Das RFID Komplott. Jürgen H. Ruhr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jürgen H. Ruhr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738020403
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zog ein Briefmarkenalbum aus dem Regal.

      Plötzlich erklang hinter ihnen die Stimme von Granders Frau: „Kann ich den Herren denn etwas zu trinken bringen?“

      Frank hatte die Frau nicht kommen hören. Jetzt blickte sie neugierig auf das Album.

      „Wollen sie sich bestimmte Marken ansehen, Dr. Rudak?“

      Bevor Grander noch antworten konnte, erklärte Frank hastig: „Nein, gnädige Frau, keine bestimmten Marken. Nur einmal schauen ...“ Das klang jetzt nicht nur etwas lahm, sondern äußerst ablenkend.

      Granders Frau schaute ihn ein wenig merkwürdig von der Seite an. Doch Grander erlaubte jetzt keine Störung: „Lass uns doch jetzt bitte alleine, Schatz. Und schließe die Tür hinter dir.“ Das war eindeutig eine Abfuhr. Ohne ein Wort verließ die Frau den Raum. Grander ging zur Tür und schloss sie sorgfältig.

      „So, Dr. Rudak. Hier sind meine holländischen Marken. Diese hier ist von 1939, einde...“

      Frank unterbrach den Redefluss: „Doktor Grander, bitte nur die Marke von Schwenkers Postkarte. Desto schneller sind sie mich dann auch wieder los.“

      Grander blätterte missmutig in dem Album.

      „Gut, hier Dr. Rudak, hier ist die Marke. Ist es nicht ein besonders schönes Stück?“ Er gab Frank etwas Zeit die Marke zu betrachten.

      „Wie vorhin schon erwähnt, das ist eine Sondermarke aus der Serie ‚Voor het kind‘, gesunde Ernährung und Sport.“

      Frank interessierte das recht wenig. Die Marke stellte eine gewichthebende Erdbeere dar. Weder besonders originell, noch interessant. Aber Frank war ja auch kein Philatelist. Dunkel erinnerte er sich aber, dass auf seiner Postkarte eine Zitrone oder etwas Ähnliches auf der Marke dargestellt gewesen war.

      Jetzt galt es eine Möglichkeit zu finden, die Briefmarke ungestört zu untersuchen: „Dr. Grander, hätten sie vielleicht ein Glas Wasser für mich? Ich schaue mir inzwischen die Marke genau an.“

      Grander murrte etwas, das Frank nicht verstehen konnte. Bestimmt dachte er an sein wartendes Abendessen.

      „Gut, ein Glas Wasser. Aber dann verschwinden sie wieder.“ Er zog die Tür auf und rief halb erschrocken und überrascht aus: „Schatz, was machst du denn hier?“

      Granders Frau stand vor der Tür. „Ich wollte nur fragen, ob ihr noch lange braucht, das Essen wird kalt werden.“

      „Nein, wir brauchen nicht mehr lange. Würdest du Dr. Rudak bitte ein Glas Wasser holen?“ Grander gesellte sich wieder zu ihm. „Wasser kommt sofort.“ Er wollte das Album wieder zuklappen. „Genug gesehen?“

      Granders Frau brachte das Glas. Wieder versuchte sie einen Blick auf das Album zu erhaschen: „Was schaut ihr euch denn da an? Eine bestimmte Briefmarke?“

      Dr. Grander gab seiner Frau unwillig Auskunft. „Das ist die Marke von der Postkarte Dr. Schwenkers. Ein besonders schönes Stück. Aus einer Serie von sechs Marken. Eine Melone, die Fußball spie...“

      „Ich dachte, die Postkarte sei verschwunden.“ Granders Frau unterbrach ihn einfach. Sie kannte wohl schon die Vorträge ihres Mannes und würgte diese im Vorfeld ab. Allerdings zeigte ihr Gesichtsausdruck Verwirrung. Grander sah sich genötigt, eine Erklärung abzugeben: „Ja, die Karte ist auch verschwunden, nur hatte ich die Marke vorher abgelöst. Außerdem möchte Dr. Rudak jetzt bestimmt gehen.“ Diese Worte richtete er mehr an Frank und sah ihn auffordernd an.

      Der drehte sich mit Schwung zu den Eheleuten und stieß wie zufällig dabei das Glas um. Wasser ergoss sich über den Tisch und auf den Boden. „Oh, wie ungeschickt. Warten sie, ich habe ein Taschentuch, ich wi...“

      „Nein lassen sie, ich hole einen Lappen.“ Granders Frau stob davon.

      Frank drückte Dr. Grander das Taschentuch in die Hand. „Wischen sie da unten.“ Während Grander sich bückte, schaute Dr. Rudak nach der Briefmarke. Er würde nur wenige Sekunden Zeit haben ... Vorsichtig zog er die Marke aus dem Album. Dann betrachtete er die Rückseite. Zuerst sah er gar nichts. Dann aber, beim zweiten Hinsehen, erkannte er, dass ein winziger Computerchip auf der Rückseite klebte. Wer nicht gezielt danach suchen würde, könnte ihn kaum entdecken. Frank blickte auf Dr. Grander, der fleißig das Wasser unter dem Tisch aufwischte.

      Rasch löste er mit spitzen Fingern den Chip von der Briefmarke und schob die Marke zurück in das Album. Keine Sekunde zu früh, denn gerade betrat Frau Grander wieder den Raum. Missbilligend sah sie auf Dr. Rudak. „Wie kann man nur so ungeschickt sein!“ Mit raschen Bewegungen wischte sie den Tisch ab. Dann wandte sie sich an ihren Mann: „Liebster, komm lass das. Ich mache gleich unter dem Tisch sauber. Vielleicht möchte Dr. Rudak jetzt endlich wirklich gehen? Begleite ihn doch hinaus!“

      Frank sah sich schneller hinauskomplimentiert, als er dachte. Einen Freund hatte er heute bestimmt nicht gewonnen. Vorsichtig fühlte er den Chip zwischen seinen Fingern. Dann verstaute er ihn sorgsam in seiner Brieftasche. Was mochte es so Wichtiges in Zusammenhang mit diesem Chip geben? Dr. Frank Rudak konnte sich keinen Reim darauf machen. Dr. Schwenker der große Geheimniskrämer! Nun, hoffentlich würde er die Chipkarte, die ihm Schwenker vor einem Jahr gab, noch finden. Wo hatte er sie gleich noch hingelegt? Grübelnd fuhr Frank nach Hause.

      5. Das Computerspiel

      Lydia hatte sich offensichtlich wieder etwas beruhigt. Allerdings begrüßte sie ihn auch nicht mehr in Dessous, so wie in den letzten Tagen, sondern trug schlicht und einfach eine Jeans mit einem enganliegenden Pullover. „Hallo, du bist aber spät dran.“

      Na, eine nette Begrüßung. Forschend schaute Dr. Rudak seiner Frau ins Gesicht. Stand schon wieder Ärger an? Aber sie riss sich anscheinend zusammen.

      Lydia hob theatralisch die Arme und sah ihm ins Gesicht: „Wieso kommst du so spät? Ich habe schon in der Klinik angerufen und dort sagte man mir, dass du schon längst fort seist. Du hast Dr. Grander getroffen und bist mit ihm weggefahren?“

      Das war eigentlich keine Frage mehr. Lydia war verflixt gut informiert. „Hallo Schatz. Ja, ich war noch bei Dr. Grander. Er hat mir seine Briefmarkensammlung gezeigt. Das war ganz interessant.“

      „Da wäre ich dir aber dankbar gewesen, wenn du mich informiert hättest. Was ist mit dem Abendessen? Jetzt ist alles kalt!“

      „Tut mir leid, Schatz. Da habe ich gar nicht dran gedacht.“ Frank ging in die Küche. Lydia folgte ihm. Frank sah sich suchend um: „Hier ist aber kein Essen ...“

      „Nein, ich hab‘s ja auch weggeworfen. War ja kalt.“ Lydia drehte sich um und ging ins Wohnzimmer. Mit einem Blick erkannte Frank, dass hier heute nicht gekocht worden war. Wieso belog ihn seine Frau? Und woher war sie so gut informiert, wo er gewesen war? Frank beschloss jetzt ein für alle Mal die Sache zu klären. Lydia war schließlich seine Frau und das Verhalten der letzten Tage war doch nicht normal! Als Frank ins Wohnzimmer kam, telefonierte sie gerade.

      Trotzdem bemerkte sie ihn sofort. „Ich muss Schluss machen, Frank steht neben mir.“ Damit legte sie auf. Obwohl sie sehr leise gesprochen hatte, verstand Frank doch genug.

      „Wer war das?“ Vielleicht ließ sich so ein klärendes Gespräch beginnen. „Niemand.“ Frank sah Lydia verständnislos an. „Niemand? Aber es muss doch jema...“

      „Hör zu Frank: Ich möchte von dir bitte nicht auch noch bei meinen Telefonaten kontrolliert werden. Du treibst dich die halbe Nacht irgendwo herum, informierst mich nicht und ich mache mir Sorgen um dich.“

      Frank gab kleinlaut bei. „Ja, du hast Recht Schatz. Ich wollte mich ja auch nur bei dir entschuldigen. Die letzten Tage waren so, ... So.“ Er fand nicht die richtigen Worte. Ja, wie waren die letzten Tage gewesen? Lydia, die sich ihm Tag für Tag hingegeben hatte. Plötzlich und augenscheinlich ohne Motivation, wie in den ganzen Jahren zuvor nicht. Das ganze Theater um Dr. Schwenkers Postkarte, oder Postkarten, die plötzlich verschwanden oder weggeworfen wurden. Frank schwirrte der Kopf. Er setzte sich neben