Telepathenaufstand. Sören Kalmarczyk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sören Kalmarczyk
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754946770
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      Telepathenaufstand

      Telepathenaufstand

      Telepathenkrieg

      Telepathenfrieden

      Sören Kalmarczyk

      Vorwort

      Mein Name ist Alexander Braun. Was wir schreiben das Jahr 2025 und ich wurde gerade 40. Der Krieg der Telepathen ist seit einem halben Jahr vorbei und ich wurde endlich wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Meine Frau Josephine steht in der Küche und hantiert. Irgendwie hantiert sie ständig mit irgendetwas.

      Ich sitze am Kaffeetisch und sehe sie durch die offene Tür. Voller Liebe und Dankbarkeit muss ich lächeln. Kurz friert mein Lächeln ein, denn ich denke daran zurück, wie oft wir kurz davor waren, einander zu verlieren. Wir sind Telepathen. Oder viel mehr, wir waren es. Bis zur großen Säuberung. Auch mein Sohn, den sie vor Jahren adoptiert hat, war Telepath.

      Ich nehme einen Schluck Tee – Kaffee trinke ich schon seit Jahren nicht mehr – und als ich die Tasse auf den Tisch stelle, fällt mein Blick auf die Münze, die danebenliegt. Die Gedenkmünze ist nicht sehr groß. Etwas größer als eine Ein-Euro-Münze vielleicht.

      „Cogitationes meae meae sunt“, steht darauf, „Meine Gedanken gehören mir“, darunter der griechische Buchstabe Psi. Jeder Ex-Telepath bekam eine solche Münze als Beweis, dass er wieder „normal“ war.

      Aber was ist normal? In einem Film hörte ich mal jemanden sagen, „Normal ist, wie alle anderen, Sie jedoch nicht.“

      Ich weiß nicht einmal, wie viele Telepathen und wie viele Normalos es gab. Wer war die Mehrheit, wer war normal? Waren wir nur eine Laune der Natur, eine zufällige Konvergenz? Oder waren wir vielleicht doch die nächste Entwicklungsstufe des Menschen?

      Einige der Elitären unter den Telepathen bezeichneten uns als „Homo Deus“, als die „göttlichen Menschen“ und hielten uns für die nächste Evolutionsstufe des Menschen. Was uns von den anderen unterschied, war die Fähigkeit, Gedanken und Gefühle anderer Personen zu spüren und unsere eigenen zu senden. Und was uns noch immer unterscheidet, ist unser höherer IQ. Die meisten Telepathen hatten einen IQ von über 120. Sie konnten uns unsere Telepathie nehmen, nicht jedoch die Intelligenz, wie sich herausstellte.

      Nun ja, der Reihe nach. Wie kam es überhaupt zu 600 Millionen Toten? Wie kam es zu diesem Dritten Weltkrieg? Wie war das mit dem Telepathenkrieg…

      Dezember 2021

      Alexander Braun verließ sein Haus – ein Wohnblock im Osten Berlins – und ging zu seinem Auto. Bevor er einstieg, um zur Arbeit zu fahren, machte er seine übliche Runde ums Auto. Die Konkurrenz hatte ihm schon ein paar Mal die Reifen zerstochen.

      „Heute mal ohne Zwischenfälle, hm?“, murmelte er, als er einstieg.

      Sein Rucksack mit der Trinkflasche und dem Karate-Anzug flog auf den Beifahrersitz. Der Zündschlüssel drehte und das Radio sprang an. Als er die kolumbianische Salsa-Musik hörte, die von einem USB-Stick kam, lehnte sich Alexander zurück, schloss die Augen und lächelte. Sofort dachte er an seine Verlobte Josephine.

      Sein Lächeln wurde etwas frostig und er sagte leise: „Der nächste Chinese, der eine Fledermaus frisst, wird erschossen!“

      Deutschland befand sich gerade mitten in der vierten Welle der Corona-Pandemie. Wenige Wochen bis Weihnachten und der nächste Lockdown war nur noch eine Frage der Zeit. Wegen der Pandemie steckte seine Verlobte seit 2 Jahren in Kolumbien fest. Sein Sohn Adriano stand nur noch ein halbes Jahr vor dem Schulabschluss.

      Plötzlich riss Alexander die Augen auf. Irgendetwas hatte ihn aus den Gedanken gerissen.

      Auf der anderen Seite der Straße sah er, wie eine Frau gerade versuchte, auf dem gefrorenen Boden wieder aufzustehen.

      „Schon wieder“, raunte er sich in den schlecht rasierten Bart und stieg aus.

      Während er sich seine Alltagsmaske aufsetzte und zu der Frau ging, dachte er kurz daran, dass er unmöglich hätte hören können, wie sie fiel. Die Musik in seinem Auto war so laut, dass sie die Welt draußen ausblendete.

      Er reichte der Frau beide Hände und versuchte, mit den Augen zu lächeln, als er sagte: „Die könnten hier ruhig mal streuen.“

      Die Frau war irgendwas zwischen Mitte 40 und Ende 60. Das Alter von Menschen konnte Alexander nie gut einschätzen. Er half ihr auf die Beine und sie bedankte sich verlegen. Als er sich vergewissert hatte, dass es ihr gut ging und sie allein klar kommt, verabschiedete er sich und ging wieder zu seinem Auto.

      Ein Blick auf das Navigationssystem zeigte ihm, dass es langsam eng wurde. Er musste sich beeilen, wollte er noch vor den Schülern ankommen. Also fuhr er los, zu einem neuen Training in seiner Karateschule.

      ‚Wie viele heute wohl kommen?‘, dachte er resigniert.

      Mit jedem Lockdown hatten mehr Mitglieder gekündigt. Inzwischen waren von 117 Schülern gerade noch 6 übrig, die sich auf drei Gruppen verteilten. Die Einnahmen reichten vorne und hinten nicht mehr für die Miete. Aber aufgeben – das war nicht sein Stil.

      Seit fast 5 Jahren hatte er seine eigene Karateschule. Er hatte Glück, denn an diesem Tag kamen alle. Nur noch drei Wochen bis zu den letzten Gürtelprüfungen in diesem Jahr. Er wollte den wenigen treuen Schülern, die durchgehalten hatten, die bestmögliche Vorbereitung bieten.

      Dennoch ließ ihn der Gedanke an die Frau nicht los. Er war sich sicher, dass er sie schreien hörte, als sie fiel.

      Irgendwann schob er den Gedanken beiseite. ‚Vielleicht war gerade in dem Moment ja der Song zu Ende.‘, dachte er sich und konzentrierte sich auf das Training der Erwachsenen. Die letzte Gruppe für diesen Tag.

      Als Alexander gerade die Poolnudeln wegräumte, mit denen die Kinder trainiert hatten, fühlte er plötzlich eine starke Leere in sich. Er hatte das Gefühl, als ob jemand gestorben wäre. Jemand wichtiges.

      Panisch griff er nach seinem Handy und schrieb seiner Verlobten und seinem Sohn Nachrichten, ob alles in Ordnung sei.

      „Hay, amor, todo está bien. ¿Qué te pasa?”, antwortete seine Verlobte.

      ‚Ach, Schatz, alles gut. Was ist los?‘, übersetzte er in Gedanken und antwortete ihr, dass er nur wissen wollte, wie es ihr geht.

      Von seinem Sohn erhielt er ein ausführlich erschöpfendes „Ja“ als Antwort. Also auch da alles okay. Das Gefühl ließ ihn aber nicht los.

      Er hatte gerade die letzten Trainingsgeräte weggeräumt, als sich die Tür zum Dōjō öffnete und Karl eintrat. Alexander grinste und drehte sich um, um ihn zu begrüßen – die Erwachsenenrunde war immer sein Lieblingsteil vom Training.

      Das Grinsen verschwand so schnell, wie es gekommen war, als er Karl da stehen sah. Rote Augen, ein Schuh nicht einmal zugemacht und die Haare sahen aus, als hätten sie den Kampf gegen den Kamm schon längst gewonnen.

      „Wenn du dich so scheiße fühlst, wie du aussiehst, müssen wir reden!“, sagte Alexander, als er auf ihn zuging.

      Karl ließ sich auf einen der Besucherstühle fallen und schaute eine Weile ins Leere. Schließlich hob er den Blick und meinte: „Alex…“

      Letzterer setzte sich ebenfalls und schaltete vom Karatetrainer in den Therapeutenmodus um. Von Hause aus war er nämlich studierter Psychotherapeut.

      Karl redete langsam weiter: „Du erinnerst dich doch noch an Edeltraud, von der ich immer redete, oder?“

      Alex nickte stumm.

      „Sie ist heute gestorben.“, sagte Karl mit erstickter Stimme. „Gestern war sie noch mopsfidel. Heute früh sagte sie zu mir, ich sei immer so gut zu ihr gewesen.“

      Er schien nach Worten zu suchen und Alexander ließ ihn. Das Wichtigste im Moment war, dass Karl in seinem eigenen Tempo reden konnte. Bis Fred kommen sollte, war es noch ein Weilchen hin, der kam immer zu spät. Also hatten sie Zeit.

      Als Karl nach einer Weile noch immer unschlüssig wirkte, fragte Alex vorsichtig nach: „Wie alt war sie denn?“

      „Oh,