MAGAZIN für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur. Thomas Ostwald. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Ostwald
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783754185612
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Jahrzehnts ihre Wiedergeburt. Hier begann man mit überarbeiteten Alttexten und brachte später neue Manuskripte. Eine Folge ähnlichen Konzepts war kurz zuvor „Max Wing’s tolldreiste Abenteuer“. Sie gehörte aber schon zur anderen Linie der oben erwähnten Einteilung, die neue Titelnamen anbot. Einige davon waren jedoch noch im alten Milieu angesiedelt. „Winoga – Der letzte Mohikaner“ und „Wildtöter – Neue Erzählungen aus dem Wilden Westen“ hatten ihre Schauplätze im noch von Indianern mehr oder minder beherrschten Westen von Nordamerika. Den Übergang zur Welt der Cowboys mit dem Beiwerk Rinderland und Salonseligkeit, mit Revolverbanditen und Spielerfiguren, brachten erst Mitte der dreißiger Jahre die Reihen „Die Abenteuer des Billy Jenkins“ und „Tex Bulwer – Abenteuer im Wilden Westen“. Etwas zwischen diesen Linien standen zur gleichen Zeit die Folgen „Bob Hunter auf Indianerpfaden“ und „Alaska Jim – Ein Held der kanadischen Polizei“ sowie dessen Nachfolgeserie „Sturmvögel“ mit den Untertiteln „Mit Büchse und Toboggan durch die Arktis“, später dann „Abenteuer zwischen Urwald und Prärie“. Beherrscht aber wurde die Szene zwischen den Kriegen wohl doch von vier Namen, die damals erhebliche Leuchtkraft hatten: Harald Harst, Frank Allan, Tom Shark, John Kling. In der zu Beginn der zwanziger Jahre begonnenen Harst-Serie, zunächst unter dem Titel „Der Detektiv“, dann als „Harald Harst – Aus meinem Leben“, schrieb sich wie kaum ein zweiter Autor Walther Kabel in die Herzen seiner Leser. Kabel schüttelte als einer der wenigen, denen das gelang, wirklich zuweilen die Fesseln trivialen Geschehens ab und erfreute – auch in seiner zweiten großen Serie „Olaf K. Abelsen – Abenteuer abseits vom Alltagswege“ – mit lebendiger, anspruchsvoller Sprache. Beide Reihen erloschen 1934, kurz vor Kabels Tod im Mai 1935.

      Der ebenfalls um 1921 gestarteten Serie „Frank Allan – Der Rächer der Enterbten“, die über ein Jahrzehnt den deutschen Markt erfolgreich beschickt hatte, blieb es vorbehalten, ihren Untertitel in manch bizarrer Auslegung jenen Stimmen leihen zu müssen, die damit den Heftroman schlechthin verhöhnen wollten. Übrigens war die Allan-Serie mit über 600 Ausgaben die erste bedeutende Reihe, in der auf den Fußsatz unter dem Bild verzichtet wurde. Gegen Ende des Jahres 1928 begann ein Detektiv sein Tun, der in den dreißiger Jahren ganz zur Spitze kommen sollte und erst durch die Kriegsereignisse gestoppt wurde: „Tom Shark – Der König der Detektive“. Autorin war Elisabeth von Aspern, die durch liebenswürdige Naivschilderungen gut zu unterhalten wusste. Als Shark 1939 die Segel streichen musste, nannte man ihn „Wolf Greif*, als der er noch für ca. ein Jahr agieren durfte.

      Eine der Trumpfkarten des Heftromans im dritten Jahrzehnt aber war zweifellos „John Kling“. Der Werner Dietsch Verlag, Leipzig, der zu Beginn der zwanziger Jahre viel mit von der Stummfilmleinwand geholten Helden wie „Harry Piel“, „Jack Mylong“ und „Harry Hill“ gearbeitet hatte, kreierte 1926 innerhalb der Serie „Welt-Kriminal-Bücherei“ den abseits der Gesetze operierenden, auf eigene Faust für soziale Gerechtigkeit kämpfenden Außenseiter Kling. Auch als nach 1933 derartige Maximen nicht mehr opportun blieben, war das Gewicht des Namens „John Kling“ bereits so stark, dass er und sein ihm beigestellter Freund „John Burthe“ den Weg zu detektivischer Tätigkeit finden durften, auch wenn das unter Schwierigkeiten geschah. Ebenso wie Shark wurden auch die beiden Reihen „John Kling’s Abenteuer“ und „John Kling’s Erinnerungen“ im September 1939 per Federstrich angehalten. Dass es für beide noch ein „Nachspiel“ geben sollte, darüber später.

      Zwei recht jugendorientierte Serien der dreißiger Jahre sollten nicht vergessen werden, die in Text und Aufmachung erfolgreich waren: „Rolf Torrings Abenteuer“ und „Jörn Farrow’s U-Boot-Abenteuer“ (später „Jörn Farrow’s Abenteuer“) Man konnte sie unbedenklich in Jungenhände geben, wenn es auch da an Kassandrarufen nicht gefehlt haben mag. Schließlich seien aus den dreißiger Jahren noch genannt: „Hein Class – Fahrten und Abenteuer“, eine Reihe, die neben „Wolf Greif“ und „Frank Fabers Abenteuer“ (später „Fred Faber’s Abenteuer) bis 1941 laufen durfte, sowie die einzige echte Zirkus Serie des deutschen Heftromans „Salto Mortale – Elefantenkarls Erlebnisse“. Die Reihe „Hans Stosch-Sarrasani – Fahrten und Abenteuer“, 1923 begonnen, die man ebenfalls im Zirkusmilieu vermuten könnte, war mehr abenteuerlich orientiert, wenn es auch in ihr Zirkuserlebnisse gab. Technisch-phantastisch ausgerichtet waren die Reihen „Sun Koh – Der Erbe von Atlantis“ und „Jan Mayen“, die gleichfalls in den dreißiger Jahren eine Rolle spielten. Aus dem weiten Feld der Publikationen des Heftromans zwischen 1920 und 1941, die unmöglich alle erwähnt werden können, seien wenigstens noch einige namentlich genannt, ungefähr in der Reihenfolge ihres Erscheinens: „Rolf Brand – Der deutsche Sherlok Holmes“ (ohne c), „Daniel Boon – Der Held von Wildwest“, „Sir Ralf Clifford – Der unsichtbare Mensch oder Das geheimnisvolle Vermächtnis des Fakirs“, „Nic Pratt – Amerikas Meisterdetektiv“, „Der neue Lederstrumpf“, „James Robertson – Der Weltdetektiv“, „Fred Pinkerton – Amerikas Meisterdetektiv“, „Fred Parker – Die Erlebnisse des großen Unbekannten“, „Abenteuer des Detektivs Will Morton“, „Timm Fox – Der König der Detektive“ (später .König der Abenteurer“), „Vagabunden des Schienenwegs“, „Die Erlebnisse und Abenteuer des Detektivs Ralph Garby“, „Norbert Falk in der Fremdenlegion“, „John Baxter – Der Detektiv“, „Robby Ix“ (später „Robby King“), ,Black Bird – Der schwarze Vogel von Scotland Yard“ sowie die Wilhelm Busch nachempfundene Versreihe „Männe und Max“.

      Im zweiten Kriegsjahr begonnen und bis fast zum bitteren Ende laufend, erschienen im Auftrag der Reichsjugendführung drei Heftserien, mit denen man die abgewürgten Reihen herkömmlicher Art ersetzen zu können glaubte: „Kolonialbücherei“, „Erlebnisbücherei“ und „Kriegsbücherei der deutschen Jugend“, alle von den Steiniger-Verlagen herausgebracht. Hier nahm zum ersten Mal eine parteinahe Institution des Dritten Reiches die Produktion von Jugendlektüre auf breitester Ebene selbst in die Hand, nachdem man im Jahre 1934 die Serie „Ein Hitlerjunge erlebt“ des Romanheftverlages Freyer, Heidenau, keineswegs gefördert hatte, um es zurückhaltend auszudrücken.

      Das äußere Erscheinungsbild der Reihen zwischen den Kriegen war am augenscheinlichsten durch das gegenüber der Vor-Weltkriegszeit erheblich verkleinerte Format geprägt. Überdies waren die Hefte, jedenfalls in den zwanziger Jahren, meist dünner als zuvor und von einer zuweilen erschreckend lieblosen, ja oft primitiven Bildgestaltung. Das änderte sich grundlegend erst mit dem forcierten Erscheinen der Verlage Werner Dietsch, Leipzig, und Freya, Heidenau, auf dem Markt. Beide Hersteller machten sich damals mit modern konzipierten Serien verdient um den Heftroman, wobei das Leipziger Verlagsprogramm vornehmlich aus „Kling/Jenkins/Class“ bestand, dasjenige von Freya aus „Shark/Ix/Hunter/Alaska Jim/Frauen von heute“. In positiver Ausstattungssicht sind in diesem Zusammenhang auch noch die Verlage A. Bergmann, Leipzig, mit den Reihen „Der neue Nick Carter“ und „Sun Koh“ sowie Ostra, Leipzig, mit „Frank Allan“ und Neues Verlagshaus für Volksliteratur, Berlin, mit „Torring/Farrow/Bulwer“ zu nennen. Die Preise der Hefte des genannten Zeitraumes lagen zumeist bei 20 Pfennigen.

      In Bezug auf die Textniveaufrage ist der Name „Walther Kabel“ schon hinreichend erwähnt worden. Im Übrigen stehen auch auf dieser Skala jene Verlage an der Spitze, die auf Grund ihrer Aufmachungsbemühungen oben erwähnt worden sind. Da das Heftromanmetier grundsätzlich wohl die Gefahr von Vielschreiberei fördert, sollten alle Wertungen in textlicher Sicht unter gewissen Vorbehalten geschehen. Zeitdruck kann sprachlicher Entwicklung nie förderlich sein; allzu schnell versanden Talente im Mahlstrom der Terminnot. Es seien deswegen nur einige Namen hervorgehoben, die mir in Sicht von Fabulierbegabung (Paul Pitt, di. Paul Erttmann, bei Dietsch; Wilhelm Reinhard, bei Neues Verlagshaus für Volksliteratur) und sprachlichem Engagement (Franz Anton und Hermann Falk, bei Dietsch) erwähnenswert erscheinen.

      4. Vom Neubeginn bis in unsere Tage

      Wenn man es recht betrachtet, begann der Heftroman in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zum dritten Mal bei Stunde null. Was aber nach der die Wirtschaft stabilisierenden Währungsreform ungefähr im Sommer 1949 als Romanhefte an die Kioske kam, war ebenso deprimierend wie die Erzeugnisse kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Die neu formierten Titelgestalten der ersten Stunde waren in Text und Bild von erdrückender Dürftigkeit, ob sie sich nun „Jack Morlan –