Die Hofnarren der Republik. Fritz Rabensteiner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fritz Rabensteiner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753192017
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„Net wirklich. Vielleicht solltest amoi gemeinsam mit unserm Bundesbasti zum Grooming gehn. Zu an Starcoiffeur. Der maocht fiar a paar Hunderter an neichn Menschen aus dir.“

      Kogler: „Schau di amoi an. Du host an Fleckerlteppich auf’m Kopf. Und überall kommen graue Strähnen aussa. Wer färbt denn deine Locken? Der Stevie Wonder?“

      Anschober: „Des san Strähnen der Weisheit. Graue Haare san voll im Trend. Mei, schau, so a liabs Vogerl. Des is bestimmt a Blaumeiserl.“

      Kogler: „Und wenn jetzt Krankenkassabrillen a noch modern werden, dann wird des dein Jahr. Was is denn los mit dir, warum bist denn so untergriffig?“

      Anschober: „Hearst du a die Vogerl zwitschern?“

      Kogler: „Welche Vogerl? Wir sitzen in dein Büro.“

      Anschober: „Entschuldige, i glaub des san die Nebenwirkungen vom Corona-Impfstoff.“

      Kogler: „Warst du schon impfen? Du bist doch no gor net dran.“

      Anschober: „Na, eh net. I hab a Ärztemuster g‘schenkt kriagt und habs daham in den Kühlschrank g‘legt. Direkt neben den Aufschnitt. Und dann is meiner Freundin beim Restlessen des klane Flascherl in den Eiersalat g‘fallen. Des is so winzig, des merkst gar net beim Essen. Jö, auf dein Kopf sitzt a Wellensittich.“

      Kogler: „Des war hoffentlich des guate Zeug von Pfizer?“

      Anschober: „Dingel, dangel, dingel, dangel Wassermühl‘, es wackelt schon der Hammerstiel...“

      Kogler: „Oder host gor des billige Klumpert von Astra Sowieso kriagt? Den Sputnik-Verschnitt. Sogar die Russen sogn Kosakenlulu dazu.“

      Anschober: „Zipfel eini, Zipfel außi, aber heid geht's guat, aber heid geht's guat bei der Nacht. Kennst den scho? Geht der Kogler zum Friseur. Kommt er wieder aussa, Pony weg.“

      Kogler: „Na Rudi, des haßt: Geht ein Cowboy zum Friseur. Oba mach da kane Sorgen. Die Nebenwirkungen schleichen sie aus. In längstens zwa Jaohr loch ma drüber.“

      Anschober: „Sowieso. Werner, lass dein Haar herunter.“

      Kogler: „Es haßt Rapunzel.“

      Anschober: „Werner, lass dein Rapunzel herunter.“

      Erlkönigin

      Amazon den „Kampf ansagen“ – das war das ambitionierte Ziel der Onlineplattform Kaufhaus Österreich von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und dem Chef der Wirtschaftskammer Harald Mahrer (beide ÖVP). Der Start der 700.000 Euro teuren Plattform war allerdings eine Katastrophe. „Ich verkauf‘ regional – das geht auch digital“, lächelten die beiden von der Homepage des „Kaufhaus Österreichs“. Die neue österreichische elektronische Handelsplattform war von den beiden Türkisen medial groß angekündigt worden. Webshops von heimischen Händlern sollten so für Suchende einfach zu finden sein. Direkt einkaufen konnte man auf der Seite hingegen nicht. Die Seite war auch nicht dafür gedacht, nach Produkten zu suchen. In die Suchleiste sollte man Shop, Ort oder Produktkategorie eingeben – eine eher untypische Suchmethode. Der Mehrwert der Seite erschloss sich dadurch für die Nutzer nicht. Wer etwa den Shop bereits kannte, brauchte diesen schließlich nicht auf Kaufhaus Österreich suchen, sondern könnte diesen einfach googeln. Schramböck hatte in einem Interview zum Start der Plattform noch in Aussicht gestellt, dass, wenn jemand Schuhe aus Österreich suchen sollte, auch Schuhe aus Österreich finden werde. Eine einfache Suche nach „Schuhe“ führte allerdings als ersten Treffer ein Architekturbüro an. Wer nach „Mountainbike“ suchte, erhielt erst gar keine Treffer auf der Seite. Auch die maximalen Distanzeinstellungen sorgten für Verwirrung: Wer etwa nur in einem 50-Kilometer-Umkreis von Wien nach einem Handy suchte, erhielt als Antwort drei Shops: einen 190 Kilometer entfernten Tennisshop in Friesenegg, einen Elektroshop in Klagenfurt und einen Handyshop in St. Johann in Tirol. Besonders kurios: Schramböck hatte bei der Präsentation ebenfalls angekündigt, dass die Plattform sich an heimische Betriebe richte, „die nicht mit Amazon zusammenarbeiten wollen oder können“. Wer allerdings nach „Kinderdirndl“ suchte, landete mit einem Klick direkt auf der Amazon-Homepage. Das kollektive Urteil: Das Kaufhaus Österreich, gedacht als Unterstützung für die heimischen Betriebe während der Corona-Pandemie, war ein Riesenflop. Kritik wurde zunächst abgeschmettert. „Man müsse die Kirche Dorf lassen“, hieß es seitens der Verantwortlichen. Als der Unmut der Nutzer aber immer größer wurde, verließ Mahrer das sinkende Schiff. In einem Interview nahm er deutlich Stellung und schob die Schuld auf Schramböck. Darauf angesprochen, ob er den „Bauchfleck“ Kaufhaus Österreich auf seine Kappe nehme, antworte Mahrer: „Ich hätte mir das Projekt des Wirtschaftsministeriums selbst genauer ansehen sollen. Da hätte man mehr draus machen können. Als Digitalisierungsexperte ärgere ich mich über alle Maßen. Gut gemeint heißt eben leider nicht immer gut gemacht.“ Wäre diese Blamage im Jahre 1782 passiert, dann hätte Johann Wolfgang von Goethe seine Ballade vom Erlkönig ein wenig anders formuliert.

      Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

      Es ist die Schramböck mit ihrem Kind.

      Sie nennt es Kaufhaus Österreich,

      das wird ihr bisher größter Streich.

      Sie kannte das Netz, das musste sie ja

      als Chefin der Telekom Austria.

      Doch ganz ohne Daten, ojeh, ojeh,

      da findet dich niemand im www.

      Lieb Harald mein, darf ich es wagen

      nach Datensätzen dich zu fragen?

      Ihr habt doch in der Wirtschaftskammer

      zigtausende, das wär ein Hammer.

      Der Bezos, der Loser, der zitterte schon,

      jetzt war’s vorbei mit der halben Portion.

      Amazon, Facebook, Google und Co,

      eins war gewiss, die geben w.o.

      Auf unserer Plattform, da findet man alles,

      kein Klumpert von auswärts, nur nationales.

      Hemden und Socken, ein neues Shampoo,

      Obst und Gemüse, ein Besen für’s Klo.

      Ach Harald, ach Harald, jetzt lohnt sich dein Mut,

      ich bin mir ganz sicher, das wird richtig gut.

      Halt ein, liebe Gretl, so mach doch mal Pause.

      Du siehst schon ganz blass aus, komm, iss deine Jause.

      Oh Harald, oh Harald, mein Kopf wird mir schwer!

      Bleib ruhig, liebe Gretel, der meine ist leer.

      Wir haben erschaffen, was niemand gewagt,

      mit Mühe und Plage und niemals verzagt.

      Der Shop ging ans Netz, die Kunden, sie lachten,

      er war nicht so gut wie die beiden wohl dachten.

      Sie verbrannten Zigtausende, ganz ohne Not,

      es fehlte die Ahnung, das Kaufhaus war tot.

      Die Gretel aus den Bergen

      Nach ihrer Schulzeit in den Tiroler Bergen zog es Margarete Schramböck 1989 nach Wien, ihrem späteren Feindbild. Dort absolvierte sie ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität. Ende der 90er promovierte sie dort, ehe sie im französischen Lyon einen Master of Business Administration (MBA), die teure Eintrittskarte in weltweite Unternehmensnetzwerke, abschloss. Das sollte sich auszahlen: bei der ehemaligen französischen Telekommunikationsfirma Alcatel begann ihre Konzern-Karriere. Nach mehreren Stationen, untern anderen als Managing Director beim IT-Dienstleister Dimension Data Austria, wechselte sie zu A1 Telekom Austria.