Am anderen Morgen machte sich Kirsch zunächst einen Kaffee. Und der würzige Kaffeeduft durchzog das ganze Haus und weckte auch Moni, die eigentlich ansonsten vor Kirsch aufstand. Aber die Aufregung gestern war auch für sie zu groß und so ist auch ihr Schlaf ziemlich unruhig verlaufen.
„Ich lass sie noch schlafen“, dachte Kirsch, aber da stand Moni schon in der Tür und strich sich das erhitzte Haar aus dem Gesicht.
„Bist du schon auf?“
„Ja, was glaubst du, was heute los ist, da kann ich doch nicht ruhig schlafen“, meinte Kirsch und ging zum Küchenschrank und steckte sich ein Brot in den Toast.
„Noch ein Tässchen Kaffee gefällig?“, lächelte Moni Kirsch zu, der sich nicht zweimal bitten ließ.
„Ja, mach sie nur voll, die Tasse, ich brauche heute den Kaffee als Lebenselixier und Aufputschmittel.“
Kirsch verabschiedete sich von Moni, die ihm noch nachwinkte, bevor sie sich wieder in ihr Küchenparadies aufmachte. Und Kirsch spazierte schnellen Schrittes ins Kommissariat. Unterwegs traf er wie immer auch Johanna Merkle, die wieder mit Kopfhörern in den Ohren joggte.
„Hallo Hanna, steht wieder ein Marathon an?“, wollte Kirsch lachend von Hanna wissen.
„Nein, diesmal nicht, ich will mich nur körperlich fit halten“, meinte sie und joggte wieder um die Ecke.
Eugen kam wie immer aus der Bäckerei, wo er wieder Brezeln und Croissant für die Besprechung holte. Alles war wie immer, alles ging seinen gewohnten Gang, wenn nur nicht im Hinterkopf von Kirsch dieser fürchterliche Raub spuken würde.
„Irgendwie würde ich den jetzt gerne ausblenden, mich irgendwo „hinbeamen“, wenn das so einfach wäre.“ Kirsch machte sich so seine Gedanken auf dem Weg ins Kommissariat.
Ein so schöner spätsommerlicher Tag und da muss man sich wieder mit den dunkelsten Machenschaften abgeben.
Helen kam Kirsch auch schon entgegen und reichte ihm die Liste mit den Personen, die beim Tea-Dinner anwesend waren.
„Das hat später Zeit, besorge mir noch einen Antragszettel für eine Dienstreise, Helen“, bat Kirsch seine Assistentin.
„Ich muss in die Schweiz, dort gibt es Kommissar Späni, der kennt sich mit solchen Raubdelikten am besten aus. Dort fahre ich heute hin, nach Zürich“, gab Kirsch schnell weitere Anweisungen an Helen weiter.
„Derweil kümmert ihr euch hier um alles. Wo sind denn Huber und Drechsler, noch im Urlaub?“, wollte Kirsch dann noch wissen.
„Ja, Chef, sie sind beide noch im Urlaub, da müssen wir eben alleine ran“, erwiderte Helen, die dann Kirsch mit einem Lächeln aufmuntern wollte.
„Wann kommen die beiden wieder aus dem Urlaub zurück?“, bohrte Kirsch ungeduldig weiter.
„Ich kümmere mich darum, ich weiß es auch nicht genau“, erwiderte Helen.
„Ist ja gut, Helen“, Kirsch bedankte sich bei seiner treuen Assistentin, auf die er sich hundertprozentig verlassen konnte.
Eugen kam dann auch die Treppen hochgelaufen, natürlich mit einer Tüte voller Brezeln und Croissant, die er an die Kollegen verteilte, die schon mit ihren dampfenden Kaffeetassen sehnsüchtig auf die schmackhaften Backwaren warteten.
„Wollen Sie auch noch einen Kaffee trinken, bevor Sie losfahren?“, meinte Helen zu Kirsch.
„Ja, Helen, ich trinke noch eine Tasse und nehme noch ein Croissant, denn Zeit zum Essen habe ich nicht“, meinte Kirsch, der gleich an sein Telefon ging und seinen Kollegen Späni in Zürich anrief.
„Hallo Geni, kann ich heute zu dir kommen, ich habe nämlich ein Problem“, rief Kirsch ziemlich laut und schnell ins Telefon.
„Ja, Kirsch, du und dein Problem, was ist es denn diesmal?“, meinte der Schweizer Kommissar Geni Späni zu Kirsch.
„Das sag ich dir wenn ich bei dir bin, nicht dass noch mein Telefon abgehört wird, man kann ja nie wissen. Es ist alles noch sehr geheim“, flüsterte Kirsch ins Telefon und seine Rede klang ziemlich verschwörerisch. Selbst Helen und Eugen fragten sich weshalb Kirsch nur so leise flüsterte.
„Gut, Bernhard, ich erwarte dich im Büro in Zürich. Du kennst dich ja aus“, erwiderte Späni und freute sich auf seinen Kollegen aus dem Schwarzwald, den er schon lange kannte.
„Ich bin so spätestens um 12 Uhr bei dir“, antwortete Kirsch knapp.
Und dann machte sich Kirsch auf den Weg in die schöne Schweiz, wo ihn Geni Späni, mit großer Spannung erwartete. In Zürich angekommen fuhr er auf dem schnellsten Weg ins Kommissariat.
„Nimm Platz, Kirsch, willst du einen Schweizer Bohnenkaffee und ein Schweizer „Leckerli“, meinte Späni zu Kirsch.
„Ja, gerne“, sagte Kirsch und ein bisschen verfiel er dann auch in den warm klingenden Singsang der Schweizer Sprache.
Kirsch ist in der Nähe der Schweizer Grenze aufgewachsen, so dass er diesen Dialekt immer noch beherrschte und sein Akzent auch nie ganz hochdeutsch war.
„Jetzt erzähl mal, Kirsch, was ist los, weshalb kommst du so mir nichts dir nichts in die Schweiz gefahren, da muss es sich schon um was Wichtiges handeln“, meinte Späni zu Kirsch.
„Ich komme in einer geheimen Mission. Es geht nicht um Mord, sondern um einen raffinierten Diebstahl“, fing Kirsch etwas umständlich zu erzählen an.
„Bei uns in Wiesenbach gibt es ein altes Landgut mit dem Namen Amalienburg. Dort wohnt Rudolf von Monroe mit seiner Frau Elise, die eine berühmte Fernsehköchin und –autorin ist. Ihr Mann ist der bekannte Frankfurter Unternehmer von Monroe, der sich auch als Autor von Sachbüchern einen Namen gemacht hat. Von seinem Großvater besitzt von Monroe einen alten Keltenring, den sein Großvater selbst auf der Schwäbischen Alb ausgegraben hat. Irgendwie war er bis dato immer noch im Familienbesitz.“
„Von Monroe hatte kürzlich eine Pressekonferenz, wo er den Ring präsentierte, weil er ihn jetzt endlich dem Land Baden-Württemberg übergeben wollte“, brachte Kirsch in einer Kurzfassung die weiteren Details der Geschichte hervor.
„Und wann geschah dann der Diebstahl?“, fragte Späni voller Interesse nach.
„Es gab eine wunderschöne Tea-Time bei Monroes, wo ich und meine Frau auch eingeladen waren und bei dieser Gelegenheit ist dieser Ring gestohlen worden“, erläuterte Kirsch die Tat.
„Was unter deinen wachen Augen ist es passiert. Das ist schon etwas seltsam und peinlich für dich, Kirsch“, schmunzelte Späni.
Aber Kirsch war deshalb nicht ungehalten, denn er kannte ja seinen Freund schon lange und der durfte diese Kritik schon äußern, zumal sie ja auch im Spaß gemeint war.
„Ja, deshalb kümmere ich mich ja auch selbst darum, weil ich bin schon ganz untröstlich, dass es während meiner Anwesenheit passiert ist, das kannst du mir glauben, Geni“, erwiderte Kirsch.
„Das kann ich mir denken“, antwortete Geni Späni lachend.
„Der Ring hat einen immensen Wert, ich glaube er ist mit einer Million oder mehr versichert“, sagte Kirsch etwas unwirsch, denn gerne wollte er an sein Versagen nicht erinnert werden, auch nicht von seinem Freund.
Allerdings hatte er ja niemals erwartet, dass der Ring so am helllichten Tag und noch während einer Tea-Time und während seiner Anwesenheit gestohlen werden würde.
„Du kannst dir ja denken, dass ich alles daran setze, dass der Ring wieder gefunden wird, bevor er an einen Sammler und ins Ausland geht“, meinte Kirsch zu Späni.
„Du bist doch hier der Experte, was solche Raubdelikte betrifft“, erinnerte Kirsch seinen Freund an