In Amanda rührte sich wieder etwas. Von tief im Bauch kam es her.
Es kitzelte ihren Wiederkäuermagen, dort wo die Angst saß. Es gluckste zur Brust hinauf, dort wo die Mutlosigkeit hockte. Und es wallte den Hals hinauf – als muhendes Gelächter.
Ja, Amanda lachte und lachte, wie sie noch nie zuvor gelacht hatte! Dazwischen japste sie in Richtung Hahn: „Tschuldigung. War keine Absicht. Aber jetzt sind wir wohl quitt!“
So hatte Amanda an einem Tag ihr Muh verloren und wieder gefunden. Durch Lachen.
Und durch geteilten Schreck mit ihrem neuen Freund, dem Hahn.
Tinki Zottelschaf
Etwas stimmte nicht mit Tinkis Wolle.
Erstens wuchs sie viel zu schnell.
Zweitens derart gekräuselt, dass Tinki aussah wie ein Zottelschaf. Und das schon zwei Wochen, nachdem sie geschoren worden war.
Den Bauern freute das natürlich. Die Wolle von Tinki gab gehörig was her! Doch Tinki selbst war sehr unglücklich deswegen.
Sie wollte wie die anderen Schafe der Herde sein: kurzwollig-glatt und nicht so verzottelt.
„Es liegt an der Ernährung“, sagte Tante Miep. „Du darfst keine Krauseminze mehr fressen. Und von Stängeln nimm nur die geraden.“
Tinki versuchte es. Tante Mieps Rat bewirkte aber nur eines: Tinki wurde dünn und dünner und sah jetzt wie ein Zottelsack aus – auf vier hüpfenden Beinen!
„Versuch es mit kalten Bädern“, sagte Onkel Jo. „Das kalte Wasser zieht dir die Wollwurzeln zusammen – und in der Folge wächst die Wolle langsamer und glatter.“
Tinki probierte es. Aber die Kur bewirkte nur eines: Tinki bekam einen Bombenschnupfen und sah jetzt wie ein durchgeschüttelter Zottel aus – „Hatschiiiii!“
Von Ratschlägen jedenfalls hatte Tinki genug. Sie beschloss zur Selbsthilfe zu greifen: Mit einer Kämmung von Kopf bis Huf.
Dazu brauchte sie eigentlich nur eines zu tun: Sich an dem Drahtgitter zu reiben, das die Schafkoppel umgab. Und zwar ordentlich fest und rückwärts und vorwärts und seitwärts rundum. Gedacht, getan. Tinki sprang freudig zum Gitter. Drückte sich eng ran. Und rieb und wetzte, wetzte und rieb …
Arme Tinki! Ihre Kämmung bewirkte leider nur, dass sich Tinki im Maschendraht verfilzte! Ihr jämmerliches Blöken rief die anderen Schafe herbei. Auch Morino, der erst seit Kurzem unter ihnen war.
„Aha!“, brummte Morino. „Klarer Fall von Verzottelung.“ Und dann half er Tinki wieder freizukommen.
„Danke“, sagte Tinki.
Morino schaute sie genau an.
Dann sagte er: „Dein Zottelfell ist hübsch. Nur etwas lästig bei Maschendraht, nicht wahr?“
Tinki schluckte. Hatte Morino sie etwa beobachtet? Vorsichtshalber nickte sie nur verlegen.
„Da weiß ich was dagegen“, sagte Morino, „Zöpfe!“ Dann machte er mit Tinkis schüchterner Erlaubnis wunderschöne Zöpfe in ihr Fell.
Und allen gefiel’s.
Ach ja. Außer dem Bauern. Denn der musste vor der Schur Tinkis Zöpfe wieder mühsam entflechten.
Die große, weite Welt
Flip, das kleine Känguru, fühlte sich in Mutters Beutel pudelwohl. Es war so angenehm warm darin. Und weich.
Das Schönste aber war: Es konnte einem darin nichts passieren. Mutters Beutel war der sicherste Ort in ganz Australien.
Eines Tages aber sagte Mutter Känguru: „Flip, du bist schon groß. Und schwer wie ein Bär. Ich kann kaum noch hüpfen mit dir. Du musst heraus aus dem Beutel!“
Flip schluckte. „Aber ich kann nicht!“, sagte er dann.
„Und warum nicht, mein Sohn?“, fragte Mutter Känguru.
„Weil ich Angst habe“, jammerte Flip.
„Aber wovor hast du denn Angst?“ Mutter Känguru sah ihn nun sehr verwundert an.
„Vor der großen, weiten Welt, sagte Flip.
Mutter Känguru lächelte ein wenig. Doch dann antwortete sie ganz ernst: „Ah, ich verstehe. Die Schafe, die Kaninchen und die Koalabären machen dir Angst.“
„Nein, die nicht!“, empörte sich Flip.
„Aber die Dingos. Die Schlangen. Und dass ich mich verhüpfen könnte. Falls ich überhaupt hüpfen kann.“
„O ja, das kannst du“, sagte Mutter Känguru. „Jedes Känguru kann hüpfen. Ob groß oder klein. Also, hüpf jetzt heraus!“
Es war nichts zu machen. Flip zog seinen Kopf ein und kroch so tief in den Beutel, wie es nur ging.
Da setzte sich Mutter Känguru auf ihren Schwanz, beugte den Kopf über den Beutel und flüsterte hinein: „Schade, Flip. Jetzt müssen die leckeren Kräuter und Gräser ohne dich auskommen. Und der Bach und die roten Felsen. Und die Eukalyptus-Schaukel, die Hüpfrennbahn, die Sandburg und leider auch Josée. Da drüben spielt sie übrigens gerade.“
Mit einem Ruck kam Flips Kopf aus dem Beutel hervor. Josée war das Kind der Freundin seiner Mutter, und sie waren oft nebeneinander durch die Steppe geschaukelt worden. In den Beuteln ihrer Mütter. Jetzt sah Flip, dass Josée tatsächlich kein Beutelkind mehr war. Sie spielte in einiger Entfernung im Sand und hatte mit einer tollen Burg angefangen.
„Na ja, ich kann’s ja mal probieren“, murmelte Flip. „Aber du musst mir versprechen, dass du immer in der Nähe bleibst!“
Mutter Känguru versprach es hoch und heilig. Und jetzt sprang Flip mit einem kräftigen Sprung aus dem Beutel und hüpfte in die große, weite Welt hinaus: zu Josée und ihrer noch längst nicht fertigen Sandburg.
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