Hier ist er nun also: Mein Lieblingsartikel - die ungeschönte Wahrheit über die hanebüchene Blödheit des (Klumschen) Modezirkus. Lest, lest, lest! WOO-HOOO!! Jetzt wird Gas gegeben!
Mit freundlicher Genehmigung von n-tv - Der Nachrichtender
"Germany’s Next Topmodel"
Der Ausverkauf der Schönheit
Das neunte Finale von "Germany’s Next Topmodel" war so frisch wie die Schuheinlage eines Marathonläufers. Die Entzauberung des Model-Berufes schreitet Jahr für Jahr voran. Für Konstanz sorgt einzig Heidi Klums mechanisches Lächeln.
Die Fans von "GNTM" raufen sich, vor Natürlichkeit sprühend, bei negativer Kritik verständlicherweise erst einmal die Haare, und die selbsternannten Medienwächter schwingen dabei aus Überzeugung die alles niederschmetternde Moralkeule. Aber das Ganze einfach nur doof zu finden, geht nicht, denn unter Kritiken stehen für gewöhnlich gern so hübsche Kommentare wie: "Dann macht es doch besser", "Es soll doch nur unterhalten" oder "Wenn es aus eurem Hause wäre, dann würdet ihr eine Lobhudelei verfassen".
Aber man kann es einfach nicht beschönigen. Auf Heidis neunte Fleischshow kann es nur eine angemessene Reaktion geben, bestehend aus einem klitzekleinen, großgeschriebenen Wörtchen: NEIN.
Was dem Zuschauer nämlich von Frau Klum und ihren sogenannten "Jungs" (Wolfgang Joop und Thomas Hayo) im Finale von GNTM an hirnverbranntem geistigen Dünnpfiff entgegengeschleudert wurde, lässt selbst einen Markus Lanz auf seinem sinkenden "Wetten, dass..?"-Show-Kahn wie den größten Meister seiner Zunft aussehen.
Das eigentliche Dilemma, dass Heidis junge "Määääädchen" zum Verkauf und dem Entsorgen ihrer Seele und ihres Körpers ermutigt werden, verlor der Zuschauer vor lauter dummdödelndem Dilettantismus, den die Sendung versprühte, komplett aus den Augen. Und ja: Man will die ganze Chose ja gut finden, man will ja was Nettes drüber schreiben - stünde einem nicht seine eigene permanente Fassungslosigkeit im Wege.
Da sitzt nun also die Jury - bestehend aus einem Model, einem Modedesigner und einem Creative Director - und faselt, mit Blick auf die Model-Küken, ständig etwas von "Super-Persönlichkeiten", und dass "die Girls" einen genialen Job nach dem anderen abgesahnt haben. Heidi findet, dass ihre Mädels "super laufen" können, Hayo freut sich wie Bolle darüber, dass aus "Underdogs Super-Models werden". Joop ist traurig, dass die ganze Sache schon wieder zu Ende ist. Lieber Wolfgang, ist sie ja leider nicht, denn nächstes Jahr "walked" ja "Germany’s Next Topmodel" Nummer zehn über den Laufsteg!
"The Walking Dead"
Nachdem die Juroren - Knutschi links, Knutschi rechts und nochmals Knutschi links - die Bühne in einem Lichteffekt-Gewitter, das selbst die Rolling Stones vor Neid hätte erblassen lassen, betraten, durften die aus fast 15.000 Bewerberinnen übriggebliebenen drei Finalistinnen ihre Catwalk-Präsenz zeigen. Allen voran Jolina (17), die laut Joop "wie ein Glas Sekt ist, das nicht sprudelt", gefolgt von Stefanie (17), deren Mutter die Verwandlung ihrer "kleinen Prinzessin in ein Top-Model" kaum begreifen konnte und Ivana (18), deren "Schlafzimmerblick töten kann". Diese drei "wunderschönen Määääädchen" waren nun also auserkoren, um nach der von allen anderen "schönen Mädchen der Republik" begehrten Krone von "Germany’s Next Topmodel" zu greifen.
Schön sind die drei Finalistinnen, das steht außer Frage. Aber "schön allein sein, reicht nicht", um es mit Joops Worten zu sagen. Und damit hatte der Wolle recht, denn als Top-Model muss man auch einen Bubble-Walk vollführen können, heißt: eingeschlossen in einem riesigen Plastikball über die Bühne staksen. Was in etwa so schwierig ist wie natürlich zu lächeln. Außerdem muss man es als Model draufhaben, für die Kamera lasziv rekelnd schnödes, klebriges Haarspray in die Luft zu sprühen und dabei hemmungslos zu Heavy-Metal-Musik abzugehen. Zum geilen Metal-Sound dürfen die Girls dann lyrische Hammer-Sätze sagen wie: "Mit diesem Lack sind deine Haare auf Zack" oder "Verlockende Locken, die richtig geil rocken".
Außerdem muss ein richtiges, waschechtes Model ein eigenes Outfit und die dazu passende Performance kreieren können, was "echt nicht so einfach" ist, wie die Heidi sagt. Es geht nämlich nicht, dass man sich zur Mucke von den Sex Pistols in ein T-Shirt und eine coole Jeans wirft und stolz über den Catwalk läuft, nein: Ohne Glamour funktioniert es in der Modebranche nicht, sagt die Heidi. Und um ein richtiges Supermodel zu werden, muss man vor allen Dingen eines können: laufen, laufen, laufen. Und dabei immer so gucken, wie die Sendung war: langweilig. Und das taten die drei jugendlichen Modemusen auch formvollendet. Mit starren Blicken schwebten sie elfengleich in bunten Kostümen über den Laufsteg. Von links nach rechts, von hinten nach vorn und wieder zurück. Stunde um Stunde. Während man als Zuschauer fast einpennte, sah die Heidi überall "total viel Ausstrahlung". Getoppt wurde diese Aussage nur noch von Creative Director Hayo, der den "Girls Next Door" bescheinigte, dass sie die Laufstege dieser Welt erobern würden. Als Zuschauer fragte man sich, von welcher Welt er eigentlich sprach, denn die "Catwalks der Erde" müssen ja bereits mit Heidi Klums "Next Topmodels" rammelvoll sein.
Doch es gab auch Unterhaltsames, etwa, wie Joop sich jedes Mal selbst feierte, weil er nach einer Werbeunterbrechung ein sogenanntes "Outfit-Change" hingelegt hatte. Beim Rest der Show sah man bei diesem mit lieblosen und hölzernen Kommentaren garnierten Spektakel nur unterkühlte Emotionen und wandelnde Untote.
"Planet Mode" und der "freigelassene Vogel"
Was "Germany’s Next Topmodel" by Heidi Klum in den letzten neun Jahren auf jeden Fall geschafft hat, ist dem Beruf des professionellen Models auch den letzten Funken Magie zu entreißen. Dank Heidi müssten auch die Unbelehrbaren langsam kapiert haben, dass Models bemitleidenswerte Marionetten sind, die durch den Modezirkus gepeitscht werden wie Löwen durch die Manege. Die drei Finalistinnen freuen sich dennoch auf ein Leben auf dem "Planet Mode", auf dem man, laut Joop, nur mit Intelligenz weiterkommt. Und obwohl Kandidatin Ivana diese auch durchaus bescheinigt wurde, flog sie als erste aus dem Rennen. Huch! Wie konnte das passieren? Aber ein schönes Gesicht, lange Beine, eine betörende laszive Ausstrahlung, Intelligenz und als einzige von den drei Finalistinnen etwas Besonderes im Blick zu haben, macht eben noch lange kein "Germany’s Next Topmodel".
Nun sollte es sich zwischen den beiden Standard-Schönheiten Jolina und Stefanie entscheiden. Steffi will "ein Vorbild sein" und allen zeigen "wie schön das Leben sein kann", abgesehen davon "sind wir alle schön". Model-Mama Heidi sah in ihrer spontanen Kampfansage "einen Vogel, der endlich seinen Käfig verlassen hatte". Und Jolina, die nach Klums Worten endlich aus ihrer "Comfort Zone" raus war, sah perfekt aus, als der künstliche Studiowind durch ihre blonde Mähne strich. Philosoph Hayo erwähnte in diesem Zusammenhang, dass eine Selbstinszenierung keine leichte Aufgabe sei und dass die Mädchen im Mittelpunkt der Show stünden und nicht die Heidi.
"Lange Beine kann man photoshoppen"
Am Ende war es die 17-jährige Stefanie, die in den kommenden Monaten die steile Karriere eines international gefragten Top-Models hinlegen darf. Mitbewerberin Jolina, der diese Erfolgsaussicht nun leider nicht vergönnt ist, wurde von Mode-Ikone Joop mit den Worten: "Lange Beine alleine reichen nicht, die kann man photoshoppen" abgewatscht. Mitgefühl hat ja in der Modebranche auch wirklich nichts verloren.
Unbeabsichtigt hatte das Design-Multitalent damit den Nagel erneut auf den Kopf getroffen. In der digitalen Zukunft können am Computer nicht nur Beine verlängert,