zu liefern. Stonehill unterhält Kontakte zum späteren Diktator Ferdinand Marcos, zur katholischen
Diözese, zum philippinischen Prokonsul, zu CIA-Mitarbeiter General Edward Lansdale und zu
General Douglas MacArthur.
In einem Casino von Moe Dalitz in Las Vegas lernt Giancana Phyllis McGuire kennen, die in
diesem Casino eine Spielschuld von $100'000 angehäuft hat. Die Sängerin wurde auch mit Elvis
Presley gesehen, aber nachdem Giancana ihr Versprach, sich um die Schuld zu kümmern, gibt sie
ihm den Vorzug. Dalitz muss sich den Verlust ans Bein streichen. Die Presse ist hingerissen: die
Schöne und das Biest. Dadurch gerät auch seine Rolle als Boss von Chicago vermehrt in die
Presse. Der eifersüchtige Giancana reist McGuire überall hin nach, um sie zu kontrollieren, aber er
ist unfähig, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Er kauft dafür teure Geschenke, wenn sie nicht
wie meistens aus Diebesbeute stammen. Der 48jährige Boss, der Wert auf altmodische
Umgangsformen legt, wurde schon 60 Mal verhaftet wegen Beihilfe zu Verbrechen, Einbruch,
tätlichem Angriff, Diebstahl, versuchtem Totschlag, Waffenbesitz, Bombenüberfall, Glückspiel und
Mord. Bis 1960 hat er etwa 200 Morde auf dem Gewissen, viele davon ausgeführt von seinen
Henkern "Mad Sam" DeStefano, Fifi Buccieri und Willie Daddano. DeStefano bearbeitet
beispielsweise seine Opfer in seiner Folterkammer vorwiegend mit Eispickeln. Giancana herrscht
über ein Kader von ungefähr 1000 Gangstern, die ihrerseits Befehle an gegen 50'000 Einbrecher,
Entführer, Fälscher, Erpresser, Drogenhändler, Kredithaie und Mörder ausgeben. Die
Jahreseinnahmen dieses Grossunternehmens betragen schätzungsweise $2 Mia. Mittels Gewalt
und Korruption kontrolliert Giancana Polizisten, Richter und Politiker, die öfters an seinen Partys zu
Gast sind.
Quellen : Hersh: 46ff, Giancana: 20-370, Olgiatti, Best: 1 0f ,37, Lewens/Wall.
1956 Giancana und Kennedy top
Joe Kennedy tritt mithilfe des Bürgermeisters von Chicago, Richard Daley, in Kontakt zu Sam
Giancana, und lässt ihm mitteilen, er habe einen Fehler begangen und befände sich in
Schwierigkeiten. Kennedy bittet Giancana, ihn an der Ostküste zu treffen, was dieser kategorisch
ablehnt. Kennedy habe seit Jahren ein Büro in Chicago und ihm gehöre seit 1945 das Merchandise
Mart, also würde man sich in Chicago treffen, oder gar nicht.
In einer Suite des Ambassador East bittet Kennedy den Mafiaboss drei Tage später um Hilfe, da
Frank Costello ihn umbringen lassen wolle. Obwohl Kennedy dank der Mafia reich geworden war,
weigert er sich zunehmend, Gegenleistungenzu bringen und distanziert sich von seinen alten
Komplizen. Im Streitfall sollte Kennedy seinen Namen für ein Immobiliengeschäft Costellos leihen,
aber er hat Angst, damit die politische Karriere seines Sohnes zu gefährden. Kennedy hat seine
Kontakte mit der Mafia nie aufgegeben: mit Johnny Roselli spielt er von Zeit zu Zeit Golf, mit Meyer
Lansky trifft er sich 1957 in Kuba, kurz darauf mit "Smiling Gus" Battaglia und Joe Bonanno.
Kennedy verspricht Giancana die Loyalität seines Sohnes, falls er Präsident werden sollte.
Giancana geht auf diesen Vertrag ein und annulliert das Todesurteil Kennedys.
Der Parteitag der Demokraten im Juli 1956 bedeutet einen Wendepunkt in der Karriere von John
Kennedy, weil er mit einem Schlag berühmt wird, obwohl er bei seiner Kandidatur um die
Vizepräsidentschaft in Chicago gegen Estes Kefauver verliert. Gleich danach fliegt er mit Bruder
Teddy, aber ohne seine schwangere Frau Jackie nach Cannes für ein Segelturn mit George
Smathers und verschiedenen Frauen. Am 23.8. muss sie notfallmässig ins Spital eingeliefert
werden und erleidet eine Totgeburt, woran sie beinahe stirbt. Die Familie kann Jack, der in London
bei Marilyn Monroe ist, nicht erreichen. Als die Ärzte ihm am 26.8. am Telefon versichern, dass sie
ausser Lebensgefahr sei, will er seine angebliche Kreuzfahrt fortsetzen. Erst zwei Tage später
fliegt JFK zurück, weshalb Jackie sich scheiden lassen will. Joe Kennedy offeriert ihr $1 Mio, damit
sie sich nicht scheiden lässt, und verspricht ihr, dass sie fortan mehr Raum und Zeit ausserhalb der
Kennedy-Familie bekomme, um ihr eigenes Leben zu leben.
Joe Kennedy hat eine Mauer zwischen seinem Familienleben und seinem Geschäftsleben gebaut.
Zuhause wird über Business nicht gesprochen; die Söhne sind naiv in Geldfragen und kennen die
Hintergründe seines Reichtums nicht. Da das Kennedy-Büro in New York alle Rechnungen der
Söhne bezahlt, werden die Kinder vom Vater auch finanziell kontrolliert. Im Hintergrund zieht er die
Fäden ihrer Karrieren. Joe sieht nicht vor, dass seine für Politikerkarrieren getrimmten Söhne seine
Firmen übernehmen, das kommt eher für die Schwiegersöhne in Frage.
Joe Kennedy wird, vermutlich als Resultat seiner Einschmeichelung bei Hoover, von Eisenhower in
das President's Board of Consultants on Foreign Intelligence Activities berufen. Der FBI-Check
unterschlägt Kennedys Rolle als Alkoholschmuggler und beschönigt diejenige als Botschafter.
Kennedy sorgt für Unruhe, als er bei einem Besuch der CIA-Station in Rom die Namen der
geheimen Undercoveragenten in der italienischen Regierung und im Vatikan verlangt - und
bekommt. Vermutlich informiert er anschliessend Hoover über die CIA-Aktionen. Jedenfalls
gewinnt Kennedy in den sechs Monaten im Amt Kontakte zur Geheimdienstwelt. Wahrscheinlich
versichert Kennedy Hoover, dass er trotz seines Alters das FBI weiterführen könne bei der Wahl
seines Sohnes zum Präsidenten.
Quellen : Wolfe: 298, Posener: 14,75-78, Davis (1994): 94, Giancana: 214-222, Collier/Horowitz:
260-269, Best: 13, Summers (1993): 260-264,268f, Olgiatti, Obenhause.
Juli 1956 Suez-Krise top.
Gamar Abdel Nasser verstaatlicht den Suezkanal, die Lebensader der westlichen Ölversorgung,
worauf die CIA ein Attentat auf den ägyptischen Präsidenten plant. Ursprünglich wurde Nasser von
der CIA unterstützt. Anfang der 50er Jahre wurde die morsche feudale Herrschaft des unfähigen
Königs Faruk zum Risiko für die Stabilität im Nahen Osten. Die CIA, wahrscheinlich Kermit
Roosevelt, nahm Kontakt zu den "freien Offizieren" um General Nagib auf, um den Königssturz zu
planen. 1952 musste der König abdanken. Nasser Hess mit dem Geld der Amerikaner einen
Fernsehturm