Sky-Troopers. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Troopers
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752910704
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leer war. Eine hölzerne Strebe knackte verdächtig. Es klang übermäßig laut, da das Grollen des Schießrohrs verstummt war.

      Karst atmete schwer. Brütende Hitze hüllte ihn ein, er hechelte und hatte den Geschmack des verbrannten Pulvers auf der Zunge. Seine Schwinge hatte tatsächlich ein wenig Schlagseite, da das Gewicht der Patronen fehlte. Er öffnete das Ventil des zusätzlichen Auftriebsbehälters an der Seite und stellte das Gleichgewicht wieder her. Wenn man davon absah, dass die enormen Erschütterungen des Schießens der Konstruktion der Schwinge nicht sonderlich gut bekamen, hatten die Wissenden und die Mechaniker gute Arbeit geleistet. Allerdings würde man den Rumpf des Luftfahrzeuges wesentlich verstärken müssen. Ein paar zusätzliche Streben, und diese mussten die Vibrationen gut aushalten.

      Eher unbewusst trat er wieder in die Pedale und lehnte sich zurück. Die Schwinge stieg empor und nahm Fahrt auf. Aber ihr Flieger bemerkte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Das Vorderteil des Luftfahrzeuges schien zu vibrieren. So etwas geschah nur, wenn die Welle der Schraube Unwucht hatte.

      Karst nahm die Füße von den Pedalen und ließ den Propeller auslaufen. Je langsamer dieser wurde, desto stärker war die Unregelmäßigkeit in seiner Bewegung zu spüren. Schließlich kam er zum Stillstand und der Schwingenpilot stieß einen erbitterten Fluch aus. Eines der drei Blätter war beschädigt. Ein Drittel seiner Länge fehlte und das Holz war an der Bruchkante abgerissen. Ein paar Splitter standen wie anklagende Krallen ab.

      Karst fluchte auf die Wissenden, auf Rinz und die Mechaniker und auf den Doppelschärpenträger – doch ganz besonders auf sich. Wie hatte das geschehen können? Er hatte die Ausrichtung des Schießrohrs kontrolliert und es war so montiert, dass es an der Luftschraube vorbeischoss. Wie also hatte dies geschehen können? Er nahm eine Handvoll Nüsse und kaute darauf herum, da ihn das ein wenig beruhigte. Seine Blicke glitten über die Waffe und den Rumpf und schließlich fand er die Ursache. Durch die Erschütterungen hatte sich die Halterung der Waffe ein wenig bewegt. Ganz allmählich hatte sie sich gedreht und wahrscheinlich hatte ihr Lauf erst bei einem der letzten Schüsse in Richtung der Luftschraube gezeigt.

      „Mögen die Wolken mir gewogen sein“, knurrte er. „Aber so schlecht sieht es nicht aus. Ich kann die Luftschraube noch bewegen und sie wird mich noch ziehen. Es wird rütteln und unbequem sein, aber sie wird mich heimwärts ziehen. Die Auftriebsbehälter sind alle dicht. Meine brave Schwinge fällt somit nicht vom Himmel und steuern kann ich auch.“

      Er würde ein Stück in die Höhe steigen müssen, um zum Flugfeld zurückzukehren. Das ging nur durch Gewichtsverlagerung und die Zugkraft der Schraube, denn es war ja nicht möglich, während des Fluges zusätzliches Gas zu tanken. Er konnte es allenfalls ablassen. Das war für einen Notfall vorgesehen, aber dann würde die Schwinge unabänderlich zu Boden gleiten. Somit blieb ihm keine Wahl. Er musste mit der lädierten Schraube fliegen.

      Erneut begann er, langsam zu treten. Angetrieben von Muskelkraft und Flüchen schob sich die beschädigte Schwinge höher in die Luft. Langsam fiel der See unter und hinter ihm zurück. Karst fand eine Geschwindigkeit, bei der die Vibrationen nicht zu stark waren, und empfand zunehmend die Zuversicht, Hondabar zu erreichen.

      Zwei oder drei Tausendschritte ging auch alles gut.

      Dann geschahen gleich mehrere Dinge gleichzeitig.

      Mit vernehmlichem Knacken brach eine der seitlichen Streben, sofort gefolgt von dem typischen Geräusch, mit dem sich ein Stück der Bespannung verabschiedete. Als sei dies nicht genug, war das metallene „Ping“ zu hören, mit dem ein Drahtseil riss.

      Karst merkte augenblicklich, dass die seitlichen Schwingen nicht mehr auf das Steuerholz reagierten. Eigentlich galt dies nur für eine von ihnen, was ein noch größeres Problem darstelle. Das Fluggerät legte sich leicht zur Seite, um in die Kurve zu gehen, und Karst blieb keine andere Wahl, als sein Körpergewicht ganz weit zur entgegengesetzten Seite zu verlagern. Nun flog er wieder geradeaus, hatte aber keine Möglichkeit mehr, eine Kurve in die andere Richtung zu fliegen. Er konnte nur noch voraus oder nach links. Karst war erfahren genug und wusste, dass die Andeutung einer Vollkurve nach links ihn letztlich auch nach rechts bringen musste, wenn der Rest der Bespannung dieser Beanspruchung standhielt.

      Glücklicherweise konnte er das Flugfeld ausmachen.

      Es war nicht mehr weit entfernt und Karst gelang es, die Schwinge behutsam auf den richtigen Kurs zu bringen. Hondabar kam näher und näher.

      Er wollte bereits erleichtert aufatmen, als wieder ein Knacken hörbar war. Diesmal war die Auswirkung wesentlich gefährlicher, denn es handelte sich nicht um eine der Streben, vielmehr war einer der Auftriebsbehälter gesprungen. Mit vernehmlichem Zischen und von dem typischen Geruch begleitet, begann das Gas zu entweichen. Die verbliebenen Behälter reichten nicht, um die Schwinge in der Luft zu halten. Langsam – dann schneller – begann sie zu sinken.

      Karsts Erfahrung zeigte ihm, dass er es nicht schaffen würde. Er fluchte erbittert und rief dann alle Götter an, an die er sich aus seiner Jungzeit erinnern konnte. Er hoffte, dabei keinen auszulassen, denn er konnte jeden Beistand gebrauchen. Er verlor Gas, er verlor Höhe, aber er verlor nicht an Gewicht. Er musste Gewicht verlieren, sonst würde er weit vor dem Flugfeld aufsetzen – und das mit einer Geschwindigkeit, die weder ihm noch der Schwinge bekommen würde.

      Er löste seinen Proviantbeutel, der ohnehin kaum noch Nüsse enthielt, und warf ihn über Bord. Er hätte auch seine gefütterte Jacke und die Fußbekleidung hinterhergeworfen, aber er musste unentwegt in die Pedale treten und fand in seinem engen Sitz nicht den Platz, die Jacke zu öffnen. Er tastete mit der freien Hand an die Trommel, die die leeren Patronenstreifen enthielt. Sie war aus stabilem Gelbmetall und schwer. Er zerrte und drehte an ihr, bis sie sich löste und ließ sie fallen. Prompt legte sich die Schwinge ein wenig auf die Seite, aber Karst wagte es nicht, Gas aus dem Ausgleichsbehälter entweichen zu lassen. Er brauchte allen Auftrieb, den er noch hatte, und das Zischen hinter ihm verriet, dass er ihn stetig verlor.

      Er überlegte, ob er die Waffe loswerden könnte. Karst verfügte über kein Werkzeug, andererseits war das Schießrohr ja irgendwie am Fluggerät befestigt und dieses bestand hauptsächlich aus dem hölzernen Rahmen und der Lederbespannung. Der Flieger fuhr die Krallen seiner freien Pfote aus und begann, am Rahmen zu kratzen – dort, wo sich die Befestigung der Waffe befand. Das dünne Leder gab rasch nach und einer der hölzernen Holme war Karsts verzweifelter Kraft nicht gewachsen. Er brach und die Halterung des Schießrohrs ruckte deutlich zur Seite.

      Der Schwingenflieger sah nach vorne. Noch ein guter Tausendschritt zum Flugfeld … Doch der Bug zeigte unzweifelhaft auf ein paar unerfreuliche Baumwipfel.

      Emsig die beschädigte Luftschraube antreibend schlug und kratzte Karst, was seine Kräfte hergaben. Dann, unvermittelt, kam der erleichternde Ruck. Begleitet von Splittern und Reißen löste sich die Haltevorrichtung mitsamt der Waffe und fiel in die Tiefe.

      Sofort hob sich der Bug der Schwinge ein Stück an – nicht viel, doch es reichte.

      Karst spürte ein Rucken und vernahm das Brechen kleiner Äste, als die Schwinge einen Baumwipfel streifte. Einige Nadelblätter schlitzten den Rumpf auf.

      Dann hatte er freies Feld unter sich.

      Es gab einen brutalen Schlag.

      Der Schwingenflieger wurde angehoben und durch die Luft geschleudert, während sich sein Fluggerät überschlug und auseinanderbrach. Trümmer flogen umher. Der Aufprall auf den Boden trieb dem unglücklichen Flieger die Luft aus den Lungen. Für eine Weile war er völlig benommen, doch es gelang ihm, auf die Beine zu kommen.

      Immerhin war er in einem Stück am Boden angelangt und damit ging es ihm deutlich besser als seiner Schwinge.

      Von den Hallen aus war die unsanfte Landung beobachtet worden und alle rannten nun zur Absturzstelle hinüber. Auf dem Gesicht des Hauptmechanikers Rinz spiegelten sich widerstreitende Gefühle, als er mit anderen herbeieilte: die Erleichterung darüber, dass es seinem Freund Karst offensichtlich gut ging, und das Entsetzen über den Zustand der demolierten Schwinge.

      Der Arzt des Flugfeldes drängte alle zur Seite und ließ erst von Karst ab, als er halbwegs überzeugt schien,