Bereits um neun Uhr konnte ich heute das Krankenhaus verlassen. Der erste Tag der Chemotherapie, also vorgestern, war eine wahrliche Hölle. Alles, was sonst im Zeitraum von drei oder vier Tagen eintrat, das passierte nun innerhalb einer Stunde, wirklich heftig. Zwanzig Milligramm Morphium schafften Abhilfe. Danach ging es besser und die Befürchtung, dass nach dem Abklingen des Morphiums alles von vorne losgehen würde, hat sich nicht erfüllt.
Und so sitze ich jetzt, etwas benebelt und klapprig auf den Beinen, aber guter Dinge auf dem heimischen Sofa und erfreue mich meines Lebens. Das Buch und anstehende Lesungen, die FB Beiträge und die Kolumne in der Tageszeitung halten mich auf Trab und geben mir das nachhaltige Gefühl, zum Sterben keine Zeit zu haben. Und das ist auch gut so.
Nächste Woche habe ich etliche Termine und mehr Stress, als ein gesunder Mensch hat. Und Pläne habe ich massenweise. Kleine und Große. Nein, ich werde mich nicht überfordern, aber fordern schon. Stillstand ist doof.
1. Oktober 2017
Keine Zeit zum Sterben. Ich weiß nicht, in welche Richtung nun mein "Prozess" derzeit galoppiert....aber ich weiß, dass mir die Richtung gefällt. Nahezu stündlich reifen in meinem Kopf neue Pläne und Ideen zu neuen Vorhaben und ich beabsichtige, sie alle zu realisieren. Die letzte Chemotherapie war zwar am ersten Tag wahrlich ein Höllentrip, aber jetzt geht es mir fast schon fantastisch. Grundschmerz und Thrombose mal außer acht gelassen.
Eine gute Phase bahnt sich an und natürlich macht mich das froh und glücklich. Jede Minute in dieser Qualität ist ein Riesengeschenk des Schicksals und meines neuen und guten Freundes, dem Sensenmann. Dem gebe ich jetzt mal einen Namen..."Santa Muerte" wäre ein cooler Name oder vielleicht doch lieber "Ankou", dem keltischen Begriff. Die Griechen nennen ihn "Thanatos"...klingt auch nicht übel. Mal sehen...mir fällt schon ein passender Name ein, vielleicht habt ihr ja noch Ideen? Frei heraus damit!
Ich werde noch in der nächsten Woche beginnen, unser Badezimmer behindertengerecht umzubauen. Ich habe im Laufe meines Lebens fast jedes Handwerk ausgeführt, immer wieder dazu gelernt und ganze Häuser entworfen und gebaut, bzw. umgebaut und saniert. Da werde ich doch wohl noch einen Lokus hinkriegen, verdammt noch mal. Die ganzen involvierten Behörden haben mir attestiert, dass ich ein pflegebedürftiger Behinderter bin. So what? Ich mache es trotzdem. Vielleicht nicht so schnell wie früher und sicher brauche ich mehr Unterstützung und Leutchen, die mir beim Tragen helfen und so...aber ich werde das schaffen.
Überhaupt muss in unserem Häuschen noch einiges gemacht werden und wenn nicht jetzt, wann dann, soll ich das erledigen? Wenn Karl mich umgerissen hat, steht Gisela alleine mit dem Renovierungsstau da, das geht GAR NICHT!!! Ergo nutze ich meine verbleibenden Ressourcen und bringe das, was wir hier im letzten Jahr begonnen haben, zu Ende. Dabei fällt mir ein: Ist jemand von Euch Klempner oder kennt jemand einen Klempner aus dem Raum Lippstadt, der mir bei verschiedenen Dingen helfen könnte? Natürlich gegen Bezahlung!
Und noch ein Projekt: Ich habe mich entschlossen, doch noch den Motorradführerschein zu machen. Und das so schnell wie möglich. Ich hörte von "Crash-Kursen", bei denen man in kurzer Zeit intensiv auf die Führerscheinprüfung vorbereitet wird. Hat jemand einen Tipp für mich, wo ich anfragen sollte hier im Raum Lippstadt? Ich besitze die Fahrerlaubnis der Klassen B,C,D,E, habe also entsprechend fahrerische Erfahrung aus fünfzehn Jahren Reisebusverkehr, fahre seit dreißig Jahren Auto.
Was noch? Das Buch ist ja seit zwei Tagen im Handel und es gibt bereits zwei sehr konkrete Planungen für Lesungen. Eine alte Tradition ist es, die erste Lesung eines neuen Buches aus meiner Feder in der "virtuell Reality" anzubieten. Mein Freund Thorsten Küper, ist da der unschlagbare Gastgeber und SL-Nerd. Jedes meiner Bücher wurde sozusagen in seinem Wohnzimmer durch die Lesung geadelt. Diese Live-Lesungen erlauben es jedem Menschen mit Internetanschluss überall auf der Welt dabei zu sein. Man kann durch die Lesungen in Second Life live dabei sein und natürlich auch mit den den Akteuren interagieren. Das ist besonders für die Menschen ein Segen, die weit weg wohnen oder gehandicapt sind. Am 5. November findet also die erste Lesung aus dem Buch "Kampf dem Karl" statt. Alle Informationen folgen natürlich und auch jedwede Hilfestellung für diejenigen, die sich mit Second Life nicht so auskennen. Es kann wirklich JEDER dabei sein, den es interessiert. Und das Ganze natürlich wie immer vollkommen kostenfrei.
Zusammen mit unserer Tageszeitung "Der Patriot", für die ich seit Juli zweimal wöchentlich eine Kolumne schreibe ("Trotz Todesangst"), wird ebenfalls im November in Lippstadt eine große Lesung aus dem Buch und aus den Beiträgen der Kolumne stattfinden, möglicherweise an zwei Terminen, je nach dem, wie viel Interesse daran vorhanden ist. Bis dahin wird natürlich das Buch auch als Printversion überall erschienen sein.
Ich glaube, befürchte fast, dass Gisela mit meinem Tatendrang etwas überfordert ist. Schatzilein, alles wird gut...!
2. Oktober 2017
Hammer. Erst seit kaum zwei Tagen im Handel...und seitdem Platz eins in der Liste der verkauften Bücher in der Kategorie "NONFICTION". Dazu eine erste Rezension, die trotz ihrer kurzgefassten Aussage viel ausdrückt. Ich würde mich so freuen, wenn der Entschluss, meinen letzten Lebensabschnitt mehr oder weniger "öffentlich" zu machen, anderen Menschen dabei helfen würde, mit diesen so derartig
tabuisierten Themen sich zu befassen und Antworten zu finden. Ich hatte nie die Absicht, ein Buch daraus zu machen, vielmehr hat mein kleiner "Blog" hier eine gewisse Eigendynamik entwickelt, dessen Resultat nun bei Amazon und allen anderen Portalen gelistet ist.
Nun ist es leider so, dass mir die ersten Menschen unterstellen, ich wolle nun aus meiner Krankheit Kapital schlagen und mich wichtiger machen, als ich bin. Denen entgegne ich jetzt schon: Stimmt. Wir unbekannten und kaum wahrnehmbare Autoren verkaufen alle so unglaublich viele Bücher, dass wir in Zaster schwimmen und keiner anderen Arbeit mehr nachgehen müssen. Ironie off. Sollte doch tatsächlich irgendetwas von den Tantiemen hängen bleiben, so wandert dies Geld auf mein Sparkonto. Dort spare ich Geld zusammen, um die Kosten für meinen Abgang zurückzulegen. Das letzte Hemd hat nämlich keine Taschen. Außerdem ist die Herausgabe meiner Facebook-Texte etwas, was viele Leser, Freunde und Bekannte angefragt hatten. Heidi Christina Jaax, die Herausgeberin und ich folgten damit dem Wunsch vieler Leser und haben den Preis für das e-Book so klein gehalten, wie es vertretbar ist. Von den Einnahmen werden natürlich zuerst die Kosten für den kommenden Print bestritten und erst wenn es da schwarze Zahlen geben sollte, käme was bei mir an.
Halte ich da meine erwartete Lebenszeit gegen, muss ich davon ausgehen, dass ich selbst das nicht mehr erleben werde. Soviel noch zum Thema "Reich werden mit der Krankheit". Ich gehe da jetzt mal einen Schritt, den ich in dieser Öffentlichkeit nie gegangen wäre, wenn es um meine eigenen Bücher geht. Ich bitte förmlich darum, dass die Werbung für das Büchlein geteilt und verbreitet wird. Ich bitte alle Blogger/innen darum, etwas zu dem Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Und noch eines. Alle Texte in dem Buch sind für alle Interessierten frei zugänglich. Sie sind frei lesbar in meiner Timeline, quasi eine Leseprobe, die das gesamte Buch umfasst. Dort ist das Buch also kostenfrei lesbar.
Die erste Lesung aus dem Buch findet am fünften November ebenfalls vollkommen kostenlos für alle Zuhörer im brennenden Theater Second-Life statt. Ohne das ich es mitbekomme, schreibe ich daran täglich weiter. Alles, was seit Dienstag der vergangenen Woche hier von mir geschrieben wurde und was noch geschrieben wird, wird in vielleicht drei Monaten als 2. Teil erscheinen. Das machen wir solange es geht, solange ich noch schreiben kann. So, das dazu. Heute Nachmittag wird die erste Real- Lesung aus dem Buch in Lippstadt geplant und festgeklopft. Dann wird es für dieses "Event" einen festen Termin