Wir haben sie erst bemerkt, als sie plötzlich sagte: „Warum sucht ihr nicht da drüben am Brunnen, da liegt der Ball nämlich!“
„Und da lässt du uns hier rumkriechen?“, schimpfte Anna. „Wer bist du denn überhaupt?“ Na ja, es endete damit, dass die beiden Mädels sich schließlich die Bälle um die Ohren fetzten. Laura war wirklich viel besser als ich. Erst stand ich wieder mal ein bisschen dumm rum, aber dann hab’ ich den Schiedsrichter gemacht, das war lustig. Und dann wurde es zu dunkel zum Spielen. Außerdem waren wir alle ganz schön aus der Puste.
„Sag mal, Laura, wieso kannst du eigentlich so gut deutsch?“, fragte Anna plötzlich. „Ich meine, ich kann leider fast überhaupt kein Italienisch. Nur spaghetti, gelato und so. Maxi kann das viel besser. Der sagt immer Stop, un momento! wie ein richtiger Italiener.“
Ich merkte, wie meine Ohren langsam die Farbe der Tomaten hinter uns annahmen. Glücklicherweise war es inzwischen fast finster, so dass man beides nicht so genau erkennen konnte. War mir nie aufgefallen, dass ich das immer sage. Ist so eine Angewohnheit aus der Schule. Und außerdem ist es das Einzige, was ich überhaupt auf Italienisch sagen kann.
Also, jedenfalls: Laura kann deutsch, weil sie Laura Wintermann heißt, ihr Vater ist nämlich Deutscher, und ihre Mutter ist Giovannis Schwester, und in vierzehn Tagen kommen ihre Eltern und ihr Bruder auch hierher, und dann ...
Frühstück mit Piraten
Dann muss Maxi wohl doch irgendwann eingeschlafen sein. Als er am nächsten Morgen aufwachte, hörte er aus der Küche gedämpft die Stimmen seiner Eltern. Kein Wunder: Diesmal war er der Langschläfer. Seine Armbanduhr zeigte exakt auf 9.54 Uhr.
Mit einem Satz war Maxi aus dem Bett. Schlafanzug aus, Badehose an und dann nichts wie los. Waschen, Zähneputzen und ähnlich überflüssige Dinge mussten heute ausfallen.
Um zehn Uhr war er doch mit Laura und Anna verabredet. Wie peinlich, wenn er gleich zum ersten Club-Treffen zu spät käme.
Gerade wollte er mit einem laut gebrüllten „Guten Morgen! Hab keine Zeit!“ aus der Terrassentür entwischen, da kriegte Paps ihn noch am Arm zu fassen. „Wo brennt’s denn, mein Sohn?“, fragte er lachend. „Denk’ dran, wir haben Ferien, und da ist gar nichts eilig.“ – „Außerdem wird erstmal gefrühstückt“, meldete sich Mama aus dem Hintergrund.
Maxi seufzte. Was Frühstück anging, war Mama leider ziemlich unerbittlich. Sie bestand darauf, dass er mindestens eine Tasse Kakao trank und eine Kleinigkeit aß, ehe er morgens aus dem Haus ging. Das würde wohl in den Ferien auch nicht anders sein. Eigentlich hatte Maxi dagegen auch nichts einzuwenden, aber heute handelte es sich eindeutig um einen Notfall.
Schließlich überzeugte er Mama davon, dass er in spätestens fünf Minuten am Frühstückstisch erscheinen würde. „Wenn ich länger geschlafen hätte, wäre das ja auch nicht anders“, argumentierte er noch, ehe er erleichtert um die Ecke flitzte.
Glücklicherweise traf er die beiden Mädchen gemeinsam auf dem Weg zu ihm, und glücklicherweise hatten sie überhaupt nichts gegen eine halbstündige Verschiebung des Treffens einzuwenden. Sie waren nämlich selbst auch gerade erst aufgestanden.
Na, da hab’ ich noch mal echt Schwein gehabt. In solchen Situationen hilft nur eins: ganz cool bleiben. „Gerade überleg’ ich mir, wo wir nun eigentlich verabredet sind“, hab’ ich gesagt, als Laura und Anna um die Ecke bogen. Sie hatten Streuner im Schlepptau, der vor Freude über den bevorstehenden Ausflug offenbar schon ganz ungeduldig war. „Ihr seid ja ein bisschen spät dran.“ Das konnte ich mir natürlich nicht verkneifen.
„Ja, also – weißt du, wir haben wohl etwas verschlafen“, musste Anna daraufhin zugeben. „Und wir würden außerdem schrecklich gern erst noch frühstücken. Ich zumindest hab’ einen Riesenhunger.“
Das konnte ich ihr gut nachfühlen, und deshalb war ich großzügig damit einverstanden, den Aufbruch um eine halbe Stunde zu verschieben. Kommt schließlich auch nicht auf ein paar Minuten an. Trotzdem musste ich den beiden noch schnell hinterherrufen: „Typisch Mädchen! Trödeln immer rum!“
Solche Gelegenheiten, Pluspunkte zu sammeln bzw. Minuspunkte zu verteilen, darf man nicht verstreichen lassen. Leider waren die beiden von meiner Kritik nicht sonderlich beeindruckt. Auch typisch Mädchen!
So, und jetzt hab’ ich mir wirklich ein ordentliches Frühstück verdient: Orangensaft und ein Ei und Melone mit Schinken und Müsli – na ja, Müsli vielleicht doch lieber nicht auch noch, mal sehen, was ich so schaffe. Und dann geht’s zum Turm.
Toll, dass Mama und Paps uns erlaubt haben, ganz allein dahin aufzubrechen. Wahrscheinlich sind sie froh, mal einen Tag in Ruhe auf der Terrasse zu verbringen. – Ich muss unbedingt die Taschenlampe mitnehmen, weil es da sicher unterirdische Gewölbe gibt.
Mädchen denken an so was natürlich nicht! Und plötzlich stehen sie in der Dunkelheit und fürchten sich. Wie gut, wenn dann jemand dabei ist, der sich auskennt und alles profimäßig vorbereitet hat. So jemand wie ich eben. Wenn man mit Mädchen unterwegs ist, sollte man immer damit rechnen, dass man sie ab und zu beschützen muss.
Am besten, ich nehme auch ein Seil mit, falls wir uns irgendwo absichern müssen. Ob Paps mir das Abschleppseil ausleiht? Das hätte die richtige Länge.
Das Fernglas wäre auch nützlich. Da erkennen wir glasklar, wenn Piraten auf die Küste zusteuern, und können uns rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Das ist natürlich nur Quatsch! Ihr nehmt ja wohl nicht im Ernst an, dass ich noch an Piraten glaube. Aber früher gab’s hier bestimmt welche. Mal sehen, ob ich Anna und Laura damit einen Schreck einjagen kann.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.