Sky-Navy 06 - Der letzte Pirat. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742756510
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Gerät mit einem der internen Anschlüsse. „Überbrückung steht, Sarge.“

      Pfizer nickte und ließ die Hände über die Kontrollen gleiten. „Bestätige Sicherheitsüberbrückung. Okay, die Daten werden überspielt. Alles klar, verschwinden wir von hier, bevor es heiß wird.“

      Die Drei waren die Letzten, welche die Glennrose wieder betraten. Anderson gab den Befehl abzulegen. Die Anker lösten sich, die Verbindung wurde eingefahren und die Glennrose entfernte sich unter dem Schub der seitlichen Düsen. Dann flammten die Triebwerke beider Schiffe auf, die sich mit hoher Geschwindigkeit voneinander entfernten.

      Viele Piratenkapitäne ließen die Beute nach dem Plündern einfach treiben, aber Skeet Anderson wollte dem Direktorat so wenige Spuren wie möglich hinterlassen. Man konnte keinen Reaktorunfall simulieren, da die modernen Reaktoren auf Fusionsbasis arbeiteten. Brachen die Magnetfelder des Plasmas zusammen, dann gab es auch keine Fusion mehr. Eine Sprengung wiederum hinterließ Spuren, die durch Sensoren entdeckt werden konnten. Aus diesem Grund ließ Anderson die Steuerung der Sailing Queen derartig manipulieren, dass sie Kurs auf die nächste Sonne nahm. Vielleicht wurde sie vorher entdeckt, aber das Risiko war vertretbar.

      Die C.S. Glennrose schien nun wieder ein harmloser Frachter und schwenkte auf eine der Handelsrouten ein.

      Skeet Anderson vergewisserte sich, dass alles in seinem Sinne ablief und übernahm wieder das Kommando auf der Brücke. Er ließ sich einen gekühlten Wein aus den ehemaligen Beständen der Sailing Queen reichen, schlug die Beine übereinander und entspannte. Eher unbewusst strich er über den eigentümlichen Bart, den er sich stehen ließ. Ein schmales Oberlippenbärtchen, kombiniert mit einem Kinnbart, der kaum zwei Zentimeter breit, jedoch fünf Zentimeter lang war und dem Kopf eines Pinsels ähnelte.

      Agent Kresser stand neben ihm und betrachtete scheinbar nachdenklich die geschäftigen Männer und Frauen der Brückenbesatzung.

      Anderson runzelte die Stirn. Er kannte Kresser von einigen früheren Kaperfahrten. Nach Abschluss einer Mission war der Agent normalerweise recht gesprächig, da die Anspannung von ihm abfiel. Diesmal war der Mann jedoch ungewöhnlich schweigsam. „Was ist los, Kresser? Sie machen einen unzufriedenen Eindruck, dabei ist der Job doch gut gelaufen.“

      „Kelly´s Rest ist heiß geworden, Mister Anderson.“ Der Agent legte Wert darauf zu betonen, dass er außerhalb der militärischen Hierarchie stand und Anderson ihm keine direkten Befehle erteilen konnte.

      Dessen Gesicht nahm einen leicht unwilligen Ausdruck an. „Raus mit der Sprache, Kresser. Was ist los?“

      „Nun, Sie wissen ja, dass die Navy vor einiger Zeit in der Freihandelszone von Kelly´s Rest aufgeräumt hat. Dabei wurde auch unsere Basis auf dem Mond vernichtet. (Anmerkung des Autors: Siehe „Sky-Troopers 3 – Piraten!“) Danach kehrte wieder Ruhe ein, obwohl die Sicherheitsleute des alten Patriarchen Kelly natürlich sensibilisiert sind und die Augen jetzt weit offen halten.“ Kresser´s Lächeln wirkte ein wenig unglücklich. „Ich entkam den Nachforschungen, da meine Tarnung funktionierte und es keinerlei Hinweise auf mich gab. Aber es wird immer schwieriger, an Daten von Schiffen und Ladelisten zu gelangen. Kurz vor meinem Abflug mit der Sailing Queen tauchte auch noch ein Schiff des verdammten Sky-Marshal-Service auf. Wenn diese SMS-Cops auftauchen, dann wird es Zeit zu verschwinden. Irgendetwas geht vor sich, Anderson.“

      Der Captain nippte an seinem Glas und überlegte. „Hm. Mag sein. Ich habe das Gefühl, dass der interstellare Verkehr im Augenblick etwas weniger intensiv ist.“ Anderson trommelte mit der freien Hand auf die Seitenlehne. „Pilot, seien Sie so freundlich und gehen Sie auf konstante Fahrt. Gleichen Sie die Flugdaten mit dem Funker ab. Funker, nehmen Sie bitte Verbindung mit unserer Basis auf Hiveen-5 auf.“

      Neben dem normalen Funk gab es auch den Überlicht-Funk, mit dem Bild und Ton übertragen werden konnten. Doch ebenso wie beim Überlichtantrieb benötigte auch seine Übertragung eine deutliche Zeitspanne, die Monate betragen konnte. Auch hier ermöglichten die Hiromata-Kristalle eine Kommunikation ohne Zeitverlust. Allerdings war der Strahl des Nullzeitfunks sehr eng gebündelt und man konnte, ähnlich dem alten Morseverfahren, nur kurze und lange Impulse übermitteln. Ein Schiff während des Fluges zu erreichen, war nahezu unmöglich, es sei denn, es teilte seine exakte Position und die Flugdaten mit, so dass der Hiromata-Funkstrahl ihm folgen konnte. Daher nahm in der Regel das Schiff die Kommunikation mit einer stationären Stelle auf und übermittelte die erforderlichen Flugdaten, so dass eine Verständigung zustande kam.

      Der Funker berechnete die Position der Basis auf Hiveen-5, sandte in Morsezeichen die Identifikation des Schiffes, seine Koordinaten, die Geschwindigkeit und den Kurs. Dann wartete er auf den Kontakt. Nach wenigen Minuten schüttelte er den Kopf. „Nichts, Captain. Hiveen antwortet nicht.“

      Für einen Moment verengten sich Skeet Andersons Augen. „Versuchen Sie es nochmals.“

      „Schon geschehen. Nichts.“

      Die Finger trommelten auf die Seitenlehne. „Rufen Sie eine der anderen Basen. Einer unserer Kreise muss sich ja melden.“

      Erneut verstrichen Minuten, denn der Funker musste erst die Positionsdaten der Zielstation aufrufen und mit den Flugdaten der Glennrose synchronisieren. „Negativ. Ich habe zwei Basen gerufen und keine von ihnen reagiert.“

      „Das ist kein gutes Zeichen“, meldete sich Susan Horn zu Wort, die bislang geschwiegen hatte. „Captain, ich schlage vor, dass wir eine der Bojen anfunken.“

      „Funker, Sie haben den Ersten Offizier gehört.“

      „Sir.“ Die Bruderschaft der Piraten hatte in den Außensektoren des von Menschen besiedelten Gebiets eine Reihe von Bojen ausgebracht. Ihre Sensoren zeichneten Schiffsbewegungen auf und die Piraten hofften auf diese Weise, jene Schiffe aufzuspüren, die auf dem Weg waren, eine neue Kolonie zu gründen. Ein solches Kolonistenschiff aufzubringen versprach reiche Beute, da die Siedler alles mit sich führten, was zur Gründung einer neuen Kolonialwelt erforderlich war. Diese gut getarnten Bojen dienten zugleich als „Briefkasten“ für die Piratenschiffe, die sich auf diese Weise untereinander koordinieren konnten, wenn sie in den verschiedenen Sektoren auf Kaperfahrt waren.

      „Captain, ich habe Kontakt zu einer Boje. Da kommt eine Nachricht rein. Oh, die ist ziemlich lang. Wird eine Weile dauern.“

      Anderson verbarg die Erleichterung, dass man überhaupt einen Kontakt erhalten hatte. „Geben Sie mir den Klartext, sobald die Nachricht beendet und entschlüsselt ist. Ah, übermitteln Sie mir die Nachricht in meine Kabine.“ Skeet Anderson spürte, dass etwas Bedeutsames vor sich ging. Er tippte an sein Headset. „Offiziersbesprechung in meiner Kabine in dreißig Minuten.“ Er sah Susan Horn an. „Alle Offiziere. Der Pilot übernimmt so lange die Brücke. Kresser, Sie kommen ebenfalls mit.“

      Die Kabine des Captains lag im vorderen Drittel des Schiffes und war relativ großzügig bemessen, da sie auch für Besprechungen genutzt wurde. Anderson verfügte daher über eine Mischung aus Büro und Wohnraum, an den sich ein Schlafgemach und eine Dusche anschlossen. Unter den doch beengten Verhältnissen an Bord durchaus ein Luxus. Da Richter Tradingss ein offiziell registriertes Handelshaus war und zu Zwecken der Tarnung auch Handel betrieb, war das Quartier des Captains ursprünglich eher spartanisch eingerichtet. Anderson hatte es jedoch ganz nach seinem Geschmack ergänzen lassen. Die Wände und die Decke waren mit Holz verkleidet. Der metallene Boden war vollständig mit einem Teppich aus der Wolle von Marsrindern ausgelegt. Die Stühle und die einzelne Couch hatte er nachträglich mit Leder beziehen lassen. Der Schreibtisch und der kleine Tisch der Sitzgruppe bestanden ursprünglich ebenfalls aus Metall, doch Anderson ließ die ursprünglichen Tischplatten gegen polierte Teile der Panzerung eines Sandkrebses von Hiveen-5 ersetzen. An den Wänden standen ein schmaler Hochschrank und ein Standregal, in dem der Captain einige Kunstwerke aufbewahrte, deren Verkauf auf dem Schwarzmarkt zu riskant gewesen wäre.

      Anderson hieß Horn und Kresser, in der Sitzgruppe Platz zu nehmen und setzte sich an die Workstation seines kleinen Schreibtisches. Während er auf die Datei des Funkers wartete, traten die übrigen Männer und Frauen ein, die auf dem Schiff als Offiziere eingesetzt wurden, selbst wenn sie diese militärische