmern.“

      „Danke, Mutti. Das werde ich gleich tun.“

      Sie raste die Treppe hoch und öffnete die Tür zu dem Raum. Tatsächlich war alles sauber hergerichtet und wartete nur auf einen Gast. Sie öffnete die Tür zum danebenliegenden Badezimmer. Es lagen noch keine Handtücher bereit. Rasch ging sie zur Wäschekommode und überlegte, welche Farbe ihm wohl am besten gefallen würde. Dann nahm sie ein kuscheliges blauweißgestreiftes Badelaken und ein dazu passendes Handtuch heraus. Das ergänzte harmonisch den dunkelblauen Badezimmerteppich. Zufrieden registrierte sie, dass alles einen einladenden Eindruck machte.

      Als sie auf ihre Uhr schaute, stellte sie fest, dass sie in fünf Minuten bei Volker sein sollte.

      Das würde sie nicht mehr schaffen. Sie raste wieder runter ans Telefon und wählte seine Nummer. Seine kleine Schwester nahm ab. Steffi atmete unbewusst auf und merkte, dass sie jetzt eigentlich gar nicht mit ihm sprechen wollte.

      „Kannst du Volker sagen, dass ich aufgehalten worden bin? Es dauert noch etwa eine Stunde, bis ich da bin!“

      Nachdem sie aufgelegt hatte, zog sie sich erst einmal in ihr Zimmer zurück und ließ sich aufs Bett sinken.

      „Ich bin verrückt“, flüsterte sie vor sich hin. „Was soll das Ganze denn? Er ist Birgits Freund und ich habe Volker. Warum bringt mich so ein harmloser Anruf nur so durcheinander?“

      Trotzdem musste sie sich erst wieder beruhigen, ehe sie Volker gegenübertreten konnte. Sie atmete tief durch den Bauch ein und aus, und schließlich fühlte sie sich stark genug aufzustehen und so zu tun, als wäre alles normal. Sie ging noch einmal zu ihrer Mutter.

      „Mutti“, meinte sie, „Können wir morgen Abend noch mal grillen? Volker und Henno haben sich nun ja auch eine ganze Zeit nicht mehr gesehen. Es wäre doch schön, wenn wir den letzten Abend hier gemeinsam verbringen könnten!“

      Am nächsten Tag stand sie schon um halb drei am Bahnhof, um Henno abzuholen. Der Zug hatte fünf Minuten Verspätung und sie hatte das Gefühl vor Erregung platzen zu müssen. Als er endlich einfuhr und so viele Menschen ausstiegen, bekam sie Angst, dass sie ihn nicht entdecken könnte in dem Trubel.

      Aber natürlich war diese völlig unbegründet. Sie konnte seine hohe Gestalt sofort ausmachen, als er auf dem Bahnsteig in ihre Richtung kam. Er trug einen relativ kleinen Koffer und ging mit festen Schritten direkt auf sie zu. Sie versank in seinem Lächeln und konnte sich zunächst nicht rühren, als er ohne Umstände den Koffer abstellte, sie fest in die Arme nahm und ihr links und rechts einen Kuss auf die Wange drückte.

      „Es ist wirklich nett von dir, dass du mich abholst“, meinte er gleichmütig. Das holte sie in die Realität zurück.

      „Ist doch selbstverständlich“, murmelte sie und hoffte, genauso sachlich zu klingen. „Mein Auto steht gleich um die Ecke.“

      Sie fuhren zu ihr nach Hause und er wollte wissen, wie sie bisher die Ferien verbracht hatte. Es entspann sich tatsächlich ein lockeres Gespräch und als sie bei ihr zu Hause anlangten, hatte sie ihre Ruhe wieder und schalt sich lediglich wegen ihrer unangemessenen Aufregung.

      Ihre Mutter öffnete und begrüßte ihn herzlich, als würde sie ihn schon ewig kennen.

      Nachdem Steffi ihn in sein Zimmer geführt und er sich kurz etwas erfrischt hatte, saßen sie im Garten und tranken Kaffee. Er verwickelte ihre Mutter sofort in ein lebhaftes Gespräch und sie merkte schnell, wie auch sie von seinem Charme sehr angetan war.

      Volker kam etwa eine halbe Stunde später. Die beiden Männer begrüßten sich, Volker schob seinen Stuhl zwischen den von Henno und Steffi, um neben ihr sitzen zu können, und nahm dankbar eine Tasse Kaffee von Frau Beck entgegen. Aber die leichte Unterhaltung war ins Stocken geraten.

      „Ich habe noch einiges an Stauraum im Auto“, erklärte Volker schließlich. „Wollen wir deine Sachen auch gleich noch einpacken? Für Henno wäre es ja angenehmer, wenn alles im Kofferraum Platz hat.“

      „Wir fahren morgen um sieben los“, wandte er sich dann an diesen. „Der Einfachheit halber übernachte ich auch hier.“ Er lächelte Frau Beck zu. „Vielen Dank, dass Sie so viel Verständnis haben.“

      „Na ja“, lachte sie. „Du übernachtest hier ja nicht das erste Mal.“

      Steffi spürte Hennos Blick auf sich und merkte, wie sie errötete.

      „Ich weiß nicht, was das jetzt zur Sache tut“, versetzte sie ärgerlich. „Wenn wir morgen so früh los müssen, ist das doch die beste Lösung. Ich hoffe, Mutti, die Arbeit wird dir nicht zu viel.“

      „Ach was, deine Gäste sind mir genauso willkommen wie Vatis Gäste. So, jetzt will ich aber mal anfangen mit den Salaten für heute Abend.“

      Steffi erhob sich ebenfalls, um ihr zu helfen.

      „Ihr könnt ja mal die Route von morgen durchgehen“, meinte sie an die beiden gewandt und war froh, dass sie einen Grund hatte, sie allein zu lassen.

      Frau Beck hatte schon angefangen verschiedene Salatsorten aus dem Kühlschrank zu legen. Steffi holte Schneidebretter, Messer und Schüsseln heraus. Eine Weile arbeiteten sie schweigend, dann meinte Frau Beck plötzlich:

      „Was ist das für ein reizender junger Mann! Aber Volker scheint sich nicht sehr gut mit ihm zu verstehen.“

      Steffi unterbrach ihre Arbeit und musterte sie fragend. Doch ihre Mutter schien keine Antwort zu erwarten, und so fuhr sie verbissen in ihrer Beschäftigung fort.

      Als später ihr Vater kam, schmissen er und Volker den Grill an, während Henno in die Küche kam und den Frauen dann half, den Tisch zu decken.

      Beim Essen fanden Herr Beck und Henno sehr schnell einen Gesprächsstoff. Steffis Vater war sehr interessiert am Studium heute, und Henno erzählte sehr fesselnd. Irgendwann zeigte er auf das Haus.

      „Sie haben hier wirklich einen Traum. Haben Sie es selbst entworfen?“

      Herr Beck nickte.

      „Ja, wie Sie richtig erkannt haben, habe ich mir einen Traum erfüllt. Früher wohnten wir im gleichen Haus, in dem ich mein Büro hatte, aber diese räumliche Entfernung sorgt für mehr Entspannung.“ Er lächelte verschmitzt. „Anfänglich habe ich gehofft, meine Tochter würde in meine Fußstapfen treten, aber das war halt nichts. Und jetzt hat sie sich in einen Mediziner verguckt - also auch da keine Chance auf einen Nachfolger.“

      Hennos Blick traf den von Steffi und er lächelte amüsiert.

      „Ich glaube, Ihre Tochter weiß auf jeden Fall, was gut für sie ist“, gab er dann zur Antwort.

      „Und letztlich haben Sie mehr davon, wenn sie ihren richtigen Weg findet. Mein Vater war Cellist im Sinfonieorchester. Es wäre eine Katastrophe gewesen, wenn er das Gleiche von mir erwartet hätte.“

      „Ich weiß fast nichts über ihn“, dachte Steffi verwundert. „Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass er aus einer Musikerfamilie stammt! Aber eigentlich passt das zu ihm.“

      Herr Beck lachte schallend.

      „Da haben Sie Recht, junger Mann. Aber was für ein Glück hat doch Volkers Vater, dass das Herz seines Sohnes auch für die Kindermedizin schlägt. Das erleichtert im Leben einiges.“

      Schließlich waren alle müde und zogen sich nach gemeinsamem Aufräumen zurück. Henno verabschiedete sich höflich und ging die Treppe hoch. Die anderen Schlafzimmer lagen im Erdgeschoss.

      Steffis Koffer stand gepackt in ihrem Zimmer, weil sie