Isargrauen. Max Winter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Max Winter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754180549
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er zu ihren Eltern und ließ durchblicken, daß er sie, falls so etwas wieder passierte, sofort anzeigen würde.

      Ihre Eltern wußten, daß er Wort halten würde. Er lag mit dem halben Dorf im Streit und war bekannt für seinen Starrsinn. Er predigte, daß Gier und Habsucht ins Verderben führten. Das kam bei den niederbayerischen Bauern nicht gut an. Es kam erschwerend hinzu, daß er aus Polen stammte und von einem „Polacken“ ließ man sich dort aus Prinzip nichts sagen, und mochte auch der Papst selbst einer sein.

      Ihre Mutter deckte den Vater, wie üblich, und wurde in der Folge nur noch kälter ihr gegenüber. Sie hatte nie etwas dagegen getan, wenn der Vater die nackten Töchter begaffte, es störte sie offenbar nicht, daß er eine ganze Sammlung mit Photos und Super 8-Filmen hatte, die vor allem entstanden waren, wenn die Familie beim Baden war.

      Doch ihre Eltern waren nur ein Teil des Gefängnisses ihrer Kindheit. Es war der Ort, in dem sie lebte, es war die Schule, die Lehrer. Jeder hatte seinen Platz und seinen Status, und daran gab es nichts zu rütteln. Die Großbauern hatten das Sagen und der Herr Bürgermeister und der Herr Apotheker. Alle anderen hatten den Mund zu halten. Als Kind eines Angestellten mit kleinem Einkommen hatte Jana in der Schule keinen guten Stand. In ihrer Klasse gab ein tyrannisches Zwillingspaar den Ton an, dessen Familie den Nachbarort Tag und Nacht mit dem Gestank einer Schweinezuchtanlage mit ein paar tausend Schweinen beglückte.

      Auch die Lehrer folgten der sozialen Hackordnung, und für Janas Eltern wäre der Gedanke völlig absurd gewesen, sich zur Abwechslung auch mal auf die Seite ihrer Tochter zu stellen, wenn es Streit mit anderen Schülern oder Ärger anderer Art gab.

      In der einen Sache, die Jana liebte, dem Zeichnen, unterstützten sie sie natürlich auch nicht. Die Kunstlehrerin sah Janas Talent und ließ das ihre Eltern auch wissen, aber das bewirkte gar nichts. Im Gegenteil, von da an sahen sie das als nutzlose Beschäftigung, wer konnte schon von so etwas leben, Jana jedenfalls nicht, entschieden ihre Eltern.

      Jetzt wohnte sie in einem Hinterhaus in der Schellingstraße in einer Altbauwohnung. Im Hof stand eine mächtige Kastanie, darunter konnten die Hausbewohner im Sommer sitzen. Im Haus wohnten ein paar alte Leute, die ein Münchnerisch sprachen, das schon selten geworden war. Auch die Familie, die vor Jahrzehnten aus Jugoslawien gekommen war, sprach bayerisch, die Eltern Rado und Milena noch vermischt mit Jugo-Slang, deren Strebersohn machte an der Technischen Universität Karriere. Außerdem wohnte im Haus auch eine neapolitanische Familie, die bei Mario arbeitete. Im Hof erklangen also häufig die Wörter cazzo und kuraz, wenn alltägliche Handlungen einer Betonung bedurften. Insgesamt eine bunte Mischung, in der jeder Teil selbständig war. Das war nach Janas Geschmack.

      Die Presse machte Druck, und die Polizeiführung wollte sich wieder mit Gassinger „abstimmen“, wie sie es nannte. Also fand sich Gassinger wieder im obersten Stockwerk des Polizeipräsidiums ein. Das Wort, das nicht fallen sollte, sagte man ihm, war Sonderkommission. Eine SOKO erweckte Aufmerksamkeit. Gab es eine SOKO, gab es auch Gefahr und etwas zu berichten und wenn die Journalisten zu wenig Informationen hatten, stellten sie blöde Fragen oder erfanden etwas. Meistens beides. Was verschweigt die Polizei? Sind die Bürger noch sicher? Kommt die Mafia jetzt auch zu uns?

      Auch Gassinger wollte keine SOKO. Er brauchte im Moment keine. Er wollte nur ungestört seine Arbeit machen, und falls es sich als nötig erweisen würde, könnte er immer noch eine fordern.

      „Was machen wir mit der Presse?“, fragte man ihn.

      „Wir geben Ihnen etwas, nicht viel, gerade genug, damit sie zufrieden sind“, antwortete Gassinger.

      „Einverstanden“, sagte sein Vorgesetzter.

      Also sorgte Gassinger dafür, daß etwas durchsickerte. Ein paar Photos vom abgesperrten Fundort hatten die Pressephotographen bereits ergattert. Also gab es noch ein paar Details dazu und das reichte für eine knallige Schlagzeile: Mafia-Mord! Folter-Opfer sollte mitten in Schwabing einbetoniert werden. Aus gut unterrichteter Quelle in der Mordkommission habe man erfahren, daß die Polizei von einem Mafia-Krieg ausgehe. Näheres könne man nicht sagen, aber die Bevölkerung mußte kaum befürchten, zwischen die Fronten zu geraten. Es wurde nicht erwähnt, welche Mafia, aber bei dem Wort dachten sowieso alle automatisch an Sizilien und damit war die Sache erledigt. Nach ein paar Tagen interessierte sich niemand mehr dafür.

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