Indien, ich komme. Marie J. D. Caulfield. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie J. D. Caulfield
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738022896
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In seinem Schnabel hing ein schwarzer Glimmstängel, der mit einem Feuer noch nie konfrontiert wurde. Dieser animalische Barkeeper wollte bestimmt nur einen coolen Eindruck hinterlassen. Naja, Geschmackssache. Hinter Antonio standen zwei mannshohe Kokosnüsse, in denen Trinkgläser und diverse Flaschen aufbewahrt waren. Dieser Erfrischungsstand wurde von zwei Palmen geschmückt, die ihre Blätter beschützend auf diese gastfreundliche Einrichtung und ihrem Chef hielten. Ein paar Yards hinter der Bar rauschte der River Smile mit erfrischend klarem und rauschendem Quellwasser. Darin wimmelte es nur so von kleinen und größeren Fischen, die ihre helle Freude daran hatten, zu der Musik zu schwimmen und zu springen, die Antonio täglich auflegte. Meist war es ein rhythmisch belebender Samba mit Elementen, die aus der südamerikanischen Welt von Totes Wasser kamen. Auf dem Grund dieses fließenden Wunderwassers konnte man die fluoreszierenden Sandwürmer sehen, die gerade dabei waren, sich eine kleine Sandburg zu bauen. Die Libellen mit den prächtigsten Farben sorgten für die passende Stimmung mit ihrer umwerfenden Luftakrobatik. John befand sich in einer heilen Welt. Gebrüder Grimm hätten Schneewittchen in diesem Land geschrieben.

      Die folgende Unterhaltung verursachte eine von mehreren Hirnaktionen in John, dessen Wirkung erst im zweiten Teil zum Tragen kommen sollte. Bemerkenswerte Veränderungen sowohl im Land Totes Wasser als auch im Reich Lebendig Wasser sollte bald glückliche Realität werden. Die Insel mit ihren Tieren und Pflanzen sollte auf den Kopf gestellt werden.

      King-Toni: Hi, Toni, wie geht`s Dir? Ich möchte dir John vorstellen. Er ist erstmal nur vorübergehend Gast und kommt als Schüler hierher aus dem Land Totes Wasser. Gib ihm einen Drink auf meine Rechnung. Dann geht es weiter zu El Sonchero, dem Kämpfer.

      John, das ist Antonio, Tony, das ist John.

      Antonio-John: Hi John, ist mir eine Ehre. Willkommen in Penguin Bay. Fühl dich einfach wohl. Mein Sand ist dein Sand.

      Antonio-King: Hi Bruder, welch ein Glanz in meiner Bar. Du wirst von Mal zu Mal jünger. WOW! Hey, ich hab eine neue Schmiere für deine Tragflächen. Kriegste für die Hälfte, weil du es bist. 20 Glückscheine und schon bist du der Überflieger

      King-Antonio: Du verdammter kleiner Schleimer. Versuchst es schon wieder. Meine Flügel schlagen noch unter der Sonne. Sie lächelt, meine Flügel lächeln. Nein, mein Guter.

      Antonio-King: Hey King, jetzt stell dir mal vor, dass du unterwegs mit deinem neuen Gast `nen Hänger erleidest. Du kannst nicht mehr, weil deine Flügel immer schwerer werden. Ein Vogel in deiner Position muss immer gut eingeschmiert sein. Königlich gut.

      King überlegt und hält sich seinen linken Flügel vor seinem Schnabel

      und lächelt zu John.

      King-John: Hihi, Feelgoody, der Kleine versucht es immer wieder. Beim Verkauf seiner selfmade Ware kommt sein ganzer Charme heraus und er wirkt dabei so cool, da kann ich ihm nichts abschlagen.

      King-Antonio: „Okaydoky, du kleiner missratener Schwarzfrack. Wenn ich dich nicht besser kennen würde, dann hätte ich dich schon längst als mein Lunchpaket für den Abflug fertig. Ich nehme die Schmiere. Sollte ich unterwegs abstürzen, dann ist deine Haftpflicht dran. Ich schätze, die hat dir sowieso schon gekündigt. Ich als dein König werde dann über dich im Schadensfall hart aber gerecht urteilen.

      Flügelschlag auf Flügelschlag und die Ware und Glückscheine wechseln die Besitzer

      Toni zu Beiden: Hey, ihr Beiden, ich muss mal was loswerden

      King-Toni: Oh no Antonio, Madonna mia, nicht schon wieder.

      Antonio ist ein aufgeweckter Humboldtpinguin, der mit Hingabe seinen zweiten Job ausübt. Als königlich ernannter Kommunikationspinguin versucht er, über eine verschlüsselte Leitung, die er bis Totes Wasser aufgebaut hat, mit seinen Freunden, den Tierfamilien, zu reden. Diese Gespräche sind öfters von höchster Priorität, deshalb auch verschlüsselt. Von einem Geheimdienst der Familie Mensch wurde er schon öfters ausspioniert. „Die müssen sich überall reinmischen, auch wenn es Freunde sind. So kommen die nie zu einem Zustand des Glücklich sein“ meinte er und erfand so eine Verschlüsselungstechnik der Pinguinklasse III a. Er entwarf später das erste Kryptohandy für die politisierenden Menschen von Totes Wasser. Ebenso erfand er einen Kommunikationshelm, auch ComHelm genannt, auf den ich aber später noch eingehen werde. Separate Headsets, eingesetzt im Flugbetrieb erwiesen sich als nützlich. Als Barkeeper setzte er seinen gut ausgeprägten Geschäftssinn ein und verkaufte sowohl Handy als auch Com-Helme mit Erfolg. King war ein begeisterter Stammkunde von ihm. Seine drahtlose Kommunikationstechnik war ununterbrochen in Betrieb, musste er doch über alles frisch informiert werden, was in seiner Welt vor sich ging. Johnny sollte als Gast davon profitieren. Da Tony als Barkeeper sehr viel Zeit für diesen Job investierte, arbeitete er immer wieder an Verbesserungen dieser Technik. Antonio feilte auch weiter an seiner rhetorischen Kunst. So passierte es ab und zu, dass er Neuigkeiten hörte und diese in einem amüsanten Kontext vergnügt an andere weiter erzählte. Im Kreise der Menschenfamilie sagt man dazu heute „Small Talk“

      Schon leicht genervt tippte also der King mit seinem rechten Flügel auf den Thresen.

      King zu John: John, dieser Pinguin treibt es zu bunt mit seinen Ladies. Die stehen auf ihn, weil er es zu seiner Passion gemacht hat, den Mr. Casanova zu spielen. Jedes Mal, wenn ich auf einem kurzen Stop bei ihm bin, dann redet er mir meine sensiblen Ohren mit seinem neuesten Amore voll.

      King zu Toni: Hey Langer, fass dich kurz.

      Tony zu Beiden: King, probier` vorher mal meine Mäusechips. Sind frisch. Also, Freunde, ich habe vor ein paar Sonnenaufgängen eine Mitteilung vom Ältesten des Humboldt-Clans Blacky erhalten. Die hörte sich so sehr nach Abschied an. Um den zu verstehen, muss ich euch erst etwas erklären:

      Tony: In der Welt Totes Wasser lebt meine ganze Verwandtschaft schon eine verdammt lange Zeit. Zuerst waren sie Vögel so wie du King, nur etwas kleiner. Sie hießen Seetaucher und Röhrennasen. Schräge Namen. Später haben sie es sich anders überlegt und siedelten sich am Wasser an, um das Schwimmen zu lernen. Die Luft da oben (er zeigte mit dem rechten Schwimmflügel in Richtung Sonne) war ihnen zu langweilig geworden. Okay, lange trainiert haben sie für das Wasser, sehr lange. Die Fitnesscenter und Tauchschulen hatten zu dieser Zeit Hochkonjunktur. Ihre Flügel brauchten sie nicht mehr, also ließen sie sie kürzen, die Schwimmflügel waren angesagt. Dieses neue Leben gefiel ihnen verdammt gut. Sie nannten sich von da an Pinguine. Von ihnen bildeten sich neue große Familien, ungefähr 18, mit denen sie in andere Gebiete auswanderten. Unter anderem die Hauben- und Eselspinguine, Gelbaugen-, Zwerg- und Brillenpinguine, zu denen ich auch gehöre. Überall waren sie willkommen, sie waren verdammt beliebt. Sie wollten sich den neuen Bedingungen in ihrer neuen Heimat anpassen. So hatte es nie Probleme mit den Einheimischen gegeben. Die einen siedelten sich da an, wo es besonders warm war, die anderen dort, wo es verdammt kalt war. Alles war friedlich, sie waren glücklich.

      John zu Toni: Klingt interessant. Was willst du uns damit sagen, Tony? Warum betonst du „waren glücklich“?

      King zu Toni: Mach schon, Toni Boy, komm` auf den Punkt. El Sonchero, der Kämpfer, wartet.

      Toni: Hey, ich erkläre es. Aus unserer Brillenpinguinfamilie hat sich der Humboldtclan gebildet. Sie nennen sich folglich die Humboldt Pinguine. Jetzt komme ich zum eigentlichen Inhalt des Gesprächs. Blacky meint: Seine Schwestern und Brüder haben echte Probleme. Es geht denen wohl verdammt an den Kragen. Ich übertreibe nicht, es geht denen dreckig.

      Mann o Mann, verdammt, jetzt stecke ich mir erst diese Kippe an, die seit einer Ewigkeit feuerfrei an meinem Schnabel hängt. Ich brauch auch einen Drink dazu.

      Antonio nimmt sein Cappy, legt es auf den Tresen und wischt sich mit seinem Schwimmflügel über die Stirn. Er muss jetzt cool bleiben, Er köpft eine Kokosnuss, presst sich eine Orange, Kiwi und eine Mango, mischt den gepressten Juice in die Kokosmilch und wirft gecrashtes Eis in die Luft, das er gekonnt in seinen überall gefeierten Ginny Tony rocks Cocktail hineinfallen lässt. Die Kippe nimmt er aus seinem