Aber erst einmal gibt es eben noch mal Hochspannung. Für neun Mannschaften in der 2.Liga geht es noch um was, von daher wird es auch dort ein vorerst letztes Mal voll abgehen. Selbstvertrauen und Selbstbewußtsein holt man sich meist nur mit Siegen und anderen Erfolgserlebnissen, aber wenn dann der Dritte der 2.Bundesliga auf den 16. der 1.Liga trifft, dann ist trotzdem der Erstligist der leichte Favorit und setzt sich in den meisten Fällen auch durch. Wahrscheinlich ist es dann eben doch ein Qualitätssprung, der da zurückgelegt wird.
Eine Anmerkung noch zur Torjägerkanone: Torschützenkönig wurde Alex Meier mit 19 Treffern, wobei hinzugefügt werden sollte, daß der gute Mann insgesamt vielleicht 23 Spiele oder so bestritten hat, ansonsten fehlte er verletzungsbedingt, von daher eine durchaus beachtliche Quote.
Bayern München, der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach werden Deutschland in der nächsten Saison in der Champions League vertreten, Bayer Leverkusen 04 kommt vielleicht auch noch dazu. Der FC Augsburg spielt definitiv in der Europa League, weshalb man sich jetzt eine Rasenheizung für den Trainingsplatz leisten kann. Schalke oder Dortmund müssen sich noch für die Europa League qualifizieren; gewinnt der BVB den DFB-Pokal, dann ist man auch gleich voll mit dabei. Gut, das erst einmal dazu, weiter geht es dann später.
So, Freunde der Nacht oder der Macht, der Wahnsinn geht weiter. Die Relegationspartien heißen HSV gegen KSC, also Hamburger Sportverein gegen den Karlsruher Sportclub und Holstein Kiel gegen den TSV 1860 München. Genug objektiv gedampfplaudert, jetzt wird es subjektiv und emotional. Fußballfans werden mich bestimmt verstehen, alle anderen Leute sollten und werden das hier wohl eh nicht lesen. Ich oute mich jetzt mal ganz schnell, damit Du eine Vorstellung davon bekommst, wie stark ich diese Saison gelitten habe. Beginnen wir mit der 1.Fußballbundesliga: Dort bin ich kein richtiger Fan von einer Mannschaft, sympathisiere aber mit Augsburg, Freiburg, Stuttgart, Mainz sowie Frankfurt und zwar in genau der Reihenfolge. Von daher war es für mich eine Spielzeit mit Licht und Schatten. Freude über den FC A, Erleichterung wegen des VfB und Enttäuschung sowie Trauer aufgrund des SC F. Andererseits gehöre ich zu den Zeitgenossen, die gerne und oft mit dem Schlimmsten rechnen, um nicht brutal enttäuscht zu werden, von daher hatte ich das, was den Freiburgern widerfahren ist, schon befürchtet gehabt, weshalb sich das Entsetzen dann in Grenzen hielt.
Das aber war erst das Vorspiel, denn richtiger Fan bin ich in der 2.Liga und zwar vom TSV 1860 München und da war es diese Saison schon brutal. Angefangen mit dem verrückten Spiel in Kaiserslautern und ein Ende ist immer noch nicht in Sicht. Daß 60 in Karlsruhe verliert, war mir vorher schon klar und daß Düsseldorf gegen den FSV Frankfurt das Spiel abschenkt, hatte ich ebenfalls befürchtet gehabt. Aber daß Erzgebirge Aue nach einem 0:2 und drei Aluminiumtreffern für den Gegner Heidenheim dank eines geschenkten Elfmeters und eines Torwarttreffers noch auf 2:2 kommt und meine Sechziger fast noch direkt in die 3.Liga katapultiert hätte, das hätte der ganzen scheiß Saison noch die Krone aufgesetzt. Zugegeben, vor jeder Saison gehe ich als Ultrapessimist immer davon aus, daß 60 jedes Spiel verliert und der FC Bayern jede Partie gewinnt, denn so hält sich meine Enttäuschung bei Niederlagen und Siegen der jeweiligen Teams in Grenzen. Aber daß ich mit meiner schwarzmalerischen Annahme so oft richtig liegen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Klar, man kann einwerfen, daß 1860 selber schuld wäre, denn alle anderen Vereine haben ihr Spiel gegen Düsseldorf gewonnen, bis auf die "Löwen", aber die Fortuna hätte sich schon ein bißchen mehr reinhängen und anstrengen können. Egal, auf alle Fälle geht es jetzt gegen Holstein Kiel, noch einmal mindestens drei Stunden Nervenkrieg und Psychoterror, die das Schlimmste befürchten lassen. Fan von 60 bin ich in den Neunzigern geworden, als sie von der dritten in die erste Liga durchmarschierten, aber seitdem ging es irgendwie fast nur noch bergab. Am Anfang der Saison war von der Meisterschaft in der 2.Liga die Rede, was man schon damals nicht wirklich ernst nehmen wollte und konnte. Jetzt wären die Münchner froh darüber, in der 2.Liga bleiben zu können.
Egal, genug ausgekotzt, kommen wir nun zu den erfreulicheren Tatsachen: Darmstadt 98 hat den Durchmarsch und damit den Aufstieg in die 1.Bundesliga geschafft. Herzlichen Glückwunsch! Karlsruhe kann es ebenfalls noch schaffen, auch wenn es gegen den HSV bestimmt nicht einfach werden wird. Mein Mitleid mit dem Viertplatzierten, dem 1.FC Kaiserslautern, hält sich dagegen in Grenzen und zwar aus folgenden Gründen: Ich mag die "Roten Teufel" grundsätzlich schon, aber die haben sich mal wieder dermaßen dämlich angestellt, daß sie den Aufstieg einfach nicht verdient haben. Ich könnte dafür unzählige Beispiele anbringen, aber wenn ich an die ganzen sinnlosen Unentschieden denke, bei denen der FC K leichtfertig den Sieg verspielte, dann wissen alle was ich meine. Vom völlig unnötigen 0:2 gegen den FC St. Pauli daheim auf dem Betzenberg ganz zu schweigen. Gut, was noch? Der FSV Frankfurt, Greuther Fürth und St. Pauli haben sich gerade noch so gerettet, diese Vereine können also tief durchatmen und darauf hoffen, daß es in der nächsten Saison wieder besser läuft. Düsseldorf, Braunschweig, Nürnberg und Leipzig werden ebenfalls alles daran setzen, im folgenden Jahr eine bessere Rolle zu spielen. Von oben kommen Freiburg und Paderborn, von unten Bielefeld und Duisburg, von daher wird alles ganz interessant werden. Aber für mich geht der ganze Spaß ja noch weiter. Auch für den KSC hege ich gewisse Sympathien, von daher werden die beiden, beziehungsweise insgesamt vier Relegationsspiele für mich noch einmal Schwerstarbeit. Selbstverständlich rechne ich wie immer mit dem Schlimmsten und das wäre in diesem Fall natürlich der Abstieg der Löwen, denn gegen Holstein Kiel haben sie in dieser Saison schon im DFB-Pokal gespielt und dort gewannen sie zwar mit 2:1, aber mehr als glücklich, sie wurden zeitweise förmlich an die Wand gespielt. Na ja, bleibt nur zu hoffen, daß es einfach einen qualitativen Unterschied zwischen dem Dritten der 2.Liga und dem Dritten der 3.Liga gibt, ansonsten können die Sechziger das Ganze von vornherein vergessen. Wenn man daran denkt, wie Bielefeld nach einem 3:1 Auswärtssieg in Darmstadt dann das Rückspiel noch vergeigte und eben jene Darmstädter spielen ab nächster Saison in der 1.Liga, dann weiß man jedenfalls Bescheid. Liebe Leute, diese 90 oder 95 Minuten heute waren für mich wahrlich kein Spaß. Karlsruhe ging gegen 1860 München früh in Führung, passenderweise durch ein Eigentor der "Löwen", im Abstiegskampf liegen halt die Nerven einfach blank. Keine Ahnung, ob ich das alles nervlich überstehe, diese Saison ging mir schon mehr als genug an die Substanz. Andererseits ist es natürlich aus meiner schriftstellerischen Sicht ein wunderbarer Zufall, daß in den Relegationsspielen Mannschaften antreten, die mir etwas bedeuten, denn da kann ich dann emotional alles voll rauslassen, was mich ankotzt, oder mich einfach mal freuen, auch wenn dabei die Objektivität sowie die Neutralität verständlicherweise auf der Strecke bleiben müssen.
Sicher abgestiegen sind also der VfR Aalen und Erzgebirge Aue, die beiden Mannschaften, die in der alphabetischen Reihenfolge der Zweitligisten ganz am Anfang stehen, beziehungsweise standen. Ich für meinen Teil brauche jetzt erst einmal eine Pause und dann melde ich mich zurück mit einem Überblick über die gesamte abgelaufene Saison, fast jeder Spieltag wird gnadenlos zerpflückt und zwischendrin gibt es dann natürlich die Spielberichte von den Relegationsspielen sowie vom DFB-Pokalfinale. Bis dahin!
Anpfiff
Also gut, dann beginne ich nun mit einem Rückblick auf die Spielzeit 2014 und 2015, genauer geschrieben auf die Saison, die Anfang August 2014 losging, zumindest in der 2.Fußballbundesliga. Dabei kam es im vermeintlichen Spitzenspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Bundesliga-Absteiger Eintracht Braunschweig zu einem leistungsgerechten 2:2, mit dem letzten Endes beide Teams zufrieden waren. Wenigstens nicht verloren, lautete da scheinbar die Devise. Der