„Wir müssen darauf bestehen, dass wir eine glaubhafte Aussage haben, die Ihrer Aussage widerspricht. Da Sie auf Ihrer Aussage beharren, müssen wir die Befragung mit einer Gegenüberstellung auf dem Polizeipräsidium fortführen,“ sagte Georg und dem Abgeordneten Meyer blieb der Mund offen stehen.
„Du kleiner Bastard,“ schrie Bernhard Meyer ungehalten und die Anwälte stöhnten laut auf. Sie versuchten erfolglos, ihren Mandanten zu bremsen. Meyer war wütend und in diesem Zustand war es unmöglich, ihn zurückzuhalten. „Was erlaubst du dir eigentlich?“, fuhr Meyer fort und kam Georg nun bedrohlich nahe, wobei sein knallroter Kopf zu platzen drohte. „Du stellst meine Aussage in Frage und möchtest eine Gegenüberstellung? Mit mir? Du Missgeburt nimmst jetzt deinen Negerfreund und verpisst dich ganz schnell. Haben wir uns verstanden? Und wage es ja nicht, hier noch einmal aufzutauchen!“
Ohne ein weiteres Wort standen Leo und Georg auf und verließen irritiert über diesen Wutausbruch ohne einen weiteren Gruß das Büro.
„Wie geht es dir, Georg? Es tut mir sehr leid, was passiert ist,“ sagte Leo, als sie zum Wagen gingen.
„Du musst dich nicht entschuldigen, du hast keine Schuld daran. Es gibt immer wieder Menschen, die in ihrer Entwicklung stehen geblieben sind. Das macht mir nichts aus. Zumindest haben wir den Abgeordneten jetzt am Arsch und nun muss er uns sagen, wer mit ihm an Bord war.“ Georg grinste zufrieden.
„Und wie willst du das anstellen? Die Anwälte werden alles bestreiten und ich als Zeuge werde gegen den Abgeordneten nicht ausreichen.“
„Ja, das ist mir klar,“ sagte Georg und zog triumphierend ein Diktiergerät aus der inneren Jackentasche. „Aber damit haben wir ihn.“ Er spulte zurück und sie konnten sich noch einmal den Wutausbruch des Herrn Abgeordneten anhören.
Am Abend wählte Leo die Nummer eines der Anwälte Meyers.
„Hier Leo Schwartz, Polizei Ulm, guten Abend. Wir haben uns heute beim Abgeordneten Meyer kennengelernt. Die Befragung ist, nun sagen wir es mal vorsichtig, unschön ausgegangen. Ich möchte Sie bitten, Ihrem Mandanten mitzuteilen, dass wir ihn morgen früh um Punkt 9.00 Uhr im Polizeipräsidium Köln Zimmer 12 sehen möchten. Würden Sie das Ihrem Mandanten mitteilen? Selbstverständlich dürfen Sie ihn gerne begleiten.“
Der Anwalt lachte gequält. Es war klar, dass der Wutausbruch seines Mandanten ein Nachspiel haben würde.
„Ich glaube nicht, dass Sie irgendwelche Forderungen stellen können. Selbst nach dem, was heute passiert ist. Mein Mandant, mein Kollege und ich werden alles abstreiten. Es hat nichts gegeben.“
Leo drückte auf PLAY des Diktiergerätes, hielt es an die Hörmuschel und ließ das ganze Band abspielen.
„Ich glaube, ich kann sehr wohl Forderungen stellen. Oder wollen Sie wirklich riskieren, dass das Band in die Öffentlichkeit gelangt? Ich bin mir sicher, dass es Leute gibt, die ganz scharf darauf sind. Stehen nächstes Jahr nicht Wahlen an?“
„Gut, Sie haben gewonnen und bestimmen die Spielregeln. Ich werde mit meinem Mandanten sprechen. Wir werden morgen um 9.00 Uhr bei Ihnen sein, Sie können sich darauf verlassen.“
Leo und Georg amüsierten sich köstlich über die günstige Wendung. Georg hatte genau den richtigen Riecher gehabt. Beide hofften darauf, dass sie durch die Befragung Meyers einen Schritt weiterkommen, denn sie hatten keinen blassen Schimmer, was das alles sollte. Sie hatten es zwischenzeitlich mit zwei Leichen zu tun: Maximilian von Kellberg und Tim Mahler. Nadine Siebert wurde vermisst. Sie hatten beide die Befürchtung, dass sie bislang nur an der Oberfläche gekratzt hatten. Wer wusste, was sie noch alles erfahren und aufdecken würden.
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