Sky-Troopers 2 - Die Beutewelt. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Troopers
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752910711
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sich freiwillig zu dieser Rettungsmission entschlossen. Es war unser freier Entschluss und Wille und das können wir den Hanari wohl kaum in Rechnung stellen.“

      „So war das auch nicht gemeint“, wehrte der weibliche Unteroffizier ab. „Ich gehörte ja selbst zu den Freiwilligen, die damals der Sky-Cav beigetreten sind. Na ja, und da bin ich dann auch hängen geblieben. Ich hatte Glück, übernommen zu werden, denn die meisten wurden ja entlassen. Selbst die meisten Schiffe sind inzwischen stillgelegt und sollen sogar abgewrackt werden. He, wäre es nicht auch etwas für Sie, nach Hanari zu gehen? Das ist sicher abenteuerlicher, als hier auf der Basis abzuhängen oder gelegentlich eine Streife zu fliegen.“

      Joana Redfeather mochte die Hanari und hatte tatsächlich überlegt, ob sie sich den Sky-Troopers auf der neuen Hanari-Welt anschließen sollte, doch die stolze Indianerin vom Stamm der Lakota hatte sich dagegen entschieden.

      „Nein. Ich will noch hinaus, zwischen die Sterne.“

      Der Sergeant nickte. „Kann ich verstehen. Immerhin haben Sie bei Ihren Verbindungen auch eine Chance, wieder mit einem Schiff hinauszufliegen.“

      Joana wurde ungern auf diese Möglichkeit angesprochen. Sie hatte sich ihren Rang ehrlich verdient und auf jedes Protegé durch ihren Vater verzichtet. Allerdings wusste sie natürlich nicht, welche Verbindungen er im Hintergrund ziehen mochte, um ihre Karriere zu fördern. Andererseits verbot es sein indianischer Stolz, ihren Werdegang zu manipulieren.

      „Mit dem Ende der Rettungsmission für die Hanari ist ja nicht das Ende der Raumfahrt gekommen.“ Joana deutete zur Stirnseite der Passage, wo ein Teil der Sonne Arcturus sichtbar war. „Im Gegenteil, ich vermute, sie wird sogar einen neuen Aufschwung erleben.“

      Sergeant Quintain räusperte sich. „Man hört in den Medien von diesem neuen Raumantrieb. Nullzeit-Sturz nennt man das, glaube ich. Ist da was dran?“

      Es war kein Geheimnis und Joana nickte lächelnd. „Ja, da ist was dran. Keine jahrelangen Reisen im Kälteschlaf mehr, wie wir das bisher noch tun mussten, sondern ein Flug von wenigen Stunden, bis hin zu den entferntesten Sternen. Ich weiß da auch noch nichts Genaues, aber der neue Antrieb soll eine wirkliche Revolution darstellen.

      Ja, überall waren Gerüchte über den neuen Antrieb zu vernehmen. Es waren sicherlich weit mehr als nur Gerüchte, denn es gab Berichte über ein experimentelles Raumschiff, welches bereits mehrere erfolgreiche Flüge absolviert hatte.

      Der neue Antrieb würde einen Umbruch in der Raumfahrt bewirken.

      Einen Umbruch, der solche riesigen Basisstationen wie Arcturus, in Zukunft überflüssig machen konnte.

      Die Direktorats-Flottenbasis war zu einem Zeitpunkt erbaut worden, als die Expansion der Menschen in den Weltraum noch in ihren Anfängen steckte.

      Die Erde war durch Raubbau und Umweltkatastrophen unbewohnbar geworden. Die Menschheit hatte den Mars und andere Planeten besiedelt. Asteroiden und Kolonialwelten versorgten sie mit Rohstoffen. Erze, Mineralien und Wasser wurden durch den Weltraum transportiert, während sich die Erde, durch die Abwesenheit der Menschen, langsam wieder von diesen erholte. Man hatte den überlichtschnellen Sternenantrieb entwickelt, dennoch brauchte es Monate und Jahre, um ein Ziel zu erreichen.

      Die Arcturus-Basis befand sich damals im relativen Zentrum jenes kleinen Bereiches, den die Menschheit für sich in Anspruch nahm. Sie war Hauptumschlagplatz für Güter und Siedler und der Ankerplatz der, damals noch sehr kleinen, Direktoratsflotte.

      Die Station bestand aus einer diskusförmigen Scheibe von fast zehn Kilometer Durchmesser, aus deren oberen und unteren Polen die hohen Nabentürme aufragten. Riesige hydroponische Gärten dienten der Versorgung mit Lebensmitteln. Zwei der Decks waren vollständig bewaldet und wurden zur Sauerstoffversorgung und zu Spaziergängen genutzt. Eine kleine Gruppe Ranger sorgte für das Wohl der Pflanzen, Tiere und Insekten. Der Bau hatte sich über fast zwanzig Jahre hingezogen und war nur möglich gewesen, da man die Basis nur zu einem geringen Teil aus Tri-Stahl errichtet hatte. Genau genommen bestand nur ihr Skelett aus Metall, der Rest war aus jenem Bauschaum geformt, der auch auf dem Mars und den Kolonien als Hauptbaumittel für alle Gebäude diente. Der Schaum war billig, leicht herzustellen, feuerfest und, abhängig von seiner Dicke, auch strahlungsabschirmend. Kleinstmeteoriten wurden von dem dicken Material förmlich verschluckt, welches sich hinter den kosmischen Projektilen wieder schloss. Wirklich gefährliche Brocken wurden von den Geschützen der Basis abgewehrt.

      Die zunehmende Abhängigkeit des irdischen Sonnensystems von den Kolonien hatte einst zu Spannungen geführt, die sich schließlich im kolonialen Krieg entluden. Der Mars und die solaren Territorien hatten all ihre Ressourcen in den Bau einiger übergroßer Schlachtschiffe gesteckt, da man wusste, dass die außersolaren Kolonien nur kleinere Schiffe herstellen konnten. Diese Trägerschlachtschiffe waren Planetenkiller und sie bewiesen dies, als eines von ihnen eine unbewohnte Welt vernichtete, als Warnung und Drohung gegenüber den abtrünnigen Kolonien. Als diese sich dennoch nicht einschüchtern ließen, bekam die Besatzung eines der Schiffe den Befehl, nun eine bewohnte Kolonialwelt auszulöschen … und verweigerte ihn.

      Es gab eine nahezu unblutige Revolte auf dem Mars, welche die alte Regierung hinwegfegte. Im neuen Direktorat fanden sich die Vertreter aller menschlichen Niederlassungen wieder und der jahrzehntelange Krieg endete vor rund 135 Jahren. Seitdem herrschten Frieden und auch eine gewisse Stagnation, denn die Menschheit hatte genug damit zu tun, die bestehenden Kolonien auszubauen. Da sich die Raumflüge zwischen den Systemen, trotz des Überlichtantriebes, über Monate und Jahre erstreckten, schränkte dies Warenaustausch und Passagierverkehr ein. Nur wenige wollten, eingefroren in Kryo-Schlafkammern, Jahre im Weltraum verbringen, während die Zeit auf den Planeten ganz normal verstrich.

      Lediglich die Kommunikation hatte eine Ausnahme gebildet. Die Entdeckung des Hiromata-Kristalls und seiner besonderen Eigenschaften hatte es ermöglicht, den Nullzeit-Funk aufzubauen. Zwar konnte man nur einfache Impulse senden, ähnlich dem alten Morsefunk auf der Erde, doch dies geschah ohne Zeitverlust und ermöglichte es der Menschheit, untereinander in Verbindung zu bleiben.

      Jetzt schien es gelungen zu sein, mithilfe des Hiromata-Kristalls einen neuen Antrieb zu entwickeln. Die Auswirkungen auf die interstellare Raumfahrt waren kaum abzusehen. Sternensysteme und lohnende Planeten, die zuvor unerreichbar schienen, rückten nun in greifbare Nähe. Niemand würde mehr Umschlagplätze wie die Arcturus-Basis benötigen, wenn man in wenigen Stunden von Stern zu Stern reisen konnte.

      Joana Redfeather spürte ein sanftes Pochen hinter ihrem Ohr. Instinktiv tippte sie leicht gegen das dortige Implantat, welches jeder Militärangehörige und auch die meisten Zivilisten trugen. Das „Implant“ war direkt mit ihren Gehörnerven verbunden und auch in der Lage, Joanas Antworten zu übertragen. Die miniaturisierte Hochleistungs-Tetronik funktionierte wie ein historisches Mobiltelefon und Navigationssystem und der Träger lernte rasch, es zu bedienen. Allerdings war seine Reichweite sehr gering und von den, in praktisch jedem Raum befindlichen, Übertragungsgeräten abhängig. Es gab Menschen, die befürchteten, durch das Implant jederzeit überwacht zu werden, und daher darauf verzichteten, es sich einsetzen zu lassen, oder die es wieder entfernen ließen. Für die Angehörigen der Direktorats-Streitkräfte war es ein nahezu unverzichtbares Teil der persönlichen Ausrüstung.

      „Captain Redfeather, der Hoch-Admiral hat nun Zeit für Sie“, hörte Joana und sie bestätigte mit wenigen Worten und einem unbewussten Nicken.

      Sergeant Quintain hatte dies natürlich bemerkt. Sie reichte Joana die Hand. „Scheint so, als müssten wir uns nun trennen. Ich hoffe, Sie finden Ihren Weg zwischen den Sternen. Sie sind noch jung, Captain, und mit dem neuen Antrieb haben Sie sicherlich noch viele Abenteuer vor sich.“

      Joana wünschte der Älteren Glück und drängte sich dann durch die zahlreichen Passanten hindurch, um einen der Lifte zu erreichen, deren offene Kabinen langsam, doch in unendlicher Reihenfolge, zwischen den Polen der Basis verkehrten. Dieses, auf dem uralten Prinzip des Paternosters basierende Fortbewegungsmittel, hatte sich weit besser bewährt als der Einsatz geschlossener Kabinen.

      Durch den Schacht aus durchsichtigem Klarstahl sah sie die Passage unter sich zurückbleiben, während sie langsam nach oben