Bitter Love (3 Teile Gesamtausgabe). Alexa Kim. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexa Kim
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742756145
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Lunge würde sofort einfrieren und jeder Mensch einen qualvollen Tod sterben. Selbst für Mutanten sind die Temperaturen außerhalb der Klimazone heikel.

      Tatsächlich haben die Mutanten die ersten Energiewerke und Klimastationen gebaut. Sie organisierten die Städte und eine Art Zivilisation. Die Ersten von ihnen waren Forscher und Wissenschaftler, die an sich selbst experimentiert haben auf der Suche nach genetischen Veränderungen, mit denen sie sich an das neue Klimabild der Erde anpassen können. Schon im Jahr 2051 bildeten sich die ersten Stadt-Logen.

      Es ist für mich schwer vorstellbar, dass es Mutanten gibt, die noch wissen, wie die Wälder vor der großen Katastrophe aussahen oder die Flüsse und lebende Fische. Die Pflanzen und Tiere, die wir retten konnten, leben in Zuchtstationen. Die Loge hat alles für uns geregelt.

      Ich sehe zu, wie die gelben Farbschlieren der Rebellensonne an der Wand herunterlaufen. Letztendlich gewinnt die Loge immer. Wir haben uns in unser Schicksal gefügt.

      Ich gebe mich auf jeden Fall keiner Illusion hin! Genauso wie das Sonnensymbol werden auch die Rebellen verschwinden. Es ist nur eine Frage der Zeit.

      Als ich beim Lighthouse ankomme, schüttelte ich mein Haar, damit es zumindest etwas an die schöne rote Mähne erinnert, die es mal war. Dann betrete ich die Bar.

      Im Lighthouse ist es etwas wärmer. Ich halte nach Ash Ausschau. Die Digitaluhr an der Wand sagt mir, dass er schon seit einer Viertelstunde hier sein müsste. Doch ich kann ihn nirgendwo sehen. Eigentlich ist er recht pünktlich. Am hinteren Tisch sitzt eine Gruppe von vier Mutanten, die mich anstarren. Schnell wende ich mich ab. Wahrscheinlich sind sie noch jung.

      Das Lighthouse ist nicht besonders groß. Es gibt acht Tische, an den Wänden hängen alte Fotografien aus der Zeit vor der Katastrophe – riesige Wolkenkratzer, Sonnenaufgänge, ein Leuchtturm, der dem abgehalfterten Laden seinen Namen gegeben hat, und ein großes Flugzeug über den Wolken am blauen Himmel, auf dessen Tragflächen sich die Sonne spiegelt. Immer wenn ich hier bin, kann ich meinen Blick kaum von den Fotografien abwenden, so sehr faszinieren sie mich.

      „Willst du was trinken?", ruft mir eine Frauenstimme hinter dem Tresen zu. Es ist die von Luana, der Bedienung.

      Als ich vor ihr am Tresen stehe, mustert Luana mich von oben bis unten. Sie trägt wie ich ein Top und eine enge Jeans, hat ihr dunkles Haar aber streng zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Sie ist sehr hübsch – als ich mit Ash das erste Mal hier war, hatte ich das Gefühl, sie beobachtet uns. Aber mittlerweile ist mir ist klar, dass sie schon einen Beschützer haben muss. Die Bars gehören den Mutanten. Wenn Luana hier arbeitet, dann, weil ihr Besitzer es so will.

      „Wartest du auf Ash?", fragt sie neugierig.

      „Ja, wir sind verabredet.“

      „Er war heute noch nicht hier … aber so ist Ash eben.“

      Ich bin enttäuscht.

      „Ash ist nichts für dich“, gibt mir Luana zu verstehen, ohne dass ich sie um ihre Meinung gebeten habe.

      Sie weist auf meine Hand, an der noch immer sein Zeichen fehlt. „Er hält dich nur hin.

      Wenn du einen Blutvertrag willst, dann geh ins Tenfathers. Eine wie du … sauber … hübsch und noch nicht als Spenderin gemeldet ... du wirst da einen guten Deal machen können.“

      Ich schüttele den Kopf. Ich will Ash und keinen anderen.

      Luana lächelt zuckersüß. „Was glaubst du denn, woher ich meinen Blutvertrag habe und wer mir diesen Job besorgt hat? Warum lassen mich die vier überdrehten Typen da hinten am Tisch in Ruhe?“

      Ich starre die blau unterlaufenen Einstiche der Injektionsnadeln auf ihren Armen an. Die kleine Tätowierung auf Luanas Hand weist sie als persönliches Eigentum eines Mutanten aus – ein seltsames Symbol, das an einen Eiskristall erinnert. Jeder von ihnen hat sein eigenes Symbol, und sie kennen diese untereinander. Ashs kenne ich noch nicht; und ich habe auch keine Ahnung, wem Luana gehört. Ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Ich bin den Tränen nahe, weil Ash mich versetzt hat.

      „Besser du gehst jetzt.“ Sie nickt in Richtung der vier Typen, die mich nicht aus den Augen lassen. „Ohne Ash oder sein Zeichen bist du hier Freiwild.“

      Ich taste nach dem Brieföffner in meinem Hosenbund und werfe einen Blick auf die Digitaluhr. Fast bekomme ich einen Herzinfarkt. Ich habe die Zeit vergessen. In einer Stunde wird die Energie wieder abgeschaltet ... und ich brauche mindestens eine Stunde bis nach Hause.

      Den ganzen Weg zurück mache ich mir Sorgen und denke darüber nach, warum Ash mich versetzt hat. Hat Luana recht? Spielt er nur mit mir? Wird er mich fallen lassen, wenn er genug von mir hat?

      Ich gehe schneller, als ich bemerke, dass die anderen Menschen auf der Straße ebenfalls in Eile sind. Nur noch eine halbe Stunde, dann sind die Straßen wieder dunkel! Jeder will so schnell wie möglich in sein Apartment, auch wenn es dort genauso dunkel und kalt ist, wie in den Straßen Daytowns.

      Hektisch sehe ich mich um, weil ich fürchte, dass die vier Typen aus der Bar mir gefolgt sind. Doch ich sehe sie nicht, und auf meinem Weg nach Hause kommen auch nur zwei Energycars an mir vorbei. Sie halten nicht an und fahren auch nicht langsamer. Wenn einem in Daytown ein Energycar folgt, ist das ein untrügerisches Zeichen, dass man die Aufmerksamkeit der Loge auf sich gezogen hat.

      Ich ziehe gerade die Tür zum Treppenhaus unseres Wohnblocks hinter mir zu, als die Lichter ausgehen. Ich stehe im Dunkeln. Genervt krame ich aus meinem Rucksack den Led-Stab hervor und schalte ihn an. Er flackert - die Batterieeinheiten sind fast leer, und wie alles andere sind natürlich auch Batterieeinheiten knapp.

      Die letzten Stockwerke bis zu unserer Wohnung renne ich. Ich bin in heller Panik! Als ich endlich die Wohnungstür endlich hinter mir zuwerfe, bin ich so außer Atem, dass ich glaube, ich müsse tot umfallen. Das Apartment ist deprimierend leer, dunkel und kalt. Wie immer ist Sid im Tenfathers bei Angel.

      Ich setze mich an den Tisch und löffele kalte Sojabohnen aus der Dose. Unser alter Mikromagnetofen hat ja keinen Strom. Also muss ich das ekelige Zeug so in mich reinwürgen.

      Wenn man abends im Apartment festsitzt, kann man eigentlich nichts tun. Es ist kalt, es ist dunkel ... es ist absolut langweilig. Kein Wunder, dass Sid irgendwann anfing, ins Tenfathers zu gehen. Dort wird die Energie nicht abgeschaltet. Es ist warm, es gibt Musik, Alkohol, Vergnügen ... alles besser als eine kalte Wohnung. Hätten wir die Klimatechnik nicht, die Daytown auf winterliche aber lebensfähige Temperaturen aufheizt – kein Mensch könnte auf diesem Planeten leben.

      Ich habe mir angewöhnt, mich in mehrere Thermofolien zu packen und früh schlafen zu gehen. Alles andere wäre sinnlos.

      Normalerweise schlafe ich die Nacht durch – bis Magnatec am Morgen den Strom wieder anstellt. Doch in dieser Nacht schrecke ich hoch, ohne dass es einen besonderen Grund dafür gegeben hätte. In meine Thermofolie gewickelt stehe ich auf und taste nach dem Led-Stab, der unter meinem Bett liegt.

      Jemand klopft an die Tür des Apartments. Sid? Ich stolpere mit dem Led-Stab in der Hand zur Tür. Ohne zu überlegen, reiße ich sie auf – und starre ich die Gesichter von zwei Typen, die von oben bis unten in Thermowax-Klamotten gekleidet sind. Mutanten! Sie sind riesig, und ihr Gesichtsausdruck nicht gerade freundlich. Was wollen die hier?

      Geistesgegenwärtig knalle ich die Tür wieder zu, doch im nächsten Augenblick werde ich durch die Luft geschleudert und lande auf dem Boden … die Tür begräbt mich unter sich, und ich sehe Sterne. Ich will um Hilfe schreien, doch ich bekomme kaum Luft. Den Led-Stab habe ich verloren, mein Rücken schmerzt. Ich bin mir nicht sicher, ob nicht ein paar meiner Rippen gebrochen sind. Der Drall, mit dem die beiden die Tür aus den Angeln geworfen haben, ist enorm. Was für eine Kraft! Schon packt mich eine Hand im Nacken und zieht mich hoch wie eine Puppe. Ich erinnere mich an den Brieföffner in meinem Hosenbund. Doch ehe ich dazu komme, ihn auch nur anzuheben, schlägt ihn mir der Angreifer aus der Hand. Ich schreie vor Schmerz auf.

      Ins Dunkel hinein versuche ich, mit bloßen Fäusten auf den Mutanten einzuschlagen