Sky-Navy 14 - Vorposten im Rylon-System. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750220935
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befand sich allerdings eine deutliche Verengung. Die Gliedmaßen waren länger als die eines Menschen. Der Kopf war elliptisch und wurde von zwei großen runden Facettenaugen beherrscht, in deren Mitte sich jedoch zusätzlich zwei senkrechte Schlitzpupillen befanden. Anstelle einer Nase gab es einen kurzen Rüssel, welcher der Nahrungsaufnahme diente. Der darunter befindliche Mund war ein schmaler vertikaler Schlitz. Er diente der Atmung und akustischen Kommunikation. Auf dem Kopf ragten zwei kurze Fühler auf, die in der Lage waren, feinste Duftmoleküle wahrzunehmen. Die schlanken Hände waren mit zwei Daumen und vier Fingern versehen. Besonders auffällig war ein unterarmlanger Stachel am hinteren Ende des Unterleibs. Seine Funktion als Waffe war im Verlauf der Generationen verkümmert, doch noch immer diente er dazu, körpereigene Duftstoffe zu produzieren, sie abzusondern und fremde Gerüche zu analysieren. Auch diese Duftstoffe dienten der Kommunikation. Die Sitzstangen in jedem Cockpit der Norsun wiesen daher zusätzlich Futterale auf, in welche der Stachel eingeführt werden konnte. Dies ermöglichte den Austausch natürlicher und künstlicher Pheromone mit der eTronischen Steuerung, was die Kontrolle eines Schiffes erleichterte. Viele Norsun bevorzugten die Pheromon-Verständigung und verzichteten dafür selbst bei einem Gefecht auf das vollständige Schließen ihrer Raumanzüge. Der gesamte Leib eines Norsun war von einer smaragdgrünen Haut bedeckt, die einen samtenen Schimmer aufwies und, an einigen wenigen Stellen, noch immer Anzeichen eines einstigen Chitinpanzers zeigte.

      Als Zeichen seines hohen Ranges trug Surus-Galmon eine tiefgrüne Schärpe quer über den Leib. Die Farbe des Norsun-Blutes erinnerte jeden Würdenträger an die große Verantwortung, die er für das Wohl seiner kleinen Mutter und das der großen Mutter trug. Das Höchst-Wort war sich gewiss, dass man von ihm, an diesem besonderen Tag im Rylon-System, die Vernichtung der Negaruyen erwartete. Es war zuversichtlich, diese Aufgabe zu erfüllen.

      Das Schlachtschiff Kossandes-Narret wies nicht nur eine überraschende Größe auf, sondern enthielt auch einige technischer Neuerungen, die erheblich zum Sieg beitragen würden. Dazu gehörte der neue taktische Würfel. In der Mitte des Kommandoraums der Bugkugel war eine würfelförmige Konstruktion von je fünf Metern Seitenlänge errichtet worden. In dieser entstand ein dreidimensionales Abbild des Kampfgebietes, in dem alle natürlichen und künstlichen Objekte dargestellt wurden. Man konnte jeden Ausschnitt der Karte beliebig vergrößern oder verkleinern, um einen Gesamtüberblick über die Schlacht oder einen Teilausschnitt der Kämpfe zu erhalten. Der taktische Würfel ermöglichte es einem Flottenbefehlshaber wie Surus-Galmon, sich rasch einen umfassenden und detaillierten Überblick zu verschaffen und so seine taktischen Züge effizient zu planen.

      Diese Innovation stand nur auf den sieben neuen Schlachtschiffen zur Verfügung, von denen vier an der Auseinandersetzung im Rylon-System teilnahmen. Surus hielt eine letzte taktische Besprechung mit den ihm nachgeordneten Hoch-Worten der drei Teilflotten und Geschwader. Sie würden seine Befehle an alle eintausendsiebenhundert Kampfschiffe weiterleiten. Von der kleinen Zweikugel der 200-Meter-Klasse zu den leichten Kreuzern der 400-Meter-Klasse und zu den Schlachtkreuzern der 600- und 800-Meter-Klasse, deren Kommandeure sicher nicht erfreut waren, dass ihre Schiffe aufgrund der neuen Schlachtschiffe in die Kreuzerklasse zurückgestuft worden waren.

      „Wir werden den Feind nicht nur mit unserer großen Übermacht überraschen“, führte Surus-Galmon aus, „sondern auch mit den überragenden neuen Errungenschaften unserer Forscher. Bislang waren wir auf die Hüllenpanzerung und unsere leistungsstarken Energiestrahlprojektoren angewiesen, doch nun verfügt ein Teil unserer Schiffe zusätzlich überformbare Energie. Sie können goldene Energiewände errichten, von denen jedes feindliche Geschoss und jeder Kampfstrahl neutralisiert wird. Außerdem können sie diese goldene Energie zu Stacheln formen, die weit in den Raum hinausstoßen und jedes feindliche Schiff aufspießen und vernichten. Fast ein Viertel unserer Flotte, die neuen Schlachtschiffe eingeschlossen, verfügt über diese vernichtende Waffe. Zweihundert unserer 400-Meter-Kreuzer wurden mit verstärkten Triebwerken und Energieprojektoren ausgerüstet. Sie sind die schnellsten Einheiten unserer drei Verbände. Ich habe sie zu einer schnellen Eingreiftruppe zusammengefasst, welche die Flachschlitznasen dort stechen wird, wo sie zu entkommen versuchen. Ich beabsichtige, unsere große Flotte in drei Gruppen zu teilen, die ich, zu Ehren unserer Tradition, als Stacheln bezeichne. Doch hierzu sehen wir uns erst einmal die Karte dieses Systems an.“

      Alle Kommandeure sahen nun die Projektion des Rylon-Systems vor sich.

      „Ein unbedeutendes System, welches durch unsere Taten zu Ruhm gelangen wird“, erklärte das Höchst-Wort. „Die Sonne ist ein weißer Zwerg, kleiner als unsere Heimatsonne. Sie wird von fünf Planeten umkreist, die zwar allesamt keine guten Lebensbedingungen, jedoch reichlich Rohstoffe bieten. Die Negaruyen haben viele Rohstoffwelten verloren und benötigen neue. Wir haben in letzter Zeit eine Reihe auffälliger Aufklärungsflüge nach Rylon durchgeführt, die der Aufmerksamkeit des Feindes nicht entgangen sind. Sie werden kommen, um nachzusehen, was sich hier abspielt und sie werden ein reichhaltiges Angebot an verlockenden Rohstoffen entdecken.“

      „Sie werden mit einer Falle rechnen“, wandte eines der Hoch-Worte ein. Er knickte die beiden Kopffühler zur Seite und zeigte damit seine Zweifel. „Sie sind nicht dumm und wir wissen, wie schwer es ist, ihnen einen Hinterhalt zu legen.“

      „Aber sie sind auch tapfer und sie sind zornig“, meinte das Hoch-Wort der kleinen Mutter Gerrun. Diese stellte mit nur dreihundertfünfzig Schiffen den kleinsten Teil der Flotte.

      Surus-Galmon knickte zustimmend die Fühler nach vorne. „Ja, sie sind tapfer und sie sind zornig. Vor allem zornig. Selbst wenn sie eine Vielzahl unserer Schiffe vorfinden, so wird ihre Wut sie in den Kampf treiben. Natürlich nur, wenn wir ihnen nicht unsere wahre Stärke zeigen, sondern nur einen Bissen, von dem sie glauben, ihn bewältigen zu können. Daher ist das Asteroidenfeld zwischen dem zweiten und dritten Planeten von entscheidender Bedeutung.“ Das Höchst-Wort ließ den betreffenden Teil der Karte farbig blinken. „Dort wird sich jener Teil unserer Flotte verbergen, der für den Feind zum tödlichsten Stachel werden wird.“

      „Verzeiht, Herr, doch genau das werden sie erwarten“, meldete sich Hendro-Talar zu Wort. Das Hoch-Wort war zugleich Führer des Flaggschiffes Kossandes-Narret, von dem aus Surus-Galmon die Flotte befehligte.

      „Natürlich werden sie das erwarten.“ Das Höchst-Wort verströmte Duftstoffe höchster Zufriedenheit. „Darauf beruht ein wesentlicher Bestandteil meines Plans. Den Feind so zu überraschen, dass er die Falle in der Falle nicht ahnt.“

      Der Oberbefehlshaber nickte dem Dienenden zu, der die Karte steuerte. Weitere farbige Felder wurden sichtbar. „Siebenhundert Schiffe werden der Lockvogel sein. Ein gutes Stück außerhalb des Asteroidenfeldes und in Richtung des dritten Planeten versetzt. Sie bilden unseren ersten Stachel. Der zweite Stachel besteht aus fünfhundert Schiffen, die sich oberhalb des Asteroidenfeldes verborgen halten werden. Diese Schiffe werden von Hoch-Wort Gondro-Gon befehligt. Wir alle kennen ihn als fähigen Schiffsführer der kleinen Mutter Seraf.“

      Kopffühler knickten zustimmend nach vorne.

      Das genannte Hoch-Wort zeigte in seiner Reaktion, dass es nichts anderes erwartet hatte. „Ich halte dies für überlegt und angemessen. Ich vermute, dass ich mich verborgen, jedoch nicht zu gut verborgen halten soll?“

      „Du bist ein fähiges Hoch-Wort und wirst wissen, was dafür zu tun ist“, lobte Surus-Galmon. „Der Feind soll erkennen können, dass sich der zweite Stachel beim Asteroidenfeld aufhält, ohne dass es zu offensichtlich ist, dass er dies tun soll.“

      Hendro-Talar reagierte amüsiert. „Er wird den zweiten Stachel erkennen und glauben, dass dies der Hinterhalt ist, dem er zum Opfer fallen soll.“

      Erneut knickte das Höchst-Wort die Fühler nach vorne. „Er wird sich aufteilen, um unseren ersten Stachel zu beschäftigen und mit seiner Hauptmacht die angeblich größere Gefahr, unseren zweiten Stachel, anzugreifen.“

      „Doch ich werde mich zurückziehen und ihn ins Asteroidenfeld locken“, meinte Gondro-Gon.

      „Genau das wirst du nicht tun. Du wirst nach oben ziehen und dich vom Feld lösen. Dadurch erkennt der Feind deine Stärke und dass er sich zwischen zwei Feindflotten befindet. Er hat dann nur drei Möglichkeiten: