Wolken klingen rosa. Katrin Meyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katrin Meyer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753192345
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und Stühle aufgestellt, da die Abendluft mir aber zu kühl ist, gehe ich hinein.

      Als ich eintrete, nehme ich sofort ein lebendiges Treiben wahr und der Geruch frisch zubereiteter Speisen dringt in meine Nase. Der aufmerksame Kellner weist mir einen Tisch zu, der zum Glück etwas abgelegen steht. Erschöpft aber zufrieden lasse ich mich auf den Stuhl fallen. Fast alle anderen Plätze sind belegt, überwiegend mit Paaren oder geselligen Runden. Im Stimmgewirr fällt es mir etwas schwer, mich auf die Speisekarte zu konzentrieren, die ich wenige Minuten später gereicht bekomme.

      Ich entscheide mich für Käsespätzle, einen Salat und ein Malzbier.

      Das Letzte was ich jetzt tun sollte, ist, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was die anderen Gäste wohl von mir denken, wenn sie mich hier so alleine sitzen sehen. Und trotzdem kann ich mich diesen Gedanken nicht widersetzen. Ich versuche mir einzureden, dass sie mich doch gar nicht kennen, es ihnen gar nicht zusteht, über mich zu urteilen und wenn sie es doch täten, ich sowieso nichts dagegen tun könnte.

      Warum also wieder in das alte Muster der Anspannung zurück verfallen? Wahrscheinlich denken die gar nichts über mich und ich habe mich wieder eines schönen Moments beraubt. In Wirklichkeit bin ich nämlich ganz froh, dass ich nicht reden muss, und niemand da ist, der meine Aufmerksamkeit fordert.

      Am nächsten Morgen werde ich von der Sonne wach geküsst. Ich habe tatsächlich die ganze Nacht durchgeschlafen. Die Uhr auf meinem Handy zeigt sieben Uhr zweiundzwanzig an und ich würde mich am liebsten noch einmal umdrehen, aber Sascha wünscht mir bereits einen schönen guten Morgen und einen angenehmen Tag. In Hamburg regnet es, Grund genug, gute Laune zu bekommen. Ich bin hier, die Sonne scheint und die Berge sind immer noch da. Ich habe nicht geträumt. Ich bin tatsächlich hier.

      Einmal ausgiebig recken und strecken, ein herzhaftes Gähnen, dann bin ich auch schon bereit, in den Tag zu starten. Ich öffne die Fenster weit um mir einen tiefen Atemzug dieser herrlich frischen Bergluft zu genehmigen, die ich in jeden auch noch so kleinen Winkel meines Körpers strömen lasse.

      Im Frühstücksraum geht es ebenso besonnen zu, wie im gesamten Haus. Ich werde freundlich begrüßt und grüße gut gelaunt zurück. Es duftet nach frischen Brötchen und Kaffee. Wie herrlich es ist, sich einfach nur an den Tisch zu setzen und aus lauter leckeren Speisen auszuwählen. Ein Gast scheint mein inneres Lächeln zu bemerken und wünscht mir einen guten Appetit. Er geht mit einem Teller voller Obst zu einem Tisch, unter dem ein außerordentlich drolliger Beagle geduldig wartet. Unglaublich! So etwas habe ich zu Hause noch nie erlebt. In der Kantine begegnet man meistens nur muffeligen Kollegen, die darauf bedacht sind den Arbeitstag möglichst schnell hinter sich zu bringen, oder hochwichtige Mitarbeiter aus der Chefetage, die am Handy ebenso hochwichtige Informationen austauschen, die keinen Aufschub dulden und die so ganz nebenbei ihr Frühstück hinunterwürgen.

      Aber das hier ist zum Glück keine Kantine. Und der Mann scheint auch nicht in weiterer Begleitung zu sein. Er schiebt ein kleines Stückchen Käse unter den Tisch, welches von dem Hund vorsichtig aber mit Begeisterung aufgeschnappt wird. Selig leckt er sich die Schnauze.

      Ich frage mich, warum ich die Beiden so verträumt beobachte und es mich interessiert, ob der Mann in weiterer Begleitung ist oder nicht. Aber ich kann nicht leugnen, dass ich ihn attraktiv finde, mit seinem vollen, leicht lockigen dunkelbraunen Haar, dem Dreitagebart und der sportlichen Statur.

      Heute möchte ich mir in aller Ruhe den Kurpark ansehen. Erste zarte Knospen haben sich bereits den Weg durch den Boden gebahnt und lassen erahnen, welch farbenprächtiger Blütenteppich sich hier bald ausrollen wird. Es riecht nach Frühling!

      Dort hinten schlängelt sich ein Barfuß Weg durch den Park, ausgelegt mit Holzstäben, kleinen Steinchen, Torf und einer Art geschliffener Scherben in einem dunklen Blau, das herrlich in der Sonne leuchtet. Nebenan gibt es ein Kneippbecken, in dem einige Kurgäste wie die Störche ihre Runden ziehen. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen und spüre unter meinen Füssen das taufrische Gras. Es ist zwar noch etwas kühl, aber nachdem ich die verschiedenen Zonen des Weges passiert habe, kribbelt es angenehm warm. Diesem Gefühl möchte ich auf einer Bank noch etwas nachspüren. Wieder lasse ich meinen Blick über die Berge schweifen, die seit meiner Ankunft nichts von ihrem Zauber und ihrer Anziehungskraft verloren haben. Wie könnten sie auch? Sie sind so unerschütterlich, wie ich es nie sein werde.

      Nach einer Weile setze ich meinen Spaziergang fort, noch immer kribbelt es unter meinen Füßen. Ich gelange zum Kurgastzentrum, in dem zahlreiche Kataloge und Informationen über den Ort und die Umgebung ausliegen. In einem Nebenraum hat ein Maler seine Werke ausgestellt. Die Bilder ziehen mich magisch an. Sie sehen so wahrheitsgetreu aus, dass man denken könnte, es seien Fotos. Besonders hingerissen bin ich von der Eule und dem Papagei. Doch dann bleibt mein Blick an einem Bild regelrecht haften. Es zeigt eine Gruppe von Delfinen, die vor einer großen Welle flüchten. Die Welle besteht aus Müll, Autoteilen, Fässern und Unmengen von Plastik. Ich kann meine Augen nicht davonlassen. Wie erstarrt bleibe ich stehen, meinen Mund leicht geöffnet. So ausdrucksstark kann nur ein wahrer Künstler malen. Ja, das ist für mich Kunst! Nicht dieser moderne Schnickschnack, der irgendwelche Kleckse zeigt, die angeblich eine Botschaft vermitteln sollen. Dieses Bild aber hat eine Botschaft! Noch immer stehe ich davor, total überwältigt. So malen können! Das, was sich tagtäglich in meinem Kopf abspielt zu Papier zu bringen, den Gedanken Farben geben, sie lebendig werden lassen! Das wär´s!

      Als ich mich nach einer gefühlten Ewigkeit von dem Bild abwenden kann, schaue ich mir den Veranstaltungskalender an. Vielleicht gibt es hier einen Malkurs, den ich besuchen könnte. Zeit genug hätte ich ja.

      Langsamer. Stiller. Menschlicher. Drei Worte, die meine Begeisterung von den Bildern schlagartig in eine andere Richtung lenken.

      “Du liebst Ruhe, bist gerne alleine und erlebst Dinge sehr intensiv?

       Du bist sehr schreckhaft und reagierst empfindlich auf Lärm, Gerüche und den Stress dieser Zeit?

       Kunst, Musik und die Natur berühren Dich tief?

       Dann bist Du möglicherweise hochsensibel.

       Was das ist und wie Du diese wertvolle Gabe für Dich nutzbar machen kannst, erfährst Du in meinem Workshop.

       Ich freue mich auf Dich!”

      Das, was so unscheinbar auf einem zart mintgrünen Flyer daherkommt, zeichnet ein exaktes Bild meines Selbst. Ich bin fassungslos, wie wenig Worte es braucht, genau das, was ich bin, zu beschreiben. Am kommenden Samstag von zehn bis siebzehn Uhr findet der Workshop im kleinen Saal des Kurgastzentrums statt. Ich werde da sein!

      Die wenigen Tage bis dahin vergehen wie im Fluge. Ich vermisse nichts und niemanden, genieße die Ruhe und die Natur und bin mir selbst genug. Wenn ich abends im Bett liege, lasse ich mich vom Mondschein in den Schlaf begleiten und freue mich auf die kleinen Geschenke, die der neue Tag für mich bereithält.

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