Paulo wird Hochschullehrer und Vater (10). HaMuJu. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: HaMuJu
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847655862
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muss er innerhalb der nächsten Zeit sein Amt an seine Tochter übergeben, so ähnlich wie das auch im Goor-Reich geschehen ist. Ob sie dann die erforderliche Erfahrung und Weisheit mitbringt, müsste man dann erst einmal sehen!“ Wir sagten, dass dann vielleicht ein neuer Wind im Teen-Reich wehen würde, was aber nichts Schlechtes bedeuten müsste. Viele kannten gar nichts anderes als die Herrschaft Jyris, die Allermeisten sogar und sie könnten sich deshalb auch gar nichts anderes vorstellen, ihnen fiele es vielleicht schwer, sich an eine neue Regierungsspitze zu gewöhnen, auf der anderen Seite merkte man irgendwelche Eingriffe der Regierung in das Alltagsleben kaum. Pekko und ich wollten früh am Morgen wieder nach Hause fahren, deshalb gingen wir nicht so spät ins Bett.

      Wir frühstückten mit Jemina und Eljas zusammen, das hieß, wie tranken Kaffee und aßen süßes „Kum“, die beiden hatten an dem Tag frei. Um 8.00 h wollten wir los, wir bedankten uns bei Jemina und Eljas für die sehr nette Aufnahme und luden beide zu einem Gegenbesuch in Ta`amervan ein. Sie sagten zu, würden aber erst einmal die wärmere Jahreszeit abwarten, bei dem kalten Wetter und den schlechten Straßenverhältnissen trauten sie sich nicht so weit weg. Dann verabschiedeten wir uns, wir umarmten uns und gaben uns Wangenküsse. Ich sollte auf mein Skelett aufpassen, vielleicht gäbe es an der Uni in Ta`amervan ja auch bald Smartboards, rief Jemina noch, dann fuhren wir ab.

      Wir sagten zuerst eine ganze Zeit lang nichts und ließen die Landschaft auf uns wirken, es gab wie auch im Goor-Reich schier endlose Wälder, durch die wir drei Stunden lang fuhren, ohne vielen Autos zu begegnen. Es gab viel Wildwechsel über die Straße und man musste aufpassen, nicht mit einem Ren zu kollidieren oder mit einem Hirschen oder einem Fuchs. Je mehr wir uns der Grenze näherten, desto mehr kam ein Gefühl bei mir auf, etwas zurückzulassen, das einen zu halten schien, das wir wie eine Schleppe hinter uns herzogen, ich konnte nicht genau sagen, was das war. Als wir die Grenze zum Goor-Reich erreichten, war dieses Etwas von mir abgefallen, es hatte mich losgelassen, ich fühlte mich befreit. Wir gaben unsere restlichen Reisecoupons zurück und fuhren weiter, noch hundertundfünfzig Kilometer bis Ta`amervan!

      Ich redete mit Pekko über die merkwürdige Kraft, die an mir gezerrt hatte, so als wollte sie mich zurückhalten und Pekko bestätigte mir, dass auch er von solch einer Kraft ergriffen worden wäre, die an der Grenze auf einmal nachgelassen hätte, wir hatten beide keine Erklärung dafür. Wir machten an unserem Waldparkplatz wieder eine kurze Pause und stiegen gar nicht aus, weil es zu kalt war, das Autothermometer zeigte -11°C! Wir tranken jeder einen Becher Kaffee aus meiner Thermoskanne, den Jemina uns noch als Wegproviant mitgegeben hatte, dann, nach einer halbstündigen Pause, fuhren wir nach Hause. Wir kamen am frühen Nachmittag in Ta`amervan an und fuhren zu unserem Platz, wo wir uns in das Cafe setzten, sofort wurden wir von der Magie des Platzes übermannt.

      In dieser Entrücktheit dachten wir zurück an das Teen-Reich, es war schön in Kavaniemi und die netten beiden, Jemina und Eljas, die uns aufgenommen hatten, waren besonders liebevoll, eigentlich bestünde zwischen den Teen und den Goor gar kein so großer Unterschied! Wir tranken unseren Kaffee und gingen wieder, ich tankte noch Methan an der Tankstelle und fuhr mit Pekko zu uns. Wie war die Wiedersehensfreude doch groß, ich umarmte und küsste Marietta, sie freute sich riesig, mich zu sehen und ich war auch glücklich, Marietta wieder in meine Arme schließen zu können.

      Pekko und ich mussten erzählen, was wir erlebt hatten und ich beschrieb das Leben in Kavaniemi, erzählte von Jemina und Eljas und erwähnte das Skelett auf dem Autorücksitz. Ob denn bei ihr alles in Ordnung wäre, fragte ich Marietta, und sie sagte, dass sie nicht glaubte, dass es noch lange bis zur Geburt dauerte. Seldit käme am übernächsten Tag und bliebe dann, sie wüsste nicht genau, ob Bortan mitkäme, das hinge davon ab, wie schnell der Heizungstrupp die Heizung reparieren könnte, die wäre nämlich plötzlich ausgefallen. Pekko und ich gingen hinaus in die Dunkelheit, um unseren Tieren etwas zu fressen zu geben, sie kamen angelaufen und tapsten durch den Schnee. Sie beschnüffelten Pekko und schauten dann an mir hoch, ich hielt für Armi und Ilpo jeweils eine Keulenhälfte in der Hand und sie schnappten danach. Wir ließen sie beide in Ruhe fressen und gingen zum Haus zurück, ich hoffte, dass es bald wieder heller würde, diese ewige Dunkelheit lastete langsam auf mir wie ein Schleier. Ich fuhr Pekko zum Schloss hoch und begrüßte Kaija, sie fragte, wie mir die Gardinen gefielen, und mir fiel mit einem Male auf, dass ich noch nicht einmal einen Blick in unser neues Kinderzimmer geworfen hatte. Kaija umarmte und küsste Pekko, ich wollte nicht länger stören und ging zu Eira und Jalo. Ich berichtete, dass ich mit Pekko in Kavaniemi gewesen wäre und dort ein Skelett abgeholt hätte. Das Teen-Reich wäre nicht viel anders als das Goor-Reich, die Teen hätten ein etwas struppigeres Fell als die Goor, das wäre aber auch alles, was sie unterschied. Dann sagte Eira, dass sie am Vortag bei Marietta gewesen wäre, Seldit wollte kommen und sich um sie kümmern. Das hätte Marietta mir schon erzählt, sagte ich und ich wollte auch wieder nach Hause fahren. Ich machte noch einen Umweg am Schlachthof vorbei und lud ein paar Elchkeulen ein, die ich mir vorher hatte zerteilen lassen.

      Mein Skelett lag auf dem Rücksitz und würde mich immer an Kavaniemi und Jemina erinnern, es war ein Mitbringsel, das, wenn auch tot, doch für die Teen und für die Goor stand, ein Knochengerüst hatten beide Völker. Zu Hause nahm ich Marietta in den Arm und trank mit ihr Kaffee, ich sagte ihr, dass sie mir doch einmal unser neues Kinderzimmer zeigen sollte und wir gingen nach oben. Als ich die Tür öffnete schaute ich in ein Zimmer, das so ganz anders war als vorher, die Tapete erstrahlte in grellen Farben und überdeckte das alte Mausgrau, das den Raum vorher bestimmte, sie ließ ihn lebendig erscheinen. Unterstützt wurde der Eindruck von den kräftig blauen Gardinen, deren Farbe gut mit denen der Tapete harmonierte. Es gab einen Schrank, eine Wickelkommode mit Auflage, darüber war ein Heizstrahler montiert und auf dem Boden lag ein wunderschöner Teppich in gelbem Tretford, der natürlich sehr empfindlich wäre, man müsste eben aufpassen.

      „Der Raum ist ja richtig schön geworden!“, rief ich und Marietta lächelte.

      „In einem solchen Zimmer muss sich doch ein jedes Kind wohlfühlen“, ergänzte ich. Wir gingen wieder hinunter und ich sagte Marietta, dass ich mich so langsam um einen Raum in der Hochschule kümmern müsste, ich brauchte schließlich ein Büro, auch müsste ich das Skelett irgendwo abstellen. Marietta hätte am Vortag schon mit Eira darüber gesprochen, sagte sie und ich sollte Eira deswegen noch einmal anrufen. Wir aßen am Abend „Kum“ und gingen früh schlafen.

      Nach dem Kaffee am Morgen ließ ich Marietta für zwei Stunden allein und fuhr zu Eira. Ich hatte das Telefon neben Marietta gelegt, sie sollte sofort anrufen, wenn irgendetwas wäre. Ich kam im Schlosshof an die große Eiche und schaute an ihr hoch, ich sah den Steg und die Plattform in der Krone und ich sah endlich einmal wieder die drei Vielfraße, die vom Schlosspark nach vorne gerannt waren, ich tätschelte sie und redete ihnen gut zu, was sie genossen, ich glaubte, dass Tiere es brauchten, dass man sie hin und wieder richtig streichelte. Ich ging zu Eira hoch und sah sie schreiben, ich freute mich darüber, dass sie wieder zum Schreiben gefunden hatte und fragte sie, was sie gerade schriebe. Eira antwortete, dass sie zunächst Schwierigkeiten gehabt hätte, den Anknüpfungspunkt vom letzten Mal zu finden, sie schriebe gerade über ihre Mutter, wie sie mit ihr durch Ta`amervan gelaufen wäre und alle einen Diener oder einen Knicks gemacht hätten.

      Ich sagte Eira, dass ich sie eigentlich nicht in ihrer Schreibarbeit stören wollte, ich müsste aber mit ihr über ein Hochschulbüro mit ihr sprechen, schließlich ginge der Studienbetrieb in zehn Tagen wieder los.

      Eira entgegnete, dass sie schon längst Anweisungen gegeben hätte, mir ein Büro zur Verfügung zu stellen, ich sollte in den nächsten Tagen einmal zur Uni gehen und mich einweisen lassen. Ich trank noch eine Tasse Kaffee mit Eira, schaute ganz kurz bei Meeri und Jarmo im Atelier vorbei und fuhr dann wieder zu Marietta. Ich steckte unseren Kamin an und bereitete für Marietta die Couch vor, damit sie sich auf ihr in Ruhe niederlassen könnte, ab dem nächsten Tag stünde alles im Zeichen der Geburt unseres Sohnes. Ich schaute mit Marietta in die Flammen, wir sagten eine ganze Zeit lang gar nichts, bis uns einfiel, dass wir Seldit noch ein Zimmer zurechtmachen müssten, wir würden ihr das gleiche Zimmer geben, in dem sie Neujahr mit Bortan geschlafen hätte. Marietta sagte, dass sie langsam das Ende ihrer Schwangerschaft herbeisehnte, sie hätte so viel an sich zu schleppen, dass sie schon fast keine Kraft mehr hätte. Ich sagte ihr, dass sie bald erlöst würde, sie hätte die Schwangerschaft