Das RFID Komplott. Jürgen H. Ruhr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jürgen H. Ruhr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738020403
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Weckdienst klingelte zur vereinbarten Zeit bei ihm an. Verschlafen nahm Frank den Hörer ans Ohr. „Sie wollten um acht Uhr dreißig geweckt werden. Es ist jetzt acht Uhr dreißig.“ Die weibliche Stimme klang jung, frisch und hatte einen süßen holländischen Akzent. Vor seinem geistigen Auge sah er die Dame in Trachtenkleidung an der Rezeption stehen.

      „Danke.“ Frank musste sich zweimal räuspern, bevor er das Wort herausbrachte. Seine Rippen schmerzten ein wenig und schlagartig traten die Ereignisse der Nacht wieder vor seine Augen. Mühsam schälte er sich aus dem Bett und schlurfte ins Badezimmer. Nach einer kurzen Dusche fühlte er sich wieder einigermaßen fit. Auch das Frühstücksbuffet des Hotels brachte seine Lebensgeister wieder auf Trab, wobei der ausgezeichnete Kaffee sein Übriges tat. Frank fühlte sich jetzt für die Begegnung mit dem Commissaris fit.

      Die Polizeistation in der Innenstadt war nicht schwer zu finden, man hatte ihm im Hotel den Weg genauestens erklärt. Allerdings trug die junge Dame am Empfang nicht die erwartete Trachtenkleidung. Aber irgendwie hatte Frank damit auch nicht wirklich gerechnet.

      Er klingelte an der Eingangstür der Polizeistation. Sofort wurde ihm geöffnet. Frank schaute auf seine Uhr. Kurz nach zehn. Ein Polizist sprach ihn freundlich in holländischer Sprache an und fragte etwas. Aber Frank verstand nur jedes zweite Wort. Er wollte gar nicht erst seine wenigen holländischen Brocken zusammensuchen, sondern antwortete direkt auf Deutsch. „Guten Tag, ich bin hier mit Commissaris Van Damperen verabredet.“

      „Ah, ja. Mein Herr, bitte kommen sie mit mir. Sie sind Herr Rudak aus Frankfurt? Der Commissaris erwartet sie schon.“

      Sie gingen durch einen langen Gang und bogen schließlich um einige Ecken. Das alte Gebäude musste wirklich sehr verwinkelt sein. Schon nach wenigen Minuten verlor Frank die Orientierung. Kurze, sich ständig verzweigende Gänge reihten sich aneinander und endlich blieb der Uniformierte vor einer Tür stehen und klopfte an. Dann öffnete er, noch ohne eine Antwort abzuwarten.

      „Dit is Heer Rudak, Commissaris Van Damperen.“

      „Ah, gut. Danke.“ Der Commissaris sprach nahezu akzentfrei Deutsch. Mit ausgestreckter Hand kam er Frank entgegen. Sie schüttelten sich die Hände. „Guten Morgen, Herr Dr. Rudak. Ich bin Commissaris Frederic Van Damperen. Hatten sie eine angenehme Fahrt hierhin?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, wies Van Damperen auf einen Stuhl und sprach weiter: „Bitte setzten sie sich hierhin, ich habe noch einige Fragen an sie und dann können wir in die Pathologie gehen. Darf ich ihnen zuvor einen Kaffee anbieten?“

      Wieder ohne eine Antwort von Frank abzuwarten, sprach er in das Telefon und orderte Kaffee. Dann sah er sein Gegenüber lange an. „Kannten sie Dr. Schwenker gut? Neigte Dr. Schwenker zu Schwermut? Äußerte er irgendwann Selbstmordabsichten?“

      Franks Gedanken rasten. Sollte er dem Commissaris von dem Chip erzählen? Dr. Schwenker hatte sich mit Sicherheit nicht selbst umgebracht. Aber konnte er seine Erkenntnisse diesem wildfremden Polizisten anvertrauen? Die Tür klappte auf und der Beamte, der ihn hierhin begleitet hatte, erschien mit zwei Tassen und einer großen Kanne. „Bedankt, Heiko.“ Damit war der Mann wieder entlassen. Leise verließ er den Raum und schloss hinter sich die Tür.

      Frank räusperte sich: „Also, ich glaube nicht, dass Dr. Schwenker Selbstmord begangen hat. Ich kannte Dr. Schwenker als Arbeitskollegen und Vorgesetzten und er hat mir gegenüber niemals irgendwelche Absichten in dieser Hinsicht geäußert. Im Gegenteil. Ich sollte gegen Ende des Jahres in sein Forscherteam aufgenommen werden.“ Frank nippte an dem Kaffee. Heiß und gut. Vorsichtig stellte er die Tasse wieder auf den Unterteller. „Dr. Schwenker hat mir eine Postkarte geschickt, aus, aus ...“ Frank überlegte. Wie hieß das verflixte Kaff denn noch einmal?

      „Lemmer.“ Van Damperen nahm Frank das Wort aus dem Mund.

      „Ja, stimmt. Aus Lemmer. Woher wissen sie das?“

      „Nur geraten. Dr. Schwenker hatte in Lemmer seinen Bootsliegeplatz.“

      „Ach so, ja. Also auf jeden Fall erhielt ich diese Postkarte. Schwenker war schon fünf Tage verschwunden. Nachher habe ich erfahren, dass er Urlaub hatte. Nur diese Sache mit der Karte ...“

      Van Damperen sah ihn scharf an. „Was war mit der Karte, Dr. Rudak? Hat er irgendetwas Besonderes geschrieben?“

      „Nein, etwas Besonderes nicht. Er ließ lediglich Grüße ausrichten. Nur die Tatsache, dass er überhaupt eine Karte schrieb, ist schon merkwürdig. Sonst verschickte er niemals irgendwelche Postkarten aus seinem Urlaub.“ Vielleicht sollte er dem Polizisten nun doch alles oder zumindest einen großen Teil seines Geheimnisses anvertrauen. Frank überlegte kurz, dann sprach er weiter. „Aber da war noch ...“ Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen, denn in diesem Moment klingelte das Telefon laut und fordernd. Van Damperen meldete sich und führte ein kurzes Gespräch auf Holländisch. Frank verstand nur immer wieder das Wort ‚wachten‘, konnte sich aber keinerlei Reim darauf machen. Aber das Gespräch ging ihn ja auch nichts an.

      Endlich beendete der Kommissar das Gespräch. „Wir müssen jetzt in die Pathologie.“ Er sah Frank kurz an und schob dann einige Papiere zusammen. „Das war der Arzt. Heute ist Samstag und wir schieben alle eine Zusatzschicht wegen dieser Angelegenheit. Jetzt wartet der Doktor natürlich auf uns und war ein wenig - nun, wie soll ich sagen - erregt.“

      Van Damperen nahm seine Jacke vom Haken. Frank erhob sich ebenfalls. Als sie nebeneinander standen, stellte er fest, dass der Polizist nur unwesentlich kleiner war als er.

      „Es ist nur ein kleiner Fußmarsch. Hier in der Innenstadt erledigen wir die kleineren Wege alle zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Kommen sie, Doktor.“

      Als sie das Gebäude verließen, zog der Commissaris eine dunkle Sonnenbrille aus der Jackentasche und blieb vor der Türe stehen. Dann setzte er die Sonnenbrille auf und sah sich erst einmal im Kreis um. Er trug einen dunklen Anzug, weißes Hemd und passende Krawatte. Frank drängte sich der Vergleich mit einem FBI Agenten aus amerikanischen Actionfilmen auf. Selbst an der Stelle, wo der Commissaris seine Waffe trug, beulte sich der Stoff der Anzugjacke ein wenig aus. Frank kamen Zweifel. Dieser Polizist, der sich ganz wie ein Film - Geheimagent gab, sollte den Tod Dr. Schwenkers aufklären? Zweifelnd schüttelte er den Kopf.

      „Kommen, sie Doktor. Wir müssen hier lang.“ Mit weit ausgreifenden Schritten machte sich der Commissaris auf den Weg. Dabei zeigte er hin und wieder auf verschiedene Gebäude der Stadt und erklärte Frank jeweils kurz etwas zu der Geschichte der Häuser. Nebenbei stellte er immer wieder Fragen zu Dr. Schwenker, die Frank so gut wie möglich beantwortete.

      „Nein, Dr. Schwenker war, soweit es mir bekannt ist, ein ausgezeichneter Segler. Er hatte alle erforderlichen Bootsführerscheine. Darauf war er immer sehr stolz gewesen.“

      Sie kamen um eine Gebäudeecke und sahen sich plötzlich einem Pulk Touristen gegenüber. Van Damperen machte einen Bogen um die Gruppe.

      „Nein, ich war nie mit Dr. Schwenker segeln.“ Frank antwortete auf die nächste Frage Van Damperens. „Ich bin eigentlich mehr bodenständig, also segeln ist nicht so mein Ding. Ich werde schon seekrank, wenn ich nur mit einer Fähre über einen Fluss fahre.“

      Das war nicht übertrieben. Frank setzte keinen Fuß auf ein Boot, wenn es nicht unbedingt sein musste.

      „Na, dann werden sie sich aber überwinden müssen, denn ich wollte sie heute Nachmittag auf Schwenkers Boot einladen. Dass sie sich vielleicht einmal dort umsehen würden.“

      „Sie haben Schwenkers Boot hier?“ Frank war nicht sehr begeistert. Die Aussichten den Nachmittag auf der schwankenden Yacht verbringen zu müssen, stimmten ihn nicht besonders fröhlich.

      „Nicht direkt hier, wir werden ein Stück mit dem Wagen fahren müssen. Das Boot liegt in Enkhuizen, nördlich von hier. Wir würden direkt, nachdem wir in der Pathologie waren, hinfahren. Ich kenne dort ein nettes kleines Restaurant, wo wir zu Mittag essen könnten. Danach schauen wir uns das Boot an und sind noch früh genug zurück, so dass sie in Ruhe heimfahren können.“

      Frank schüttelte den Kopf. „Ist das unbedingt notwendig? Mir fällt es