Eine vernünftige Verbindung. Catherine St.John. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Catherine St.John
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753108018
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Der würde doch nicht noch einmal vorbeikommen, das wäre wohl zuviel des Zufalls.

      Kapitel 5

      Miles hatte seine finanziellen Mittel gründlich revidiert und war zu dem Ergebnis gekommen, dass er einer Frau auch mit einem hartleibigen Großvater einen bescheidenen Wohlstand bieten konnte.

      Wenn er die nette, vernünftige Miss Allington dafür ins Auge fasste – ihr würde ein bescheidener Wohlstand wohl wie das Paradies erscheinen! Und der aufgeweckte Junge konnte auf die Schule geschickt werden, es wäre ja schade, seine Anlagen nicht zu nutzen.

      Dann sollte er zuerst seinen Großvater auf die Bedingungen festnageln und danach Miss Allington ein Angebot machen - und das würde er jetzt auch sofort erledigen!

      Nate wurde zum Stall geschickt, um Dawn satteln zu lassen, er selbst kleidete sich für einen langen Ritt um und eilte dann, in einem modischen Reitmantel, hochglänzenden Stiefeln, Handschuhe und Gerte in der Hand, nach unten, wo Nate mit dem Stallknecht plauderte, der den schnaubenden Dawn knapp am Zügel hielt.

      Er warf dem Stallknecht eine Münze zu, tauschte mit Nate ein Grinsen und schickte ihn nach oben, die Wohnung in Ordnung zu bringen, dann schwang er sich in den Sattel und trieb Dawn an.

      Unterwegs hatte er viel Zeit, sich Strategien zu überlegen, mit denen er seinen Großvater auf seine Seite ziehen konnte, aber er musste sie alle wieder verwerfen, denn der alte Teufel war ihm fast fünfzig Jahre an Schlauheit voraus – das konnte schwierig werden…

      Er blinzelte ab und zu in die hübsche, aber kühle Spätsommerumgebung und ließ Dawn traben, während er sinnierte. Wenn er nur wenigstens Easton Manor sofort haben konnte! Andererseits war es das einzige, das der alte Teufel nicht dem Langweiler James vererben konnte, wenn es am Titel hing.

      Er neidete dem Cousin die Zuneigung des Großvaters nicht, auch wenn er sie nicht recht verstand. Musste der alte Earl sich mit dem behäbigen James nicht langweilen? Er selbst war doch deutlich geistreicher und konnte sich mit dem alten Teufel elegant streiten, wobei dann die alten, aber immer noch lebhaften dunklen Augen amüsiert zu funkeln pflegten. James hatte doch bestenfalls ein unterdrücktes Gähnen erreicht?

      Gut, das war unfair, eigentlich war er ein herzensguter Kerl.

      Aber eben langweilig.

      Bei einem Gasthof hielt er an, ließ seinen Hengst tränken und füttern und trank selbst einen Krug Bier, dann ritt er weiter und kam kurz vor der Lunchzeit in Eastley Hall an. Der Butler freute sich, ihn zu sehen: „Lord Miles! Das wird seine Lordschaft aufmuntern!“

      War James etwa dagewesen und hatte ihn angeödet? Laut antwortete er aber nur: „Ich werde mein Bestes tun, Morton.“

      Der Earl befand sich in der prunkvollen Bibliothek und saß dort an einem großen Tisch, wo er verschiedene Folianten um sich herum aufgestapelt hatte.

      „Sie forschen, Sir?“

      „Ah, Miles! Was führt dich denn so schnell wieder hierher? Ja, ich versuche einige Aspekte unserer Familiengeschichte zu klären – so lange es diese Familie noch gibt.“ Er seufzte theatralisch, was Miles ein Grinsen entlockte.

      „Ich bin durchaus entschlossen, die Linie fortzusetzen, Sir“, erklärte er dann etwas steif.

      „Ach! Nun plötzlich doch? Hat der Sinneswandel etwas mit all diesem hier“ – er vollführte eine elegante Handbewegung, so dass der große Rubin an seinem Ringfinger aufblitzte – „zu tun?“

      „Gewiss ist das auch ein Grund. Schließlich hänge ich an diesem Anwesen.“ Er hörte sich sehr förmlich an, fand er selbst, aber die Unterstellungen des alten Teufels ärgerten ihn eben.

      „Es freut mich, das zu hören. Nun sag mir aber nicht, dass du schon eine geeignete Dame gefunden hast? Vergiss übrigens nicht, dass ich eines deiner Bettschätzchen nicht als künftige Countess of Eastley akzeptieren werde!“

      „Ich möchte wirklich wissen, woher Sie Ihre unzutreffenden Informationen beziehen. Welche Bettschätzchen denn?“

      „Ach, ein einigermaßen junger, gesunder Mann – und keine Mätresse? Kann ich mir nicht vorstellen.“

      Der Earl grinste frech und Miles erlaubte sich ein schiefes Grinsen. „Versteht sich. Aber erstens sind es nie mehrere zur gleichen Zeit, zweitens ist mir selbst klar, dass eine Mätresse sich nicht zur Ehefrau eignet – nicht, dass meine letzte – äh – Gespielin solche Ambitionen gehegt hätte. Ja, und drittens wird sich dieses Thema mit der Eheschließung doch ohnehin erledigt haben.“

      „Wie ausnehmend tugendhaft“, spottete Miles´ Großvater.

      „Nicht wahr? Aber ich bin nicht gekommen, um meine Tugendhaftigkeit zu demonstrieren.“

      „Ach nein?“ Der Earl läutete und Morton erschien mit einer fragenden Verbeugung.

      „Brandy und -?“

      „Einen Krug Bier. Ich habe heute noch einiges vor.“

      „Ach, tatsächlich… Morton, Sie haben es gehört.“

      „Sehr wohl, Eure Lordschaft.“

      „Also, warum bist du dann gekommen? Willst du verhandeln? Betteln?“

      „Wofür halten Sie mich, Sir? Ich möchte nur die Bedingungen etwas präziser erfahren: Kann ich mit Easton Manor sicher rechnen? Meine Londoner Wohnung dürfte für eine ganze Familie doch etwas knapp bemessen sein. Ich könnte natürlich auch etwas Größeres anmieten, sollten sich die von Ihnen so ersehnten Erben eingestellt haben.“

      „Tatsächlich. Ich dächte, du hättest das Erbe deiner Mutter längst verspielt und verschwendet?“

      „Sie sollten sich statt James wirklich zuverlässigere Gewährsleute suchen, Sir. Meine Vermögensverhältnisse sind durchaus in Ordnung.“

      „Na, freut mich zu hören.“ Der Earl verstummte, denn Morton persönlich trat mit einem Tablett ein und reichte dem Schlossherrn den Brandy und dem Enkel einen kleinen Krug Bier. Miles bedankte sich freundlich.

      „Ich möchte wissen“, begann er dann, „ob Easton Manor, falls ich darauf zugreifen kann, auch notdürftig bewohnbar ist.“

      Sein Großvater lachte keckernd. „Na, durchs Dach regnet es nicht – soweit ich weiß. Es ist schmutzig und verwahrlost und es gibt nur noch zwei oder drei Pächter auf dem Besitz. Man kann davon leben, aber es ist dürftig. Für einen künftigen Earl nicht angemessen.“

      „Warum? Wie Sie schon sagten: künftig. Sie, Sir, sind ja ohnehin unsterblich, nicht wahr?“

      „Immerhin hast du Humor, das ist mehr, als man von deinem braven Vetter James sagen kann. Der nimmt jedes Wort für bare Münze…“

      „Er ist eben ernsthafter veranlagt“, verteidigte Miles den Langweiler James heuchlerisch. Sein Großvater warf ihm auch prompt einen skeptischen Blick zu.

      „Ich könnte also eine passende junge Dame heiraten und mit ihr nach Easton Manor ziehen?“

      „Vielleicht siehst du dir den Besitz doch lieber erst einmal an? Und hast du schon eine passende junge Dame ins Auge gefasst?“

      „Vielleicht. Ist Ihnen Sir Charles Allington ein Begriff?“

      „Was! Der Trottel, der glaubt, er habe Anspruch auf Sherborne? Der Herzog werden will? Hat er eine Tochter?“

      „Er hat eine Tochter und einen Sohn. Die Tochter ist in den frühen Zwanzigern, der Sohn, William, müsste dringend zur Schule geschickt werden, aber dazu fehlt das Geld.“

      „Diese Tatsache möchtest du wohl als Lockmittel einsetzen?“

      Miles hob nur die Brauen.

      „Wie heißt die Tochter und welchen Eindruck macht sie auf dich?“

      „Nun ja – sie heißt Emma oder Emily, ich habe nur den kleinen William gehört, wie er sie „Em“