Ganz Mazedonien ist jetzt fest in unserer Hand. Damit ist der letzte kapitalistische Widerstand im Osten gebrochen. Jetzt beginnt der Kampf um Mitteleuropa. Die rote Balkanarmee hat den Vormarsch nach Norden angetreten. Die italienischen Angriffe auf die Donau- und Marchlinie sind überall mit schweren Verlusten abgeschlagen worden. Östlich Wien haben ganze italienische Truppenteile gemeutert, weil sie entgegen dem Versprechen der italienischen Heeresleitung nun doch die rote Hauptverteidigungslinie angreifen sollten.
In Böhmen sind die in Eilmärschen vorrückenden Auto-und Tankkolonnen der Entente nördlich Trautenau, nördlich Hohenelbe und westlich Gablonz auf starken Widerstand gestoßen.
Nördlich des Isergebirges ist den Ententetruppen durch ihr überraschend schnelles Vorrücken in Sachsen der Einbruch in unsere Hauptverteidigungslinie gelungen. Sie haben sich durch Überrumplung sogar die Eisenbahn nutzbar machen können und sind mit Panzerzügen und starken Truppentransporten bis Greifenberg vorgestoßen. Dieser Durchbruch unserer Linien hat zwei Ursachen. Die ersten Kolonnen der aus dem Osten heranrückenden roten russischen Armee sind erst heute an der Oderlinie angekommen. Die Neißelinie war beinahe unbesetzt, da fast alle regulären und irregulären roten Truppen in Sachsen demobilisiert worden sind.
In Südholstein haben die nordwärts vorrückenden Ententetruppen eine schwere Niederlage erlitten. Das Gros der Ententetruppen war nach Herstellung der Verbindung mit den englisch-amerikanischen Nordarmeen von Hamburg aus ostwärts abmarschiert. In Richtung auf Neumünster wurden nur zwei Divisionen in Marsch gesetzt. Diese Säuberungsaktion brach aber kläglich zusammen. Die Ententetruppen wurden fast restlos vernichtet und gefangen genommen.
Der Versuch, unsere von überlegenen amerikanischen Kräften angegriffenen Truppen auf Fünen nach Seeland zurückzuziehen, ist leider missglückt. Dagegen ist es im Schutze der Nacht gelungen, einen Teil der Besatzung auf Arö, Langeland und Laaland zurückzunehmen. Bei einem Gefecht am Großen Belt sind zum ersten Mal größere unhavarierte Schiffseinheiten der englischen Flotte zu uns übergegangen.
In Berlin ist unter dem Schutze der Entente eine weiße Regierung gebildet worden. Alle öffentlichen Gebäude und Kasernen sind mit weißen deutschen Truppen und Offiziersbataillonen besetzt. Die französische Heeresleitung, die sich das militärische Schauspiel des Einzuges der siegreichen Truppen nicht nehmen lassen wollte, hat sich im Schloss festgesetzt und den größten Teil der Truppen ostwärts weiter marschieren lassen. Der französische Poilu aber hat in der Linie Straußberg—Fürstenwalde erkennen müssen, dass die Zeit der kampflosen Siege vorbei ist. Nur drei französische Divisionen sind in Berlin einquartiert. Im übrigen hoffen die Franzosen, dass sie sich auf die weißen deutschen Bundesgenossen verlassen können. Lassen wir ihnen diesen Glauben!
Der deutsche Arbeiter weiß, was er zu tun hat!!
Warschau/Berlin - Vorwärts - 24. Dez. 1918
Generalstreik überall!
Parole: Im alten Jahr kein Hammerschlag, Kämpft für den roten Neujahrstag!
In der ganzen westlichen Welt ruht die Arbeit. Die Räder stehen still. Die Essen verlöschen. Hochöfen werden ausgeblasen. Die Gruben sind verlassen. Kein Handschlag mehr soll für den Kapitalismus geleistet werden, die Arbeit wird erst wieder aufgenommen, wenn das Proletariat wieder im Besitz der Macht ist.
Die Revolution schreitet überall siegreich vorwärts: Ganz Katalonien ist in der Hand der Aufständischen, die Verbindung mit Südfrankreich ist hergestellt. In Madrid behaupten sich noch die Kapitalisten. Ein Arbeiteraufstand in Bordeaux wurde von amerikanischen Truppen niedergeschlagen. In Paris sind die Kämpfe noch unentschieden. Dagegen ist ganz Irland in den Händen der Aufständischen. In Liverpool, Manchester, Sheffield, Hull, Birmingham und Cardiff ist die Räterepublik ausgerufen worden. Die meisten südenglischen Häfen sind in der Gewalt der Aufständischen. London, dessen Arbeiterschaft sich bisher auf schärfste Durchführung des Generalstreiks beschränkt hat, ist überall von Revolutionsherden umgeben. Unterdessen setzen die kapitalistischen Heere in Mitteleuropa ihren Todeskampf fort. Hunderttausende von englischen, französischen und italienischen Kameraden sind bereits zu uns herübergekommen und kämpfen zum größten Teil auf unserer Seite. Millionen aber kämpfen noch in den kapitalistischen Armeen. Dennoch kann es keinen Zweifel mehr geben, dass dieser Kampf bald, sehr bald mit dem Siege der Revolution enden wird. Unsere Westfront wird von Tag zu Tag stärker, die der Gegner bröckelt immer mehr ab. In großen Teilen Deutschlands und Frankreichs fängt die Revolte damit an, dass die Eisenbahnschienen aufgerissen werden. Die rückwärtigen Verbindungen der Ententetruppen sind dadurch an vielen Stellen unterbrochen. Im Ruhrgebiet, in Mitteldeutschland und in Sachsen ist der rote Aufstand fast überall geglückt. Die Besatzungstruppen sind entweder überwältigt worden oder haben sich den Aufständischen angeschlossen. Die Rheinübergänge bei Köln, Mülheim, Mainz und Mannheim—Ludwigshafen sind fest in der Hand der aufständischen Deutschen und Franzosen. Auch das Gebiet um Frankfurt am Main ist fest in unserer Hand. Am besten steht es in und um Wien, am allerschlechtesten in Berlin. Nachdem eine französische Division meuterte, haben die Franzosen fast alle ihre Truppen aus Berlin herausgezogen und die Stadt der Blutherrschaft der weißen deutschen Banden überlassen. Es rächt sich jetzt, dass wir die besten und aktivsten Abteilungen der roten Arbeiterwehr aus Berlin herausgezogen haben und an der militärischen Kriegsfront kämpfen lassen, wo sie nicht halb so viel leisten können wie im Bürgerkrieg. Wie ganz anders sieht es dagegen in Sachsen aus, wo fast alle roten Abteilungen infolge des schnellen Vorrückens der Franzosen im Lande geblieben sind!
Das Zentrum und der Süden und Westen Berlins sind fest in der Hand der Weißen. In Neukölln sind alle Versuche zum Bau von Barrikaden durch ein starkes Aufgebot von Panzerwagen im Keime erstickt worden. Im Osten ist zwar die große Frankfurter Allee und das Ausfallstor nach dem Osten noch fest in der Hand der Weißen. In den Nebenstraßen aber wachsen überall ebenso wie im Norden Barrikaden aus dem Boden.
Die Lage an der militärischen Kriegsfront
Alle gegnerischen Angriffe auf die Ostseeinfahrt sind abgeschlagen worden. Drei Schlachtschiffe, ein Panzerkreuzer und zwei kleine Kreuzer neben vielen Hilfsschiffen, Torpedo- und Unterseebooten sind zu uns übergegangen. Die englisch-französische Flotte hat jetzt keine Erfolgsaussichten mehr. Wenn nicht die Amerikaner in letzter Minute dem dringenden Ersuchen der Engländer nachgeben und ihre Flotte rücksichtslos einsetzen, ist das Schicksal der weißen Flotten in den allernächsten Tagen entschieden. Die Amerikaner liegen nach wie vor untätig im Skagerrak und im Kattegatt und beschränken sich auf den Schutz ihrer Landarmeen. In einem Funkspruch an die rote Flottenleitung drohen sie allerdings, ihre Flotte einzusetzen, falls wir Jütland angreifen sollten. Wir haben geantwortet, dass wir uns mit der Säuberung Fünens von englischen Truppen begnügen, wenn die amerikanischen Landtruppen vom Angriff auf Kiel zurückgezogen werden. Eine Antwort ist bisher nicht eingetroffen. Es ist aber im Hinblick auf die Lage anzunehmen, dass die Amerikaner dies inoffizielle Waffenstillstandsangebot annehmen. Durch die Landung starker russischer Truppenmassen in der Hohwachter und Lübecker Bucht und vor allem durch den erfolgreichen Arbeiteraufstand im Hamburger Gebiet ist eine völlig veränderte Lage entstanden. Wir gehen von beiden Seiten zum Angriff über. An der Oderlinie, nördlich Fürstenberg, sind alle gegnerischen Vorstöße abgewiesen worden. Die Zeit der Defensive ist vorbei. Wir nehmen den Entscheidungskampf auf. Unsere Generaloffensive hat auf breiter Front begonnen. Die Gegner, die in der Oberlausitz überraschend durchbrechen konnten, stießen in der Niederlausitz auf starken Widerstand. Starke deutsche und russische Truppenabteilungen aus den Lagern Jüterbog, Kottbus und Neuhammer haben den Kampf aufgenommen und sind zur Offensive übergegangen. Bei Krossen, Neusalz und Glogau gehen ständig starke Abteilungen der russischen roten Armee über die Oder und marschieren in Eilmärschen west- und südwärts. Im Norden ist die Spree erreicht, bei Kottbus und Spremberg wurde sie überschritten. Der gegnerische Widerstand ist sehr schwach. Artilleriekämpfe finden fast überhaupt