Albtraumland. Daniela Zörner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniela Zörner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750228115
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habe ich Vater Maulwurf gesagt.“ „Überaus weise. Sagen Sie, ist Ihnen mehr zu Ohren gekommen als dieses ,Harmonia ist der Baumwipfel aller Harmonien‘?“ „Alles Grunz, wenn Sie mich fragen.“ „Guten Morgen!“, piepst ein herbei trippelnder Igel. „Vernahm ich gerade Harmonia?“ Entrüstet gibt Mutter Maulwurf zurück: „Opa Igel, du willst doch wohl nicht? In deinem Alter.“ Der Igel kichert. „Nein, nein, solche Torheiten überlasse ich den Jungflüggen.“ „Aber wissen Sie mehr darüber?“, begehrt Herr Schwan zu erfahren. „Nun“, sagt der Igel gedehnt, „im Gebüsch wispern so manche Gerüchte.“ Bedächtig legt er eine Pause ein. „Was, was, was, waaaas?“, ruft Frau Maulwurf atemlos. Und Vater Schwan wirft ein: „Nie kehrte jemand von dort zurück.“ Dennoch neigt er seinen Kopf neugierig tiefer. „Wer der Morgensonne folgend den Bach entlang wandert“, hebt Opa Igel an, „der soll auf einen herrlichen, unendlich großen See stoßen, umgeben von üppigen Wiesen und uraltem Wald, wo kein Mensch mit und ohne Köter je gesehen wurde.“ Prompt zischt Herr Schwan: „Das ist doch ein Märchen.“ Davon unbeeindruckt fährt der Igel fort: „Dort soll ein mächtiger Biberkönig herrschen.“ „Unsinn!“, schnaubt Frau Maulwurf. Plötzlich saust Mutter Schwan im Tiefflug über die Drei auf der Wiese hinweg. „Das Wasser steigt! Das Wasser steigt! Wir versinken!“ „Also haben mich meine alten Augen keineswegs betrogen.“ Opa Igel deutet auf eine Königskerze, deren untere Blätter im Wasser stehen. „Ach was, das passiert manches Mal, wenn der Bach etwas anschwillt“, winkt Mutter Maulwurf ab. Doch Herr Schwan wirft ein: „Ohne Regen? Bevor Herr Biber im Frühjahr verschwand, hatte er oft betont, wieviel Arbeit es sei, den Damm zu reinigen. Der Bach müsse unbedingt fließen.“ „Ach, der alte Wichtigtuer“, grummelt sie nur. Nun verabschiedet sich Herr Schwan hastig, um seine Frau zu beruhigen.

      Am folgenden Tag paddelt Vater Schwan, tief in sorgenvolle Gedanken versunken, dem alten Biberdamm entgegen. Wieder ist ein Küken qualvoll erstickt. Den toten Frosch, dessen ganzer Körper in merkwürdige Fäden verstrickt am hinteren Waldufer lag, hat er seiner gepeinigten Frau Schwan verschwiegen.

      Erst kurz vor dem Damm entdeckt Herr Schwan die seltsame Versammlung am rechten Ufer. Frösche, Mäuse, Nattern, Eidechsen und sogar mehrere Fische, die ihre Köpfe aus dem Wasser stecken, scheinen voller Aufregung. „Ich sage euch, der See wird überlaufen.“ „Und ich sage, der Damm wird brechen.“ Herr Schwan paddelt nahe heran und fragt: „Darf ich den erlauchten Kreis um Auskunft bitten, worum genau es hier geht?“ „Sie dürfen“, quakt der dickste Frosch. „Herr Biber hielt seinen Damm stets sauber von Menschennahrung. Doch die Biberburg steht seit Langem leer. Sie sehen es ja selbst, Herr Schwan, inzwischen ist der gesamte Damm verstopft.“ Von der Seeseite aus könnte man glauben, der Damm sei aus Müll erbaut worden, so bunt verfangen reichen die menschlichen Hinterlassenschaften bis zur Dammkrone hinauf. Ein dicker schwimmender Müllteppich staut sich davor an. „Nur Rinnsale dringen noch hindurch, der Bach dahinter fällt trocken“, klagt eine Eidechse. Und Frau Mäuserich piept ängstlich: „Wenn der See weiter steigt, sind unsere Nester in Gefahr!“ „Wenn der Damm bricht, stirbt unsere Brut“, jammern die Fische. „Und kein neuer Dammbauer weit und breit.“ Ein zweiter Frosch überlegt laut: „Meine Cousine ist nach Harmonia unterwegs. Vielleicht war sie doch klüger.“ Die Nattern nicken. „Auch unsere Brüder schlängelten sich des Weges.“ Nun reden alle durcheinander, ob angesichts der drohenden Katastrophe ein baldiger Aufbruch angeraten sei. Panische Rufe werden laut. „Aber was wird aus unseren Jungen?“ „Was wird aus unserer Brut?“ Herr Schwan paddelt davon. Sein Entschluss steht fest. Am nächsten Morgen wird er einen Erkundungsflug starten.

      In der Nacht zieht ein gewaltiges Unwetter auf. Schwere Sturmböen knicken Äste ab und wirbeln Plastiktüten durch die Luft. Sintflutartige Regengüsse prasseln herab. Der Bach schwillt schnell an, seine reißenden Fluten nehmen alles mit, was lose an den Böschungen hängt. Tosend drückt das Wasser mitsamt Ästen, Schlamm und Müll gegen den alten Biberdamm. Höher und höher steigt der Schwanensee. Die Fluten dringen auf der Wiese in Maulwurfgänge und Wespenbau ein. Auch die Schwaneninsel wird überschwemmt. Am Waldsaum erreicht das Wasser ein erstes Igelnest, nacheinander versinken Krötenheim und Ameisenhügel in den Fluten.

      Knackend und krachend zerbirst der Damm. Wer noch lebt, wird hilflos von den tosenden Wassermassen aus dem See heraus- und mitgerissen. Die verlassene Biberburg, letztes Zeugnis meisterlicher Baukunst, hinfort gespült.

      Als der Morgen dämmert, existiert kein Schwanensee mehr. Aus dem schlammigen Grund ragen ein rostiges Mofa, Fahrradteile und ein paar Autoreifen zwischen Bauschutt, Eimern und anderem Unrat hervor. In die unheimliche Windstille hinein erschallen vereinzelte Klagerufe nach Kindern, Vater, Mutter, Verwandten oder Nachbarn, ohne Hoffnung auf Lebenszeichen. Von Grauen und Verzweiflung gezeichnet, schleppen sich wenige Überlebende, als würden sie einem Ruf folgen, zu der mit Matsch überzogenen Wiese. Ohne ein einziges Küken kommen Mutter und Vater Schwan, ohne Brut schleichen zwei Nattern und drei Frösche heran, ohne Familien treffen ein blutjunger Igel, Vater Maulwurf, Mutter Wiesel und noch einige andere Überlebende ein.

      Als sich die Sonne erhebt, setzt sich die kleine Schicksalsgemeinschaft in stummer Übereinkunft in Bewegung.

      Nach vier Tagen der Wanderung voller Gefahren und Entbehrungen trifft die Notgemeinschaft auf einen grob gezimmerten Lattenzaun, der Land und Bach überspannt. Die kleineren Tiere schlüpfen unterdurch, Schwans fliegen darüber hinweg. Als sie einige Zeit ihren Weg am Bach entlang fortgesetzt haben, fragt Herr Maulwurf staunend: „Fällt euch gar nichts auf?“ Seine Begleiter blicken sich müde um. Doch dann erscheint ein Leuchten in ihren verblüfften Gesichtern. Und Herr Schwan trompetet: „Keine Menschennahrung weit und breit!“ „Unglaublich!“, rufen alle durcheinander. „Einfach unglaublich!“ Voller Zuversicht strebt die Gemeinschaft nun voran.

      Einige Stunden später erreichen die Flüchtlinge tatsächlich einen kolossalen Biberdamm. Doch zwei Biberwachen stellen sich den Ankömmlingen bedrohlich in den Weg. Der eine entblößt seine furchteinflößenden Schneidezähne. Der zweite Biber feindet sie an: „Kehrt um! Wir nehmen euch nicht auf. Hier herrscht Hunger! Zu viele kamen vor euch und erbaten Schutz in Harmonia.“

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