Doch der Sport-Querx Ben ist plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Sicher ist er schon wieder zu einem Trainingslauf aufgebrochen, um beim nächsten Wettkampf zu gewinnen.
Hans zupft Lehrer Max am Ärmel.
„Vielleicht könnte ich das machen“, sagt er. „Ich bin auch ganz schön schnell!“
„Ja, klar!“, stimmt ihm Querxenmama Liese zu. „Er hat sogar bei der letzten Schulolympiade gewonnen.“
Der Lehrer überreicht also Hans den Brief.
„Gut, dann nimm also du den Brief und bring ihn so schnell du kannst zur Waldpost. Du weißt, was davon abhängt! Die Kinder sind in höchster Gefahr.“
Hansi nickt ernst. „Ich renne so schnell ich kann“, sagt er. „Ihr könnt euch auf mich verlassen.“
Mama Liese packt ihm noch ein paar Beeren in den Rucksack, dann verabschieden sich alle von Hans und der Querxenjunge macht sich eilig auf den Weg.
Der Waldbriefträger Schneck
Herr Schneck, der Waldbriefträger, ist schon von Weitem zu erkennen. Sein gelb lackiertes Schneckenhaus mit dem riesigen Postkasten glänzt in der hellen Morgensonne. Auf dem Kopf trägt er eine blaue Postmütze und in der Hand ein großes Posthorn.
„Guten Morgen, Meister Schneck!“, grüßt der Querxenjunge freundlich.
Der Postbote bewegt langsam den Kopf in Hansis Richtung und ebenso langsam beginnt er zu sprechen.
„Guten Morgen, junger Mann. So früh schon auf den Beinen?“
Der Querxenjunge reicht Herrn Schneck den Brief.
„Ich habe hier eine ganz wichtige Nachricht an die Menschen. Sie müssen unbedingt erfahren, dass der Knollenblätterpilz sehr giftig ist.“
Der Postbote nimmt den Brief und fragt gleichgültig:
„Und wissen sie das nicht?“
„Nicht alle, vor allen Dingen kleine Kinder nicht!“, antwortet Hansi aufgeregt. „Also bitte machen Sie schnell! Bringen Sie den Brief zum Fernsehstudio, damit die Menschen gewarnt werden können.“
Unbeeindruckt dreht Meister Schneck den Brief hin und her und besieht ihn von allen Seiten.
„Mhm“, sagt er dann. „Eine Briefmarke ist darauf. Das ist schon mal gut. Ein Absender? Ist auch da.“
„Ja, ja und eine Adresse auch!“, unterbricht ihn der Querxenjunge ungeduldig.
Vor Aufregung hüpft er hin und her.
„Bitte Herr Schneck, könnten Sie nicht? Ich meine - gehen Sie endlich. Verstehen Sie nicht, es ist dringend!“
„Ich weiß schon“, entgegnet der Postbote. „Ihr jungen Leute habt es immer eilig. Immer heißt es nur schnell, schnell. Aber gut wenn es wirklich so dringend ist, müssen die anderen Waldbewohner ihre Briefe eben erst morgen abgeben. Normalerweise stehe ich nämlich den ganzen Vormittag hier auf dieser Waldlichtung. Ich bin nämlich gewissermaßen der Briefkasten und der Postbote in einer Person.“
Mit diesen Worten wendet sich Meister Schneck um, bläst in sein Posthorn und setzt sich endlich in Bewegung.
Hansi sieht ihm besorgt hinterher. Das geht aber langsam! Am Ende hatten die Kinder den Pilz schon gegessen, ehe die Nachricht überhaupt gesendet wurde. Oder wer weiß, vielleicht schalten sie gerade heute weder ein Radio noch ein Fernsehgerät ein.
Ich muss sie suchen, denkt der Querxenjunge und schon rennt er los.
Das Ameisenkind
Als er eine Weile gelaufen ist, hört er in der Ferne jemanden aufgeregt rufen.
„Zu Hilfe, liebe Leute! Zu Hilfe!“
Hans bleibt stehen und lauscht. Kein Zweifel, da ruft jemand um Hilfe. Schnell läuft er in die Richtung aus der die Stimme kommt und bald erkennt er am Rande einer großen Pfütze eine Ameise aufgeregt hin und her laufen.
„Mein Kind ertrinkt, mein Kind!“, jammert sie laut.
Die kleine Ameise streckt ihre Ärmchen aus und sobald sie den Halm erreicht hat, hält sie sich daran fest und zieht sich mit aller Kraft nach oben. Flink klettert sie auf den Grashalm und Hansi zieht ihn vorsichtig aus dem Wasser. So erreicht die kleine Ameise klatschnass und zitternd festen Boden.
Überglücklich schließt die Ameisenmutter ihr Kind in die Arme. Tränen laufen ihr übers Gesicht. Als sie sich einigermaßen beruhigt hat, wendet sie sich an Hansi.
„Wie kann ich dir nur danken, lieber Querx“, fragt sie. „Ohne dich wäre mein liebes kleines Mädchen ertrunken. Ich würde dir so gern eine Freude machen. Komm nur mit in unser Haus! Ich habe in meinem langen Leben eine Menger schöner Dinge zusammengetragen. Was immer du willst, kannst du mitnehmen. Oder hast du vielleicht Hunger oder Durst? Komm nur, komm! Ich habe Walderdbeerkuchen und Brombeermost zu Hause.“
Hansi läuft das Wasser im Munde zusammen. Walderdbeerkuchen ist sein allerliebster Lieblingskuchen. Und einen Schluck Brombeermost könnte er eigentlich auch vertragen!
Gerade will er sich mit den freundlichen Ameisen auf den Weg zu ihrem Bau machen, als ihm die Kinder wieder einfalen. Erschrocken bleibt er stehen und schlägt sich mit der flachen Hand an die Stirn.
„Ah nein!“, sagt er. “Ich habe ja keine Zeit! Während ich mir den Bauch mit feinem Kuchen und leckerem Saft vollstopfe, vergiften sich die armen Kinder womöglich.“
„Arme Kinder?“, fragt die Ameise erstaunt.
„Zwei Kinder sind in den Wald gekommen und haben den Grünen Knollenblätterpilz mitgenommen. Nun muss ich sie finden, um ihnen zu sagen, dass sie ihn auf keinen Fall essen dürfen. Und das Schlimmste daran ist, dass ich nicht einmal weiß, wo ich sie suchen soll.“
Die Ameise wiegt nachdenklich den Kopf.
„Vielleicht kann ich dir helfen“, sagt sie schließlich. „Falls du mit Kindern kleine Menschen meinst, die heute Morgen mit Säckchen und Körben in den Wald gelaufen sind, wohnen sie bestimmt im Zeltlager, dort drüben, hinter dem großen Feld.“
Hansi nickt dankbar. Vielleicht hat die Ameise wirklich Recht. Schnell verabschiedet er sich von den beiden und setzt seinen Weg fort.
Die Sonne steht schon hoch am Himmel. Ich muss mich beeilen, denkt Hansi. Hoffentlich wollen sie die Pilze nicht zu Mittag essen! Nicht auszudenken, wenn sie für das ganze Ferienlager gekocht werden.
Der Querxenjunge läuft also so schnell ihn seine kleinen Beine tragen in die Richtung, die ihm die Ameise gewiesen hat.
Die Hamsterbande
Ganz in seiner Nähe ertönt plötzlich ein schriller Pfiff.
Wie aus dem Erdboden gestampft, erscheinen vier große kräftige Hamster und verstellen ihm den Weg.
„He, was soll das denn?“, fragt Hansi ärgerlich. „Lasst mich durch! Ich habe keine Zeit.“
Doch die Hamster denken gar nicht daran,