Russian Mafia King. Sarah Glicker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sarah Glicker
Издательство: Bookwire
Серия: Russian Mafia
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754179413
Скачать книгу
Deswegen müsste ich eigentlich vorsichtig sein, was ich von mir gebe. Doch es ist mir egal. Mit meinem neuen Leben klarzukommen bedeutet auch, dass ich endlich zu meiner Beziehung mit ihm stehen muss.

       „Toli muss sich hier um ein paar Dinge kümmern, deswegen habe ich ihn kurzfristig begleitet“, erkläre ich also.

       „Warte Mal, ist das der Besitzer des Strip-Clubs?“

       „Ja.“

       „Wieso musst du ihn nach Miami begleiten?“

       „Wir sind ein Paar“, sage ich, ohne darüber nachzudenken. Doch würde ich das, würde ich es mir vielleicht anders überlegen. Und das ist etwas, was ich gerade nicht will.

       „Was?“, fragt sie, nachdem sie scharf die Luft eingezogen hat. „Ist das dein Ernst?“

       An der Stimme meiner Schwester kann ich erkennen, dass sie nicht glücklich darüber ist. Dabei habe ich ihr noch nicht einmal die Hälfte der Geschichte erzählt. Sie weiß nicht, dass auf mich geschossen wurde, seinetwegen. Und sie weiß auch nicht, dass seine Familie die Mafia ist. Genauso wenig wie sie weiß, dass er das neue Oberhaupt ist. Und wenn es nach mir geht, wird sie diese Punkte auch nie erfahren. Zumindest nicht von mir.

       „Du hast eine wunderbare Zukunft vor dir. Die kannst du doch nicht wirklich aufs Spiel setzen, verschwenden wollen? Und schon gar nicht wegen ihm!“, ruft sie aus, sodass ich mein Handy ein Stück vom Ohr entfernt halte, damit ich nicht taub werde.

       „Du kennst ihn überhaupt nicht“, erinnere ich sie in einem scharfen Ton. Ich habe die oberflächliche Art meiner Familie schon immer gehasst. Doch langsam macht sie mich nur noch wütend.

       „Das brauche ich auch nicht. Ich weiß genug über Menschen, die so sind wie er.“

       Robyn lässt nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie es ernst meint. Ich versuche etwas zu finden, was ich darauf erwidern kann. Etwas, womit ich die Chance habe, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Aber mir ist bewusst, dass es nur klappen kann, wenn sie ihn trifft. Wenn überhaupt.

       „Trenne dich von ihm. Bevor er dich in etwas hereinzieht, wo du nicht mehr herauskommst.“

       Das hat er schon, denke ich. Doch ich bin schlau genug, diese Worte für mich zu behalten.

       „Mom und Dad werden ausrasten. Sie werden an deiner geistlichen Gesundheit zweifeln. Und ehrlich gesagt, das tue ich auch. Und wahrscheinlich werden sie sogar verlangen, dass du wieder bei ihnen einziehst, damit du wieder zur Vernunft kommen kannst. In diesem Fall werde ich mich auf jeden Fall hinter sie stellen.“

       „Deswegen würde ich dir danken, wenn du es ihnen noch nicht sagen würdest.“

       „Oh nein“, protestiert sie. „Das kannst du von mir nicht verlangen und das werde ich auch nicht machen. Es geht hier schließlich um deine Zukunft. Du bist meine Schwester, da ist es mir sicherlich nicht egal. Ich kann nicht einfach daneben stehen und dabei zusehen, wie du dir alles versaust.“

       Gerade war ich noch gelassen. Nun macht sich jedoch Verzweiflung in mir breit. Wenn sie es wirklich unseren Eltern sagt, bevor ich die Gelegenheit dazu hatte, habe ich ein riesiges Problem. Ich würde es den beiden sogar zutrauen, dass sie nach Miami kommen und mich hier suchen, bis sie mich gefunden haben.

       Doch ich kann sie auch nicht einfach anrufen. Nein, dass hier werde ich ihnen persönlich sagen müssen. Und zwar nachdem sie sich das erste Mal gesehen haben, beziehungsweise, wenn sie sich das erste Mal sehen. Zumindest sieht so mein Plan aus und ich hoffe, dass er auch funktioniert.

       „Ich muss jetzt auflegen. Ich wollte ein wenig an den Strand gehen“, erkläre ich ihr.

       Ich habe keine Lust mich weiterhin über Toli mit ihr zu unterhalten. Sie wird ihre Meinung jetzt eh nicht ändern. Das weiß ich genau.

       „Beende es“, fordert sie mich noch einmal auf.

       „Wir sehen uns“, sage ich nur und lege auf. Seufzend lasse ich mein Handy auf die Tischplatte fallen und schließe die Augen. Ja, gerade kommt es mir so vor, als würde mir alles über den Kopf wachsen.

       „Lass uns wirklich an den Strand gehen“, höre ich Tolis Stimme neben mir.

       Langsam sehe ich zu ihm auf und bemerke, dass er seine Hand nach mir ausgestreckt hat.

       „Ich habe es mit angehört. Lass uns gehen.“

       Mit diesen Worten greift er nach meiner Hand und zieht mich auf die Beine. Dicht vor ihm komme ich zum Stehen. Ich muss meinen Kopf ein Stück heben, damit ich ihn ansehen kann. Doch was ich in seinen Augen entdecke, verschlägt mir die Sprache.

       Sie strahlen Liebe und Zufriedenheit aus. Aber auch noch etwas anderes, was ich gerade aber nicht einschätzen kann.

       „Und dann kannst du mir erzählen, was passiert ist.“

       Toli küsst mich und schiebt mich vor sich her, bis wir den Privatstrand erreicht haben, der zum Haus gehört.

       Auf dem Weg dorthin kann ich ein paar Männer erkennen, die uns keine Sekunde aus den Augen lassen. Es hält mir vor Augen, wie mein Leben von nun an aussehen wird, doch merkwürdigerweise stört es mich nicht. Sie halten sich im Hintergrund auf, sodass sie mich nicht stören.

       Nachdem wir ihn erreicht haben, gehen wir ein paar Schritte am Meer entlang, bevor er sich in den Sand sinken lässt.

       „Also, was ist los?“, fragt er mich, nachdem ich mich zwischen seine Beine gesetzt habe.

       „Meine Schwester war am Telefon“, beginne ich und erzähle von dem kurzen Telefonat. Aufmerksam hört er mir zu, bis ich geendet habe.

       Nachdem ich mich ein Stück in seine Richtung gedreht habe erkenne ich, dass es ihm nicht gefällt. Doch mir würde es da auch nicht anders gehen.

       „Mach dir wegen meiner Familie keine Sorgen“, sage ich schnell. „Mit denen werde ich schon fertig.“

       „Sie sind dein Problem, also sind sie auch meines.“ Seine Worte machen mich stutzig. Um mich noch mehr zu ihm drehen zu können, ziehe ich meine Beine an den Oberkörper.

       „Was ist passiert?“, frage ich ihn nun.

       „Wie kommst du darauf, dass etwas passiert sein sollte?“

       „Viktor holt dich nicht jeden Morgen aus dem Bett, um mit dir darüber zu sprechen, wie schön das Wetter ist. Zumindest gehe ich davon aus. Dafür seit ihr beide nicht der Typ“, stelle ich fest. „Außerdem sehe ich dir an, dass du dich gerade lieber mit meiner Familie beschäftigst, als mit dem, was bei dir passiert ist.“

       Ich versuche ihn ein wenig aufzuziehen, um seine Laune zu heben. Doch ich brauche nur einen Blick in sein Gesicht zu werfen um zu wissen, dass genau das nicht funktioniert.

       Er sieht bedrückt aus. Als hätte Viktor nicht gerade gute Nachrichten für ihn gehabt.

       „Jetzt bist du an der Reihe den Mund aufzumachen“, setze ich noch dazu.

       Toli antwortet nicht sofort darauf. Nachdenklich sieht er mich an. Normalerweise würde ich ausweichen, da ich mir nicht sicher bin, ob es mich wirklich etwas angeht oder nicht. Und normalerweise würde ich ihn auch nicht danach fragen. Doch Ludmilla hat recht. Wir müssen unseren eigenen Weg finden. Und der sieht für mich nun einmal so aus, dass ich wissen will, was ihn beschäftigt. Auch, wenn es etwas mit den Geschäften seiner Familie zu tun hat.

       „Wir wissen, wer einen der Wagen gefahren hat, die bei der Schießerei dabei waren.“ Ich zucke kurz zusammen. Über dieses Thema unterhalte ich mich nicht gerne, doch ich will es erfahren. „Er ist ein russischer Serienkiller. Wir wissen nicht genau, worauf er es abgesehen hat. Doch wir können mit Gewissheit sagen, dass entweder du oder ich das Ziel waren.“

       Ich weiß nicht so genau, was ich sagen soll. Eigentlich dauert es auch ein wenig, bis die Worte bei mir angekommen sind. Doch selbst dann habe ich noch immer keine Ahnung, was ich erwidern soll.

       „Wir werden ihn finden und alles