Wrong turn. Juryk Barelhaven. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Juryk Barelhaven
Издательство: Bookwire
Серия: 1
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754185032
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schon eine ganze Weile nichts mehr zwischen die Zähne bekommen“, bemerkte Hansen.

      „Seit wann?“ fragte Max und fuhr, zu dem Wachmann gewandt, fort: „Wie hat Real Madrid gespielt, Stefan?“

      „Lagen in der ersten Halbzeit noch hinten und gewannen anschließend mit zwei Toren gegen FC Liverpool.“

      „Mist, ich hätte wetten sollen“, grübelte Max und tippte ihn ungeduldig an. „Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit. Pronto.“

      „Diese verfluchten Dinger sind nicht markiert“, verteidigte sich der Wachmann mit einer Stimme, in der eine Spur Resignation mitschwang.

      „Immer mit der Ruhe.“

      „Seit gestern“, meldete sich Hansen.

      „Blöde Technik. Alles veraltet“, murmelte der Wachmann böse.

      „Sie machen mir aber nicht den Eindruck, als würden Sie vom Fleisch fallen“, gab Max zurück.

      „Das ist ihr Bier“, zuckte Hasen die Achseln. „Ich meine nur, wenn ich Sie wäre, würde ich jedenfalls kein Risiko eingehen. Bestimmt würde ein halb verhungerter Mann…“

      „Okay, der Punkt geht an Sie“, unterbrach ihn Max und holte sein Tablet hervor. „Zwei belegte Brötchen und eine Pepsi.“

      „Keinen Käse. Keine Pepsi.“

      Max tat, als hätt er nichts gehört. Als der Wachmann endlich aufgeschlossen hatte, legte Max das Tablet auf den Tisch und begann sich langsam auszuziehen. Sprachlos sah ihn Hansen an. „Was wird das?“

      Max hielt inne und stopfte seine Hose in einen Karton. Nur im Slipper stand er da und sah sich um, als wäre ihm gerade eingefallen, wo er war. „Bedenken Sie, dass die Kriminellen etwas verdutzt wären, wenn wir im Konfirmandenanzug und Zylinder erscheinen. Im Ernst, Spiro, die tragen seit Jahren die gleichen Klamotten. Die würden sich für ein sauberes Paar Socken gegenseitig die Augen auskratzen, und dann kommen Sie mit ihren manikürten Fingern, ihrem schicken Anzug und strahlen eine Sauberkeit zur Show, als würden Sie für Persil Werbung machen…“

      „Schon gut.“

      „Wir tragen Jeans und billige Hemden. Bloß kein Aftershave. Kein Deo. Das ist mein Ernst. Sie sehen einfach zu gut aus.“

      Hansen stutzte und überlegte kurz, ob er sich weiter ausziehen wollte. „Keine Anmache.“

      Max verdrehte die Augen. „Käme mir nie in den Sinn. Ach, und keinen Schmuck.“

      „Jaja.“

      „Das hätten wir“, ließ sich der Wachmann vernehmen, der gerade hinter dem Käfig stand und seine Waren präsentierte. „M1911A1, gebrauchte Militärwaffe. Kennen Sie sich damit aus?“

      Hansen nahm eine probeweise in die Hand und strich fast wehmütig über die Maserung. „Das ist eine Kaliber .45 ACP mit acht Patronen. Sehr gewöhnlich, sogar. Haben Sie nichts Besseres?“

      „Hätten wir schon“, seufzte Max leise „Aber was habe ich gesagt? Nicht auffallen.“

      „Stimmt, da war ja was“, grummelte er leise und zog die Hose aus.

      Und da sah Max es.

      Kleine Narben am ganzen Körper, und zwar den rituellen Skarifizierungen der Ureinwohner Papua-Neuguineas nachempfunden, der sogenannten „Krokodil-Skarifizierung“, die zum Initiationsritus junger Männer gehört und ihnen Ähnlichkeit mit dem Krokodil – und somit symbolisch deren Kraft – verleihen soll. Er schluckte schwer, sagte aber nichts dazu. „Ziehen Sie den Ganzkörperanzug an. Besteht aus Kevlar. Atmungsaktiv. Wasserdicht.“ Er wies auf einen Kleiderständer in der Ecke. Dort hingen schwarze Kevlar Anzüge in drei verschiedenen Größen. Hansen verzog das Gesicht, sagte aber nichts und tat, wie ihm geheißen.

      „Es heißt übrigens Sir“, verbesserte der Wachmann und sah Hansen nach. „Ist der neu?“

      „So neu, dass du ihn gleich wieder vergessen kannst“, bemerkte Max leise.

      „Ah, Tourist.“

      „Das habe ich gehört.“

      „Das war auch so gedacht, Spiro. Und jetzt ziehen sie die Jeans und das Hemd darüber. Wir mischen uns unters Volk.“

      „Ich will einen Schalldämpfer“, sagte er zum Wachmann gedehnt und probierte eine weite zerlöcherte Jeans an. „Dazu noch drei Reservemagazine, zwei Messer und eine MP5A4 – Feuerstoßautomatik mit drei Reservemagazinen.“

      Max schüttelte den Kopf und zog ein schmutziges Hawaiihemd über. „Wir wollen kein Land besetzen, Spiro. Gib mir noch die Kiste mit dem Sedativum, die Umhängetasche und das Erste-Hilfe-Set. Zwei Flaschen Wasser, sechs Riegel Müsslikonzentrat und zehn Bitcoins.“ Er wandte sich an Hansen. „Bevor Sie fragen, ja, die haben sogar eine eigene Währung. Sie haben Treibhäuser und in manchen Bezirken funktioniert sogar der Strom. Zweiundzwanzig Clans und dazu noch kleinere Splittergruppen unterteilt in Mexikaner, Schwarze, Inder, Orientalen, Europäer, nur Frauen, nur Männer, religiöse und sogar Kinder.“ Er unterdrückte ein Schaudern. „Beten Sie, das wir niemals den Kindern begegnen.“

      „Oh, ja, die sind wirklich schlimm“, bekräftigte der Wachmann und machte ein sorgenvolles Gesicht. „Wie bei den Kinderkreuzzügen. Nur böse. Bestimmt nicht auf der Suche nach Jerusalem.“

      Hansen sah beide an und suchte nach einer verräterischen Spur von Galgenhumor. „Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?“

      Das Innere des Hangars war von dieser Neonkrankheit erhellt, die sich Licht schimpfte. Das Raumschiff stand allein mitten in dem gewaltigen Hangar. Max und Hansen schritten über den Zementfussboden, und jeder Schritt hallte laut wider. Unter der Maschine hockten zwei Mechaniker, die damit beschäftigt waren, mit hochsensiblen Messgeräten nach feinen Rissen alles abzusuchen. Als Max neben dem Raumschiff stand, spürte er, wie eine Welle der Erregung durch sein Inneres raste. Es weckte alte Erinnerungen in ihm. Die Gulfire war schlank und geschmeidig. In ihrem lackschwarzen Anstrich spiegelten sich das Neonlicht, das ihre Konturen als Schattenumriss auf den Boden abzeichnete. Die Pilotenkanzel war schwarz und undurchsichtig und erlaubte keine Sicht nach draußen. Max war erstaunt, dass ihn die Aussicht, wieder in den Krieg zu ziehen, so erregte. Er hatte immer gedacht, damit wäre es aus und vorbei. Aber alte Soldaten sterben nie…

      „Fünf Minuten, bitte, Sir“, ertönte eine Stimme von irgendwo unter dem Raumschiff.

      „Keine Sorge, Jungs, lasst euch Zeit“, erwiderte er und strich sanft über den Anstrich. „Ein Dreisitzer“, erläuterte er leise. „Fliegt automatisch und gleitet wie ein Segelflug dahin. Ganz geräuschlos. Dann steigen wir aus und die Gulfire fliegt zurück.“

      „Und wenn uns jemand bei der Landung beobachtet?“

      „Wir sehen sie zuerst. Die da oben suchen schon einen Platz, wo es keine Gaffer gibt. Hier“, sagte er und reichte ihm eine große blaue Pille, die er aus einem Schutzumschlag holte. „Ein starkes Antitoxin“, klärte ihn Max auf. „Das Mittel stoppt für sechs Tage Bakterien und Infektionen.“

      „Und wenn ich es nicht nehme?“

      „Hansen“, begann Max gedehnt und spürte langsam, wie seine Laune sich von Minute zu Minute verschlechterte. „Zusammen mit den Investoren sind auch vor Jahren die Hygiene und sauberes Trinkwasser von diesem Planeten geflüchtet. Meinetwegen nehmen Sie es nicht, aber dann beschweren Sie sich nicht, wenn Sie zuhause wie ein Obdachloser aus dem Mittelalter aussehen.“

      „Schon gut, schon gut.“

      Preston Smith winkte seinem Chef kurz zu und wartete geduldig, bis Max schlendernd näherkam. „Sir, ich vermute, Sie wollen unserem Gast nur den Hangar zeigen…“

      „Nein, wir werden in zwei Stunden wieder hier sein.“

      „Sir, das verstößt gegen ein Dutzend Paragraphen.“

      „Ich weiß, was ich tue, Preston.“

      „Wenn