Nina Hutzfeldt
Das Lachen der Yanomami
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Inhaltsverzeichnis
Leseprobe, Im Schatten der Lady Cumberland
Anmerkung
Samuel Bradford – Deckname, Jayden Garcĭa
Jean Cassin – Deckname, Tomas Sánchez
Clark Owen – Pseudonym, George Preston
1
Lübeck, 2014
Stille.
Eigentlich liebe ich die Ruhe. Sie breitet sich in meinem Körper aus und lässt meine Muskeln entspannen. Doch an diesem Tag machte mir die Stille Angst.
Ich musste mich zwingen, die letzten Stufen zur Wohnungstür hinaufzusteigen. Auf dem Klingelschild stand immer noch der Name Helene Grewe. Ich nahm den Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Schlüsselloch. Wie damals, als ich noch ein kleines Mädchen war, musste ich mich gegen die Tür lehnen, um sie aufschließen zu können.
Doch an diesem Tag war alles ganz anders. Mein Herz hatte sich zu einem nassen Schwamm zusammengezogen und meine Knie zitterten, als ich in den Flur trat. Auf der kleinen Kommode stand ein Foto von mir. Es war bei meiner Einschulung von einem hektisch umherlaufenden Schulfotografen aufgenommen worden. Auf dem Bild lächele ich fröhlich. Doch als ich in den Spiegel über der Kommode schaute, blickte ich in ein von Trauer gezeichnetes Gesicht. Meine wilden Locken waren elektrisch aufgeladen und standen in alle Himmelsrichtungen ab. Ich brauchte dringend Schlaf, doch daran war nicht zu denken.
Mein Weg führte mich in die Küche, wo ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen neben der Arbeitsplatte stand. Der Aschenbecher mit drei Zigarettenstummeln stand noch auf dem Tisch. Ich atmete tief aus, bevor ich eine der Schubladen öffnete, eine Mülltüte abriss und den Aschenbecher leerte. Dabei füllten sich meine Augen mit Tränen. Jetzt begann die schlimme Zeit. Die Wohnung musste ausgeräumt werden, die nächsten Mieter standen schon mit einem Bein in der Tür.
Als ich die Schränke öffnete und mir einen Überblick verschaffte, riss mich ein Läuten an der Tür aus meinen Gedanken. Ich legte den Müllbeutel auf den Tisch, wischte mir die Tränen weg und öffnete die Tür.
»Du bist es«, sagte ich und legte mir die Hand aufs Herz.
»Mit wem hast du denn gerechnet?«, fragte Mareike und sah mich durch ihre runden Brillengläser an.
»Eigentlich mit niemanden«, gestand ich und atmete tief aus.
»Okay.