Ungeküsst in Bolsterlang. Edda Bruch-Cekinmez und Daniel Grewe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Edda Bruch-Cekinmez und Daniel Grewe
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783847649977
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dass wir einen Schatz gefunden hätten,

      aber es waren nur die Überreste eines Hundes drin. Vor vielen,

      vielen Jahren hat da wohl jemand seinen Hund begraben.

      Wir hatten das Pech, die Kiste auszubuddeln. Loisl, einer meiner

      besten Freunde, hat sogar gekotzt, als er gesehen hat was in der

      Kiste war.

      Grillen auf dem Balkon ist doch okay - aber wenn Du echt ein Feuer

      gemacht hast, dann würde ich das beim nächsten Mal woanders machen.

      Unser Haus ist nämlich aus Holz, da würde alles direkt brennen

      wie Zunder.

      Vor ein paar Wochen ist bei den Nachbarn eine Scheune abgebrannt.

      Das ging ratzfatz. Der Blitz ist eingeschlagen, war nix zu machen.

      Zum Glück war da nur Stroh drin sonst nichts!

      Unsere selbstgebaute Hütte ist ja auch aus Holz und Stroh. Sie ist

      fast fertig und gerade mal so groß, dass Berni (mein anderer bester

      Kumpel), Loisl und ich darin Platz finden.

      Dicht ist sie noch nicht.

      Bernis Papa hat uns eine Kunststoffplane gegeben. Die muss noch

      drauf, dann sind wir fertig.

      Berni hat uns in den letzten Tagen ein wenig hängen lassen. Er hat

      Liebeskummer. Er will das nicht zugeben, aber Loisl und ich sind uns

      da sicher. Berni ist verknallt in Rita. Die ist bei uns in der Klasse.

      Er hat ihr einen Zettel geschrieben, auf den sie bis heute nicht reagiert

      hat. Letztes Jahr fanden wir Rita ziemlich doof und nun hat er

      sich in sie verliebt.

      Muss man das verstehen?

      Mal schauen, ob wir in der Hütte schlafen können? Ich werde es Dir

      auf jeden Fall schreiben.

      Ich muss jetzt auch Schluss machen, da es bei uns gewittert und ich

      den Hund ins Haus holen soll. Der hat bei Gewitter immer Angst!

      Bis bald,

      Sammi

      P.S.: Papa hat vorhin über unsere Nachbarin Resi gesprochen.

      Er sagt, die hätte eine Kiste wie ein Brauereipferd.

      Verstehst Du das?

      10. April: Dienstag

      Hallo Sammi,

      hey cool! Fischen und Bolsterlang habe ich direkt mal gegoogelt

      (heute durfte ich wieder kurz ins Internet).

      Skifahren war ich bisher nur einmal, in Österreich, als ich acht war.

      Meine Eltern haben mich in so einen Kinderski-Kurs geschickt. Aber

      irgendwie bin ich dauernd hingefallen und die andern haben dann immer

      so blöd gelacht, dass es mir mit denen keinen Spaß mehr gemacht

      hat.

      Der Skilehrer Martin hat mich dann am Hügel an der Seite alleine

      üben lassen. Das war wirklich gemein! Ich sollte einen Skipflug machen,

      aber die Ski waren zu lang für mich und ich bin dann so Über Kreuz

      gefahren. Alles kein Problem, bis ich Martin in die Hacken gefahren

      bin und er hingefallen ist. Das fand er dann gar nicht lustig.

      Weil die anderen Kinder ihn dann ausgelacht haben.

      Aber er ist trotzdem cool geblieben und hat gesagt, dass ich das mit

      dem Ski-Fahren schon hinbekomme. Alle seine Ski-Schüler würden

      heute wie Profis fahren. Und dann mussten wir mit unserer Gruppe

      mit dem Tellerlift zu einem höheren Hügel rauf.

      Hilfe ..., ich hatte echt Angst aus dem Lift zu fallen und im Schnee zu

      verschwinden und dann jämmerlich zu erfrieren. Aber Martin blieb an

      meiner Seite und hat aufgepasst wie ein Wachhund, dass ich ihm

      nicht unterwegs abhanden komme.

      Das fand ich dann wieder nett von ihm.

      Und als ich dann die Abfahrt runtergesaust bin, weil ich so

      froh war, endlich unten anzukommen, hat er mich Lotti Pirelli genannt.

      Also vielleicht kann ich ja mal meine Eltern überreden, im Allgäu Ski

      zu fahren. Dann ruf ich Dich an, und Du bringst mir noch mal das

      Skifahren bei, ja?

      Das wird bestimmt lustig.

      Dafür zeige ich Dir, was ich besonders gut kann (nämlich mit den Ohren

      wackeln). Echt cool, wie kleine Propeller, an beiden Seiten vom

      Kopf. Mein Opa lacht immer und sagt, dass ich bald abhebe, wenn ich so

      weitermache.

      Ich musste übrigens auch ganz doll lachen, wegen Deinem Spruch,

      das Intellektuell-Sein eine Krankheit ist.

      Hmm ... das sollte ich mal meine Eltern fragen. Mama und Papa sind

      nämlich Psychiater und haben unten im Erdgeschoss bei uns eine

      gemeinsame Praxis.

      Ich darf das eigentlich nicht, aber manchmal verstecke ich mich unten

      hinter der Treppe und beobachte, wer da reinkommt.

      Ganz niedergeschlagen und gebeugt sehen manche aus.

      Und hinterher sind sie etwas gerader im Rücken, aber mit verheulten

      Augen und schniefen jede Menge Papiertaschentücher voll.

      Eigentlich tun sie mir ja leid. Aber manche sind auch lustig. Die machen

      ganz merkwürdige Sachen, wie der eine im dunkelrot-grün gestreiften

      Pullover, der die ganze Zeit die Treppen gezählt hat. Als er

      bei dreizehn ankam, fing er an zu jammern: "Ohjemine, ohjemine."

      Und dann hat er so merkwürdige Zeichen mit Kreide an die Wand gemalt.

      Echt verrückt, findest Du nicht auch?

      Also Kaputtnik wäre ja ein Fall für meine Eltern: so von wegen unterdrückte

      Aggressionen oder so. Ist ein Spruch von meiner Mutter,

      wenn ich mal an meinen Haaren kaue. Ich hasse es, wenn meine

      Mutter das sagt. Alles muss sie immer irgendwie kommentieren.

      Aber ansonsten ist sie total lieb und erzählt mir manchmal abends im

      Bett total witzige Geschichten. Oder wir reimen hin und her, fast wie

      ein Rap. Dann merke ich nicht, das sie eigentlich uralt ist, also

      achtunddreißig.

      Deine