Nach längerem Wandern in Louisiana, das ihm von nun an teuer blieb und wo sich viele der von ihm erzählten Begebenheiten zutragen, und durch andere Gebiete machte er sich unter deutschen Farmern in dem pennsylvanischen Kittaning ansässig. Allein bereits im Oktober 1825 verließ er das Städtchen, reiste nach dem Südwesten, suchte wieder Neuorleans auf und blieb längere Zeit in seinem geliebten Louisiana. Im September 1825 nahm er in Frankfurt a. M. Aufenthalt, um Verbindungen mit Verlegern anzuknüpfen. Cotta in Stuttgart kaufte ihm sein erstes Werk ab: »Die Vereinigten Staaten von Nordamerika, nach ihrem politischen, religiösen und gesellschaftlichen Verhältnisse betrachtet. Mit einer Reise durch den westlichen Teil von Pennsylvanien, Ohio, Kentucky, Indiana, Illinois, Missouri, Tennessee, das Gebiet Arkansas, Mississippi und Louisiana. Von Charles Sidons, Bürger der Vereinigten Staaten von Nordamerika.« (Stuttgart und Tübingen 1827, 2 Bde.) Seit November 1826 lebte er in London und schrieb hier die englische Ausgabe des eben genannten Reisewerkes (London 1828) und zwei andere englische Schriften, deren eine die »Brandschrift« ist: »Austria as it is or Sketches of Continental Courts by an Eye-Witness« (London 1828) – Österreich, wie es ist, oder Skizzen der Höfe auf dem Kontinent. Von einem Augenzeugen. – Im September 1827 kam er nach Amerika zurück und schrieb unermüdlich in Philadelphia, allein die Hoffnungen, die er auf die europäischen Verleger und Zeitungsbesitzer setzte, trogen ihn, und er ging wieder nach Kittaning, wo er »Canondah« oder »Tokeah« arbeitete, nach dessen Vollendung er 1828 abermals nach dem Südwesten und diesmal auch nach Mexiko kam. Die Vermögensverluste, die er durch den Zusammenbruch seines Bankhauses in Neuorleans erlitt, zwangen ihn, von dem Beruf eines Pflanzers abzusehen und 1829 in Neuyork in die Redaktion des Hauptorgans der französischen amerikanischen Bevölkerung »Le Courrier des Etats-Unis« einzutreten. Im Jahre 1330 kaufte Graf Survilliers, der Exkönig von Spanien Josef Bonaparte, diese Zeitung, wodurch Sealsfield mit ihm und den Bonapartes in Verbindung kam. 1831 ging er im Auftrage des Grafen nach Louisiana, lebte aber dann als Berichterstatter und Mitarbeiter mehrerer Zeitungen in London und Paris, wo ihm die Empfehlungen Josef Bonapartes den Zutritt in die höchsten aristokratischen Kreise eröffneten.
Seit Ende 1831 wohnte er ständig in der Schweiz, kehrte aber noch mehrmals nach Amerika zurück, zu kürzerem Aufenthalt 1837 und 1850, zu längerem und das letztemal 1853, wo er auch Louisiana besuchte. Bis Anfang der vierziger Jahre lebte er in Tegernweilern, dann in Zürich, wo er früher schon längere Zeit ansässig war, und in Feuertalen. Im Jahre 1847 zog er nach Schaffhausen, und hier finden wir ihn seit 1851 im Hause des Kaufmanns Meyer, dessen Tochter Elise mit dem Dichter bis an sein Lebensende in freundschaftlichem Verkehre stand. Als 1853 Sealsfield Amerika besuchte, hatte er vor, sich dauernd dort niederzulassen. Allein er bemerkte hier bereits die Anzeichen einer ungesunden Entwicklung. Enttäuscht kehrte er in die Schweiz zurück und kaufte ein Bauernhaus bei Solothurn »Unter den Tannen«, das das stille Heim seines Lebensabends geworden ist.
In Kittaning vollendete Sealsfield (1827) »Canondah«, womit die Reihe seiner Romane und Erzählungen und sein eigentlich dichterisches Schaffen beginnt. Das Werk erschien (Philadelphia 1828, 2 Bde.) unter dem Titel » Tokeah or the white Rose, an Indian Tale.«
Sobald aber Sealsfield in der Schweiz ständigen Aufenthalt genommen hatte, begann er wieder deutsch zu schreiben. Hier sind alle seine Hauptwerke entstanden. Zuerst erschien ohne Verfassernamen wie die späteren Werke »Der Legitime und die Republikaner. Eine Geschichte aus dem letzten amerikanisch-englischen Kriege« (1812 bis 1815), Zürich 1833, 3 Bde. (Gesammelte Werke, Handausgabe, 1.–3. Bd., Stuttgart 1845.) Dieser Roman ist aus dem »Tokeah« hervorgegangen; Sealsfield übertrug nämlich den ersten Teil der » Indian Tale« einfach ins Deutsche, arbeitete aber den zweiten gänzlich um. Er ist die Geschichte des Untergangs der indianischen Nation. »... Beklagenswert bleiben... die Schicksale dieses unglücklichen Volkes und groß die Leiden, welche die stärkere Seelen unter demselben fühlen müssen, bei der Trennung von dem Lande, in dem sie und ihre Väter geboren wurden. Ich habe neuerlich eine Abteilung dieser Überzügler in der Nähe des Yazoo gesehen, wie sie soeben über den Mississippi gesetzt wurden. Die Ärmern waren durchgängig in ihren gewöhnlichen Stumpfsinn versunken, äußerten weder Freude noch Schmerz, obgleich die Verpflegungsanstalten auf dem Überzuge vortrefflich waren, die Häuptlinge und die bessern Familien schienen unter der Last ihres Jammers zu unterliegen. Es war ein schmerzvoller Anblick, sie hinüberstarren zu sehen auf das östliche Ufer des Mississippi; mehrere streckten ihre Hände darnach aus. Auf dem Zuge aus ihren heimatlichen Wäldern... wandten sie sich jede tausend Schritte und schauten zurück auf die Berge und Fluren, die sie verlassen, und wurden jede Stunde düstrer und trostloser. Einige trugen die Gebeine ihrer Eltern als den köstlichsten Schatz mit sich, um sie der Erde ihrer neuen Wohnsitze zu übergeben.« »Über die beste Art der Darstellung war ich einige Zeit unentschlossen«, schreibt Sealsfield weiter. »Ich schwankte zwischen einer biographischen und romantischen (d. i. Roman-)Darstellung und entschloß mich zu letzterer, die mir um so geeigneter schien, als die seltsame Verkettung des Geschickes dieses merkwürdigen Mannes (Tokeah) mit einer Menge geschichtlicher Personen und besonders der edlen Dame (der weißen Rose) ... seinem wirklich großartigen Charakter ein ganz romantisches Gepräge verliehen und mir zugleich einleuchtete, daß diese Darstellungsart zur geschichtlichen erhoben werden könne, wenn ... der Autor dem Urbilde seines Helden treugeblieben ist. überhaupt habe ich für den wahrhaft geschichtlichen Roman ... eine große Vorliebe ... Unberechenbar sind die Wirkungen, die ein gutes geschichtliches, auf Quellen gegründetes, mit Wahrheit und ohne Übertreibung geschriebenes Buch dieser Art auf eine empfängliche und nicht gänzlich übersättigte oder überraffinierte Nation haben muß.«
Sealsfield hat gleich mit seinem ersten Roman die deutsche Leserwelt erobert. Das Fremde, das Exotische, das Amerikanische, die eigene Sehnsucht nach Freiheit – die neue, realistische, Cooper übertreffend Weise der Darstellung, die treffliche, schwungvolle Naturschilderung machten großen Eindruck.
Die günstige Aufnahme des »Legitimen« bewog den Dichter (1833 und 1834), mit zwei Bändchen seine »lebendig und frisch hingeworfenen Genrebilder des amerikanischen Lebens«, genannt »Transatlantische Reiseskizzen« (Zürich 1834) zu beginnen. Sie enthielten »George Howards Esq. Brautfahrt« (später »Lebensbilder aus der westlichen Hemisphäre« 1. Bd., Ges. Werke 9. Bd., Stuttgart 1846) und den humoristischen »Christophorus Bärenhäuter«, der in die Gesamtausgabe nicht aufgenommen wurde. Die »Lebensbilder« hat Sealsfield »der zum Bewußtsein ihrer Kraft und Würde erwachenden deutschen Nation als Spiegel zur Selbstbeschauung« gewidmet. – »Ich halte überhaupt wenig von Nachahmung«, sagt der Verfasser selber. »Nach meiner Ansicht muß die Natur des Gegenstandes, den wir behandeln, auch die Form und Weise der Behandlung bedingen, die Darstellung muß naturgemäß, soviel als möglich natürlich sein. Und nach diesem Grundsatze bin ich meinen eigenen Weg gegangen. So haben die Transatlantischen Reiseskizzen gewissermaßen gar keinen Grundplan; sie sind leicht hingeworfen, oft an Ort und Stelle hingeworfen und durch eine wirkliche Begebenheit zur Einheit verbunden.« Sie sind »nach einem neuen Plane verfaßt«, »als ein Versuch« herausgegeben worden, »der bereits in den Vereinigten Staaten angestellt, da nicht gelungen, in Deutschland zu gelingen versprach. Der Verfasser, der auf seinen mehrmaligen Reisen nach dem Südwesten der Union mit der Entwicklung und den Fortschritten von Osten nach Westen vertraut geworden, hatte nämlich den Gedanken gefaßt, diesen Zivilisationsprozeß in Skizzen und Bildern darzustellen. Ihm war nicht entgangen, daß bei der so unendlich verbreiteten Tagespresse in diesem Lande der bisherige familienhistorische ... Roman nicht sehr passe, daß für ein Land mit so öffentlichem Leben auch ein diesem entsprechender Roman ausführbar sein könnte.« Sealsfield hat nun weiter den Gedanken gefaßt, »dieses öffentliche Leben nicht nur in Skizzen und Bildern darzustellen, sondern so darzustellen, daß sie, obwohl lose verbunden, ein Ganzes bildeten, welches die Republik der Vereinigten Staaten, wie sie leibte und lebte, vorführen sollte.« Bei den Deutschen fanden die beiden, 1827/28 in Amerika gearbeiteten Bändchen tatsächlich eine sehr günstige Aufnahme. Allein Sealsfield traute dem Erfolge noch immer nicht recht und wartete lieber mit den Fortsetzungen, bis sich die deutschen Leser an die neue Art Roman oder Novelle gewöhnt hätten.
Inzwischen (1834) erschien eines seiner bedeutendsten Werke, der Roman »Der Virey und die Aristokraten oder Mexiko im