Christian Witter
Mörderische Geschichten einer Studentin
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Inhaltsverzeichnis
Mörderische Geschichten einer Studentin
Mörderische Geschichten einer Studentin
Autoren: Renate Witter & Christian Witter
Vorwort
Das aus zwei Generationen bestehende Autorenteam Renate und Christian Witter möchte seinen Lesern spannende Kurzgeschichten aus dem Bereich Krimi näher bringen. Die Geschichten spielen in und um Hamburg. Hauptakteurin ist die Studentin Lilly, die während ihrer Studienzeit immer neuen Herausforderungen gegenübersteht. Ob Mord oder Erpressung, Lilly tappt von einem Tatort zum Anderen und lässt uns daran teilhaben.
Fische Fische Fische
Mein Name ist Lilly Beier, ich wohne in der Hafenstraße in Hamburg auf St. Pauli. Mein bisheriges Leben war nicht gerade spannend und so genoss ich meine Freiheit. Ich wuchs in einem sehr lockeren Elternhaus auf. Ich machte mein Abitur und studiere heute Psychologie an der Uni Hamburg. Mit meinen 21 Jahren stehe ich mitten im Leben und somit versuche ich mir in den Semesterferien etwas Geld zu verdienen. Zurzeit lebe ich in einer kleinen Wohngemeinschaft mit zwei anderen Studenten namens Heike und Kai und meinen Hund Bobby.
Kai ist 22 Jahre alt und studiert BWL. Heike ist 20 Jahre alt und studiert Architektur. Mein Hund Bobby ist ein mittelgroßer brauner Labrador und 3 Jahre alt und praktisch mein Schatten. Meine Jobs waren bisher nicht nur einfache Jobs, geprägt von Langeweile oder Ähnlichem... NEIN, bisher habe ich jedes Mal neue Abenteuer erlebt. Die Zeit war gekommen. Die Semesterferien waren da. Wir hatten Februar und ich brauchte Geld für Lebensmittel und Miete. Ich las in einer Zeitung, dass für die Büros in den Fischhallen eine Putzfrau gesucht wurde. Mit Putzen hatte ich keine Probleme und ich war mir für nichts zu schade. Früh am Morgen um 8 Uhr habe ich mich warm angezogen und bin durch den tiefen Schnee stampfend zu den Fischhallen gegangen. Diese waren zum Glück nur etwa 10 Minuten zu Fuß entfernt.
Es war um diese Zeit sehr viel Betrieb. Die Fische mussten wohl raus zu den Händlern. Es liefen dort Männer mit langen Gummischürzen und Gummistiefeln durch den stinkenden Matsch aus Fischabfall herum. Etwa zwei Meter von mir entfernt stand ein großer Mann mit einem langen Messer und fragte, was ich denn möchte. Ich stammelte, dass ich wegen einer Zeitungsanzeige hier sei und einen Herrn Reinel suche. Er zeigte auf ein Büro. Ich konnte erkennen, dass in dem Büro ein sehr dicker Mann mit einem blauen Rollkragenpullover saß. Auf dem Kopf trug er eine Schirmmütze. Im Mund hatte er einen kleinen Zigarrenstummel.
Als ich das Büro betrat und mich vorstellte, fielen mir sofort seine dicken Finger auf. Mit Fisch zu arbeiten war bestimmt kein leichter Job. Zum Glück hatte ich mich als Putzfrau beworben. Wir kamen schnell ins Gespräch und ich erzählte ihm von meinen Vorstellungen. Wie zum Beispiel, dass es eine begrenzte Tätigkeit mit entsprechenden Gehalt sein sollte. Als die Modalitäten geklärt waren, einigten wir uns auf eine Probewoche. Das Schriftliche würden wir dann nach einer Woche klären meinte er. Erst mal möchte er sehen, wie ich mich anstelle. Nebenbei merkte er an, dass ich die vierte Frau innerhalb kürzester Zeit für diesen Job wäre. Meine drei Vorgängerinnen waren nach ein paar Tagen verschwunden. Das bedeutete, sie hätten nicht mal eine Woche lang durchgehalten. Dem Chef war es recht, denn er könne nur fleißige Menschen gebrauchen fügte er hinzu.
Ich solle gleich am Abend mit der Grundreinigung beginnen. Am Abend ist dort bis zur Nacht nicht viel los. Erst sehr früh morgens gegen 4 Uhr kämen die ersten Fischlieferungen. Ich wurde mit einem Schlüssel ausgestattet und das Putzzeug wurde mir anschließend auch noch gezeigt. Mir war schon etwas komisch, da ich noch nie abends alleine in der dunklen Jahreszeit gearbeitet habe. Diese Gedanken verschwanden aber schnell wieder, da das Geld stimmte.
Also ging ich am Abend zu den Büros in den Fischhallen. Es war wirklich kein Mensch weit und breit zu sehen. Alles war dunkel. Ich schloss die Halle auf und suchte den Lichtschalter. Nach einer Weile fand ich diesen dann und war etwas beruhigter. Mit Licht ging es schon und ich fing an zu putzen. Immer wieder kroch ein Gefühl in mir hoch beobachtet zu werden. Es war sehr kalt und nass in der Halle und den Büros. Der widerliche Gestank von Fischabfall tat sein Übriges. Irgendwie konnte ich die drei Frauen vor mir verstehen. Lange würde ich das hier wohl auch nicht durchhalten. Und dann immer dieses Gefühl nicht alleine zu sein…
Als ich nach etwa zwei Stunden mit der Grundreinigung fertig war, beschloss ich es bis zum nächsten Abend dabei zu belassen. Die Hallen und Büros waren eh in einem sehr schlechten Zustand. Geputzt wurde da schon länger nicht mehr richtig. Ich machte mich auf dem Heimweg durch den tiefen Neuschnee. Auch auf dem Heimweg wurde ich dieses Gefühl nicht los. Ich schaute mich alle paar Meter besorgt um, aber ich konnte nichts erkennen. Das Schneetreiben war zu groß. Morgens berichtete ich meinen Mitbewohnern von dem neuen Job und dieser besonderen unheimlichen Situation. Sie empfahlen mir doch meinen Hund Bobby mitzunehmen. Diesen guten Tipp nahm ich dankend an denn er würde mir etwas mehr Sicherheit geben.
Abends dann ging ich mit Bobby zur Arbeit. Der Chef hatte mir in seinem Büro ein Zettel hingelegt. Mit der Säuberung seines Büros war er sehr zufrieden. Ich solle doch im Büro in der Halle 3 kurz durchwischen. Dort hatte jemand seine Kanne Kaffee fallen gelassen. Auf dem Weg dorthin nahm ich Bobby mit an meine Seite. In der Halle 3 wurden wohl vorwiegend Fischreste in großen Tonnen aufbewahrt. Es stank widerlich, denn diese Tonnen waren zum Teil nicht verschlossen. Als ich kurz vorm Büro war, knurrte Bobby auf einmal. Ich schaute mich um, doch ich konnte nichts feststellen. Ich putzte schnell die Flecken weg.
Auf dem Rückweg in gleicher Höhe knurrte Bobby erneut und er schaute dabei auf eine Tonne. Ich konnte zuerst nicht genau erkennen, warum er so knurrte. Ich näherte mich der Tonne und schluckte und erstarrte zugleich. Es sah so aus, als ob ein Arm aus der Tonne hängen würde. Wie von Sinnen schnappte ich mir meinen Bobby und rannte aus der Halle. Ich entfernte mich vom Arbeitsplatz und rief mit meinem Handy die Polizei.
Nach etwa 10 Minuten kamen die Beamten und trafen mich in einer Seitenstraße. Als wir die Halle mit der besagten Tonne betraten, sah diese auf einmal anders aus. Die Polizisten stocherten in der Tonne herum. Diese war bis zur Oberkante mit Fischresten gefüllt. Die Beamten schüttelten den Kopf. Sie konnten mich verstehen, dass es ein unheimlicher Ort zum Arbeiten sei. Ich solle vielleicht doch lieber einen anderen Job machen. Hier würde meine Fantasie mit mir durchgehen. Eventuell sah wohl ein alter Fisch wie ein Arm aus. Ich versicherte der Polizei, mir so etwas nicht eingebildet zu haben.
Ich erzählte meinen Mitbewohnern von dem Vorfall. Sie boten ihre Hilfe an, doch ich lehnte dankend