LIEBE FÜR ZWEI. Ute Dombrowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ute Dombrowski
Издательство: Bookwire
Серия: Eltville-Thriller
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742795366
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schöne Frau?“

      Er nahm eine Gabel und legte sie auf ihr Tablett. Marylin sagte zur allgemeinen Verwunderung gar nichts mehr und stellte sich wieder in die Reihe. Als sie dann alleine an einem Tisch am Fenster saß, setzte sich Lukas einfach zu ihr. Sie unterhielten sich angeregt und Marylin verliebte sich Hals über Kopf in den hübschen, jungen Mann. Sie erfuhr, dass er im Rheingau auf einem Weingut groß geworden war und dort einmal die Leitung übernehmen sollte. Darum gab er sich große Mühe bei seiner Ausbildung zum Winzer, die er nach dem Abitur begonnen hatte. Er liebte seine Heimat und das Leben in der Natur, sodass er sich nichts anderes für sein Leben vorstellen konnte.

      Nach dem dritten Mittagessen hatten sie sich ins Kino verabredet und dort küsste er sie dann innig. Als Gina nicht daheim war, weil sie bei Claire übernachtete, lud sie ihn mit zu sich nach Hause ein.

      Roswitha und Robert waren begeistert von Lukas und erlaubten ihm, bei ihnen zu schlafen. Roswitha bereitete das Gästezimmer vor. Dort ging Lukas auch brav schlafen, aber als es still im Haus war, schlich Marylin zu ihm ins Bett.

      Er küsste sie und tastete sich langsam voran. Auch für Lukas war es das erste „richtige“ Mal und am Ende hatten beide mehr Mühe als Spaß. Aber die Nähe war angenehm. Beim zweiten Versuch gegen Morgen klappte es schon besser.

      „Ich liebe dich für immer“, flüsterte Marylin in sein Ohr.

      Er brummte müde und zufrieden: „Ich dich auch.“

      Dann schlich Marylin zurück in ihr Bett und schlief.

      4

      Am nächsten Wochenende besuchte Marylin Lukas das erste Mal im Weingut. Es befand sich in Erbach in der Nähe von Eltville in einer kleinen Seitenstraße.

      Das wunderbare Fachwerkhaus passte perfekt in die Reihe alter Häuser, die in dieser Straße im gepflegten Glanz erstrahlten. Der Fußweg vor dem Haus war grob gepflastert. Man sah, dass die Wände frisch geweißt waren, die schiefen, naturbelassenen Holzbalken waren in vielen Jahren dunkel geworden und brachten dazu den passenden Kontrast. Auf der rechten Seite führte eine große Durchfahrt, die sich über ein Viertel der Häuserfront erstreckte, in einen großen Innenhof mit altem Pflaster. Das Tor war geöffnet. Hinter den einstöckigen Gebäuden, dem Wohnhaus gegenüber, erstreckten sich die malerischen Weinberge in sattem Sommergrün.

      Bevor sie von der Straße abbogen, ließ Marylin den Blick an der Häuserfront entlang streifen. Die Fenster des Wohnhauses waren groß und sauber. Links gab es die Eingangstür und über der Einfahrt hing ein Messingschild mit der Aufschrift „Weingut Röhmberger“. Lukas lenkte sein kleines Auto durch die Einfahrt in den Hof. Marylin fand sich in einem idyllischen Traum wieder. Sie stiegen aus und blieben in der Mitte stehen. Außer ihrem Auto stand nur noch der Lieferwagen von Lukas‘ Vater auf einem der fünf Parkplätze an der Rückseite des zweistöckigen Haupthauses.

      Es war ein von vier Seiten geschlossener Innenhof. Die rechte Begrenzungsmauer war unter wild wucherndem Weinlaub verschwunden. Links gegenüber der Mauer stand über einer großen Holztür „Lager und Weinkeller“. Der gesamte Gebäudeteil an der Rückseite des Grundstücks war in drei Bereiche unterteilt. Von links aus gesehen zeigte ein weiteres Schild die „Weinstube“. Davor standen zwei riesige, weiße Sonnenschirme, die vier kleine, runde Tische mit je vier Stühlen vor der heißen Sommersonne schützten. In der Mitte war die Tür zum „Büro und Verkauf“ offen. Rechts daneben stand eine gemütliche Bank vor einer Ferienwohnung.

      Aus der Bürotür kam ihnen freundlich lächelnd eine schlanke Frau mittleren Alters entgegen, die sich als Lukas‘ Mutter vorstellte. Die beiden umarmten sich und Constanze Röhmberger reichte Marylin die Hand.

      „Guten Tag, Sie müssen Marylin sein. Es ist schön, Sie einmal persönlich kennenzulernen, Lukas hat schon sehr viel von Ihnen erzählt.“

      Marylin war ein wenig verlegen.

      „Danke, dass ich hier sein darf. Sagen Sie ruhig Marylin und du.“

      Nun umarmte Constanze sie auch.

      „Dann sag Constanze zu mir. Kommt mit ins Haus, ich habe Mittagessen gemacht. Es gibt zur Feier des Tages Schmorbraten mit Klößen. Lukas hat noch nie ein Mädchen mit hierherge­bracht. Du bist …“

      Lukas sah sie ungehalten an und fiel ihr ins Wort: „Mama, lass das bitte, das ist peinlich.“

      Constanze ließ sich nicht beirren und zog Marylin ins Haus. Die hatte eigentlich eine dunkle und altmodische Atmosphäre erwartet, aber im Haus war es hell und freundlich. Links ging es in die große, gemütliche Küche. Die Möbel waren weiß und glänzten. Am Fenster zur Straße gab es einen großen Esstisch mit einer Sitzbank auf der einen Seite und vier weiteren Stühlen. Der Tisch war mit schönem Geschirr gedeckt, auf jedem der vier Teller lag eine Serviette aus Stoff.

      Marylin sah sich um und musste bei all der Sauberkeit sofort an ihre Schwester denken, der es hier sicher gefallen würde, aber sie wollte sich nicht vorstellen, wie es wäre, mit Gina herzukommen. Sie hatte Lukas erzählt, dass sie eine Schwester hatte, aber nicht, dass es ihre Zwillingsschwester war. Marylin wollte gar nicht, dass Gina Lukas zu Gesicht bekam.

      Durch die Tür trat in diesem Moment ein großer, breiter Mann mit einem sehr ruhigen Gesicht. Nur seine wachen Augen zeugten davon, dass er Marylin wahrnahm, ansonsten zeigte er keine Regung. Er murmelte eine Begrüßung. Seinem Sohn hielt er eine große, wettergegerbte Pranke hin. Lukas ergriff sie und lächelte.

      „Guten Tag, Sohn“, sagte Walter mit tiefer Stimme.

      Dann sah er wieder Marylin an. Sie erhob sich kurz und reichte Walter Röhmberger ihre kleine Hand, die fast völlig in der großen Vater-Hand verschwand. Endlich zogen sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben und Marylin atmete auf.

      Constanze füllte die Teller und es wurde schweigend gegessen. Der Sauerbraten schmeckte wie früher bei Marylins Oma, die Klöße waren ein Gedicht. Zum Nachtisch gab es Weinberg-Pfirsiche mit Vanillesoße. Marylin fühlte sich in der heimeligen Umgebung bei den freundlichen Menschen und Lukas sehr wohl. Dieses Gefühl wollte sie festhalten.

      Nach dem Essen und dem gemeinsamen Abwasch zeigte Lukas ihr den Rest des Hauses. Auf der anderen Seite des Flurs, wo sich Vorder- und Hintertür direkt gegenüberlagen, führte eine Tür in das Wohnzimmer, das genauso modern und hell eingerichtet war wie die Küche. An den Wänden hingen Bilder in leuchtenden Farben. Auf einer flachen Anrichte standen zahlreiche Familienfotos, sie zeigten die Vorfahren und auch die jetzige Familie Röhmberger. Von Lukas fand Marylin süße Kinderbilder.

      Lukas war in einer liebvollen Umgebung als einziges Kind aufgewachsen. Constanze hatte durchgesetzt, dass er Lukas getauft wurde. Alle anderen männlichen Vorfahren hießen traditionell immer Walter. Es wurde der zweite Name von Lukas.

      „Es gibt genug Walters in der Familie, es wird Zeit für Neues“, hatte Constanze streng gesagt und weil Walter seine lebenslustige, schöne Frau über alles liebte, hatte er nicht widersprochen.

      Nun kam Constanze auch ins Wohnzimmer und erklärte die Fotos aus der Ahnengalerie. Man merkte ihr den Stolz an, mit dem sie in dieser Familientradition lebte. Marylin fand, sie sah noch sehr jugendlich aus. Constanze hatte dunkle Locken, die zu einem dicken Knoten zusammengedreht waren. Sie musste sehr lange Haare haben. Ihre blaugrünen Augen leuchteten strahlend, feine Lachfältchen fanden sich in ihren Augenwinkeln, aber sonst war ihre Haut glatt und samtig.

      Lukas unterbrach seine Mutter.

      „Oben sind Schlafzimmer, Bad und Gästezimmer. Ich zeige Marylin jetzt die Ferienwohnung. Wir werden dort übers Wochenende wohnen, da sind wir ungestört.“

      Er ergriff Marylins Hand und zog sie mit sich über den Hof. Die kleine Ferienwohnung hatte zwei einfach, aber liebevoll eingerichtete Zimmer, eine kleine Küche und ein hübsches, kleines Bad mit Dusche.

      Nachdem Lukas die Tür von innen verschlossen hatte, sagte er mit einem schelmischen Grinsen: „Jetzt sind wir endlich allein. Komm, ich will dich spüren.“